Читать книгу An den Ufern des Nebraska - Lennardt M. Arndt - Страница 8
Kapitel III – Aufbruch
ОглавлениеDer nächste Morgen kam und früh um Fünf stand ich auf, um mir meinen neuen Anzug anzulegen. Ich zog also die rindsledernen Hosen an. Das Jagdhemd aus weichem, hellgegerbtem Leder zog ich mir über die Schultern. Hierüber trug ich die ebenfalls rindslederne Jagdjacke, die mit einem breiten Ledergürtel zusammengehalten wurde. Daran hatte Firehand lederne Beutel befestigen lassen, welche zur Aufnahme einiger notwendiger Gegenstände dienten, wie zum Beispiel des sogenannten Punks, des Prairiefeuerzeuges. Den hirschledernen, dunkel gegerbten und stärkeren Mantel legte ich einstweilen noch nicht an. Meine Füße steckte ich in ein Paar aus weichem Leder gefertigte Stiefel, die mir bis zu den Knien reichten und von ledernen Schnüren gehalten wurden, ähnlich denen, die auch Firehand trug.
So ausstaffiert, den Mantel über der Schulter tragend, verließ ich mein Zimmer und ging die Stufen hinunter, um im Speiseraum die vorläufig letzte von Mrs. Pittney für mich bereitete Mahlzeit einzunehmen. Mr. Wallace war auch schon munter und wir aßen, wie sonst auch, unser Frühstück. Auch Mrs. Pittney ließ es sich nicht nehmen, sich dazu zu setzen, als sie mit den Arbeiten in der Küche fertig war.
Wir verhielten uns alle, als sei dies ein ganz normaler Morgen, da wir nicht wussten, was wir noch sagen sollten. Mrs. Pittney war allerdings so nervös, dass sie das Geschirr beim Abräumen fallen ließ und als ich ihr half, die Scherben aufzulesen, fiel sie mir um den Hals und schluchzte:
„Mach‘s gut, mein Junge und komm‘ bald wieder“!
Dann rannte sie aus dem Zimmer und ließ sich nicht wieder blicken. Ich selbst hatte auch ein mulmiges Gefühl, als ich die Teller und Scherben, von Mr. Wallace begleitet, in die Küche brachte. Die gute Mrs. Pittney hatte in der Aufregung alles stehen und liegen lassen, was ihr aber wohl niemand übelnahm.
Mr. Wallace sagte:
„Der Zeitpunkt des Abschieds rückt immer näher und ich weiß nicht, was ich dir noch mit auf den Weg geben soll, Junge! Es ist alles gesagt und du weißt, wie wir alle zu dir stehen.
Siehst gut aus, in deiner neuen Jägermontur. Ein bisschen kannst du noch reinwachsen, aber das ist ja auch gut so. Bei deinem momentanen Wachstum, müsstest du sonst schon bald einen neuen Anzug kaufen.“
Er lächelte und klopfte mir auf die Schulter, um mich in Richtung Ausgang zu bugsieren.
„Firehand wird deinen Morgan gleich mitbringen, denke ich, sodass du nicht erst noch zum Stall zu gehen brauchst.“
„Onkel, ich weiß nicht, wie ich dir für alles danken soll, was du für mich und meine Familie getan hast, aber ich werde versuchen, dich nicht zu enttäuschen und wieder zu kommen, sobald es sich einrichten lässt.“
Draußen ließ sich jetzt das Geklapper von mehreren Pferdehufen vernehmen.
„Ah, da kommen Firehand und seine Leute, um dich abzuholen.“, sagte Mr. Wallace.
Er drückte mich noch einmal an sich und öffnete dann die Tür, um mich hinaus zu begleiten. Firehand hatte, wie vermutet, meinen Morgan an den Zügeln mitgeführt und hielt mir diese hin. Er und seine Leute warteten darauf, dass ich meine Satteltaschen befestigte und aufstieg. Dabei trug ich mein Gewehr auf dem Rücken. Als ich aufgestiegen war, sah ich, dass an der rechten Seite, vor dem Sattel, ein hirschledernes Futteral zur Aufnahme des Karabiners befestigt war. Firehand lächelte mich an:
„Kannst ja deinen Karabiner nicht die ganze Zeit herumschleppen, jedenfalls nicht während des Reitens.“
Ich sah, dass er ebenfalls ein solches Futteral angebracht hatte, worin sein neues Gewehr steckte. Ein weiteres, älteres befand sich an der linken Flanke seines Rappen. Darin steckte seine alte Hawken-Rifle.
Er sah meinen fragenden Blick und sagte:
„Der Gunsmith hat mir diese beiden Futterale dazugegeben. Denke, als Revanche für die Bezahlung des Colts. Er wollte den ja auch noch verschenken, aber wie du weißt, bin ich ihm zuvorgekommen. Habe darüber letztlich kein weiteres Fass aufgemacht und die Geschenke angenommen.“
Ich steckte meinen Sharps-Karabiner in das Futteral und beugte mich noch einmal zu Mr. Wallace hinunter, um ihm nochmals zu danken und mich zu verabschieden. Er drückte mir kräftig die Hand und sagte:
„Hau schon ab, Junge und mach‘s gut.“
Harry Korner rief:
„Auf geht‘s, Boys!“
Er lenkte sein Pferd herum und ließ es die Firestreet hinauf, in Richtung Missouri traben. Die anderen folgten ihm auf dem Fuße und verabschiedeten sich von Mr. Wallace, indem sie die Hand an den Hut oder die Mütze hoben.
Ich winkte auch noch einmal und folgte den anderen. Firehand blieb noch zurück und wechselte ein paar Worte mit Mr. Wallace. Ich würde erst viel später erfahren, um was es hierbei noch gegangen war.
Bald waren die beiden außer Sicht. Wir waren am Stadtrand angekommen und hatten die freie Prairie vor uns und den Fluss zur Linken. Endlich ging es also los!
Wir ließen die Pferde ausgreifen und man merkte sowohl ihnen, als auch den Reitern an, dass sie froh waren, endlich wieder aus der Stadt herauszukommen.
Ich drehte mich nochmal um und sah hinter uns Old Firehand auf seinem Rappen heranpreschen. Dann schloss er sich uns an und hielt das gleiche Tempo. Zunächst hielt er sich zu Bulcher und Korner, die voranritten. Dahinter folgten die anderen Jäger jeweils zu zweit nebeneinander. Ich ritt am Ende des Zuges und fragte mich, was wohl alles auf uns zukommen würde. Würden wir einen guten Jagdgrund finden, auf Indianer treffen, feindliche Begegnungen haben?
War ich wirklich in der Lage, ein guter Jäger und Scout zu werden? Nun, … bald würde ich auf all diese Fragen wohl Antworten bekommen.
Old Firehand ließ sich später nach und nach weiter entlang des Zuges zurückfallen, wechselte ein paar Worte mit jedem der Kameraden. Schließlich kam er bei mir an und blieb an meiner Seite. Wir hatten, nachdem wir die Stadt weit hinter uns gelassen hatten, wieder eine ruhigere Gangart angeschlagen.
Er sagte:
„Endlich sind wir unterwegs, nicht wahr?“
Ich antwortete:
„Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie froh ich darüber bin, mit Euch reiten zu dürfen.“
„Doch, mein Junge, das kann ich. Ich denke, ich weiß, wie es in dir aussieht und meine, ich würde an deiner Stelle ebenso empfinden. Es freut mich, dass ich dafür Sorge tragen kann, dich auf den richtigen Weg zu setzen. Sollst die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, um deiner Bestimmung gerecht zu werden. Dazu werden wir jetzt einige Zeit und Gelegenheit haben. Später kannst du dann deine Familie suchen und vielleicht auch die Verbrecher Etters und Thibaut aufspüren. Was ich dazu beitragen kann, werde ich tun. Hoffen wir, dass du dann schnell auf ihre Fährte stößt.“
Nun schwiegen wir und so lenkte ich meine Aufmerksamkeit mehr auf das Terrain, durch das wir ritten.
Wir kamen jetzt immer mehr auf die offene Prairie und ich stellte fest, dass mein bisheriger Horizont doch ein sehr beschränkter gewesen war. Seit ich mich erinnern konnte, war ich so weit wie heute nicht von zuhause weg gewesen. Das Gelände war, sowohl auf der nordöstlichen Seite des Flusses, als auch in südwestlicher Richtung, weitgehend eben, unterbrochen nur von wenigen kleineren Erhebungen. Das Prairiegras reichte fast bis an die Bäuche der Pferde. Es war ein erhabener Anblick.
Hier, wo wir noch nicht sehr weit von Jefferson entfernt waren, gab es noch den einen oder anderen Hinweis auf das Vorhandensein von Zivilisation. So konnte man einige breite Schneisen im Gras sehen, die offensichtlich von Pferdefuhrwerken herrührten. Hier waren mehrere Reisende vorübergekommen, so dass dieser Weg, wie ich ihn hier einmal nennen möchte, wohl ein vielgenutzter Reiseweg nach Jefferson und von dort weiter in den Osten war. Je weiter wir aber, am Missouri entlang, in Richtung Nordwesten in die Prairie vordrangen, desto spärlicher wurden solche Hinweise.
Old Firehand hatte mir gesagt, dass wir heute noch bis Jamestown reiten wollten, also eine Strecke von ungefähr fünfundzwanzig Meilen, was einer recht guten Tagesdistanz zu Pferde entsprach. Jamestown war damals ein kleiner Weiler, dessen Name daher rührte, dass dort ein Brüderpaar des Namens „James“ einen Store eröffnet hatte. Außerdem gab es dort, wie ich am Abend feststellen durfte, bereits seit einigen Jahren ein Post-Office.
Als wir dort ankamen, ritten wir nur hindurch, da wir alles was wir brauchten, aus Jefferson mitgenommen hatten. Die Munitionsvorräte waren noch kaum angetastet. Bulcher und Sanders hatten am Nachmittag einige Prairiehühner geschossen, die wir uns des Abends am Feuer zubereiten wollten.
In einiger Entfernung von der Niederlassung gab es ein kleineres Wäldchen, an dessen Rand wir uns zur Nacht niederließen. Wir sattelten ab, hobbelten28 die Pferde an und sammelten in der Nähe ein wenig Holz zum Feuermachen.
Korner erklärte mir, dass ein solches Feuer in der Wildnis nicht zu viel Rauch entwickeln sollte und nicht zu weit sichtbar sein dürfte. Schließlich wisse man nie, wer sich in der Nähe aufhalte und daher sollte man vermeiden, möglicherweise feindlich gesinnte Menschen, auf sich aufmerksam zu machen.
Er schichtete daher ein wenig Holz rund um die Feuerstelle auf, um das Feuer von der Seite abzuschirmen und legte das Feuerholz im Kreise so zusammen, dass lediglich die Enden der Hölzer aneinanderstießen. Fachte man nun das Feuer in der Mitte an, so glomm nur eine kleinere Flamme, deren Höhe man dadurch regulieren konnte, dass man die Hölzer weiter zusammenschob oder auseinanderzog.
Da wir aber nun bald die Hühner zubereiten wollten, die Bulcher und Sanders schon gefiedert hatten, meinte er, könne man zunächst noch ein stärkeres Feuer anmachen. Firehand wollte jedoch erst die nähere Umgebung erkunden und also schauen, ob ein solches Feuer noch möglich sei.
Er bat mich, ihn zu begleiten. Als wir uns einige Schritte entfernt hatten, sagte er:
„Sind noch in ziemlicher Nähe der Siedlungen, daher denke ich, haben wir kaum etwas zu befürchten. Indianer streifen in diesen Gegenden schon seit mehreren Jahren nicht mehr umher und weißes Gesindel ist auch eher nicht in der Nähe von Ansiedlungen anzutreffen. Zumindest nicht, wenn es nichts zu holen gibt. Das Nest da drüben,“ er meinte Jamestown, „scheint mir nicht gerade eines mit goldenen Eiern darin zu seien. Wollen aber keine Vorsicht versäumen und unser Wäldchen und seine Umgebung ein wenig inspizieren.“
Er ging also leisen Schrittes voran und ich folgte ihm drein. Die Dämmerung senkte sich, wie immer in dieser Gegend, recht schnell herab, so dass uns nur wenig Zeit blieb, unsere „Inspektion“ bei Tageslicht durchzuführen.
Wir gingen noch eine gute halbe Meile in Richtung Jamestown, also nach Südost zurück, um uns dann nach Südwest zu wenden und in einem Umkreis von einer halben Meile unseren Lagerplatz im Uhrzeigersinn zu umrunden. Dabei hielt Firehand nach allen Seiten Ausschau. In dem hohen Prairiegras hielten wir uns gebückt, um von weitem nicht sofort gesehen zu werden, sollte sich jemand unserem Wäldchen nähern. Als wir unsere Runde vollendet hatten, war die Dämmerung schon weit fortgeschritten. Wir kehrten jetzt um, um uns dem Wäldchen wieder zu nähern. Nach einigen Schritten blieb Firehand stehen, hielt mich am Arm zurück und bat mich, ebenfalls stehen zu bleiben. Er fragte:
„Kannst du dir denken, weshalb ich hier stehen bleibe?“
Ich antwortete:
„Habe gesehen, wie Ihr die Nase in den Wind hieltet, bevor Ihr stehen bliebt, Mr. Firehand. Ich denke daher, dass auch ich jetzt einmal Witterung aufnehmen sollte.“
„Nun, was witterst du?“
„Ich rieche Rauch. Da der Wind von Nordwest kommt, also aus der Richtung unseres Lagerplatzes, denke ich, dass es sich um unser Feuer handelt.“
„Denke es auch. Da wir den Rauch bereits hier wahrnehmen können, muss es sich um ein größeres Feuer handeln. Also hat Korner, das alte ‘Coon, ohne unsere Rückkehr abzuwarten, das größere Kochfeuer bereits entzündet. Werde ihm dazu wohl noch Bescheid geben.“
Bei diesen Worten machte er auf mich aber nicht den Eindruck, als sollte dieser Bescheid allzu deutlich werden. Dann sagte Firehand:
„Hast übrigens eine gute Nase, mein Junge. Habe den Rauch tatsächlich auch erst an dieser Stelle bemerkt. Musst nur noch lernen, deinen Sinnen zu vertrauen und auf dieselben zu hören. Soll heißen, sie zu deiner Vorsicht zu nutzen.“
„Werde es mir merken“, sagte ich „und bei Gelegenheit meine Schlüsse ziehen.“
„Und welche wären das, in dem Falle, dass du Rauch bemerkst?“
„Nun, das liegt auf der Hand. Im Zweifel muss ich voraussetzen, dass der Rauch nicht von einem Feuer herrührt, das meine Kameraden unterhalten. Ich würde mich also vorsichtig und möglichst leise dem Feuer nähern und dabei versuchen, zu erkunden, welches die Ursache desselben ist oder wer das Feuer unterhält.“
„Schön und gut,“ meinte Firehand, „ob dies allerdings so gelingen würde, wie du dir das zu denken scheinst, möchte ich doch bezweifeln. Das Annähern oder, notwendigen Falles, das Anschleichen sind dann doch Fertigkeiten, zu denen viel Übung und Erfahrung erforderlich ist.“
„Mr. Firehand,“ unterbrach ich ihn, „mir ist klar, dass ich diese Fertigkeiten noch nicht besitze, aber Ihr wolltet wissen, welche Schlüsse ich ziehen würde. In meiner jetzigen Situation, würde ich also einen Kameraden auf meine Beobachtung aufmerksam machen und ihn bitten, der Quelle nachzugehen.“
„So ist‘s richtig, Junge. Leichtsinn kann hier leicht ins Verderben führen, aber wie ich mir bereits dachte, verschwende ich meine Ermahnungen an den falschen Mann. Es ist immer gut, wenn man seine Möglichkeiten und Fähigkeiten richtig einzuschätzen weiß. Scheint mir bei dir der Fall zu sein. Werde also meine Ermahnungen künftig sparsamer austeilen.“ Er lächelte mich an. „Heute Abend scheinen sie bei Korner auch angebrachter.“
Wir gingen weiter in Richtung des Wäldchens und konnten auch bald das Feuer sehen, das doch weit in die Ebene hineinschien, also tatsächlich recht groß sein musste.
Wir gingen vollends heran und als die Pferde unsere Annäherung bemerkten, schnaubte der Rappe Old Firehands vernehmlich. Clinton, der die Pferde beaufsichtigte, hielt sofort sein Gewehr schussbereit und schaute sich um. Als er uns sah, wollte er uns zunächst zum Stehenbleiben auffordern, konnte aber bereits erkennen, wen er vor sich hatte und ließ das Gewehr wieder sinken.
„Wenigstens einer ist hier wachsam“, meinte Firehand zu Clinton gewandt.
„Komm mit zum Feuer, Frank. Für die nächsten Stunden, ist keine Annäherung irgendwelcher Leute zu befürchten. Unser Freund hier und ich haben die Umgebung eine halbe Meile breit abgesucht. Innerhalb des Kreises waren keine verdächtigen Spuren zu bemerken und, soweit die Sicht reichte, auch keine Annäherung von Menschen.“
Clinton schloss sich uns an, und wir setzten uns zu den anderen an das Feuer. Firehand setzte sich neben Korner und ich sah, dass er diesem etwas zuraunte. Korner senkte ein wenig den Kopf und machte einen etwas betretenen Eindruck. Ich nahm also an, dass Firehand ihn wegen des zu früh entfachten Feuers zurechtgewiesen hatte. Dass er dies aber nicht vor der versammelten Kameradschaft tat, nahm mich noch weiter für ihn ein. Korner machte auch eher einen dankbaren, als einen gekränkten Eindruck.
Als wir die Hühner verspeist hatten, wurden die Wachen verteilt und das Feuer in der vorhin von Korner erklärten Weise weiter unterhalten. Firehand meinte, dass ein solches Feuer in dieser Gegend vertretbar sei. Außerdem seien genug Leute anwesend, um Wachen auszustellen und dennoch einen tüchtigen Schlaf tun zu können.
Diese Voraussetzung erwies sich als richtig. Nachdem meine Wache, die ich zusammen mit Bulcher hielt, vorüber war, legte ich mich schlafen und wurde früh am Morgen vom Kaffeeduft geweckt. Die Nacht war ohne Zwischenfälle verlaufen. Wir frühstückten ein wenig von den Resten des Huhns vom gestrigen Abend, tranken unseren Kaffee und machten uns fertig zum weiteren Ritt, bei dem wir den Bogen, den der Missouri hier nach Westen machte, abzuschneiden gedachten.
Am Abend des Tages hatten wir, nach einem ebenso weiten Ritt, wie am Vortag, die Gegend von Booneville erreicht. Hier waren wir an einem der letzten Vorposten der Zivilisation angekommen. Es gab hier Salzquellen, die vor allem die Brüder Nathan und Daniel Morgan Boone, Söhne des legendären Pioniers und Waldläufers Daniel Boone, einige Jahre ausgebeutet und das gewonnene Salz nach St. Louis verbracht hatten.
Wir machten an einer der inzwischen verlassenen Salzquellen halt und verbrachten hier die Nacht. Firehand wollte, weiter über Arrow Rock, den nächsten Bogen des Flusses abschneiden, und bei Carrolton am anderen Ufer, an einer ihm bekannten Furt, den Missouri überqueren. Von dort sollte es weiter nordwestlich durch die Prairie in Richtung Saint Joseph gehen. Hier wollten wir dann dem Lauf des Missouri weiter bis zur Mündung des Quicourt29 in den Missouri folgen. Firehand schätzte, dass wir für diesen Ritt ungefähr zwei Wochen brauchen würden.
Über den weiteren Weg entlang des Missouri gibt es im Grunde nicht viel zu berichten. Firehand führte uns durch die Prairie und Flusslandschaften und ich staunte über die Schönheit der Natur entlang der Strecke.
Tagsüber wechselten wir uns mit der Jagd ab und abends wurden am Feuer die erlegten Tiere zubereitet. Waren es zu Beginn unseres Ritts häufig Hühnervögel und Kaninchen, kamen wir später in Gegenden, in denen wir auch auf Elks30 und anderes Wild gehen konnten.
Firehand nutzte jede Gelegenheit, mich weiter zu unterweisen. So nahm er mich jedes Mal zur Seite, wenn wir auf eine Fährte stießen. Dann erklärte er mir, wie solche Fährten zu lesen waren.
Als wir nach ungefähr einer Woche den Nebraska31, einen der größeren Zuflüsse des Missouri überqueren wollten, hielten wir uns weiter westlich des Missouri und befanden uns damit mitten in der hier sanft hügeligen Prairie. Firehand kannte am Nebraska eine Furt. Die Ebene wurde hier durch einen Bach, den Cedar Creek, durchschnitten, der an der Furt in den Nebraska mündete.
Wir waren noch gute vier bis fünf Meilen von der Furt entfernt, als Firehand mich wieder einmal zu sich winkte. Er deutete in Richtung Norden und fragte mich, ob ich dort etwas Auffälliges bemerken würde. Ich sah in die angegebene Richtung und stellte, ungefähr einhundert Schritt voraus, eine Linie im Gras fest, die fast genau von Ost nach West verlief oder umgekehrt.
Ich sagte also:
„Ich sehe dort drüben eine deutliche Linie im Gras, die quer zu der von uns eingehaltenen Richtung verläuft.“
„Und was hältst du davon?“ fragte er.
„Ich denke, dass es sich um eine Fährte handelt.“
„Okay, damit wirst du wohl recht haben. Was für eine Fährte wird das sein?“
„Das kann ich nicht wissen, ohne dass ich sie mir angesehen habe.“
Die Kameraden waren nun auch herangekommen und beobachteten amüsiert, wie ich examiniert wurde. Bulcher lächelte wissend. Er konnte sich wohl denken, wie ich mich fühlte und dass ich einen Fehler unbedingt vermeiden wollte. Wir hatten des Abends, wenn wir uns lagerten und Firehand mich nicht für irgendwelche Übungen in Beschlag nahm, Freundschaft geschlossen.
Er hatte mir erzählt, dass auch er von Firehand in die Fertigkeiten eines Jägers und Prairiemanns eingewiesen worden war und wie sehr er sich noch heute ärgerte, wenn dieser einmal mehr unter Beweis stellte, dass er uns allen haushoch überlegen war. Aber er sagte, das stachele ihn nur an, noch besser zu werden. Er meinte, ich hätte die meisten der Kameraden bereits überflügelt und stelle mich gut an. Nun war er wohl neugierig, wie ich mich heute, bei der neuerlichen Prüfung Firehands, schlagen würde.
„Hm“, machte Firehand, „das kann man in diesem Falle schon wissen, ohne dass man hinüberreitet, um sich die Spur näher anzusehen, strenge mal deinen gar nicht so dummen Kopf an, Junge.“
So durch Firehand darauf aufmerksam gemacht, dass die Spur etwas an sich hatte, dass weitere Schlüsse zuließ, dachte ich nach und mir kam ein Gedanke.
„Nun, ich denke, es handelt sich um eine Fährte, die durch Menschen verursacht wurde, entweder um Fußgänger oder Reiter.“
„Wie kommst du darauf?“
„Die Spur verläuft schnurgerade. Ein einzelnes Tier, welches nicht von einem Menschen geführt wird, würde eine solch gerade Linie nicht einhalten, jedenfalls nicht über einen so langen Abschnitt.“
Die Fährte war in beiden Himmelsrichtungen weit sichtbar. Im Osten verlor sie sich am Horizont und im Westen überquerte sie eine der erwähnten weitläufigen Erhebungen.
„Kein schlechter Gedanke“, meinte Firehand, „sehe das auch so. Was glaubst du, in welcher Richtung sie verläuft.“
Jetzt war ich auf der Hut. War ich auf seine erste Frage nicht vorbereitet gewesen und hatte daher zunächst eine wenig geistreiche Antwort gegeben, sollte mir dies nicht noch einmal passieren. Ich überlegte also kurz und sagte dann:
„Ich denke, sie verläuft von West nach Ost.“
„Wieso das?“
„Seit einigen Stunden wehte uns der Wind von Osten um die Ohren, so dass er schon fast stürmisch genannt werden musste. Das hohe Gras hat sich daher nach Westen geneigt. Der Wind hat gerade vor etwa einer halben Stunde nachgelassen. Eine aus dieser Entfernung so deutliche Fährte kann eigentlich nur entstanden sein, wenn sich der oder die Menschen gegen den Wind bewegt haben, damit gegen die Neigungsrichtung der Halme, also nach Osten.“
Firehand schaute zu Bulcher hinüber, der breit grinste und nickte. Als ich wieder zu Firehand hinübersah, nickte der nur knapp, tippte anerkennend an seine Fellmütze und sagte:
„Alright, hast gerade wieder unter Beweis gestellt, dass man mit ein bisschen Grütze im Kopf eine ganze Menge anstellen kann. Werden uns jetzt aber diese Fährte doch einmal genauer ansehen, auch wenn ich denke, dass hier keine Gefahr vorliegt.
Wir befinden uns in der Nähe von The Barracks, einem Handelsposten an der Mündung des Nebraska, der ja inzwischen auch Platte River genannt wird, in den Missouri. Soll sich inzwischen zu einer echten Ansiedlung gemausert haben und heißt seit kurzer Zeit, ganz nach seiner Lage, Plattsmouth. Die Anwesenheit von Menschen in dieser Gegend ist also ganz natürlich und wird wohl keinen für uns gefährlichen Grund haben.“
Firehand sagte den Kameraden, sie sollten schon einmal weiter vorausreiten, immer am Cedar Creek entlang, in Richtung der Furt über den Nebraska, er werde mit mir die Spur noch weiter in Augenschein nehmen. Niemand hatte etwas dagegen. Nur Bulcher begleitete uns. Wir ritten also vollends zur Spur hinüber und konnten jetzt erkennen, dass sie nicht von Fußgängern ausgetreten worden war.
„Eindeutig Pferdespuren!“, meinte Bulcher, „was meinst du, Leo? Wie viele Tiere?“
Man konnte sehen, dass zwei Pferde nebeneinander geritten waren und mindestens ein weiteres Pferd dahinter oder davor geführt worden war. Ich schaute näher hin und stellte fest, dass die Eindrücke der Tiere von beschlagenen Hufen herrührten. Die Kanten der Beschläge waren eindeutig in dem saftigen Gras erkennbar. Die Spuren deuteten darauf hin, dass der einzelne Reiter den beiden nebeneinander geführten Pferden voraus war.
Ich teilte Firehand und Bulcher meine Beobachtungen mit. Firehand fragte:
„Wieso denkst du, das einzelne Tier sei voran geritten?“
„Nun, die Spur des einen Tieres wird zum Teil überlagert von weiteren Hufabdrücken. Die anderen Spuren, der nebeneinander geführten Tiere, weisen diese Besonderheit nicht auf. Dass es sich bei den überlagernden Abdrücken nicht um die der Hinterhand des voranreitenden Tieres handelt, wird deutlich, wenn man die Spur ein wenig zurück betrachtet, wo die Fährten der Tiere eine Zeit lang parallel verlaufen. Ich denke also, dass zwei Tiere dem voranreitenden Tier gefolgt sind.“
„Sehr schön, sehr schön. Und welche Schlüsse ziehst du nun aus deinen Beobachtungen?“
„Es handelte sich mit einiger Sicherheit um Weiße. Die Pferde von Indianern sind normaler Weise nicht beschlagen. Ebenso ist sicher, dass es sich, wie ich bereits sagte, um drei Tiere handelte. Das ist daran zu erkennen, dass nur zwölf unterschiedliche Hufabdrücke erkennbar sind, wovon vier weniger rund und etwas kleiner sind, als die anderen. Daher denke ich, dass hier zwei weiße Reiter auf Pferden vorüber gekommen sind, wovon einer einen Esel oder ein Maultier am Zügel oder Seil neben sich herführte. Es könnte auch ein Reiter auf dem Esel gesessen haben, ich denke aber, dass dies nicht der Fall war. Der Handelsposten am Missouri, zu dem diese Reiter höchst wahrscheinlich unterwegs waren, spricht dafür, dass der Esel oder das Maultier als Lasttier mitgeführt wurde, um die in Plattsmouth zu verkaufenden Waren zu tragen.“
„Spricht ganz wie ein Alter, meinst du nicht auch, Firehand?“, ließ Bulcher sich nun hören. „Denke aber auch, dass es so gewesen sein wird.“
„Ja, ich stimme euch zu.“, sagte Firehand, „Bin aber doch überrascht, was du schon alles aus diesen Spuren zu lesen vermagst, Leo. Ich sagte es ja vorhin bereits, ein wenig Grütze im Kopf ist doch zuweilen ganz hilfreich. Kann einmal wichtig werden oder sogar das Leben davon abhängen, sich bei solchen Spuren nicht zu irren. Was denkst du, wie alt diese Spur ist?“
„Ich meine, dass sie nicht älter als eine gute Stunde sein kann.“
„Oho,“ machte nun Bulcher, „verrennst du dich da nicht, Leo? Sicher, dass du das so genau weißt?“
„Ich denke schon. Habe schon zuvor gesagt, dass der Wind, der für das Niederdrücken des Grases in Richtung Westen verantwortlich war, vor nun ungefähr einer drei Viertelstunde nachgelassen hat. Wären die Reiter vorher hier entlanggekommen, wäre die Fährte nicht so deutlich gegen den Strich des Grases zu sehen. Der Wind hätte das gegen den Strich durch die Reiter aufgerichtete Gras wieder niedergedrückt. Dann wäre die Spur für uns erst sichtbar gewesen, wenn wir ihr viel nähergekommen wären.“
Bulcher schaute mich zunächst mit großen Augen an, dann fing er lauthals an zu lachen. Firehand sagte gar nichts und ich wollte schon unsicher werden, ob meine Schlüsse vielleicht einen großen Bock enthielten. Da beruhigte sich Bulcher wieder und sagte:
„Ich kann nicht glauben, dass du erst eine Woche mit uns hier draußen unterwegs bist. All deine Beobachtungen treffen den Nagel auf den Kopf. Ich kann Firehand förmlich ansehen, dass er das alles genauso auch beurteilt hat und nun mächtig stolz auf dich ist. Da hat er dich vor wenigen Tagen noch ein Greenhorn genannt und nun läufst du hier draußen rum, und erklärst einem alten Hasen wie mir, so mir-nichts-dir-nichts eine Fährte, ohne dabei auch nur einen kleinen Fehler zu machen. Bin auch vollends davon überzeugt, dass du mit deinen Schlüssen richtigliegst. Lass‘ dir mal von mir ein wenig auf die Schulter klopfen, Junge.“
Er kam auf mich zu und tat ausgiebig, was er angekündigt hatte, indem er klopfte, was das Zeug hielt. Firehand ergriff mich ebenfalls bei der Schulter, sah mich nur an und nickte. Mehr war nicht nötig.
Wir saßen auf, und ritten den anderen, am Creek entlang, hinterher, um sie noch vor der Furt über den Nebraska einzuholen. Ich empfand großen Stolz über das Lob meiner beiden Gefährten und hielt mich hinter ihnen, um das Gefühl noch ein wenig auszukosten.
Eine Verfolgung der Spur war nicht notwendig gewesen, da die Beobachtungen, die wir gemacht hatten, lediglich bestätigten, dass Weiße nach Plattsmouth gegangen waren, um dort Waren an den Mann zu bringen. Eine Gefahr für uns war deshalb nicht zu besorgen und so konnten wir unseren Ritt ohne Unterbrechung fortsetzen.
Bei der Furt gab es ein größeres Zedernwäldchen, nach welchem der Cedar-Creek, der hier in den Nebraska mündete, wohl benannt worden war. In der Nähe dieses Wäldchens machten wir für heute halt.
Firehand hatte eine Stelle zum Lagern ausgesucht, die besser gar nicht geeignet sein konnte. Wir hatten Wasser aus dem Nebraska und jenen Fluss direkt im Rücken. Nach Süden schloss unser Lagerplatz mit einem kleinen Buschwerk ab. Sodass wir nur eine Wache vor diesem Gebüsch abzustellen brauchten, um uns völlig sicher fühlen zu dürfen. Das Buschwerk musste ein von uns angefachtes Feuer weithin gegen Sicht abschirmen. Wir lagerten nicht an der Furt, sondern ein gutes Stück flussaufwärts derselben. Der Nebraska hatte hier eine größere Tiefe und Strömung. Es hätte wohl, zumal bei Nacht, kein Mensch gewagt, den Fluss hier zu durchschwimmen.
Nachdem wir jetzt neun Tage unterwegs waren, waren heute Firehand und ich an der Reihe, die Gesellschaft mit etwas Essbarem zu versorgen. Während unseres heutigen Rittes hatten wir keinerlei Wild oder Geflügel zu Gesicht bekommen. Hier in dieser Gegend konnten wir aber sicher sein, noch erfolgreich bei der Jagd zu sein. Firehand hatte deshalb und wegen des guten Lagerplatzes heute schon früher zum Lagern geraten. In der näheren Umgebung unseres Lagerplatzes hatten wir, außer ein paar Wasservögeln, keinerlei Tiere bemerkt. Es würde noch gute drei Stunden Tageslicht geben und so stiegen wir wieder in die Sättel, um noch ein wenig weiter westlich nach jagdbaren Tieren zu suchen.
Wir waren ungefähr eine halbe Stunde geritten, als Firehand sein Pferd anhielt und das Fernrohr, das er in einer seiner Satteltaschen mitführte, zur Hand nahm. Er richtete es auf eine Baumgruppe, die in südöstlicher Richtung vor uns lag. Als er einige Sekunden hindurchgesehen hatte, reichte er es mir mit den Worten herüber:
„Habe mir doch gedacht, dass wir hier auf größeres Wild treffen würden. Weiß noch von früher her, dass es hier Hirsche gibt. Handelt sich um White-Tails32. Geben einen saftigen Braten ab, denke ich. Sieh mal in Richtung des Wäldchens dort hinten. Wenn du den Rand absuchst, wirst du einen ausgewachsenen Hirsch beim Äsen sehen.“
Ich nahm das Fernrohr vor das Auge und suchte den Waldrand ab. Und …, ja da sah ich den Hirsch. Ich fragte:
„Wie kommen wir an ihn heran, um sicheren Schuss zu haben?“
„Der Wind geht nach wie vor von Osten. Wir kommen von Norden, er wird uns also nicht winden. Werden sicherheitshalber noch einen Bogen nach Südwest schlagen, dass wir gegen den Wind herankommen. Go on!“
Bei diesen Worten gab er seinem Rappen die Fersen in die Weichen und galoppierte in der angegebenen Richtung davon. Ich tat es ihm gleich und holte schnell auf.
Als wir gut eine halbe Meile westlich des Wäldchens an einem Gesträuch hielten, dass uns davor schützte, selbst gesehen zu werden, sahen wir den Hirsch, wie er sich äsend weiterbewegte. Wir waren jetzt in seinem Rücken. Firehand stieg ab, hobbelte seinen Rappen hinter dem Gesträuch an und mahnte mich, das Gleiche zu tun. Wir nahmen unsere Gewehre zur Hand und Firehand sagte:
„Kriegt uns nicht in die Nase das Tier, wollen aber nun vorsichtig sein. Wir werden noch ein gutes Stück zu Fuß herangehen und sehen, wie weit wir uns wagen können. Möchte, dass du ihn dann aufs Korn nimmst. Will doch sehen, ob du heute auch noch Jagdglück hast.“
Mit jedem Schritt, den wir uns dem Hirsch näherten, merkte ich, dass mein Puls schneller ging. Ich spürte, dass mich das Jagdfieber packte und muss gestehen, dass es mir schwerfiel, Ruhe zu bewahren. Firehand schritt voran und setzte näherkommend, immer vorsichtiger und geräuschloser einen Fuß vor den anderen. Als er hielt, wäre ich ihm fast in den Rücken gelaufen. Er drehte sich um und raunte mir zu:
„Machst ja einen Lärm, wie eine ganze Büffelherde.“ Er schaute mich an. „Hast einen knallroten Kopf! Sollte dich etwa das Jagdfieber gepackt haben? Atme einmal tief durch, Junge und dann folge mir weiter. Von jetzt an aber, werden wir uns langsam weiter heranrobben. Das Gras ist hier nicht so hoch, dass wir den Hirsch nicht sehen würden.“
Ich versuchte, wieder ruhiger zu werden und hielt mich neben Firehand. Als wir wieder eine ganze Strecke zurückgelegt hatten, konnten wir sehen, wie der Hirsch den Kopf hob und windete. Wir blieben jetzt liegen, wo wir waren und beobachteten weiter. Der Hirsch hatte nichts gewittert und fuhr fort, das Gras abzufressen.
„Sollten uns jetzt nicht mehr weiter heranwagen.“, meinte Firehand, „könnten uns sonst alles verderben. Ist ein vorsichtiger Bursche der Hirsch. Die Entfernung scheint mir auch passabel.“
Mein Puls ging immer noch schneller als gewöhnlich, aber seltsamer Weise merkte ich nun, wie ich immer ruhiger wurde, je näher der Moment kam. Ich nahm also meinen Karabiner vor und lud die Waffe durch. Auch Firehand lud seine Waffe und sagte:
„Liegend hast du hier keine gute Sicht. Ich würde ihn kniend anvisieren. Versuche einen Schuss in die Flanke. Leicht rechts oberhalb des Vorderbeines.“
Ich ging also in die kniende Schussposition und war nun sicher, das Tier nicht zu verfehlen. Als ich soeben den Abzug betätigen wollte, passierten zwei Dinge gleichzeitig. Aus den Wipfeln der Bäume des Wäldchens stoben ein paar Vögel auf, der Hirsch hob den Kopf und schnellte fast augenblicklich vorwärts. Ich versuchte, der Bewegung zu folgen und zog den Hahn durch. Der Schuss knallte und der Hirsch sprang weiter.
Jetzt hob Firehand das Gewehr und schoss. Der Hirsch knickte in den Vorderläufen ein und fiel ins Gras. Ich wollte schon aufspringen und hinübereilen, da hielt Firehand mich zurück und raunte mir zu:
„Wieder runter, Junge. Wollen abwarten, was nun passiert. Da drüben im Wäldchen gibt‘s Besucher. Jedenfalls hat irgendetwas die Vögel aufgestöbert und damit den Hirsch erschreckt. Also erst einmal liegen bleiben und beobachten.“
Wir blieben also liegen, wo wir waren und beobachteten das Wäldchen scharf. Aber es tat sich eine gute Viertelstunde nichts weiter. Die Vögel hatten sich auch wieder niedergelassen und man konnte ihr Gezwitscher vernehmen.
Firehand gab mir zu verstehen, dass er zum Wäldchen hinüberschleichen werde, um nachzusehen, ob nicht doch etwas oder jemand darin sei. Er gab mir sein Gewehr und einen seiner Colts. Nur mit dem anderen Revolver und seinem Messer bewaffnet, schlich er sich weiter an das Wäldchen heran. Als er den Waldrand erreicht hatte, konnte ich beobachten, wie er vorsichtig, jede plötzliche Bewegung vermeidend, in den Wald eindrang.
Ich blieb liegen, wo ich war und wartete mindestens eine halbe Stunde. Dann sah ich Firehand wieder auf dem Wege, den er für den Hinweg genutzt hatte, zurückkommen. Er ging aber aufrecht, zwar langsam und Geräusche vermeidend, aber doch, ohne darauf zu achten, ob er gesehen werden könnte. Ich stand also auch auf und er winkte mich herbei. Ich nahm unsere Waffen und ging ihm entgegen.
Er lächelte von einem Ohr zum anderen und sagte:
„Gibt Besuch dort drinnen. Aber keinen menschlichen. Schauen uns diesen noch einmal zusammen an und sehen dann, dass wir uns unseren Hirsch schnappen und zum Lager zurückkehren.“
Ich wunderte mich, was für ein nicht menschlicher Besuch dort im Walde stecken sollte, sah aber davon ab, danach zu fragen, weil ich mir dachte, dass Firehand mir nichts sagen würde, bevor wir nicht wieder dort wären.
Wir drangen also wieder in den Wald ein und näherten uns dessen Mitte. Je näher wir kamen, desto vorsichtiger wurden wir nun doch, bis wir uns endlich, wieder auf dem Boden liegend, vorwärts schlichen. Ich beobachtete Firehand, der voran schlich, genau, wie er es geschickt vermied, kleinere Ästchen oder loses Gestein mit dem Körper zu berühren, um kein Geräusch zu verursachen. Er räumte mir den Weg von diesen Dingen fast vollständig frei, so dass ich keine Mühe hatte, ihm genauso lautlos zu folgen. Jedoch merkte ich, wie sehr diese Körperhaltung mir Brennen in Arm-, Bein- und Rückenmuskeln verursachte --- und wir waren gerade einmal zehn Minuten in dieser Haltung unterwegs.
Dann kamen wir endlich am Ziel an. Firehand winkte mich zu sich heran und machte mir Zeichen, ja leise zu sein. Ich schob mich also vorwärts an das hier dichte Unterholz heran, um zu Firehand aufzuschließen. Dann schob er am unteren Rand ein paar Äste leise auseinander und ich konnte eine allerliebste kleine Lichtung sehen, die fast etwas von einer Höhle hatte, so dicht war sie von Laubwerk umgeben. Und genau in der Mitte derselben, saß --- ein Bär.
Ich zuckte fast zurück, so nah waren wir dem Bären gekommen. Dieser verspeiste gerade gemütlich einige Beeren, die es in dieser „Höhle“ in Massen gab. Er schien sich gerade deshalb hier zu befinden.
Nachdem Firehand mir einige Zeit gegeben hatte, mich an dem Tier sattzusehen, tippte er mich an und gebot mir, ihm voran, wieder zurück zu schleichen.
Wir zogen uns also zurück und ich versuchte, mich genauso zu verhalten, wie Firehand es auf dem Hinweg gemacht hatte. Als wir wieder am Waldrand angekommen waren, sagte er:
„Es ist ein Baribal33, eher ein Pflanzenfresser, wie du gesehen hast. Vorsicht ist aber auch bei ihm geboten. Wenn er aufgeschreckt wird, greift er auch den Menschen an. Ist dann ein nicht zu unterschätzender Gegner. Zwar kein Menschenfresser, wie der Grizzly aber immerhin.“
„Wollen wir ihn nicht auch schießen?“, fragte ich. „Soll doch einen famosen Braten geben, wie ich hörte.“
„Nein, Meister Petz hatte heute einmal Glück. Normaler Weise würde ich mir einen Bärenbraten auch nicht entgehen lassen, aber heute haben wir schon den Hirsch geschossen und dieser gibt mehr Fleisch, als wir zurzeit benötigen. Haben hier auch nicht die Möglichkeit, das Fleisch aus dem Pelz zu bekommen. Müssten also das Tier hier liegen lassen und könnten nur einen kleinen Teil mitnehmen. Wenn wir morgen wiederkämen, um uns zusammen den Rest zu holen, würden sich die Aasfresser der Prairie schon an unserem Bären gütlich getan haben. Auch möchte ich ein Tier nur töten, wenn ich das Fleisch brauche, nicht aber um es hier verrotten zu lassen.“
Dagegen gab es nichts zu sagen und er fuhr fort:
„Ich hole die Pferde, geh du schon einmal zu unserem Hirsch.“
Ich lief also die paar Schritte zu unserer Jagdbeute hinüber und schaute nach, ob ich überhaupt getroffen hatte. Da sah ich nun, dass Firehands Schuss genau dort getroffenen hatte, wohin ich zuvor gezielt hatte. Der meine lag etwa zwei Zoll weiter rechts und hatte eine Verletzung hervorgerufen, die nicht sofort tödlich gewesen war, so dass der Hirsch noch weiter springen konnte.
Jetzt kam Firehand mit den Pferden heran. Er stieg ab und untersuchte den Hirsch auch. Dann sah er auf, und sagte: „Guter Schuss, Leo.“ Ich sagte sofort:
„Jetzt hört aber auf, Mr. Firehand! Mein Schuss hat nicht das vorgegebene Ziel erreicht und Euer Schuss hat den Hirsch erst niedergeworfen.“
„Jetzt mach du mal halblang, Junge.“, gab Firehand darauf zurück. „Wenn ich mich nicht irre, war dies dein erster Schuss mit einem Gewehr auf diese Entfernung und dann auch noch auf ein bewegliches Ziel. Zudem wurdest du durch den plötzlichen Sprung des Hirschs überrascht. So wie ich das sehe, war das unter diesen Bedingungen ein hervorragender Schuss. Der Hirsch wäre ein paar Sprünge weiter auch zusammengebrochen. Wenn du mir nicht glaubst, kannst du ja nachher Bulcher um sein Urteil bitten, wenn wir uns den Braten schmecken lassen. So und jetzt hilf mir, den Bock auf dein Pferd zu heben. Wird dunkel und wir sollten uns auf den Rückweg machen.“
Ich schwieg dazu und wir machten den Hirsch, so gut es ging, auf dem Rücken meines Morgan fest, der sich dies auch gefallen ließ. Dann nahm ich hinter Firehand, auf dessen Rappen, Platz. Den Sattel hatte ich dem Morgan abgenommen, da dieser sonst von dem blutenden Hirsch besudelt worden wäre. Am Knauf haltend, trug ich den Sattel deshalb auf dem Rücken. Dies war zwar unbequem, aber zu Fuß zurück zum Lager zu gehen, wäre noch unbequemer gewesen. Zudem war es tatsächlich in den letzten Minuten schnell dunkler geworden.
Als wir am Lager ankamen, war es schon stockfinster und die Kameraden hatten bereits ein Feuer angefacht. Die ausgestellte Wache hörte uns herankommen und rief uns aus dem Gebüsch an:
„Halt, wer da?“
Wir konnten auf die kurze Entfernung, trotz der Finsternis, den langen Lauf einer Rifle auf uns gerichtet sehen. Firehand hielt den Rappen an.
„Wir sind es, Kirby. Hatten Glück bei der Jagd. Sitzen deshalb zu zweit auf meinem Pferd. Kannst die Gun also einziehen.“
Jetzt trat Kirby, ein langer, sehr hagerer, alter Weggefährte Firehands aus dem Gesträuch und tippte sich an den Hut.
„Konnte Euch bei der Finsternis nicht erkennen, Masters34. Stehe aber ja nicht hier, um Löcher in dieselbe zu starren, sondern, um zu wachen.“
„Schon recht, Alter.“, meinte Firehand. „Hattest uns schön gestellt. Wären wohl nicht an euch gekommen, mit dir auf Wache, Kirby.“
Kirby ließ jetzt, aufgrund des Lobes Old Firehands, grinsend seine schlechten Zähne sehen und winkte uns durch eine Lücke im Gesträuch, wo, einige Schritte entfernt, unsere Kameraden um ein Feuer lagerten.
„Ah, seid ihr endlich auch wieder zurück, Mesch‘schurs?“ rief Korner. Und dann: „Oh, was sehe ich da auf dem Gaul unseres Greenhorns? Einen ausgewachsenen White-Tailed. Na, das gibt einen schönen Braten, … einen guten Braten.“
Nun sprangen doch einige Kameraden auf und wollten sich unsere Beute näher ansehen. Bulcher war einer der ersten, die herankamen. Er packte denn auch gleich mit an, um den Hirsch vom Pferde herunter zu heben.
„Schönes Tier.“, meinte er. „Wie geht die Geschichte zu dieser Beute?“
Er sah mich dabei an, ich zuckte jedoch nur mit den Schultern. Daraufhin sah er zu Firehand herüber, dieser sagte:
„Lass gut sein, Bill. Können später darüber reden. Jetzt lasst uns dem Hirsch erst einmal den Rock ausziehen, damit wir alle zu unserem Stück Fleisch kommen.“
Das ließen sich die Jäger nicht zweimal sagen. Die Messer wurden gezogen und in kurzer Zeit brieten die ersten Stücke Fleisches an dem Spieß über dem Feuer. Als alle sich satt gegessen hatten, fragte Bulcher Firehand erneut, wie die Jagd auf den Hirsch verlaufen war. Firehand erzählte das vorgefallene, ließ aber die Begegnung mit dem Bären aus.
Bulcher sagte dazu:
„Habe mir schon gedacht, dass unser Neuzugang sich wieder auszeichnen würde. Hätte noch gefehlt, dass ein solcher Neuling auch hier gleich beim ersten Schuss auf ein flüchtendes Wildtier ins Herz getroffen hätte. War aber, wie du schon sagtest, Firehand, ein hervorragender Schuss. Bin sicher, dass hier keiner besser geschossen hätte, als du es heute getan hast, Leo.“
Aus allen Richtungen wurde Zustimmung geäußert. Ich war zwar nicht davon überzeugt, dass wirklich keiner der anderen ein solchen Schuss getan hätte, war aber doch zufrieden. Wenigstens hatte Firehand nicht übertrieben, als er von einem hervorragenden Schuss gesprochen hatte.
Jetzt entspann sich eine der lebhaften Lagerfeuer-Unterhaltungen unter Prairiemännern, wie ich sie später noch des Öfteren erlebt habe und wie ich sie immer mochte. Jeder hatte sein eigenes erstes Jagderlebnis zu berichten und so kamen einige interessante, spannende aber auch lustige Erlebnisse zur Sprache. Eben erzählte Clinton, wie er bei seiner ersten Jagd auf Büffel beinahe von einem ausgewachsenen Bullen aufgegabelt worden wäre, da stand Bulcher, der die Geschichte wohl schon des Öfteren gehört hatte, auf und sagte:
„Werde mal draußen, den alten Kirby ablösen. Hat sicher auch noch einiges zu erzählen, der alte Waldläufer.“
Er ging durch die bereits erwähnte Lücke im Gebüsch und bald darauf kam Kirby, um sich zu uns zu setzen.
Er nahm sich auch ein Stück Hirschbraten und hatte kurz darauf tatsächlich einige Jagderlebnisse zu berichten. Firehand stand jetzt auch auf und sagte:
„Das Feuerholz geht zur Neige, werde also ein wenig Nachschub holen.“
Er entfernte sich vom Lager. Ich wollte noch einmal nach meinem Pferd sehen und stand daher auch auf, um mich in der entgegengesetzten Richtung vom Feuer zu entfernen. Wir hatten die Pferde nur angehobbelt, so dass sie sich doch in einigem Umkreis vom Lager bewegen konnten. Zwar sollte die Wache die Tiere im Auge behalten, aber ich fand meinen Morgan nicht sofort. Er hatte sich doch sehr weit in die Richtung des Gebüsches bewegt, bei dem Bulcher auf Wache saß.
Bei der Suche nach meinem Pferd kam ich dem Wachtposten daher sehr nahe, war aber zunächst noch durch das Gebüsch gedeckt. Da hörte ich, dass Bulcher nicht allein war. Er sprach mit jemandem. Ich wollte gerade die paar Schritte zu meinem Pferd weitergehen, wobei ich aus dem Sichtschatten des Gesträuchs getreten wäre, da hörte ich die Stimme Old Firehands, der gerade zu Bulcher sagte:
„Ich sagte dir doch, der Junge ist besonders. Habe noch keinen kennengelernt, der sich so leicht in die Dinge hineingefunden hat, wie er.
Erst reitet er, als hätte er nie etwas anderes getan, dann schießt er mit dem Gewehr, wie ein Alter. Beim Spurenlesen leistet er bereits, ohne größere Anleitung, erstaunliches und nun heute dieser Schuss auf ein Wildtier bei seiner ersten Jagd mit einem Schießeisen.“
„Stimmt schon. Der Junge ist fast fertig, ohne groß in die Lehre gegangen zu sein. Hat bereits jetzt mehr Verstand und Können gezeigt, als die meisten unserer Kameraden. Ist aber doch ein Greenhorn.“
„Egad, wieso dieses Wort? Habe es mir bereits abgewöhnt, ihn mit diesem Wort zu ärgern. Ist ja auch unpassend für einen wie ihn.“
„Sehe das anders, Firehand! Der ist noch so grün, dass ihm gar nicht klar ist, wieviel er bereits jetzt zu leisten im Stande ist. Sollten ihm aber auch nicht zu viele Lorbeeren winden, meine ich, könnte ihm zu Kopf steigen. Habe dies heute zwar selbst bereits getan, denke aber, dass das anders werden muss.“
„Hast zwar recht, was seine Unwissenheit betrifft, ich glaube aber nicht, dass er zur Überheblichkeit neigt.“
„Nun, das kann man nicht wissen. Wir kennen ihn im Grunde auch erst ein paar Tage. Aber ich denke auch, dass du ihn richtig einschätzt. Trotzdem muss er sich erst noch im Ernstfall beweisen. Hatten bisher keine Indianer zu fürchten, was aber jetzt bald anders werden kann. Wollen hoffen, dass sie uns nicht feindlich gesinnt sein werden, aber man kann ja nie wissen. Kommen wir in eine Lage, in der Kaltblütigkeit und Erfahrung den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen, wird sich zeigen, was wirklich in ihm steckt.“
„Auch hier pflichte ich dir bei. Dennoch denke ich, dass wir auch in diesem Punkt auf ihn bauen können. Vorhin, beim Anschleichen an den Hirsch, konnte ich ihm zunächst anmerken, dass er sehr aufgeregt war. Immerhin war es seine erste richtige Jagd. Als er aber anlegen sollte, hatte er sich wieder voll unter Kontrolle. Hielt sein Gewehr so ruhig, als gelte es nur, wieder eine Zielscheibe zu treffen.“
„Sollte mich freuen, wenn du recht behieltest. Ist mir ziemlich ans Herz gewachsen der Junge und daher wäre ich mächtig stolz, wenn er einmal ein tüchtiger Scout und Prairiemann würde, von dem wir sagen könnten, er habe seine ersten Schritte bei uns getan.“
Firehand stimmte wiederum zu und machte nun die Bemerkung, dass er noch Feuerholz sammeln wollte und ich schlich mich deshalb wieder ein paar Schritte rückwärts, um vorgeben zu können, soeben erst hier angekommen zu sein, um nach meinem Pferd zu sehen.
Ich ging dann wieder, absichtlich vernehmbareren Schrittes, um das Gesträuch herum, so dass Bulcher rief: „Halt, wer dort?“
Ich gab zurück:
„Ich bin´s, Mr. Bulcher. Wollte noch zu meinem Pferd, muss sich hier irgendwo herumtreiben.“
Ich sah so eben noch, wie Firehand wieder in der Lücke im Gebüsch verschwand und gab mir den Anschein, ihn nicht bemerkt zu haben.
„Dein Pferd? Muss gleich da vorn rechts stehen, schlich eben noch hier vorüber.“
„Ah, ja da ist er. Muss ihm doch noch eine gute Nacht wünschen.“
„Recht so, Junge. Das Tier hat es verdient, dass du dich kümmerst. Werde meinem Gaul gleich auch noch einen Abendbesuch abstatten.“
Unser Wortwechsel war beendet und so ging ich die paar Schritte hinüber zu meinem Pferd. Nachdem ich dem Tier noch ein paar Worte zugeflüstert hatte, legte es sich hin und ich ging zurück zum Feuer, um meine Decken zu holen. Ich wollte bei dem Morgan schlafen. Als ich zurückkam, legte ich meinen Kopf an seinen Hals, was sich das Tier gern gefallen ließ. In all den Jahren, in denen ich in far-west unterwegs war, hatte ich es danach immer so gehalten.
Vor dem Einschlafen dachte ich noch über das zufällig belauschte Gespräch zwischen Firehand und Bulcher nach. Wie man sich denken kann, hatte ich zwar ein schlechtes Gewissen, weil ich gelauscht hatte, war aber doch an diesem Abend ziemlich zufrieden mit mir. Ich nahm mir vor, die beiden nicht zu enttäuschen, sollte es auf unserem Ritt hart auf hart kommen und wir auf feindliche Indianer stoßen. Diesen Überlegungen nachhängend, schlief ich schließlich ein.
Am Morgen danach brachen wir doch nicht gleich wieder auf, sondern nahmen erst ein ausgiebiges Bad im Fluss. Jener machte ein paar Schritte weiter eine Krümmung, in deren Ausbuchtung die Strömung kaum spürbar war und wo deshalb ein angenehmes und ungefährliches Baden möglich wurde. Nach den Tagen im Sattel, empfand ich es als geradezu paradiesisch, mich einmal ausgiebig reinigen zu können. Den anderen schien es ebenso zu gehen und so brachten wir noch fast den halben Tag hier an der Mündung des Cedar Creeks zu.