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Vorwort

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Am 6. April 1974 lag eine riesige Torte im Kommandoraum des Hauptquartiers der UN Friedenstruppe auf Zypern. Alles, was Rang und Namen hatte, stand um die Riesentorte, ordensgeschmückt. Was war geschehen? Die UNO feierte den zehnten Jahrestag ihrer Präsenz auf der Insel. Die Vereinten Nationen hatten es geschafft: Zehn Jahre lang war Blutvergießen vermieden worden. Wenigstens in größerem Ausmaße. Ein Anlaß zum Feiern!

Der Force Commander der UN, der indische General Prem Chand, schnitt die Torte an. Mit einem Schwert, made in England, Marke Wilkinson.

Alle Herumstehenden, die Wichtigen und die Wichtigmacher, sie alle wußten: Es war eine gute Arbeit der UNO. Und manche spürten: Da war ein kleiner Schönheitsfehler.

Der Schönheitsfehler ging die UNO nichts an. Er fand sich in den Unterrichtsprogrammen der Griechen und Türken. In den Elternhäusern, Kindergärten, Jugendorganisationen, in den Schulen, bei den Streitkräften wurde, trotz UNO, nur eines gelehrt: Haß.

Haß wurde gelehrt, gepredigt, auf beiden Seiten. Bei den Inseltürken und Inselgriechen, seit zehn Jahren.

Die Saat war reif.

Am 15. Juli 1974, knapp elf Wochen nach den UNO-Feierlichkeiten, putschte eine Generation irrsinniger, fanatischer Offiziere gegen Makarios. Erfolgreich und erfolglos zugleich. Makarios floh mit Hilfe der Briten.

Nicos Samson, ein politischer Überzeugungsmörder, übernahm formell die Staatsgewalt. Die Saat war aufgegangen.

Sechs Tage später landeten die Türken in Armeestärke an der Nordküste. Das große Morden begann.

Das große Morden, das Griechen und Türken zehn Jahre lang ihre Kinder gelehrt hatten. Die Kinder von 1964 waren erwachsen und bewaffnet. In logischer Konsequenz begannen sie das zu tun, wozu man sie zehn Jahre lang erzogen hatte.

Wir schreiben heute 1977.

Drei Jahre nach der großen Torte.

Der Verfasser war wieder auf Zypern, erlebte dort Putsch und Krieg. Vieles hat sich geändert, eines nicht: Die Kinder werden immer noch zu Haß und Mord erzogen.

Die kleine Weltbühne auf der winzigen Insel Zypern ist ein weitgehend ignorierter Spiegel der Weltgeschichte: So lange wir unsere Kinder nicht zum Frieden erziehen, wird es Kriege geben.

Was sagt die UNO dazu?

Leo Frank

Zikaden singen nicht

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