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Kapitel 4

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Die Behörden sind davon überzeugt, dass der Kampf zwischen der Nanny und den Entführern in der Küche stattfand. Francesca Espina erlitt schwere Kopfverletzungen, die ihr von einem der Kidnapper beigebracht wurden.

– New York Times, 10. Juni 1990

Er küsste sie mit rauem Besitzanspruch. Sein Mund zeigte ihr, wie verrucht es zwischen ihnen sein würde. Wild, dunkel und vollkommen frei. Sie wollte es mehr als alles andere, sie wollte die Freiheit, loszulassen, den erotischen Träumen nachzugeben, die sie jahrelang gesponnen, aber ignoriert hatte, weil sie sich bisher nie sicher genug gefühlt hatte, um sie auszuleben. Sein Kuss überwand jede Grenze, löschte jeden Teil von ihr, den sie zu verstecken versuchte. Sophie hob das Kinn, bot ihm ihren Mund an, bettelte förmlich danach.

Emery holte rasch Luft und seine Augen weiteten sich, bevor seine Lider sich halb senkten und sein Blick von ihren Lippen angezogen wurde. Als er sie wieder küsste, dominierte er sie mit der Intensität seiner Eroberung. Sie atmete ihn ein, als ob sie den ersten tiefen Atemzug nähme, nachdem sie aus einem tausendjährigen Schlaf erwacht war. Sophie lebte in diesem Moment auf. Die Frau, die sie all die Jahre gewesen war, seit sie Rachel verloren hatte, das verschreckte kleine Mädchen, das gegen das Böse in der Welt kämpfte, war verschwunden. An ihre Stelle trat die Frau, die sie immer hatte sein wollen, eine Frau, die keine Angst davor hatte, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Sie konnte diesen Mann nicht so ausschließen, wie sie es mit ihren Freunden oder ihrer Familie getan hatte. Nein. Er verlangte, dass sie sich ihm unterwarf. Elektrisierendes Kribbeln breitete sich von dort aus, wo sie sich berührten, feuerte ihre Sinne an und benebelte ihren Verstand. Sein Kuss verschlang sie – umgab sie, bis sie verloren war und in einem Meer aus Sehnsucht, Verlangen und schmerzhafter Lust dahintrieb.

Sie fühlte, wie sein Mund an ihrem bebte. Er schien damit zu kämpfen, seine Besitzansprüche unter Kontrolle zu behalten, das Feuer seiner Leidenschaft zu unterdrücken. Seine Zunge glitt zwischen ihre Lippen, stieß in sie, während gleichzeitig seine Hüften in kleinen Kreisen gegen ihre rieben. Sein Körper drückte ihren hinab, sein Becken presste sich gegen ihres. Er hätte in diesem Moment alles mit ihr anstellen können und sie hätte zugestimmt. Sophies innere Muskeln zogen sich zusammen, sie war innerlich leer, doch feucht, sehnte sich nach ihm, aber es war sein Kuss, der ihren Untergang bedeutete – fast brutal in seiner Sehnsucht, als wäre er ein durstiger Mann, der den ersten Schluck Wasser von ihren Lippen bekam. Seine ganze Konzentration, seine Energie schienen auf sie, auf ihre Lippen gerichtet zu sein.

Er riss seinen Mund von ihrem und keuchte rau. Er fluchte wild und zog die Hände von ihrem Körper. Sie blinzelte überrascht, als sie merkte, dass seine heißen Finger unter ihrem Minirock an der Außenseite ihrer Oberschenkel hinaufglitten. Ihr Brustkorb hob und senkte sich, und ihre Brüste waren gefährlich nahe daran, der Enge des Korsetts zu entkommen.

Emerys Blick fuhr langsam von ihrem Mund zu ihrem Busen. Mit einem verruchten Grinsen drückte er seine Lippen leicht auf den oberen Bogen der cremefarbenen Haut. Seine Zunge schnellte hervor, als er einen Pfad hinauf zu ihrem Mund leckte und knabberte. Er hielt inne, dann glitt er federleicht an ihrem Mundwinkel entlang und stieß seine Nase spielerisch gegen ihre.

Sophie wimmerte über den Verlust, als er schließlich den Kopf hob. Es fühlte sich wie ein Abschied an, aber das war dumm. Sie hatte ihn erst getroffen und zugestimmt, sich ihm zu unterwerfen. Sie konnten noch nicht fertig sein.

Emery seufzte. Sein Atem strich unregelmäßig über ihre Schläfe. Sein Körper versteifte sich über ihrem.

„Geh nach Hause, Sophie. Vergiss mich und diesen Ort. Lass es einen seltsamen Traum bleiben, nicht mehr. Ich bin nicht der Richtige für dich.“ Seine Stimme klang hart.

„Nein“, flüsterte sie aufgebracht, aber sie war sich nicht mehr so sicher, wie sie es zuvor gewesen war. Sie hatte ein Spanking erwartet, raue Küsse. Sie hatte nicht erwartet, so verwundbar und offen einem Mann gegenüber zu sein, der die Kontrolle über ihren Körper übernommen und sie in wenigen Minuten vollkommen überwältigt hatte.

„Du glaubst, du kannst diese Lebensweise auch nur eine Minute überstehen? Du bist vanilla, Süße. Du würdest mir nie erlauben, dich zu fesseln und dich auf die tausend verschiedenen Arten zu nehmen, wie ich es gerne tun würde. Du würdest heulen, wenn meine Hand zur Strafe auf deinen Hintern treffen würde. Du bist nicht bereit dafür.“

Sie schüttelte den Kopf und kämpfte angestrengt gegen die drohenden Tränen, als ihre Kehle eng wurde. Er allein hatte ihr das angeboten, wonach ihre geheimen Träume und Sehnsüchte Nacht für Nacht verlangten. Die Phantomliebhaber, die sie in ihren Träumen bis an den Rand von wahnsinnigem Verlangen getrieben hatten, konnten nicht mit dem sehr realen und sehr schweren Gewicht seines Körpers auf ihrem in diesem Augenblick konkurrieren. Die Zerstörungskraft dieses perfekten Kusses konnte nicht ungeschehen gemacht werden. Die Story konnte warten … aber die Lust … der verzweifelte Wunsch, sich wieder lebendig zu fühlen … das konnte sie nicht loslassen. Noch nicht.

„Nein. Nimm mich mit zu dir nach Hause.“ Sie hielt inne, wog jedes Wort ab. „Bitte, Sir.“ Sie flehte. Keiner von ihnen zweifelte daran, und so schockiert sie von ihrem eigenen Bedürfnis war, zu betteln, sie betete dennoch, dass er sie mit sich nehmen würde.

Emerys Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. Einen Augenblick lang sah sie den Jungen in ihm, den, der er gewesen war, bevor seine Welt vollkommen zerstört wurde. Das Kind war nicht verschwunden, war nicht tot. Vergraben, ja, aber nicht tot. Er fuhr sich durch die Haare und blieb einen Moment lang still. Schatten von Zweifeln und Unentschlossenheit tanzten über sein Gesicht, bevor er endlich antwortete.

„Wie kann ich da widerstehen?“ Emery erhob sich und zog sie auf die Beine.

Sophie zuckte zusammen. Ihr Rücken tat weh, da sie unter ihm auf dem Steinboden gelegen hatte. Es war ihr die ganze Zeit egal gewesen – ihr Körper war von tausend anderen Dingen abgelenkt gewesen. Aber nun schrien ihre Schulterblätter und Hüften protestierend auf.

Emery nahm sie in die Arme, rieb ihren Rücken und massierte ihn wissend. „Komm, ich rufe meinen Fahrer.“

„Okay.“ Sie versuchte, ruhig zu bleiben. Sie würde mit Emery Lockwood nach Hause gehen. Einem der reichsten Männer Amerikas. Und doch war es nicht sein Reichtum, der sie die kribbelnden Gefühle in ihrem Innersten empfinden ließ. Nein, es war die Tatsache, dass sie mit einem Mann nach Hause gehen würde, der sie geküsst hatte, als ob sie die letzte Frau auf Erden wäre und die Zeit enden würde. Wenn er schon so küsste, würde Sex mit ihm wie die Apokalypse sein. Sie würde es niemals überleben.

Was zum Teufel tue ich hier? Emery hielt die Hand der kleinen Journalistin gefangen zwischen seinen. Sie saßen auf dem Rücksitz seines schwarzen Mercedes, während sein Bodyguard Hans Brummer sie zurück nach Lockwood Manor fuhr, dem Zuhause seiner Kindheit.

Seine Eltern hatten das Haus schon vor langer Zeit zurückgelassen, aber er nicht. Er hatte es verlassen wollen, aber er konnte es nicht. Etwas hielt ihn dort, wie einen Baum mit tiefen Wurzeln. Er konnte nirgends sonst leben, geschweige denn atmen. Er war an den Boden dieses Anwesens gefesselt wie die Bäume, die die kilometerlange Auffahrt zum Haus säumten. Es war sein Schloss, seine Festung gegen die raue Welt, und dennoch brachte er Sophie hinein. Eine Journalistin, die seine Seele bloßlegen wollte. Er war wirklich ein Idiot, dass er sie hereinließ. Was würde sie denken, wenn sie die endlosen leeren Räume und dunklen Flure sah? Würde sie sich fragen, ob er innerlich genauso war? Er wollte nicht leer sein, aber eine finstere, wachsende Angst warnte ihn, dass er es nach all diesen Jahren vielleicht doch war. Was war ein Zwilling ohne seine andere Hälfte? Unvollständig. Eine Frau würde nie einen halben Mann wollen. Nicht eine Frau wie Sophie.

Er hatte es nie zuvor gewagt, eine Frau mit nach Hause zu bringen, hatte es nie gewollt. Sophie hatte etwas an sich, das ihn dazu brachte, alles zu riskieren, obwohl die Chance bestand, dass sie ihm den Rücken zuwenden oder ihn verraten würde. Immerhin war sie eine Journalistin. Geschichten zu erzählen war das, was diese Leute am besten beherrschten, und das meist auf Kosten anderer. Er hatte nicht vergessen, dass sie behauptet hatte, sie könne ihn retten und das Rätsel um das Kidnapping lösen. Es musste nicht gelöst werden. Er kannte den Mann, der ihn mitgenommen hatte, würde das Gesicht niemals vergessen, solange er lebte. Aber er war neugierig, zu erfahren, was diese unerschrockene kleine Kreatur glaubte, dass sie ihm über die Vergangenheit zeigen konnte.

„Wir sind fast da.“ Er rieb mit dem Daumen über Sophies Handfläche und genoss das Zittern, das sie als Reaktion darauf durchlief.

Sie war undurchschaubar. Er hatte Jahre damit verbracht, Menschen mit ihrem Beruf aus dem Weg zu gehen, aber an Sophie war etwas Unwiderstehliches. Wie sie sich verteidigt hatte, versucht hatte, die Schwäche zu verstecken, als sie sich ihm gestellt hatte. Aber dann hatte sie sich zu seinen Füßen hingekniet und sich unterworfen, um sein Vertrauen zu erringen. Auf der einen Seite war sie submissiv, aber sie war auch eine Kriegerin, keine zaghafte Maus. Von einer dermaßen Gleichgestellten das volle Vertrauen und ihre Hingabe zu erlangen, wäre ein süßer Preis, den er schon bald wieder schmecken musste, sonst würde er wahnsinnig werden.

Dieser gefährliche Kuss. Er hätte es nicht tun dürfen, hätte seinem Bedürfnis nicht so schnell nachgeben dürfen, aber er war nicht in der Lage gewesen, ihr Angebot abzulehnen. Sie hatte ihre Lippen angeboten und er hatte sie einfach angenommen. Ihr Kuss hatte ihn gewärmt wie der erste Schritt auf heißem Sand nach Monaten des Winters. Der Genuss der Hitze, die brennend heiße Glut, kaum kontrolliert und doch unglaublich sanft trotz der Intensität.

„Oh mein Gott.“ Sophie rutschte an den Rand ihres Sitzes und lugte durch die Windschutzscheibe, um zu sehen, wohin sie unterwegs waren.

Die Scheinwerfer trafen auf die schwarzen schmiedeeisernen Eingangstore zu Lockwood. Hans tippte auf ein kleines Gerät auf der Blende, und das Gitter öffnete sich, um sie einzulassen. Die mit Kies bedeckte Auffahrt schnitt in einem weißen Pfad durch den getrimmten Rasen. Bäume säumten die Straße und waren kaum sichtbar am Rand des Lichts des Mercedes, sodass es wirkte, als wären sie Wände aus braunem Stahl. Selbst in der Nacht war der Anblick beeindruckend unter dem Schein des hellen Mondes.

Das Haus war immer noch ein Stück entfernt, aber das Mondlicht betonte die Säulen aus weißem Marmor, während die roten Ziegel mit der Nacht verschmolzen. Hans fuhr den Wagen um das Anwesen zum Hintereingang. Kein Bediensteter wartete auf sie. Emery sorgte dafür, dass das Haus leer blieb. Nur ein Reinigungsdienst kam einmal die Woche, um sich um das Notwendigste zu kümmern. Er bevorzugte es leer, so leer wie sein Herz. Es war eine passende Strafe nach all diesen Jahren. Er erlaubte den Geistern aus jenen goldenen Tagen, aus den Wänden zu treten und ihn mit dem Klang des Gelächters seines Bruders heimzusuchen, den sonnigen Erinnerungen an die Stunden, die sie im Garten mit Spielen verbracht hatten, die sich nur Kinder einfallen lassen konnten.

Emerys Blick folgte der nächtlichen Brise, die durch den dichten Efeu strich, der die Ziegelwände emporkletterte. Die Wände des Hauses schienen zu schimmern und zu beben wie das Abendkleid einer Lady auf der Tanzfläche während eines langsamen Walzers. Das Gebäude war ein Geist, eine Hülle seines früheren Glanzes auf so viele Arten. Obwohl er die Rohrleitungen und die Elektrizität hatte erneuern lassen und ihm ein beeindruckendes Sicherheitssystem gegeben hatte, fühlte es sich nicht wie dasselbe an. Nicht seit … damals. Emery schloss die Augen, als ihn Kopfschmerzen überfielen.

Ein tiefes, heiseres Lachen. Das Brennen von Scotch in seinem Hals. Die Klänge eines Countrysongs in seinen Ohren.

„Hans, schalte das Radio aus“, sagte er und öffnete die Augen.

„Es ist nicht an, Sir.“ Sein Wächter hob den Blick im Rückspiegel und erwiderte Emerys.

„Oh, stimmt.“ Er kämpfte gegen die Welle aus Schwindel und Verwirrung an. Manchmal bekam er Kopfschmerzen, manchmal nicht, aber immer mal wieder schien er in eine andere Welt zu gleiten. Er war sich ziemlich sicher, dass er verrückt wurde. Vermutlich lag es am Stress, die Firma seines Vaters zu führen – unter anderem. Dazu kamen seine Albträume. Er ließ seinen Rücken nie in Richtung einer offenen Tür zeigen. Die Ärzte meinten, er würde an einer Form von posttraumatischer Belastungsstörung leiden. Vielleicht stimmte das. Nach allem, was er …

Emery schüttelte den Kopf, womit er die bedrückenden Gedanken und Erinnerungen durcheinanderwirbelte, schob sie in die dunkle Schachtel in seinem Geist und schloss sie weg. Das Gefühl der Andersartigkeit, das Bewusstsein dieses äußeren Teils von sich selbst, von dem er hätte schwören können, dass er vor fünfundzwanzig Jahren gestorben war, verblasste. Der saubere Duft von Bäumen, die kürzlich vom Regen nass geworden waren, erfüllte ihn. Er atmete die kühle Luft ein und ließ sie seinen Kopf wieder klar machen.

„Es ist so wunderschön.“ Sophie schienen die dunklen Pfade, die sein Geist genommen hatte, nicht aufgefallen zu sein. Sie drückte die Hand gegen das Fenster und sah hinaus auf das monumentale Zuhause. Sie lockte ihn unwissentlich mit der Nähe ihres Körpers. Es brauchte jedes Quäntchen Kontrolle, das er besaß, um sie nicht in seine Arme zu ziehen und mit dem Hunger in Besitz zu nehmen, der an ihm nagte.

Emery sah nicht zum Haus, sondern zu ihr. Sie besaß eine sinnliche Figur: breite Hüften, schmale Taille, durchtrainierte Beine und Arme. Sie hatte genau diese köstliche Üppigkeit, die in seinem Körper die Sehnsucht wachrief, von dieser Weichheit umfangen zu werden. Sie war nicht hochgewachsen, vermutlich nicht größer als eins sechzig, aber das war perfekt. Sie war klein genug, dass er sie knuddeln und halten konnte, und doch stark genug, seinem sinnlichen Appetit standzuhalten.

Er konnte nicht widerstehen, legte die Finger in ihren Nacken und massierte sie ein wenig. Sie spannte sich sofort an und entspannte sich dann langsam wieder. Über die letzten Jahre hatte er diese Berührung optimiert, und sie ließ eine Frau immer dahinschmelzen. Er unterdrückte ein leises Lachen, als Sophie seufzte und sich an ihn zurück und in seine Armbeuge lehnte.

„Normalerweise bin ich nicht so.“ Sophies graue Augen sahen kurz zu ihm. Sie erinnerten ihn an mattes Silber, dunkel und mysteriös.

„Was meinst du mit so?“ Er wusste, was sie sagen wollte. Er hatte den ersten ihrer inneren Schutzwälle überwunden und sie dazu gebracht, seine Berührung zu akzeptieren, wie unschuldig auch immer sie gewesen war.

Sophie wedelte mit der Hand. „Das hier. Ich bin nicht leicht zu haben, aber du bringst mich dazu, die dümmsten Dinge zu tun.“

Emery legte die Hand an ihre Wange, knabberte an ihrem Hals und küsste dann ihren Mundwinkel.

„Wenn wir fertig sind, wirst du viele Dinge tun, die du vorher nicht getan hättest. Mit mir zusammen zu sein dreht sich darum, dass du deine Grenzen testest.“

Das Auto hielt. Hans stieg aus und kam zu Sophies Tür, um sie für sie zu öffnen. Sie stieg aus und Emery folgte ihr, den Blick auf ihre Kurven gerichtet, auf die Art, wie ihr Rock ihren Hintern betonte, wie ihre Hüften sich bewegten, wenn sie ging.

Sie war vermutlich gerade mit dem College fertig geworden und ihre Energie zog ihn an. Normalerweise mied er jüngere Frauen. Ihre Unschuld war nicht besonders sexy. Er hatte nur mit abgestumpften Frauen geschlafen, die emotionalen Verbindungen misstrauten und nichts außer reinem Sex wollten. Sie kannten die Regeln und schliefen nicht mit dem Traum von einer sonnigen Zukunft mit Kindern und Happy Ends ein.

Aber Sophie hatte etwas an sich. Eine Leidenschaft für ihre Ziele, eine gesunde Ambition, die in ihrer Sehnsucht verborgen war, gut in etwas zu sein, das sie liebte. Er wusste so wenig über sie, aber er wusste jetzt schon, dass er, sobald er jedes ihrer Geheimnisse erfahren hatte, noch mehr beeindruckt sein würde. Obwohl er Journalisten aus Prinzip verabscheute, weil sie ihre Nase ständig in sein Leben steckten, wirkte Sophie anders. Es war keine morbide Neugier, deretwegen sie um seine Geschichte gebeten hatte. In ihren Augen lagen Schmerz und Angst, was er nur zu gut erkannte, weil er selbst gezwungen war, diese Gefühle jeden Tag im Spiegel zu sehen. Das war das Geheimnis, das ihn am meisten an ihr interessierte. Was hatte sie dazu gebracht, ihn aufzusuchen? Welchen Grund könnte sie haben, dass sie seine Story brauchte, dass sie wissen musste, wie er überlebt hatte?

Er legte einen Arm um ihre Taille, als sie die Stufen zur Tür hinaufgingen.

„Sophie, wo übernachtest du in der Stadt?“

„Im Brighton Bed and Breakfast. Warum?“ Sie hob eine wohlgeformte Augenbraue.

Emery verstärkte seinen Griff. „Hans, fahr zum Brighton und hol Sophies Sachen. Begleiche auch ihre Rechnung, wenn du schon dabei bist.“

Sie entzog sich seiner Hand. „Hey! Das geht doch nicht!“

„Widersprichst du der Tatsache, dass wir dein Gepäck holen oder dass ich die Rechnung bezahle?“

Ihr Zögern sagte ihm alles. Sie hatte Angst davor, ihm die Kontrolle zu überlassen. Ein kleines Schlagloch in der Straße, das er schnell ausgleichen musste.

Sophie seufzte und sah gen Himmel, als ob sie jemanden dort anflehte, sie vor ihm zu bewahren.

„Du kannst nicht einfach …“ Sie ballte die Fäuste an ihren Oberschenkeln.

„Du hast unseren Handel vergessen. Ich lege die Grenzen und die Regeln fest. Du erhältst deine Story.“

Er ließ ihr keine Zeit, zu streiten. Er zog einfach ihren Arm durch seinen und führte sie in sein Zuhause. Emery entging nicht das Aufflackern von Amüsement in Hans’ Augen. Unfähig, zu widerstehen, warf er seinem Bodyguard ein kleines Lächeln zu. Hans war ein guter Freund, ein Mentor und – abgesehen von seiner Familie und seinen beiden Freunden Royce und Wes – einer der wenigen Menschen, denen er blindlings und ohne zu hinterfragen vertraute. Emery hielt Abstand von den restlichen Angestellten in Lockwood, die im Grunde nur aus einer kleinen wöchentlichen Reinigungscrew bestanden, aber Hans wurde von ihm nie auf Distanz gehalten. Der Bodyguard eines Mannes musste seinen Klienten gut genug kennen, damit er dessen Bedürfnisse und – noch wichtiger – jegliche lebensbedrohlichen Umstände vorhersehen konnte. Er und Hans waren schon lange Zeit zusammen.

Er legte einen Finger an ihre Lippen. „Lass uns gleich mal die Einwände aus dem Weg räumen. Du wirst in meinem Zimmer schlafen, in meinem Bett. Außer du hast Angst vor mir … oder eher vor dir selbst und den Leidenschaften, die in dir stecken?“ Außerhalb seines Heims konnte er sich nicht erlauben, eine solche Intimität von einer Frau zu verlangen, weil es zu gefährlich für ihn war. Aber hier … innerhalb dieser Wände konnte er atmen und einfach nur … sein.

Sie verengte die Augen und ihr wütender Gesichtsausdruck machte sie nur noch unwiderstehlicher für ihn. Ihre Sturheit würde ihm noch viel Vergnügen bereiten.

„Wenn du mich böse ansiehst, erinnert mich das nur daran, dass ich dir noch eine Bestrafung schulde.“ Ihre Augen verdunkelten sich mit rebellischer Hitze, als er sie neckte. Noch nie hatte er Feuer so sehr ersehnt wie in diesem Moment. Seiner kleinen Kriegerin gefiel die Vorstellung, ein Spanking zu erhalten. Daran musste er auf jeden Fall denken.

Sophie öffnete den Mund unter seinem Finger und wollte ihn beißen. Er war schneller, packte ihr Kinn und zog ihren Kopf hoch, sodass sie auf den Zehenspitzen stehen musste und er ihr einen Kuss stehlen konnte. Es war ein harter Kuss, mit dem er sich auf ihre Lippen fokussierte. Sie schmeckte nach Erdbeeren. Sie zog sich zurück und brachte dann zögerlich ihre Zunge ins Spiel, als er die Kontrolle übernahm. Er öffnete ihren Mund weiter, lenkte sie ab, indem er ihre Handgelenke hinter ihr gefangen nahm. Er liebte Fesseln, konnte es nicht erwarten, sie unter sich und an sein Bett gebunden zu haben. Eines Tages würde er ihr erlauben, ihn zu berühren, mit ihren wunderbaren Händen seinen Körper zu streicheln. Aber das Bedürfnis, sie machtlos und voller Vertrauen in seinem Bett zu haben, wie sie darauf wartete, dass jede ihrer Sehnsüchte befriedigt werden würde, war ein Bedürfnis, das ihn vor Hunger fast verrückt werden ließ.

Sie schmolz in seinen Armen und ein kleines Schnurren entkam ihren Lippen zwischen den Küssen. Es gab nichts Besseres, als wenn eine starke, intelligente und wunderschöne Frau sich ihm ergab. Es ging nicht um Gewalt, nicht darum, jemand zu brechen. Es ging darum, Vertrauen zu erlangen. Eine Frau wie Sophie dazu zu bringen, sich vollkommen hinzugeben, kam nichts, was er jemals zuvor getan hatte, gleich. Es wäre eine wahre Errungenschaft. Nie in seinem Leben hatte er eine Herausforderung so sehr annehmen wollen wie die, sie zu dominieren.

Als er sich von ihr zurückzog, waren ihre silbergrauen Augen sanft, warm und wie polierte Mondsteine.

„Dein Mund ist gefährlich.“ Er hauchte einen weiteren Kuss auf ihre Lippen. War es verrückt, dass er das Gefühl hatte, nicht genug von ihrem Mund bekommen zu können? Er fürchtete sich fast vor der Erinnerung daran, wie verzweifelt er gewesen war, sich in ihr zu versenken und nie wieder von ihr abzulassen.

„Gefährlich?“, murmelte sie an seinen Lippen.

„Hmm, ja …“ Er leckte über ihren Mund und genoss den Geschmack. „Ich kann nicht aufhören, daran zu denken, was du damit bei mir anstellen könntest, was ich damit anstellen will.“

„Wirklich?“

Ihre Überraschung schockierte ihn. Hatte sie keine Ahnung, was für einen Effekt sie auf ihn hatte? Sein Schwanz war so hart, dass er es nur mit Glück ohne größere Schmerzen nach oben schaffen würde.

Seine Hand packte ihre Handgelenke fester. „Mit wie vielen Männern warst du zusammen?“

„Hmm?“ Sophie lächelte verzaubert, als ob sein Kuss ihren Verstand benebelt hätte und sie nun trunken und glücklich vor Leidenschaft wäre.

„Mit. Wie. Vielen. Männern? Wie oft? Und lüg mich nicht an. Ich will die Wahrheit, Sophie.“

Schließlich drangen die Worte zu ihr durch. „Zwei Männer. Zweimal mit beiden.“

So wenige? Wieso hatten die Männer sie nicht regelrecht belagert, um in ihr Bett zu kommen? Emery kam zu dem Schluss, dass diese Kerle da, wo auch immer sie aufgewachsen war, Idioten waren.

„Während du mit mir zusammen bist, gibt es keinen anderen, verstanden? Ich bin eher besitzergreifend.“

Sie runzelte die Stirn und verengte die Augen zu Schlitzen. „Das gilt auch für dich. Ich teile nicht, und ich will nicht, dass du andere Frauen musterst. Das hasse ich. Jeder Mann, den ich gedatet habe, konnte nie seine Blicke von anderen Frauen lassen. Kannst du mir versprechen, dass du es besser machen wirst?“

Emery sah auf ihren reizvollen Körper und versuchte, sich nicht in den Fantasien zu verlieren, was er in naher Zukunft alles mit ihr anstellen würde. „Du gehörst mir, und ich konnte nicht von dir wegsehen, seit Royce dich mir gebracht hat.“

Das war die Wahrheit. Die beängstigende, verwirrende Wahrheit. Ja, sie war nicht wunderschön und nicht schlank. Sophie war das Gegenteil der meisten Frauen, die er täglich traf. Und das machte sie faszinierend, eine seltsame Mischung aus kriegerischer Tigerin und unschuldigem Kätzchen. Er wusste, dass sie mit dem richtigen Mann, einem guten Dom, explodieren und wie ein wildes Feuer in seinem Bett brennen würde. Verdammt, er wollte, dass diese Glut ihn verschlang.

Sophie erlaubte ihm, sie durch einen Irrgarten aus Korridoren mit Gemälden an den dunkel gestrichenen Wänden zu führen. Das musste ein Traum sein, dass sie durch ein Anwesen geleitet wurde, das schummrig beleuchtet war von goldenen Lampen und Mondlicht, das durch die Fenster hereinfiel und perlenfarbene Pfützen aus Licht auf dem Boden hinterließ. Ihre Hand lag sicher in Emerys und der Kontakt beruhigte sie. Sie war nie besonders begeistert von Berührungen gewesen, Umarmungen, all dem Kram. Aber Emerys große, elegante Hand, die sich um ihre legte, war beruhigend und doch vollkommen befremdlich.

Emery war wie ein Phantom aus der Vergangenheit, ein Gentleman, der seine Lady in eine entfernte Schlafkammer führte. Sophie war bereit, verführt zu werden, aber alles um sie herum war eine Ablenkung. Es gab Statuen und Kunstwerke an seltsamen Stellen. Sie konnte nicht anders, als vor gemeißelten Marmorfiguren stehen zu bleiben oder über das glänzend polierte Holz von vermutlich unbezahlbaren Antiquitäten zu streichen. Nachdem sie zum zehnten Mal angehalten hatte, seufzte Emery.

„Was ist das alles?“ Sophie stand wie erstarrt vor einer Statue Poseidons, die in eine Ecke gestellt worden war.

„Über die Jahre hinweg habe ich viele Stücke aus Häusern gesammelt und gerettet, die in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts auf der Insel erbaut worden sind.“

„Warum?“ Sophie wandte ihm ihr Gesicht zu.

Er schwieg einen langen Moment und sah in die Ferne, schien in die Vergangenheit zu blicken. „Damals, vor der Wirtschaftskrise, war diese Küste bebaut mit Schlössern und Palästen. Amerikanische Vermögen wurden in Häuser gesteckt, die denen europäischer Adliger Konkurrenz machten. Aber in jedem Jahrzehnt seither sind diese Häuser langsam verfallen, zerstört und verkauft worden. Gerade im letzten Jahr hat mich ein Baumagnat in einer Auktion überboten. Er hat eines der Häuser, sechs Kilometer von hier, gekauft.“ Emerys Blick wurde schärfer und seine Gesichtszüge ebenso, als er die Kiefermuskeln anspannte. „Er hat alles niedergerissen und ein paar günstige Wohnungen erbaut. Amerikaner hatten noch nie Respekt vor der Geschichte.“ Emery spuckte die letzten Worte förmlich aus. Wut mit einem Hauch von Verzweiflung verschlang seine braunen Augen.

Wie recht er doch hatte. Zu viele Denkmäler, zu viele Orte mit Geschichte waren im Zuge des amerikanischen Wachstums zerstört worden.

Emery verstärkte seinen Griff um ihre Hand. „Ich habe viel Zeit und persönliche Ressourcen darauf verwendet, so viel Land zu bewahren, wie es mir möglich ist, und ich rette alles Mögliche von Abbruchgeländen und bringe es her.“

Erstaunen durchfuhr sie bei der Vorstellung, dass dieser Mann Überresten der Vergangenheit nachjagte, dass er sich so viel aus den zerbrochenen Träumen eines lang vergangenen Goldenen Zeitalters machte. Ihr Herz zog sich zusammen. Er war anders, als sie erwartet hatte. Er war ruhelos, ja. Gequält, ja. Aber welche Macht seine Vergangenheit auch immer über ihn hatte, er schien entschlossen zu sein, sie zu beschützen. Wie ein König in einem verzauberten Land, in dem Zeit nie voranging, sodass er nicht älter wurde. Es lag etwas Trauriges und Wunderschönes darin, dies an ihm festzustellen. Sie fragte sich, ob er glaubte, dass dieses Bewahren seiner Vergangenheit irgendwie auch seinen Bruder beinhaltete.

„Scheinbar bist du ein Romantiker, Emery.“ Sie nahm seine Hand fester und drückte sie.

Seine Hände schlangen sich auf einmal um ihre Arme und schüttelten sie ein wenig. Die feinen Fältchen um seine Augen vertieften sich, als sein Blick härter wurde.

„Halte mich niemals für einen Romantiker, Sophie. Besonders nicht, wenn ich gegen den Drang ankämpfe, dich über mein Bett zu beugen, nackt und bereit, von mir besessen zu werden. Ich habe nichts getan, außer mir tausend Arten einfallen zu lassen, wie ich dich nehmen, fesseln und besitzen kann. Klingt das für dich besonders romantisch?“

Sophies Mund wurde trocken. Statt angewidert zu sein, schossen seine Worte direkt in ihre Mitte und setzten sie in Flammen. Sie blinzelte langsam, kaum in der Lage, sich zu bewegen.

„Wenn du mich weiter mit diesen köstlich hungrigen kleinen Blicken ansiehst, werde ich das Bett vergessen und dich gleich hier an der Wand nehmen“, warnte er sie.

„Immer diese Versprechungen“, murmelte sie, amüsiert, dass sie noch Luft fand, um zu atmen. In vierundzwanzig Jahren war sie bisher nie dermaßen an Sex interessiert gewesen, hatte Intimität jeder Art regelrecht gefürchtet. Und doch hechelte sie wie eine rollige Katze diesen Fremden an, wollte, dass er mit ihr Liebe machte, bis sie ihren Namen vergaß, bis ihre Beine nachgaben und ihr Blickfeld verschwamm.

Ich bin schamlos. Vollkommen schamlos, und es ist mir vollkommen egal.

War es möglich, innerhalb weniger als einer Stunde von einer prüden zu einer lüsternen Frau zu werden? Scheinbar ja.

Sie beäugte Emery mit offenem Hunger, wie sein dunkler Anzug seine Muskeln ummantelte und sich an ihn schmiegte, während er sich bewegte. Er war wie ein Leopard: geschmeidig, graziös, mächtig. Er könnte eine Legion der reinsten Engel korrumpieren, sie dazu bringen, sich die Flügel vom Rücken zu reißen und sich ihm zu Füßen zu werfen, nur für eine Berührung oder ein heiseres Wispern. Der Teufel könnte mit dem Körper dieses Mannes einen Handel abschließen, und sie war mehr als bereit, für einen weiteren dieser allumfassenden Küsse auf der gestrichelten Linie zu unterschreiben und ihre Seele aufzugeben.

Es dauerte einen Augenblick, bis sie bemerkte, dass er sie beobachtete. In seinem Blick schimmerte die Sommerhitze, glühend und gefährlich.

„Ich glaube, wir heben uns eine Tour für später auf. Du siehst zu verführerisch aus, und ich glaube nicht, dass mein Großonkel Timsworth …“ Er zeigte auf ein Gemälde über ihrer Schulter, auf dem ein grauhaariger, ernst wirkender Mann mit einer Zigarre in der Hand auf einem Stuhl saß. „… es zu schätzen wissen würde, wenn ich dich an der Wand neben ihm ficke.“

Sophie wurde rot und ihr stockte für eine Sekunde der Atem. Warum ließ diese Vorstellung sie zu einer Pfütze auf dem Boden schmelzen?

„Hast du Hunger?“ Er hob ihre Hand an seinen Mund, ließ seine Lippen über ihre Knöchel streichen und sah sie an wie ein Künstler eine leere Leinwand. Visionen, Träume, jeder Schritt zu einem Meisterwerk war in der Vorstellung des Meisters bereits getan, bevor er überhaupt den ersten Pinselstrich setzte.

Sophie fragte sich, was er in ihr sah, was für einen Geniestreich er erschaffen wollte.

Bitte lass es etwas Dunkles, Sinnliches, Sündhaftes sein.

Als ob er in der Lage wäre, ihre Gedanken zu lesen, lächelte Emery. Es war kein einfaches Lächeln, sondern eines, das sie in die Kniekehlen traf und in seine Arme fallen ließ. Es war ein Lächeln, das sie zu einem Ort führte, der leer war bis auf ihr Bedürfnis nach ihm und dem, was er mit einem einzigen Blick versprach.

Scheiße. Sie steckte so tief in der Scheiße. Sophie neigte den Kopf zurück, um zu ihm aufsehen zu können, und die Hitze seiner Brust an ihrer war heiß genug, um ins Schwitzen zu geraten, obwohl ihr in ihrem Lederminirock und dem Korsettoberteil hätte kalt sein sollen. Sie holte Luft, als sein Kopf sich zu ihrem neigte.

The Gilded Cuff

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