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KAPITEL 3: Kinder an Bord
ОглавлениеInzwischen suchte der Computer der Leton unablässig nach dem Ebenbild der terranischen Kaiserin. Captain Zwar war gerade auf der Brücke erschienen und beobachtete, wie ein Bild nach dem anderen abgesucht wurde. Plötzlich blieb der Computer stehen. Er hatte Ricarda gefunden.
Leutnant Gerlach holte sich sofort die Daten, die der Computer ausspuckte. Nun konnte der Mann am Monitor ablesen:
„Ricarda Stoiber. 10 Jahre alt. Wohnt in Nürnberg Langwasser.“
Schon hatte der Nachrichtenoffizier das Kind am Spielplatz ausgemacht. Nun sahen er und der Captain das Kind mit Valentin spielen. Auf der Bank saß der Vater des Jungen.
„Wir müssen sehr behutsam vorgehen.“ meldete sich der erste Offizier Eloyd. „Wir können das Kind nicht einfach nach oben transmittieren. Da sind lange Verhandlungen nötig. Und die erfordern viel Zeit, Captain.“
„Wenn wir noch weiter herumstehen, verlieren wir noch mehr Zeit.“ entgegnete Zwar. „Wir haben den Auftrag erhalten, und wir werden ihn auch durchführen. Kommen Sie mit.“
Unten im Transmitterraum sagte der Captain zum Chefingenieur:
„Übernehmen Sie inzwischen das Kommando. Wir sind bald wieder zurück.“
„Auf Terra herrschen fast dieselben Bedingungen in der Atmosphäre wie bei uns.“ erklärte Gall. „Sie brauchen also keinen Raumanzug.“
„Umso besser.“ sagte Zwar. „Also verlieren wir keine Zeit. Was ist mit den Kristallen?“
„Ich kann mit Hilfe des Traktorstrahls Energie einsammeln. Die terranische Bevölkerung wird davon nichts merken. In wenigen Stunden können wir abreisen.“
„Na dann runter mit uns.“ sagte Zwar.
„Aber Captain.“ meldete sich Eloyd. „Wir können nicht so einfach auftauchen. Das Transmittieren würde sie nur erschrecken. Von unserem Erscheinungsbild ganz zu schweigen.“
„Es muss aber sein.“ erkannte der Captain. „Nur so können wir beweisen, dass wir von einem anderen Planeten stammen.“
„Also gut.“ entgegnete Eloyd. „Gehen wir.“
Schon betraten beide die Kabine. Gall gab Energie und schon verschwand der Captain mit seinem ersten Offizier. Am Spielplatz unten tauchten sie wieder auf.
Wie erwartet, bekamen die Kinder einen Riesenschreck. Sofort stellte sich Valentin schützend vor seine Freundin. Auch sein Vater hatte die Fremden bemerkt und gesellte sich zu den Kindern.
„Wir kommen in Frieden.“ sagte Zwar zu ihnen.
Herr Gerber wirkte etwa ungläubig, denn er sah den Fremden an, dass sie Aliens waren.
„Sie sprechen unsere Sprache?“ fragte er nach einer Pause.
„Viele Ihres Volkes leben bei uns.“ erklärte der Captain. „Ich bin Captain Zwar vom Raumschiff Leton. Das ist mein erster Offizier Leutnantcommander Eloyd. Wir stammen vom Planeten Nixor.“
„Wow, echte Aliens.“ staunte Ricarda. „Das ist ja wie Weihnachten und Ostern an einem Tag.“
„Mann, das kannst du laut sagen.“ bestätigte Valentin.
„Darf man fragen, warum Sie hier sind?“ wollte der Vater wissen.
„Eine dringende Mission zwingt uns zu einer Maßnahme, die jenseits unserer Gesetze steht. Sind Sie der Vater dieser Kinder?“
„Der Junge ist mein Sohn Valentin.“ erklärt Herr Gerber. „Ich bin Bertram Gerber und das Mädchen heißt Ricarda. Sie ist eine Freundin meines Sohnes.“
„Um das Mädchen geht es übrigens.“ begann Zwar und schilderte in allen Einzelheiten seine Mission.
„Also, wenn ich das richtig verstanden habe, soll Ricarda den Krieg durch ihre bloße Anwesenheit beenden.“ fasste Herr Gerber zusammen. „Und das nur, weil sie der terranischen Kaiserin ähnlich sieht.“
„Genau das.“ bestätigte Zwar.
„Aber wer garantiert, dass diese Mission nicht gefährlich ist?“ fragte der Vater.
„Es kann nichts schiefgehen.“ erklärte der Captain. „Es geht nur nicht so rasch, da wir eine Woche Ihrer Zeitrechnung brauchen, um nach Hause zu kommen bei Höchstgeschwindigkeit.“
„Es liegt nicht in meiner Verantwortung, was Ricarda angeht.“ sagte Herr Gerber. „Dazu müssen wir erst mit ihrer Mutter reden, aber die wird nicht einverstanden sein.“
„Ach, der bin ich doch egal.“ sagte Ricarda. „Ich wette, dass es mir im Raumschiff besser geht.“
„Mit anderen Worten, du willst mitreisen?“ fragte Valentin. „Wenn du mitreist, dann komme ich auch mit. Ich lass dich nicht allein.“
„Lieb von dir.“ sagte das Mädchen. „Wann reisen wir?“
„Sobald unsere Kristalle aufgeladen sind.“ erklärte der Captain. „Das kann einige Stunden dauern.“
„Einen Moment, Kinder.“ mischte sich Herr Gerber ein. „So einfach ist das nicht.“ An seinen Sohn gewandt fuhr er fort:
„Wir müssen ja noch Mama fragen. Schließlich hat sie ein Wörtchen mitzureden. Und dann müsst ihr für die Zeit eurer Reise von der Schule befreit werden. Das ist nicht so einfach.“
„Aber jetzt sind doch die großen Ferien, Papa.“ erinnerte ihn sein Sohn. „Und wir sind nur zwei Wochen weg. Überleg das doch, Papa. Das wird ein Riesen-Abenteuer.“ „Trotzdem muss mit Mama alles besprochen werden.“ entschied Herr Gerber. „Am besten, wir gehen gleich hin.“
Keine 10 Minuten später war Frau Gerber über alles informiert. Doch zunächst sträubte sie sich.
„Das kommt überhaupt nicht in Frage, dass unser Sohn da mitfliegt.“ sagte sie entschieden.
„Aber Mama.“ widersprach ihr Sohn. „Ich kann doch Ricarda nicht allein lassen. Sie hat doch eine wichtige Aufgabe auf dem anderen Planeten. Außerdem denk doch, das ist unser Abenteuer.“
„Trotzdem bin ich dagegen.“ wehrte seine Mutter ab.
„Ich will aber bei Ricarda sein.“ verwahrte sich der Junge. „Außerdem, wer kann schon so ein Abenteuer erleben?“
„Hinter Abenteuer stecken Gefahren.“ belehrte seine Mutter ihn.
„Das stimmt in diesem Fall nicht.“ widersprach Zwar. „Es existieren nur alte Aufnahmen von der echten Kaiserin. Wir können weit vor unserem Planeten eine Bildsendung schicken. Da merkt jeder, dass es live ist. Das müsste genügen. Und zum Schluss wird sie in unserem Regierungspalast noch einmal auftreten. Das wird genügen, um die Völker umzustimmen.“
„Und was soll sie dann tun?“ fragte Valentin.
„Die Bürger auffordern, dass sie sich lieb haben.“ erklärte Zwar. „Wir können ihr unterwegs alles zeigen, was sie wissen muss. Was wir aber dringend benötigen, ist Ihr Einverständnis, dass der Junge auch mitkommt, denn er will sie nicht allein lassen. Außerdem will er unbedingt mitfliegen.“
„Bitte Mama.“ bettelte Valentin. „Papa will das ja auch. Und was meinst du, was wir in der Schule erzählen werden. Das wird toll.“
Offenbar war der Junge nun vom Abenteuerfieber gepackt worden.
„Ich weiß, dass das für Sie etwas verworren vorkommen muss, aber uns läuft die Zeit davon.“ bemerkte Zwar. „Wir brauchen das Kind nur für einen kurzen Moment, der für
Sie allerdings 2 Wochen dauert.“
„Moment mal.“ warf Herr Gerber ein. „Wir waren so mit Valentin beschäftigt, dass wir Ricarda gar nicht gefragt haben.“
„Ich will mitkommen.“ erwiderte die Kleine. „Sicher geht´s mir im All besser als daheim.“
Einige Sekunden herrschte Schweigen, dann sagte Herr Gerber:
„Ich bin dafür, dass die Kinder mitfliegen, wenn es dem Frieden hilft. Außerdem sind sie ja zusammen.“
Das hatte auch seine Frau überzeugt, so dass sie ihr Einverständnis gab. Die Kinder jubelten.
„Das wird ein Abenteuer!“ schrie Valentin.
„Mit dir schon.“ gab Ricarda zurück.
„Im Namen unserer Regierung spreche ich Ihnen meinen Dank aus, dass Sie uns die Kinder zur Verfügung stellen.“ sagte Zwar.
„Es wird auch ein schönes Abenteuer für die Kleinen.“ ergänzte Eloyd, der bis dahin geschwiegen hatte.
Schon war Frau Gerber verschwunden. Doch dann tauchte sie mit einem Fotoapparat auf.
„Hier kannst du Bilder von eurer Reise machen. Die Akkus sind voll. Hier hast du noch das kleine Ladegerät, falls sie ausgehen. Du kannst über 200.000 Bilder machen.
Also mach viele Fotos.“
„Mach ich, Mama.“ An den Captain gewandt, fragte er:
„Kann man bei euch im Schiff das einstecken?“
„Im Maschinenraum haben wir so etwas.“ erklärte Zwar. „Dort kannst du die Akkus aufladen.“
„Jetzt müssen wir noch den Koffer packen.“ erinnerte Valentin.
„Ich brauch doch auch Klamotten zum Wechseln.“ rief Ricarda.
„Für dich haben wir genug Kleider an Bord.“ erklärte Zwar. „Das ist bei uns schon vorgesehen. Außerdem ist auch das Kleid dabei, das du tragen sollst, wenn es soweit ist.“
„Aha.“ meinte Herr Gerber. „Also wurde für sie schon vorgesorgt.“
„Das war ja auch unumgänglich.“ sagte der Captain. „Schließlich müssen die Sachen auch passen. Deswegen wurde es schon erledigt.“
Schnell war Valentin´s Koffer mit den nötigsten Sachen gepackt und die Kinder reisebereit. Nun hieß es Abschied nehmen.
„Tschüss, Mama, Tschüss Papa.“ Valentin schmiegte sich an seine Eltern. Ricarda hätte es ihm am liebsten gleichgetan, doch sie zögerte.
„Mach´s gut, Ricarda.“ wünschte Herr Gerber. „Und viel Glück da drüben.“
„Danke,“ gab sie zurück. „Wird schon schiefgehen.“
„Tschüss, Ricarda.“ sagte Frau Gerber. „Alles Gute.“
„Seid ihr bereit, Kinder, für das Abenteuer eures Lebens?“ fragte der Captain. „Ja!“ strahlte Valentin. Ricarda nickte nur stumm. Offensichtlich freute sie sich auch auf die große Reise.
Der Captain drückte ein Knöpfchen am Gerät, das er am Handgelenk trug und befahl:
„Vier Personen zum transmittieren.“
Schon waren sie verschwunden, nur Valentins Eltern blieben zurück.
„Ob wir richtig gehandelt haben?“ fragte Frau Gerber.
„Bestimmt.“ erwiderte ihr Mann. „Es wird das Abenteuer ihres Lebens.“
Oben im Transmitterraum gaben sich die Kinder staunend dem Anblick hin. In der Kabine war Platz für sechs Personen. Das Pult, mit dem die Transmittierung möglich war, war übersät mit Kontakten. Valentin zückte seinen Fotoapparat und machte von dem Raum einige Bilder. Captain Zwar berührten einen Kontakt und sagte:
„Captain an Brücke. Wir haben das Abbild der terranischen Kaiserin an Bord. So schnell wie möglich zurück zu Nixor.“
In diesem Moment betrat Gall den Maschinenraum und meldete:
„Captain, wir haben wieder volle Energie.“
„Dann nichts wie heimwärts.“ befahl der Captain und berührte einen weiteren Kontakt. Ein Weltraumbild mit der Erde ließ sich an der Wand sehen. Schon wurde der Planet kleiner.
„Wir verlassen den Orbit.“ erklärte Zwar. „Nachdem wir das Sonnensystem verlassen haben, können wir auf Höchstgeschwindigkeit gehen.“
Schon konnten die Kinder beobachten, wie zuerst die Massenasteroiden und dann die
Riesenplaneten Jupiter und Saturn am Bildschirm vorbeirauschten. Jetzt fehlten noch Uranus, Neptun und Pluto. Doch die befanden sich auf der anderen Seite der Umlaufbahn.
„Jetzt könnt ihr doch Gas geben.“ meinte Valentin. „Damit wir keine Zeit verlieren.
Wer weiß, was uns da draußen erwartet.“
„Ich denke gerade an unser verschwundenes Schwesternschiff Vork unter Commander Lerko.“ gestand Zwar. „Vielleicht hast du recht und wir stoßen auf sie.“