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Kapitel 4 Die Kuh hat eine Idee

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Als die Mia das mit dem alten Goldfisch vorgeschlagen hatte, hätte ich sie durch Sonne, Mond und alle Sterne, die ich kenne, schießen können. So sauer war ich auf sie. Doch zwei Tage später versöhnte ich mich mit der Kuh. Das kam so:

Wir saßen wieder beim Abendessen. Und gerade als der Papa das letzte Stück Gemüseauflauf durch vier geteilt hatte, meldete sich die Kuh, äh, die Mia, zu Wort. „Also, ich hätte eine Idee wegen dem Hund …“

„Jetzt fang du nicht auch noch an!“, brach es aus der Mama heraus. „Außerdem heißt es wegen deS HundES“, fügte sie hinzu und glotzte den Papa an. Der hatte sich nämlich an einem Karottenstück verschluckt und hustete wie wild. Allerdings gab er uns ein Zeichen, dass er o. k. war, und so begann die Mia erneut: „Also, ich hab eine Idee wegen deS HundES. Ich hab heute ein Plakat vom Tierheim gesehen. Auf dem stand, dass da Leute gesucht werden, die sich um die Tiere kümmern. Freiwillig. Und irgendwie dachte ich …“ Da unterbrach sich die Mia selbst. Sie fing an, dem Papa auf den Rücken zu klopfen. Der hatte vor lauter Husten schon Tränen in den Augen und einen hochroten Kopf. Ein paar Mia-Klopfer später löste sich der Karottenbissen jedoch und so fuhr die Mia fort. „Was ich sagen wollte: Ich dachte, dass das vielleicht etwas für dich wäre, Bruderherz. Im Tierheim gibt es sicher viele Hunde, die alleine sind und jemanden brauchen, der sich um sie kümmert. Der sie besucht. Mit ihnen Gassi geht. Spielt. Oder so. Dann könntest du Hundebabysitter werden und lernen, wie das ist, wenn man einen Hund hat. Wär das nicht was?“

Die Mama blickte den Papa an.

Der Papa blickte die Mama an.

Die Mia blickte uns alle an.

Und ich, ich starrte die Mia an. Hundebabysitter! Was für eine Idee! Vor lauter Aufregung wurde mir ganz flau oberhalb vom Bauch und ich hatte das Gefühl, als würde mein Gesicht von innen mit einer Gänsehaut überzogen werden.


„Geht das? Mapa, geht das?“, fragte ich und unterbrach meine Eltern bei ihren Blicken. „Mapa“ sag ich, wenn ich die Mama und den Papa meine, aber nicht viel Zeit habe.

Die Mama stieß einen Seufzer hervor.

„Wo hast du das Plakat gesehen?“, fragte sie wie eine Detektivin.

„Beim Eissalon. Wo sonst auch so viele Plakate hängen“, vermeldete die Mia.

„Und stand da was davon, wie alt man sein muss, um so ein Hundebabysitter zu werden?“, bohrte der Detektiv Papa nach.

„Nein. Aber ich hab die Nummer vom Tierheim fotografiert, dann können wir anrufen und nachfragen“, triumphierte die Mia und hielt uns dabei allen ihr Handy hin. Darauf konnten wir das Foto vom Plakat erkennen. Außerdem war da noch etwas. Auf der Handfläche von der Mia. Ein hellbrauner Fleck. Aha: Haselnusseis!

„Na gut. Lieb, dass du dir Gedanken machst, Mia-Maus. Der Papa und ich besprechen das nachher“, meinte die Mama. „Jetzt essen wir erst einmal.“

Die Mia zwinkerte mir zu.

„Wann ist denn nachher?“, fragte ich vorsichtig.

„Nachher ist nachher“, bestimmte die Mama und ihr linker Mundwinkel schmunzelte dabei.

Ich aß drei Bissen von meinem Auflauf, trank einen Schluck Wasser.

„Ist jetzt nachher?“, hakte ich nach. „Weil jetzt ist ja schon später als vorher.“

„Nein, jetzt ist noch nicht nachher.“ Die Mama aß in Ruhe weiter.

Ich nahm wieder drei Auflaufbissen.

„Und jetzt?“

„Du bist ein Lauser“, lachte der Papa und verschluckte sich doch glatt zum zweiten Mal. Diesmal an einem Maiskorn. Wie vorhin klopfte ihm die Mia auf den Rücken, schüttelte den Kopf wie ein Wackel-Dackel und bemerkte: „Wenn du groß bist, zeig ich dir, wie man isst, Papa.“


Nachher – das war genau dreizehn Minuten und 54, nein 55 Sekunden, nachdem wir fertig gegessen hatten. Ich wartete in meinem Zimmer auf dem Bett und hörte das Gemurmel meiner Elternstimmen in der Küche. Bitte, bitte, lasst mich Hundebabysitter werden, bettelte ich im Kopf. Bitte, bitte, bitte!

Endlich versammelten sich die Mama, der Papa und die Mia in meinem Zimmer.

„O. k., Großer …“, eröffnete die Mama. Die Idee mit dem Tierheim gefällt uns und …“

„… ich werde morgen dort anrufen“, setzte der Papa fort, „heute Abend erreichen wir da bestimmt niemanden mehr. Also, junger Mann, bitte noch bis morgen gedulden, gut? Und morgen ist morgen. Einverstanden?“

Und wie ich einverstanden war! Ich war auf dem Weg, Hundebabysitter zu werden.

Kurz bevor es für die Mia und mich „Schlafenszeit“ hieß, huschte ich ins Zimmer meiner Schwester und drückte sie.

„Danke!!“, sagte ich, „du bist die beste Kuh meiner Welt.“

„Muuuuh“, machte die Mia und grinste, „keine Ursache, Knirpsi!“


Vor lauter beglückter Vorfreude war mir diesmal das „Knirpsi“ schnurz-piep-wurscht-egal. Ich dachte nur noch an den nächsten Tag und schlief irgendwann müde, hundemüde ein.

Qualle im Tierheim

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