Читать книгу Finale der Vernichtung - Lenka Sindelarova - Страница 12

1.2. Entwicklung in der Slowakei bis zum Nationalaufstand 1944

Оглавление

Am 14. März 1939 wurde die unabhängige Slowakei ausgerufen. Auch wenn das Streben der Slowaken nach mehr Autonomie innerhalb der seit 1918 bestehenden Tschechoslowakei insbesondere in den 1930er Jahren immer deutlicher wurde, muss die tatsächliche Entstehung des neuen Staates unbedingt im Zusammenhang mit den Plänen des Deutschen Reiches gesehen werden. Bereits am 5. November 1937 entwarf Hitler in einer Besprechung gegenüber den Vertretern der Wehrmacht und dem Außenminister die Grundzüge seiner geplanten Expansionspolitik, bei der die Zerschlagung der Tschechoslowakei eines der vorrangigen Ziele ausmachte.25 Der erste Schritt hierzu war die Unterzeichnung des Münchner Abkommens und des Ersten Wiener Schiedsspruchs im Herbst 1938, in deren Folge die Tschechoslowakei bzw. die Tschecho-Slowakei (offizielle Bezeichnung des Staates nach der Verkündung der slowakischen Autonomie am 6. Oktober 1938) beträchtliche Gebietsverluste hinnehmen musste.26 So wurden zum Beispiel Gebiete in der Ost- und Südslowakei Ungarn zugesprochen, wodurch die Slowakei etwa ein Fünftel ihrer Fläche und ein Viertel ihrer Bevölkerung verlor. Die Proklamation der slowakischen Eigenstaatlichkeit 1939 erfolgte unter ultimativem Druck des Dritten Reiches. Einen Tag zuvor hatte Hitler dem nach Berlin geladenen früheren slowakischen Regierungschef Jozef Tiso gedroht, dass er das Schicksal der Slowakei den Ereignissen überlasse, was unvermeidbar zur Aufteilung des Landes zwischen Polen und Ungarn geführt hätte. Tiso gab nach und ließ einen Tag später den slowakischen Landtag die Unabhängigkeit ausrufen.27 Der endgültige Schritt zur Zerschlagung der Tschechoslowakei war die Besetzung ihrer restlichen Teile und die Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren am Folgetag.

Das Deutsche Reich beeinflusste nicht die Entscheidung der Slowaken über ihren eigenen Staat, wohl aber den Zeitpunkt für dessen Ausrufung: „Der Zeitpunkt der Entstehung des slowakischen Staates war nicht durch den politischen Willen der HSL’S [Hlinkas Slowakische Volkspartei – L. Š.], des Landtages oder des Regierungschefs bestimmt, sondern durch den Willen des nationalsozialistischen Deutschlands, das Problem der ‚restlichen‘ Tschechoslowakei zu lösen und seine dominante Stellung in Mitteleuropa zu verstärken. Die Entstehung des slowakischen Staates war nur ein sekundärer Ausdruck dieses nationalsozialistischen Strebens.“28 Neun Tage später, am 23. März 1939, wurde der „Vertrag über das Schutzverhältnis zwischen dem Deutschen Reich und dem Slowakischen Staat“ unterzeichnet. Der erste Artikel lautete: „Das Deutsche Reich übernimmt den Schutz der politischen Unabhängigkeit des Slowakischen Staates und der Integrität seines Gebietes.“ In weiteren Artikeln wurde festgelegt, dass das Reich an der slowakischen Grenze zu Mähren eine militärisch besetzte Schutzzone errichten könne und dass die „Slowakische Regierung […] ihre eigenen militärischen Kräfte im engen Einvernehmen mit der deutschen Wehrmacht organisieren“ und „ihre Außenpolitik stets im engen Einvernehmen mit der Deutschen Regierung führen“ werde, was im Grunde dem Verzicht auf eine eigene Militär- und Außenpolitik gleichkam.29 Am selben Tag wurde noch ein „Vertrauliches Protokoll über wirtschaftliche und finanzielle Zusammenarbeit“ zwischen den beiden Staaten unterschrieben.30 Auch wenn das Reich der Slowakei einige formale Souveränitätsattribute zugestand, war die Kontrolle auf allen Gebieten zu groß, als dass man von einem unabhängigen und souveränen Staat sprechen könnte. Es lässt sich vor allem auf die außenpolitische Unsicherheit zurückführen, dass die slowakische Regierung sowohl die Vorstellungen als auch die Anweisungen des Reiches stets ohne größere Proteste übernahm.31 Bei Tiso setzte sich bereits im Oktober 1938 in seinen öffentlichen Reden der Gedanke eines „kleineren Übels“ durch, an dem er faktisch bis zum Kriegsende festhielt.32

Die Slowakei hatte alle formalen Merkmale eines selbständigen Staates und wurde kurz nach ihrer Entstehung durch insgesamt 27 Staaten anerkannt.33 Auf einer Fläche von 38055 km2 lebten 2655053 Einwohner, von denen 85 Prozent Slowaken waren. Des Weiteren lebten dort 128.000 Deutsche, 89.000 Juden, 65.000 Ungarn und 30.000 Tschechen.34 Das Gebiet war seit 1940 administrativ in sechs Gaue eingeteilt, die ihren Sitz in Bratislava, Nitra, Trenčín, Banská Bystrica, Ružomberok und Prešov hatten und an deren Spitze ein Gauhauptmann stand. Jeder Gau war zudem in Bezirke unterteilt, die von einem Bezirkshauptmann verwaltet wurden. Diesem unterstand wiederum ein Notar, der staatliche Verwaltungsaufgaben durchzuführen hatte und für vier bis sechs Dörfer, die von je einem Bürgermeister geleitet wurden, bestellt war.35 Zur Hauptstadt der Slowakei wurde Bratislava erklärt.

Am 21. Juli 1939 beschloss der slowakische Landtag das „Verfassungsgesetz über die Verfassung der Slowakischen Republik“.36 Dieses orientierte sich nach Hoensch „am bürgerlich-demokratischen Verfassungstyp, griff aber auch autoritär-faschistische Ordnungsvorstellungen – Einheitspartei, exzessives Notverordnungsrecht, Streikverbot, Staatsrat – auf und bettete beide Komponenten in eine christlich-soziale Vorstellungswelt ein“.37 An der Spitze des Staates, dessen offizielle Bezeichnung nun „Slowakische Republik“ lautete, stand der Präsident, der auf sieben Jahre vom Landtag gewählt wurde und neben anderen weitgehenden und sich an autoritären Prinzipien anlehnenden Vollmachten die Funktion des obersten Befehlshabers über das Heer ausübte. Am 26. Oktober 1939 wurde der katholische Priester und bisherige Regierungschef Jozef Tiso38 einstimmig zum Präsidenten gewählt und verblieb auf diesem Posten bis zum Kriegsende. Die gesetzgebende Gewalt stand dem Landtag zu, dessen 80 Abgeordnete in allgemeiner, direkter, gleicher und geheimer Abstimmung auf fünf Jahre gewählt wurden. Seine Kompetenzen verlor der Landtag jedoch nach und nach zu Gunsten der Regierung, sodass die Mehrzahl der in der Slowakischen Republik erlassenen Rechtsnormen den Charakter von Regierungsverordnungen besaß.39 Die Regierung bestand aus acht Ministern und dem Vorsitzenden, die vom Präsidenten ernannt wurden. Den Posten des Regierungschefs hatte von Oktober 1939 bis September 1944 Vojtech Tuka inne. Ein weiteres Verfassungsorgan war der Staatsrat, der sich wie folgt zusammensetzte: sechs vom Präsidenten der Republik ernannte Mitglieder, zehn Mitglieder aus der HSL’S je ein Mitglied der registrierten Volksgruppen und der Stände sowie der Vorsitzende der Regierung und der Vorsitzende des Landtags. Der Staatsrat hatte hauptsächlich dem Landtag Gesetzesvorschläge zu unterbreiten und dem Präsidenten und der Regierung in politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Angelegenheiten Gutachten zu erstatten. Da es sich im Grunde um unverbindliche Empfehlungen handelte, waren die Befugnisse dieses Organs wesentlich beschränkt.

Die Verfassung der Slowakischen Republik ist im Großen und Ganzen als rechtsstaatlich zu bezeichnen, jedoch nicht als demokratisch und dies vor allem infolge der verfassungsmäßig festgelegten Staatspartei. In § 58 wurde das politische Monopol der Partei Hlinkas verankert: „Das slowakische Volk nimmt Anteil an der Staatsmacht mittels Hlinkas Slowakischer Volkspartei.“ Nur die nationalen Minderheiten hatten Recht auf eine eigene Partei – am politischen Leben nahmen demnach neben der HSL’S die Deutsche Partei und die Szlovenszkói Magyar Párt (Ungarische Partei in der Slowakei) teil. Die anderen politischen Parteien waren bereits in der Zeit der Tschecho-Slowakei Ende 1938 entweder aufgelöst, verboten (kommunistische, sozialdemokratische und jüdische Parteien) oder aber mit der HSL’S vereint worden.40 Innerhalb der HSL’S bildeten sich nach und nach zwei Flügel heraus, die um Macht rangen; der vom Parteivorsitzenden und Präsidenten Tiso angeführte konservativ-gemäßigte wollte einen autoritären und klerikalen Ständestaat schaffen, während der radikale mit dem Regierungschef Tuka und dem späteren Innenminister Alexander Mach an der Spitze offen die Ideologie und Praxis des Nationalsozialismus durchzusetzen versuchte. Dennoch bevorzugte Hitler eher den gemäßigten Flügel unter Tiso, von dem er sich eine größere Garantie für die Erhaltung der Stabilität im Staat versprach.41

Die HSL’S bemühte sich mit ihren Organisationen – der Hlinkajugend und der Hlinkagarde – das gesamte Leben im slowakischen Staat zu beherrschen. Die Hlinkagarde, die als paramilitärische Parteiorganisation seit Oktober 1938 ein Gegengewicht zu Armee und Polizei bilden sollte, lässt sich als eine chauvinistische und antisemitische Organisation mit faschistischen Merkmalen beschreiben, die für eine engere Anknüpfung der slowakischen Politik an die Politik des Dritten Reiches und für die Etablierung der Ideologie eines slowakischen Nationalsozialismus plädierte.42 In ihren Reihen vereinigten sich unter der Führung von Alexander Mach43 slowakische Aktivisten, Anhänger des Nationalsozialismus, antisemitische Radikale, Karrieristen, aber auch etliche Lehrer, Geistliche oder Künstler. Im Juni 1939 zählte sie bereits rund 100.000 Mitglieder.44 Diese wurden unter anderem mit polizeilichen Aufgaben betraut, wobei es als bewiesen gilt, dass sie sich in zahlreichen Fällen an Gewalttaten an aus politischen und anderen Gründen zu Gegnern des slowakischen Staates erklärten Personen beteiligten, insbesondere auch 1942 an der Deportation von Juden aus der Slowakei.

Die Verfolgung von politischen Gegnern gehörte in der Slowakischen Republik aber auch zu den Hauptaufgaben der im Januar 1940 beim Innenministerium errichteten Staatlichen Sicherheitszentrale (ÚŠB).45 Diese war die höchste polizeiliche Behörde des Staates, der die Funktion einer politischen Polizei zukam, die verschiedene staatliche Sicherheitsaufgaben wahrnahm und teilweise auch als Nachrichtendienst tätig war. Der Institution, die über eine relativ kleine Anzahl von Mitarbeitern (im Jahre 1941 waren es 123) verfügte, waren in nachrichtendienstlichen Belangen und in Staatssicherheitsangelegenheiten die Gau- und Bezirksämter, die Notariate, die Gendarmerie und die Polizei unterstellt. In ihrer Tätigkeit sollte die Sicherheitszentrale in groben Zügen der Gestapo entsprechen, erreichte jedoch nie eine vergleichbare Leistungsfähigkeit. Nach Jablonický habe sie unter Mitarbeit von Gendarmerie und Polizei bis zum Ausbruch des Aufstands im Spätsommer 1944 über 3000 Personen in Konzentrations- bzw. Sicherungslager und über 3500 Antifaschisten in Gefängnisse eingeliefert.46

Eine außerordentlich bedeutende Rolle in der Slowakischen Republik spielte von Anfang an die katholische Kirche. Geistliche nahmen wichtige Positionen im politischen Leben des Staates ein: Staatspräsident Tiso war katholischer Seelsorger; weitere Priester waren im Landtag und im Staatsrat tätig, während andere wiederum wichtige Posten auf der Gau- und Bezirksebene einnahmen.47 Die neue Verfassung berief sich ausdrücklich auf die christlichen-naturrechtlichen Prinzipien als Grundlage des Staates.48 Der katholische Klerus gehörte zu den tragenden Pfeilern des Regimes.49 Der „Katholizismus prägte die politische und gesellschaftliche Entwicklung“ des Landes, wobei die katholische Geistlichkeit die Rolle eines Trägers des Nationalgedankens, die in anderen Ländern eher von bürgerlichen Kreisen und Intellektuellen wahrgenommen wurde, einnahm.50 Laut den Ergebnissen der Volkszählung von 1930 bestand die Bevölkerung slowakischer Nationalität aus über 80 Prozent Katholiken.51 Es steht außer Frage, dass die katholische Kirche in jeder Hinsicht eine dominante Stellung in der Slowakei innehatte.

Die Slowakische Republik war offiziell ein Verbündeter des Deutschen Reiches. Die Slowaken beteiligten sich vom ersten Tag an am Kriegsgeschehen, indem sie ihre Armee nach Polen marschieren ließen. Ihr Beitrag zum deutschen Sieg blieb zwar geringfügig, hatte aber das kurz darauf erfolgende Ende der diplomatischen Beziehungen seitens Frankreichs und Großbritanniens sowie in den 1918 an Polen verlorenen Gebieten gewisse territoriale Zugewinne zur Folge. Am 24. November 1940 unterzeichnete die Slowakische Republik nach Ungarn und Rumänien den Dreimächtepakt, ein Jahr später den Antikominternpakt, und am 12. Dezember 1941 erklärte Regierungschef Tuka Großbritannien und den USA den Krieg. Von Juni 1941 an waren slowakische Soldaten bis zum Kriegsende an verschiedenen Orten Europas ununterbrochen im Einsatz. In den Krieg gegen die Sowjetunion wurden aus der Slowakei annähernd 50.000 Soldaten geschickt, aus denen nach einer Reorganisation Ende 1941 zwei Divisionen aufgestellt und dem deutschen Kommando unterstellt wurden. Beim Vormarsch der Roten Armee wurde die slowakische Armee dann von der Ostfront abgezogen.52

Der Einfluss des Deutschen Reiches auf slowakische Angelegenheiten vergrößerte sich im Laufe der Zeit. Am 28. Juli 1940 wurde Tiso mit seiner Begleitung nach Salzburg bestellt, wo ihm eine von Hitler gewünschte Regierungsänderung abgerungen wurde. Der bisherige slowakische Außen- und Innenminister Ferdinand Ďurčanský hatte seinen Posten zu Gunsten der radikaleren Politiker zu räumen; erstere Funktion bekleidete von nun an Tuka, die andere Mach. Darüber hinaus wurden nach den Salzburger Verhandlungen deutsche Berater in die Slowakei geschickt und dem neuen Deutschen Gesandten, Manfred von Killinger, unterstellt. Nach Tönsmeyer waren die Berater „entsandt worden, um die slowakische Regierung auf den Kurs der Reichsaußenpolitik zu verpflichten und auf diese Weise eine engere Einbindung des Landes in die deutsche Einflußsphäre Mitteleuropa zu gewährleisten. Dabei sollte zumindest pro forma der Charakter des Schutzstaates nicht verändert werden. ‚Beratungsobjekt‘ waren also slowakische Institutionen, vor allem Ministerien, aber auch die alleinregierende HSL’S und ihre Gliederungen oder die Slowakische Nationalbank.“53 Im Einzelnen gab es so deutsche Berater zum Beispiel für die slowakische Polizei, die Propaganda, die Wirtschaft, die Hlinkagarde oder aber auch für die „Judenfrage“. Die Ergebnisse dieser Maßnahmen und des Eingriffs in die slowakische Innenpolitik blieben trotzdem laut Tönsmeyer wegen der begrenzten Handlungsmöglichkeiten der Berater hinter den Erwartungen des NS-Regimes zurück. In ihrer Studie folgerte sie: „Zwar hat der Slowakische Staat in (wehr)wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht sowie im Hinblick auf die ‚Endlösung‘ seinen Beitrag erbracht. Aber er tat es aus freien Stücken bzw. als vertraglich gebundener Verbündeter des Deutschen Reiches.“54 Die deutschen Berater spielten demnach in der Slowakei letztendlich nicht jene entscheidende Rolle, die ihnen in Salzburg zugedacht worden war.

Die deutsche Slowakeipolitik war selbst nach Salzburg in erster Linie darauf ausgerichtet, die innenpolitische Ruhe im Schutzstaat aufrechtzuerhalten und seine kriegswirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu steigern.55 Deshalb gab es keine massiven Eingriffe in die Binnenstruktur oder eine Parteinahme in den internen Macht- und Richtungskämpfen, denn „solange der ‚Schutzstaat‘ klaglos seinen wirtschaftlichen und militärischen Kriegsbeitrag leistete und sich zudem bei der ‚Endlösung der Judenfrage‘ zur willfährigen Kollaboration bereit zeigte, gab es für die Reichsregierung keinen Anlaß zur rücksichtslosen Intervention – auch wegen der Gefahr, dadurch eine Destabilisierung des gesamten Systems auszulösen“.56 Dazu kam, dass der überwiegende Teil der slowakischen Bevölkerung gegenüber seinem neuen Staat zumindest in den ersten Jahren seines Bestehens eine ausgesprochen positive Haltung einnahm. Vom Krieg profitierte die Wirtschaft in hohem Maße, und die Zahl der Arbeitsplätze vergrößerte sich. Auch das Schulwesen, Wissenschaft und Kultur erlebten einen Aufschwung. In der Armee sowie in anderen Bereichen bot sich die Möglichkeit einer schnellen Beförderung, da wegen der Ausschaltung von Juden und Tschechen viele Positionen frei wurden. Bis zum Spätsommer 1944 herrschte in der Slowakei eine bessere Situation als in den benachbarten Ländern Mitteleuropas.57 Der Krieg schien sich weit weg abzuspielen, ein Versorgungsmangel war nicht allzu sehr zu spüren und manchen Slowaken und vielen in der Slowakei lebenden Deutschen ging es sogar besser als in der früheren Tschechoslowakei. Man genoss die Errungenschaften des ersten eigenen – scheinbar souveränen – slowakischen Staates.

Vollkommen ausgeschlossen von diesen Besserstellungen und besseren Lebensbedingungen war allerdings der jüdische Bevölkerungsteil. Während des Bestehens der Slowakischen Republik kam es zur Liquidierung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rechte sowie später der Bürger- und Menschenrechte der Juden. Nach Nižňanský bestand in der Slowakei ein „autochthoner nicht rassischer Antisemitismus“, der mehrere Ebenen umfasste: die christliche (Juden hätten Christus gekreuzigt), die nationale bzw. sprachliche (Juden wären keine Slowaken; sie sprächen ungarisch, deutsch, jiddisch), die wirtschaftliche bzw. soziale (Juden hätten die Slowaken ausgebeutet) und die politische Ebene (Juden wären liberal oder links orientiert).58 Die antisemitische Propaganda führte bereits im November 1938 zu den ersten durch die autonome slowakische Regierung geplanten und organisierten Deportationen, als ungefähr 7500 Juden in das nach dem Wiener Schiedsspruch abzutretende Gebiet ausgewiesen wurden.59 Einen Monat nach der Entstehung des neuen Staates, am 18. April 1939, wurde eine erste antijüdische Verordnung erlassen, in der die Definition der Juden – und zwar nach konfessionellen Kriterien – kodifiziert wurde.60 Weitere Verordnungen folgten, sodass die 89.000 in der Slowakei lebenden Juden nach und nach aus dem wirtschaftlichen und öffentlichen Leben ausgesondert wurden.61

Nach den Salzburger Verhandlungen wurde Ende August 1940 Dieter Wisliceny, ein enger Mitarbeiter von Eichmann, nach Bratislava entsandt und mit der Funktion des deutschen Beraters für die „Judenfrage“ betraut.62 Kurz darauf entstand das Zentrale Wirtschaftsamt, das nach dem Muster ähnlicher Institutionen in Berlin, Wien und Prag (Zentralstellen für jüdische Auswanderung) gebildet wurde. Zum Chef des Amtes, das ungefähr 140 Angestellte hatte und dem slowakischen Regierungschef unterstand, wurde Augustín Morávek ernannt. Das Amt hatte die Liquidierung und Arisierung jüdischer Geschäfte und Besitztümer zur Aufgabe. Es hatte „alles zu tun, was nötig war, damit Juden aus dem slowakischen Wirtschafts- und Sozialleben entfernt werden und ihr Eigentum in die Hände der Christen übertragen wird“.63 Das Ergebnis waren 10025 liquidierte und 2223 arisierte jüdische Betriebe.64 Zudem wurde dem Zentralen Wirtschaftsamt die neu gegründete „Judenzentrale“ unterstellt, die seit Ende September 1940 als alleinige Vertretung der slowakischen Juden galt. Jeder in der Slowakei lebende Jude musste hier registriert werden und konnte sich zum Beispiel nur mittels dieser Zentrale an öffentliche Ämter wenden. Alle anderen jüdischen Gruppen und Organisationen wurden bis auf die jüdischen Gemeinden verboten, und ihr Eigentum ging in den Besitz der „Judenzentrale“ über.65 Im Frühjahr 1941 wurden die ersten „Arbeitszentren“ geschaffen, und Anfang Juli führte man eine allgemeine Arbeitspflicht für arbeitsfähige Juden zwischen 18 und 60 Jahren ein. Die größten Arbeitslager gab es in der Folge in Sered, Nováky und Vyhne. Am 9. September 1941 wurde die Verordnung über die Rechtstellung der Juden (sogenannter Judenkodex – Verordnung Nr. 198/1941) erlassen, die in insgesamt 270 Paragraphen die Bestimmungen der seit September 1940 angeordneten antijüdischen Gesetze und Verordnungen zusammenfasste und weiter ausbaute. Sie gehörte neben den Nürnberger Rassegesetzen zu den schärfsten antijüdischen Verordnungen in Europa und gleichzeitig zu den umfangreichsten, die je in der Slowakischen Republik erlassen wurden. So wurde etwa im Kodex neu definiert, wer als Jude zu gelten habe; nicht mehr konfessionelle, sondern rassische Kriterien waren von nun an entscheidend. Jude war jener, der zumindest drei jüdische Großeltern hatte.66

Von der Herausgabe des Kodex führte ein halbes Jahr später ein direkter Weg zu den Deportationen. Es konnte bis heute nicht ganz eindeutig geklärt werden, auf wessen Initiative diese erfolgten, ob die slowakische Regierung ihrerseits die Verbringung der Juden angeboten hatte oder ob sie lediglich auf eine deutsche Aufforderung positiv eingegangen war.67 Fest steht, dass zuerst über den Einsatz von 20.000 arbeitsfähigen Juden verhandelt wurde, während später vom Abtransport aller Juden die Rede war. Die Slowakische Republik wollte vom Reich die Zusicherung haben, dass die einmal aus der Slowakei deportierten Juden später nicht mehr zurückgeschickt werden können und dass das Reich keine Ansprüche auf ihr Eigentum erheben werde. Die slowakische Regierung verpflichtete sich wiederum, dass sie für jeden deportierten Juden den Betrag von 500 RM bezahlen werde.68 Bereits Anfang 1942 wurden die Juden registriert und später in fünf eigens errichteten Konzentrationszentren (Bratislava, Nováky, Poprad, Sered, Žilina) zusammengefasst. Die Organisation übernahm das Innenministerium (insbesondere dessen XIV. Abteilung und die Gendarmerie), das Ministerium für Verkehr und öffentliche Arbeit, das Verteidigungsministerium, aber auch das Zentrale Wirtschaftsamt, die HSL’S, die Hlinkagarde sowie die Freiwillige Schutzstaffel der Deutschen Partei.69 Die Transporte gingen durch Žilina, wurden in Zwardon im Generalgouvernement von den Deutschen übernommen und fuhren dann weiter, nach Auschwitz oder in den Lubliner Distrikt. In jedem Waggon waren 40 Menschen.70 Der erste Transport mit 1000 Mädchen und jungen Frauen fuhr am 25. März 1942 in Poprad los und traf kurz darauf in Auschwitz ein. Weitere Transporte mit weiblichen und männlichen Jugendlichen folgten, bis am 11. April die Deportationen von ganzen Familien begannen.71 Bis zum 20. Oktober 1942 wurden insgesamt 57 628 Juden aus der Slowakei deportiert, wobei 19 Transporte nach Auschwitz und 38 in den Lubliner Distrikt gingen.72 Nur 284 dieser Juden überlebten.73

Am 15. Mai 1942, als die Deportationen bereits im vollen Gange waren, wurde im slowakischen Landtag das Verfassungsgesetz Nr. 68/1942 über die „Aussiedlung“ der Juden verkündet, das die Deportationen für rechtskräftig erklärte, den Betroffenen die slowakische Staatsbürgerschaft aberkannte und ihren Besitz konfiszierte. Ausgenommen von der Deportation waren nach dem Gesetz solche Juden, die vor dem 14. März 1939 zum christlichen Glauben übergetreten oder vor dem 10. Dezember 1941 mit einem nichtjüdischen Partner die Ehe eingegangen waren.74 Ähnlich mussten auch diejenigen Juden nicht deportiert werden, die eine Aufenthaltsgenehmigung des Staatspräsidenten oder eines Ministeriums erhielten, wobei sich diese Ausnahmeregelung auch auf die jeweilige Familie bezog.75

Im Oktober 1942, als ungefähr zwei Drittel der slowakischen Juden abtransportiert waren, wurden die Deportationen gestoppt. Die Gründe für diese Entscheidung sind bis heute nicht eindeutig zu ermitteln. Es wird über Druck gemutmaßt, der vom Ausland auf die slowakische Regierung ausgeübt wurde, über Proteste aus dem Vatikan oder über eine Bestechung des deutschen Beraters Wisliceny. Dennoch erscheint es am wahrscheinlichsten, dass die Deportationen deshalb eingestellt wurden, da es einfach in der Slowakei niemanden mehr gab, den man abtransportieren wollte. Die Regierung des slowakischen Staates beabsichtigte mit den Deportationen vor allem das Problem der verarmten Juden zu lösen.76 Die Zahl der bis Oktober 1942 deportierten Juden entsprach nämlich ungefähr der Zahl jener Juden, die infolge der antijüdischen Verordnungen der slowakischen Regierung ihr ganzes Eigentum, ihre Arbeit und ihr Einkommen verloren hatten. Kamenec erklärt, dass die „aus dem wirtschaftlichen Leben ausgegrenzten und auf Unterstützung angewiesenen Juden auf einmal für das Regime zu einer unangenehmen sozialen Belastung wurden, von der der Staat nicht wusste, wie sie zu lösen wäre. Gerade in dieser Situation und dieser Zeit kommt von deutscher Seite das Angebot einer massenhaften Aussiedlung der jüdischen Bevölkerung aus dem Gebiet der Slowakei in den ‚Osten‘.“77 Durch die Wahrnehmung dieses Angebots wurde die Slowakische Republik der einzige Staat in Mittel- und Südosteuropa, der schon im Jahre 1942 die Deportationen seiner jüdischen Einwohner mit eigenen administrativen und politischen Kräften durchführte.78

Die Deportation des Großteils der jüdischen Bevölkerung stellte eine „schwere politische und vor allem moralische Hypothek“ für die slowakische Regierung dar, da sie die Zukunft der Slowakischen Republik unzertrennlich an das Schicksal des Dritten Reiches band.79 Mit den Misserfolgen und militärischen Niederlagen des Reiches im Verlauf des Krieges sowie mit der daraus resultierenden immer kleineren Hoffnung auf einen endgültigen Sieg wurden auch die Krise im slowakischen Staat und die Unzufriedenheit bei Teilen seiner Bevölkerung greifbarer. Mitte 1944 begann die deutsche Front auf allen Kriegsschauplätzen nach und nach zusammenzubrechen. Im Juni landeten die Alliierten in der Normandie, nachdem ein paar Tage zuvor Rom eingenommen worden war. An der Ostfront konnte die Rote Armee im Juli bis kurz vor Warschau und nach Ostpreußen vorstoßen. Am 1. August brach der Warschauer Aufstand aus; am 23. August wurde Paris befreit, am selben Tag die Regierung Ion Antonescu in Rumänien gestürzt. Bulgarien und Finnland begannen sich ebenfalls langsam von ihrem Verbündeten abzuwenden. Die Lage änderte sich nun auch in der Slowakei.

Die Tätigkeit der Widerstandsgruppen und Partisanen nahm im Sommer 1944 in der Slowakei stark zu, und die Regierung schien nicht imstande, diese zu unterbinden. Präsident Tiso erklärte sich am 24. August im Gespräch mit dem Deutschen Gesandten in Bratislava, Hanns Elard Ludin80, mit dem sich andeutenden Einmarsch deutscher Truppen einverstanden.81 Großen Druck übte in dieser Zeit insbesondere Karl Hermann Frank, der Staatsminister in Böhmen und Mähren, aus, da er die Entwicklung in der Slowakei für das Protektorat für entscheidend hielt. In diesem Sinne wandte er sich am 27. August an Himmler: „Die Entwicklung der Lage in der Slowakei gibt zu ernstester Besorgnis Anlaß. […] Die Entwicklung wird in Kürze stärkste Rückwirkungen auf das Protektorat Böhmen und Mähren haben. M. E. muß deshalb sofort gehandelt werden. Die einzig wirksame Gegenaktion besteht im sofortigen Einsatz deutscher Kampftruppen, die jetzt noch mit verhältnismäßig geringen Kräften in der Lage sein würden, Ruhe und Ordnung wieder herzustellen.“82

Ende August erreichte die Aktivität der Partisanen ihren Höhepunkt. Den letzten Anlass für das NS-Regime, eine offene militärische Intervention durchzuführen, bot die am 27. August in Turčiansky Svätý Martin durchgeführte Erschießung von Angehörigen einer deutschen Militärmission, die aus Rumänien auf dem Rückweg ins Reich war. Auch Ludin kam nun zu der Überzeugung, dass die Besetzung der Slowakei durch deutsche Truppen die einzige mögliche Lösung sei und teilte dies am 28. August dem Auswärtigen Amt mit: „Auf Grund der am 27. August und heute früh eingegangenen Meldungen über die Partisanenlage suchte ich heute 1 Uhr in Begleitung des Deutschen Generals Staatspräsidenten Dr. Tiso auf. Ich eröffnete ihm, dass die Partisanenentwicklung ein längeres Zuwarten unsererseits nicht mehr erlaube und die sofortige Verlegung deutscher Truppenteile in die Slowakei und ihr Einsatz gegen die Partisanen erforderlich sei. Des weiteren vorschlug [sic] ich ihm, unzuverlässige slowakische Truppenteile sofort zu demobilisieren. Dr. Tiso zustimmte [sic] meinen Vorschlägen im wesentlichen.“83 Einen Tag später, am 29. August 1944, begannen deutsche Einheiten mit der Besetzung der Slowakei, während gleichzeitig durch das slowakische illegale Militärzentrum der Aufstand gegen das Dritte Reich und das mit ihm kollaborierende Tiso-Regime ausgerufen wurde. In den folgenden Monaten sollten sich bis zu 50.000 Deutsche und ungefähr 60.000 Soldaten der aufständischen Armee sowie 18.000 Partisanen gegenüberstehen.84 Für die Slowakei, die bis zu diesem Zeitpunkt „vom Kriegsgeschehen weitgehend verschont geblieben“ war, änderte sich mit dem Eintreffen deutscher Kampfverbände die Situation grundlegend, denn diese „installierten ein Besatzungsregime, beuteten das Land aus und terrorisierten die Bevölkerung“.85

Die slowakische Staatsführung, namentlich die Regierung und der Staatspräsident, blieb dem Reich treu. Am 29. August forderte der slowakische Verteidigungsminister, General Ferdinand Čatloš, in einer Rundfunkrede Bevölkerung und Soldaten auf, die deutsche Armee freundlich zu empfangen, da diese als Verbündeter eiligst in einer schwierigen Situation den Slowaken zur Hilfe komme.86 Am nächsten Abend wandte sich der Staatspräsident an die slowakische Bevölkerung: „Ich erkläre, dass der Einmarsch der deutschen Einheiten in die Slowakei das einzige Ziel verfolgt: das Partisanengesindel in der Slowakei zu liquidieren. Die Deutschen kommen nicht, um die Slowakei zu besetzen, sondern um der Slowakei den Charakter eines friedlichen Volkes, dem slowakischen Staat das Ansehen eines geordneten Staates und den friedlichen slowakischen Menschen die Sicherheit des Lebens und des Vermögens zurückzugeben. Unsere Armee und jeder tapfere Slowake werden die deutschen Einheiten in dieser Absicht unterstützen, damit möglichst bald die Zeit wiederkommt, wenn jeder Slowake in einer friedlichen und geordneten slowakischen Heimat wieder aufatmen darf.“87 Nach Tiso ergriff General Augustín Malár das Wort und erklärte gegenüber den slowakischen Soldaten: „Kameraden! Ich spreche zu euch als euer älterer Kamerad und aufrichtiger Freund und als Freund unserer heissgeliebten Slowakei. Wenn ich euch aufrichtig raten kann, dann rufe ich zu euch: ‚Halt, kehrt euch und marschieret zu euren Regimenten zurück!‘“88 Da Malár in der slowakischen Armee eine gewisse Autorität und Popularität besaß, waren viele Soldaten durch seine Rede desorientiert, sodass sie sich dem Aufstand letztendlich nicht anschlossen.89

In Berlin scheint man vom Aufstand und vor allem von dessen Ausmaßen durchaus überrascht worden zu sein. Der SD machte zwar seit 1943 in seinen Berichten auf eine „Verschlechterung der Situation, zunehmende Zerfallserscheinungen und ‚panslavistische‘ Tendenzen sowie steigende Aktivitäten tschechoslowakisch orientierter Kreise und Partisanengruppen“ aufmerksam, doch es sei ihm nicht gelungen, in die Tiefe dieser Vorgänge durchzudringen und den vorbereiteten bewaffneten Aufstand zu enthüllen.90 Das Interesse des NS-Regimes, den ausgebrochenen Aufstand niederzuschlagen und wieder „Ruhe und Ordnung“ in der Slowakischen Republik herzustellen, war zweifellos sehr groß. Militärische, politische sowie wirtschaftliche Gründe standen dabei im Vordergrund. Darüber hinaus stellte aber der Aufstand für das NS-Regime auch einen günstigen Vorwand dar, die „Endlösung der Judenfrage“ unter eigener Regie zum Abschluss zu bringen. Insbesondere dieser speziellen Aufgabe hatte in der Slowakei eine neu aufgestellte Einheit nachzukommen: die Einsatzgruppe H der Sicherheitspolizei und des SD.

1 Kwiet 1998, S. 71.

2 Richtlinien für den auswärtigen Einsatz der Sicherheitspolizei und des SD (o. D.). BArch R 58/241.

3 Mallmann 2008, S. 11.

4 Wildt 2008, S. 548.

5 Ebd., S. 553.

6 Welzer, Harald: Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden, Frankfurt/Main 2006, S. 45.

7 MacLean 1999, S. 11.

8 Klein, Peter (Hrsg.): Die Einsatzgruppen in der besetzten Sowjetunion 1941/42. Die Tätigkeits- und Lageberichte des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD, Berlin 1997, S. 11f.

9 Mallmann 2000, S. 293.

10 Mallmann 2008, S. 18f., 53 u. 88.

11 Wildt 2008, S. 862f.

12 Mallmann 2008, S. 99.

13 Klein 1997, S. 23. Außer diesen Kommandos kamen in der Sowjetunion auch zum Beispiel folgende spezielle Formationen zum Einsatz: Einsatzkommando der Sicherheitspolizei und des SD Tilsit, Einsatzgruppe z.b.V. unter Eberhard Schöngarth und für die Spurenvernichtung das SK 1005 unter Paul Blobel.

14 Wilhelm 1996, S. 11.

15 Wildt 2008, S. 604.

16 Ogorreck 1996, S. 220.

17 Mallmann 2000, S. 303.

18 Mallmann 2008, S. 91.

19 Mallmann 2000, S. 301.

20 Ebd., S. 299ff. Hier auch die folgende Schilderung über die weiteren Einsatzgruppen, falls nicht anders angegeben.

21 Ausführlich zur Tätigkeit des bis dahin in der Wissenschaft unbekannten „Einsatzkommandos der Sicherheitspolizei und des SD beim Armeeoberkommando Norwegen, Befehlsstelle Finnland“ siehe Silvennoinen 2010.

22 Ausführlich zu diesem Kommando siehe Mallmann 2006.

23 Erlass OKH betr. Regelung des Einsatzes der Sicherheitspolizei und des SD beim Unternehmen „Marita“ und „Fünfundzwanzig“ vom 2.4.1941. BArch RH 31 I/v. 23; zitiert nach Mallmann 2000, S. 301.

24 Angrick 2003, S. 731.

25 Hoßbach-Niederschrift vom 5.11.1937. URL: http://www.ns-archiv.de/krieg/1937/hossbach/ [zuletzt geprüft am 15.10.2011].

26 Das Münchner Abkommen wurde in der Nacht zum 30. September 1938 von den Regierungschefs Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und des Deutschen Reiches unterzeichnet. Der Erste Wiener Schiedsspruch, von den Außenministern des Deutschen Reiches und Italiens beschlossen, war das Ergebnis der Wiener Arbitrage vom 2. November 1938. Suško, Ladislav (Hrsg.): Das Deutsche Reich und die Slowakische Republik 1938–1945. Dokumente, Band I., Buch 1. Von München bis Salzburg 1938–1940, Dokumente und Essay, Bratislava 2008, S. 89–96 (Dokument 35).

27 Altenhöner, Florian: Der Auslandsnachrichtendienst des SD und die Erklärung der slowakischen Unabhängigkeit am 14. März 1939, in: Zeitschrift für Geschichte 57 (2009), S. 811–832, hier S. 829f.

28 Nižňanský, Eduard: Dvojnásobné zmocnenie sa vlády na Slovensku v rokoch 1938/39 v porovnaní s „Machtergreifung“ v rokoch 1933/34 v Nemecku [Die zweifache „Machtergreifung“ in der Slowakei in den Jahren 1938/39 im Vergleich mit der „Machtergreifung“ in den Jahren 1933/34 in Deutschland], in: Glettler, Monika/Lipták, L’ubomír/Míšková, Alena (Hrsg.): Nacionálno-socialistický systém vlády. Ríšska župa Sudety. Protektorát Čechy a Morava. Slovensko [Das nationalsozialistische Regierungssystem. Reichsgau Sudeten. Protektorat Böhmen und Mähren. Slowakei], Bratislava 2002, S. 185–211, hier S. 204.

29 Vertrag über das Schutzverhältnis zwischen dem Deutschen Reich und dem Slowakischen Staat vom 18./23. März 1939. Hoensch, Jörg K. (Hrsg.): Dokumente zur Autonomiepolitik der Slowakischen Volkspartei Hlinkas, München-Wien 1984, S. 259f.

30 Vertrauliches Protokoll über wirtschaftliche und finanzielle Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Reich und dem Staat Slowakei vom 23. März 1939. Ebd., S. 260f.

31 Lipscher 1992, S. 36.

32 Nižňanský 2002, S. 210.

33 Durch das Deutsche Reich und seine Verbündeten, aber auch zum Beispiel durch Großbritannien, Frankreich, die Sowjetunion oder den Vatikan. Hrbek 2009, S. 222 und Rothkirchen, Livia: The Situation of Jews in Slovakia between 1939 and 1945, in: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 7 (1998), S. 46–70, hier S. 48.

34 Karcol, Marián: Slovensko v rokoch 1938–1945 [Die Slowakei in den Jahren 1938–1945]. URL: http://www.muzeumsnp.sk/index.php?a0=historia&a1=vojnove_obd [zuletzt geprüft am 12.1.2012].

35 EG H, Betr.: Ost-Slowakei, Monatsbericht September 1944, Anlage: Verwaltungsaufbau der Slowakei. BArch R 70/Slowakei, 194, Bl. 302.

36 Verfassungsgesetz über die Verfassung der Slowakischen Republik vom 21. Juli 1939. Hoensch 1984, S. 262 ff. Hier auch die weiteren Angaben betreffend die Verfassung, falls nicht anders angegeben.

37 Hoensch, Jörg K.: Grundzüge und Phasen der deutschen Slowakei-Politik im Zweiten Weltkrieg, in: Brandes, Detlef/Kural, Václav (Hrsg.): Der Weg in die Katastrophe. Deutschtschechoslowakische Beziehungen 1938–1947, Essen 1994, S. 215–239, hier S. 222.

38 Jozef Tiso (*13.10.1887 Bytča; †18.4.1947 hingerichtet in Bratislava), katholischer Priester und slowakischer Politiker, Parteivorsitzender der HSL’S, ab Oktober 1939 Staatspräsident der Slowakei. Zu Tiso gibt es eine umfassende Sekundärliteratur, vgl. zum Beispiel Kamenec, Ivan: Tragédia politika, knaza a cloveka. Dr. Jozef Tiso 1887–1947 [Die Tragödie eines Politikers, Priesters und Menschen. Dr. Jozef Tiso 1887–1947], Bratislava 1998.

39 Karcol, Marián: Slovensko v rokoch 1938–1945 [Die Slowakei in den Jahren 1938–1945]. URL: http://www.muzeumsnp.sk/index.php?a0=historia&a1=vojnove_obd [zuletzt geprüft am 12.1.2012].

40 Nižňanský 2002, S. 191 u. 201.

41 Hrbek 2009, S. 223.

42 Sokolovič, Peter: Hlinkova garda 1938–1945 [Die Hlinkagarde 1938–1945], Bratislava 2009, S. 14f. u. 447f.

43 Der erste Oberbefehlshaber der Hlinkagarde war Karol Sidor. Im März 1939 wurde er von Alexander Mach abgelöst, der diesen Posten – mit einer kurzen Pause von April bis Juli 1940 – bis zum Ausbruch des Aufstands im Spätsommer 1944 vertrat.

44 Kaiser 1969, S. 598.

45 Ševčík, Jozef: Ústredňa štátnej bezpečnosti – spravodajská služba Slovenskej republiky 1939–1945 [Staatliche Sicherheitszentrale – Nachrichtendienst der Slowakischen Republik 1939–1945]. URL: http://www.absd.sk/ustredna_statnej_bezpecnosti [zuletzt geprüft am 27.1.2012].

46 Jablonický, Jozef: Z ilegality do povstania. Kapitoly z občianskeho odboja [Aus der Illegalität zum Aufstand. Kapitel aus dem bürgerlichen Widerstand], Bratislava 2009, S. 129.

47 Lipscher 1992, S. 222.

48 Brandmüller, Walter: Holocaust in der Slowakei und katholische Kirche, Neustadt/Aisch 2003, S. 8f.

49 Lipscher 1992, S. 222.

50 Widmann, Peter: Juden und Judenfeindschaft in der Slowakei. Ein Konferenzbericht, in: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 7 (1998), S. 13–19, hier S. 13.

51 Brandmüller 2003, S. 8f.

52 Hrbek 2009, S. 229.

53 Tönsmeyer 2003, S. 312.

54 Ebd., S. 329.

55 Hoensch 1994, S. 230.

56 Ebd., S. 239.

57 Hrbek 2009, S. 224f.

58 Nižňanský 2005b, S. 8f.

59 Ausführlich zu diesen Deportationen siehe Nižňanský, Eduard: Die Deportation der Juden in der Zeit der autonomen Slowakei im November 1938, in: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 7 (1998), S. 20–45.

60 Kamenec 1991, S. 48.

61 Die meisten Juden lebten in den Städten Bratislava (15 102), Nitra (4358), Prešov (4308) und Michalovce (3955). Rothkirchen 1998, S. 50.

62 Dieter Wisliceny (*13.1.1911 Regulowke/Ostpreußen; †27.2.1948 hingerichtet in Bratislava), SS-Hauptsturmführer, ab 1940 „Beauftragter für jüdische Angelegenheiten“ für die Slowakei, Ungarn und Griechenland. Zu seiner Rolle in der Slowakei siehe Hradská, Katarína: Nemeckí poradcovia na Slovensku v rokoch 1940–1945. Prípad Dieter Wisliceny [Die deutschen Berater in der Slowakei in den Jahren 1940–1945. Der Fall Dieter Wisliceny], Bratislava 1999.

63 Kamenec 1991, S. 95.

64 Ebd., S. 105 u. 112.

65 Ebd., S. 97. Ausführlich zur Rolle der „Judenzentrale“ siehe Hradská 2008.

66 Kamenec 1991, S. 125.

67 Als deutsche Initiative werden die Deportation zum Beispiel von Raul Hilberg und Peter Longerich präsentiert, während Ladislav Lipscher und Gila Fatranová die Initiative eher der slowakischen Seite zuschreiben. Hilberg 1994, S. 776f.; Longerich 1998, S. 491–493; Lipscher 1992, S. 113 ff. und Fatranová, Gila: K deportáciám slovenských Židov v roku 1942 [Zu den Deportationen slowakischer Juden im Jahr 1942], in: Büchler, Róbert/Fatranová, Gila/Mičev, Stanislav (Hrsg.): Slovenskí Židia [Die slowakischen Juden], Banská Bystrica 1991, S. 29–52, hier S. 39. Vgl. auch Nižňanský, Eduard: Rokovania nacistického Nemecka o deportáciách Židov v roku 1942 – príklad Slovenska, Rumunska a Madarska [Die Verhandlungen des nationalsozialistischen Deutschlands über die Deportationen der Juden im Jahr 1942 – Das Beispiel der Slowakei, Rumäniens und Ungarns], in: Historický Časopis [Historische Zeitschrift] 58/3 (2010), S. 471–495, hier S. 475 ff.

68 Nižňanský 2005a, S. 55. Das Reich argumentierte damit, dass der Betrag für die „Unterbringung, Verpflegung, Bekleidung und Umschulung“ der Juden nötig sei. In Hinsicht auf die Zahl der deportierten Juden belief sich die Gesamtsumme auf mehr als 28 Millionen RM. Letztendlich wurde allerdings „nur“ etwa 30 Prozent von dieser bezahlt. Lipscher 1992, S. 138f. Außer Slowaken haben dem Reich für die Deportation der Juden nur noch Kroaten bezahlt und zwar 30 RM für jeden deportierten Juden. Nižňanský 2005a, S. 61.

69 Ebd., S. 37.

70 Ebd., S. 41–43.

71 Longerich 1998, S. 492.

72 Lipscher 1992, S. 141. Im Lubliner Distrikt kamen die meisten Juden nach Treblinka (34600) und nach Majdanek (4501).

73 ZSt Ludwigsburg an Tschechoslowakische Regierungskommission zur Verfolgung von nationalsozialistischen Kriegsverbrechern [weiter nur Tsch. Regierungskommission], Betr.: Endlösung der Judenfrage auf dem Gebiet der CSSR, Ludwigsburg 26.9.1967. ABS Praha, 325–15–2.

74 Brandmüller 2003, S. 36.

75 Anfang 1944 waren insgesamt 12 812 Personen im Besitz von Ausnahmepapieren (8049 hatten Ministeriumausnahme, 2803 waren getauft, 862 lebten in „Mischehen“, 828 hatten Präsidentenausnahme und 270 waren keine slowakischen Staatsbürger). Fatranová, Gila: Boj o prežitie [Der Kampf ums Überleben], Bratislava 2007, S. 414.

76 Hradská, Katarína: Nemecký poradca a riešenie židovskej otázky na Slovensku [Der deutsche Berater und die Lösung der Judenfrage in der Slowakei], in: Milotová, Jaroslava/Lorencová, Eva (Hrsg.): Terezínské studie a dokumenty 2002 [Theresienstädter Studien und Dokumente 2002], Praha 2002, S. 283–298, hier S. 290f.

77 Kamenec, Ivan: Neúspešné pokusy o obnovenie deportácií slovenských židov [Erfolglose Versuche einer Erneuerung der Deportationen slowakischer Juden], in: Milotová, Jaroslava/Lorencová, Eva (Hrsg.): Terezínské studie a dokumenty 2002 [Theresienstädter Studien und Dokumente 2002], Praha 2002, S. 299–315, hier S. 300.

78 Ebd., S. 299.

79 Ebd., S. 301.

80 Hanns Elard Ludin (*10.6.1905 Freiburg im Breisgau; †9.12.1947 hingerichtet in Bratislava), SA-Obergruppenführer, ab 1941 Deutscher Gesandter in der Slowakei.

81 Hrbek 2009, S. 251 ff. Hiernach auch die weitere Schilderung bis zum Ausbruch des Aufstands, falls nicht anders angegeben.

82 Frank an Himmler, Prag 27.8.1944. NA Praha, 114–11–7.

83 Ludin an das AA, 28.8.1944. Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik 1918–1945, Serie E 1941–1945, Bd. VIII 1.5.1944 bis 8.5.1945, Göttingen 1979, S. 369 (Dokument 185).

84 Halaj 1990, S. 5 und Kováč, Dušan: Dejiny Slovenska [Geschichte der Slowakei], Praha 1998, S. 239.

85 Tönsmeyer 1998, S. 167.

86 Rede Čatloš am 29.8.1944. NA Praha, 2–11–4.

87 Rede Tiso am 30.8.1944. NA Praha, 114–11–7.

88 Rede Malár am 30.8.1944. Ebd.

89 Hrbek 2009, S. 261.

90 Schvarc 2006a, S. 88.

Finale der Vernichtung

Подняться наверх