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Prolog, quasi

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Musiktitel: T.Rex – 20th Century Boy

Donald Duck hat einmal gesagt:

»Auf dieser Welt gibt es Glückspilze und Unglückswürmer. Und ich bin eben ein Unglückswurm.«

Zugegeben, der gute Donnie genießt in Philosophenkreisen nicht gerade die vollfette Reputation. Verkannt, verkannt, sage ich dazu. Total.

Und nicht nur er gehört zu dieser Gattung Weichtiere, lateinisch Lumbricus infortinum, die bedauerlicherweise bisher nicht im Artenverzeichnis klassifiziert worden ist, sondern auch ich. Und dieses wird hier mit ein paar Geschichten bewiesen.

Also, das ist jetzt hier ein Vorwort, der Prolog quasi. Die Schwanks aus meinem Leben, wie es ein Freund ausdrückte, ereignen sich in einem Zeitraum von ein paar Jahren. Für mich persönlich war diese Zeit ganz entscheidend prägend, Ende der Siebziger beginnend und in den achtziger Jahren wieder endend.

Ich füge einen Zeitspiegel mit eventuell relevanten Ereignissen hinzu. Das soll ein bisschen bei der Orientierung helfen, welche Zeitgenossen damals, jetzt hätte ich beinahe gesagt, kreuchten und fleuchten. Die möglicherweise einen Einfluss gehabt haben.

Diese Jahre waren für mein Empfinden eine ganz besondere, eigene Zeit. Wahrscheinlich sind das alle Jahrzehnte im Rückblick gesehen, aber damals war ich halt jünger und das ist eben anders als älter, körperlich zumindest.

Mein Donald, beziehungsweise Micky Maus, Fix & Foxi, Asterix, Spiderman und Co wurden damals immer noch Schundhefte genannt und von den häuslichen Autoritäten gerne mal heimlich entsorgt, um mich vor zu viel Lebensweisheit zu bewahren. Bei den Ducks ist nämlich genau das der Inhalt. Es sind viel, viel mehr als nur bunte Bildergeschichten. Dort kann man unglaubliche Abenteuer lesen, voll menschlicher Weisheit, wobei ich natürlich von dem Erzähler Carl Barks spreche, der damals einfach nur ‚der gute Zeichner’ hieß.

Wie gerne wäre ich ein Familienmitglied gewesen, wie sehr habe ich mir noch zwei Zwillingsbrüder gewünscht. Dann hätte mich wenigstens noch jemand verstanden und ich wäre nicht so allein. Tja, Donald hätte zu meinem Sehnsüchten wohl nur ein einziges Wort gesagt: »Seufz.«

Ein junger Mann mit langen Haaren bedeutete damals für die Einen das Coolste und für Andere das rote Tuch. Obwohl sogar die ganze Nationalmannschaft, die der Fußballer meine ich, langhaarig rumliefen und nicht nur der Netzer. Die Musik dieser Zeit, auch wenn sie teilweise bereits Oldies geworden waren wie die Stones, The Doors, Jimi Hendrix, The Who, Genesis, Jethro Tull, Led Zeppelin, Yes, Gentle Giant und so weiter, ja sogar die Beatles wurden als ‚Negermusik’ bezeichnet. Mein Vater jedenfalls tat es.

Zum Vorwort gehört in meinem Fall noch eine Leseanweisung. Als Vorschrift ist’s jetzt aber nicht gemeint, ich schreibe niemandem etwas vor. Sagen wir Hinweis. Bei Anweisung, da würde ich sofort allergisch reagieren, es soll eine Anregung sein. Um vielleicht ein bisschen vom innewohnenden Feeling zu erhaschen, habe ich einen dazu passenden Musiktitel rausgesucht. Der zwar ungefähr zeitbezogen ist, aber nicht immer absolut exakt aus diesem Jahr stammt. Schließlich habe ich viele Lieder oft selbst erst nach einer Weile entdeckt, als Spätentwickler sozusagen.

Diese ausgesuchten Melodien beziehen sich auf die Gemütslage des Inhalts. Musik kann tiefste Empfindungen freisetzen, von happy bis traurig und darüber hinaus. Jedenfalls bei mir. Sogar bis hin zu Glücksgefühlen, die gefüllt sind mit verzweifelter, hoffnungsloser Einsamkeit. Klingt leicht schizophren, ich weiß.

Natürlich nicht immer, hängt von der Stimmung und dem Lied ab, beziehungsweise ist es eine Wechselwirkung. Yes singt im gleichnamigen Album: Inside out – Outside in – Perpetual Change.

Was ich damit sagen will: Ein sehr gutes Lied bewegt, berührt, erreicht einen zutiefst innen, die Seele vielleicht. Mir jedenfalls ist Musik immer extrem wichtig gewesen. Meine Freunde und ich haben uns über unseren Musikgeschmack definiert und genau genommen ist dieser Text gar kein Roman, sondern ein Soundtrack mit Begleittext.

Meine Affinität zu Pop- und Rockmusik begann etwa mit elf, zwölf Jahren und den Platten von meiner Schwester, sowie ihren Tonbändern, die sie vom Radio aufgenommen hatte. Eines Tages fielen mir diese in die Hände. Das sollte wohl Schicksal, Fügung sein, oder etwas in der Art. Die Mutter hörte zuhause meistens im Radio Kanal eins, der brachte Schlager, deutsche Schlager, also Folter pur und der Vadder, tja. Der arbeitete. Eigentlich rund um die Uhr. Wahrscheinlich hat er Musik am ehesten als eine Art unerwünschter Lärm empfunden.

Mich dagegen faszinieren alle möglichen Melodien endlos. Ich staune immer wieder, wie sehr mich neue und auch alte Lieder emotional aufwühlen können. Übrigens gibt es innerhalb einer Oktave 123 Quintillarden möglicher Notenkombinationen, ziemlich viele also. Es ist eine Zahl mit dreiunddreißig Nullen.

Die ausgesuchten Songs haben mich sehr angesprochen. In der hier beschriebenen Zeit kam zum Etablierten die sogenannte New Wave Musik dazu. Ebenfalls Lieder mit deutschen Texten, die man aber plötzlich sogar anhören konnte. Sie wurden als neue deutsche Welle bezeichnet und diese beiden brachen über mich herein wie ein Tsunami.

Aktuelle Musik spiegelt ja auch immer den Zeitgeist wieder, ist sozusagen zu den jeweiligen Begebenheiten kompatibel, aber jetzt wird’s philosophisch, also einfach mal ganz kurz – wer mag, kann ja mal reinhören.

Was ich vielleicht noch erwähnen sollte, die große Mehrzahl des Erzählten ist nicht aus den Fingern gesaugt, sondern wirklich geschehen. Ich korrigiere jetzt, ungefähr so abgelaufen. Ungefähr deshalb, weil ich festgestellt habe, dass Menschen, die mit dabei gewesen sind, sogar daran beteiligt, sich an die gleiche Geschichte ganz anders erinnern. Subjektives Erleben und so, in der Fachsprache Konstruktivismus genannt.

Nichtsdestotrotz gilt: Sollten Namen und Ereignisse mit realen Personen und Ereignissen übereinstimmen, wäre das rein zufällig.

Strauchdiebe

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