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Das erste Date

Die Betrübtheit verflog recht schnell, denn morgen sollte ich sie ja endlich persönlich treffen. Ich machte mir in der Nacht und am Freitag viele Gedanken, welcher Mensch hinter einem so selbstbewussten, frechen Humor steckte. Wenn die persönlichen Gespräche ähnlich verliefen, würde es wohl nicht sehr kommunikativ, da sie ja immer nur kurz und knapp geantwortet hatte.

Aber ich sollte mich täuschen.

***

Es tickte den ganzen Freitag eine innere Uhr in mir, ich war aufgeregt und voller Vorfreude. Ich überlegte, was ich anziehen sollte. Nicht zu vornehm, nicht zu sehr auf Freizeit abgestimmt. Ich wählte einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd, keine Krawatte und kein Einstecktuch. Dass es in meinem Leben noch mal vorkommen sollte, dass ich dermaßen aufgeregt vor einem Date war, hätte ich nie für möglich gehalten.

Sollte es ihr vielleicht sogar ähnlich gehen?

***

Einige Minuten früher machte ich mich auf den Weg, denn ich wollte bereits einen Platz aussuchen und dort auf sie warten. Ich wählte einen Tisch im vorderen Bereich, so musste sie nicht erst das ganze Restaurant durchqueren, um mich zu finden. Maria, die Kellnerin und gute Seele, erkannte meine Aufgeregtheit und lachte.

»So kenn ich dich ja gar nicht, das muss aber heute etwas ganz Besonderes sein!«

»Das hoffe ich doch.« Ich erwiderte ihr Lächeln.

Ich saß an einem Tisch, von dem ich den Eingangsbereich seitlich überblicken konnte.

Und dann war es so weit. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Das musste sie sein. Eine wunderschöne Frau mit hochgesteckten Haaren öffnete die Tür, zuerst bemerkte ich ihren traumhaft roten Lippenstift. Ich erhob mich und winkte ihr zu.

Was dann geschah, kannte man vielleicht aus dem Fernsehen oder Kinofilmen. Sie registrierte mich, blieb kurz stehen und griff in ihr Haar. Sie zog zwei Haarklammern heraus, ihr langes Haar öffnete sich. Sie bewegte den Kopf leicht und sah mir direkt in die Augen.

»Du kennst mich ja nur mit hochgesteckten Haaren, daher wollte ich auf Nummer sicher gehen. Stell dir vor, du hättest mich mit offenem Haar nicht erkannt«, waren ihre ersten Worte an mich.

Meine Atmung wurde schwerer. Sie nahm mich in den Arm und wir begrüßten uns mit Küsschen links und rechts.

»Noch schüchtern?«, fragte sie mich.

»Niemals«, antwortete ich.

Ich schaute sie an und registrierte ihr Outfit. Ein dunkelblauer Hosenanzug, dessen Hose nicht bis ganz unten auf die Schuhe reichte – ich glaube, es heißt 7/8-Hose –, eine rosa schimmernde Bluse, schwarze Strümpfe und High Heels.

»Beeindruckt?«, wollte sie lachend wissen.

»Und wie!«, konterte ich mit fester Stimme.

Wir setzten uns gegenüber an den Tisch, Maria kam sofort, um die erste Bestellung aufzunehmen.

»Was darf ich euch bringen«, fragte sie.

Mein Gegenüber grinste mich an. »Einen Tee mit frischen Minzblättern für die Dame und für mich einen Kaffee.«

»Ich bin beeindruckt, Kompliment!«, sagte sie lächelnd zu mir. Ich dachte natürlich sofort an den Beginn unserer Kommunikation und »Tee!« hatte sich bei mir eingebrannt.

»Und jetzt möchtest du meinen Vornamen erfahren? Dann rate mal!«

Sie schaute mir direkt in die Augen.

»Magst du die Sterne?«, fragte sie mich.

»Sehr sogar, sie zu betrachten, ist sehr romantisch.«

Dabei schaute ich in ihre Augen und konnte den Blick nicht lösen. Sie hatte faszinierende grüne Augen, die mich in den Bann zogen. Warum fragte sie mich direkt nach den Sternen in Verbindung mit ihrem Vornamen? Ich hatte nicht viel Zeit, zu überlegen, daher beschloss ich, auf meinen Bauch zu hören und wählte die italienische Übersetzung aus.

»Stella ist ein wunderschöner Vorname«, sprach ich sie direkt an. Sie lachte.

»Noch ein Kompliment, schnell geschaltet.«

Sie fragte nach meinem Vornamen.

»Fynn«, antwortete ich und er gefiel ihr, das merkte man ihr an.

***

Maria kam und stellte den Tee und den Kaffee ab.

»Ich habe mir gedacht, ich lade euch auf ein Glas Prosecco ein«, ergänzte sie und stellte die Gläser in die Mitte des Tisches nebeneinander.

»Du scheinst hier öfter zu sein«, stellte Stella fest.

»Ja, das stimmt wohl. Ich fühle mich hier wie zu Hause.«

Wir kamen ins Plaudern.

»Wenn du damals mein Gesicht hättest sehen können, als ich das Bikinioberteil abnahm, aber nichts zeigte, weil ich meine Hände davorhielt.«

»Lass mich raten, es war ein freches Grinsen?«

»So kann man es vornehm ausdrücken.« Sie lachte los.

»Als ich dann einige Tage später das erste Schild in deinem Fenster entdeckte, war mir klar, dass du mich damit ansprichst. Meinen Humor mag ja nicht jeder, aber ich wollte dich langsam aus der Reserve locken und hatte an diesem Tag noch gar nicht an ein persönliches Treffen gedacht.«

»Und wie kam es zu dem Sinneswandel?«

»Durch deinen Humor, das gesamte Erscheinungsbild. Ich kann ja von meinem Balkon nicht viel sehen, aber die frischen Blumen in den Vasen, die Kerzen auf der Fensterbank, deine Handschrift und dein Humor haben mich dann doch sehr neugierig gemacht. Und ich bin sehr froh, meine Neugierde wird gerade belohnt.«

Ich reichte ihr ein Glas Prosecco und wir stießen gemeinsam an. Als ich ihr das Glas reichte, berührten sich unsere Hände und wir blickten uns direkt an.

»Auf einen tollen Abend mit hoffentlich vielen Überraschungen«, waren ihre Worte.

»Dem schließe ich mich doch sehr gerne an.«

»Gefällt dir mein Outfit? Ich wollte dich nicht sofort überfordern und einen Rock anziehen. Dann wärst du mir zu abgelenkt.«

Wie recht sie doch hatte.

Sie fragt mich etwas und lieferte die Antwort gleich mit. Faszinierend, dachte ich.

***

Maria brachte uns die Speisekarte und wir wählten aus.

»Wollt ihr die Dessertkarte auch jetzt schon haben?«, fragte Maria und schaute Stella an.

»Das Dessert nehmen wir woanders ein«, antwortete sie und wechselte den Blick von Maria direkt zu mir.

Sie grinste.

»Du hast ja viel vor«, bemerkte ich lachend.

»Dies ist ja erst der Beginn der vielen Überraschungen, die du heute noch erwarten darfst.«

Sie schaute mich ernst an.

Als sie meine Verunsicherung wahrnahm, lachte sie mich an.

»Magst du es nicht, wenn die Frau die Initiative ergreift?«

»Doch, sehr sogar. Daher werde ich nichts kommentieren und eine Überraschung nach der anderen erleben.«

Sie lachte. Wir bestellten eine Flasche Barolo Dagromis von Angelo Gaja aus dem Piemont und Mineralwasser, Maria brachte den Wein in einem Dekanter.

»Ich habe das vorsichtshalber mal so vorbereitet.«

Sie wusste, welchen Winzer ich bevorzugte und für besondere Anlässe auswählte.

»Vielen lieben Dank«, sagte ich zu ihr.

»Du bist einfach perfekt.«

Sie lächelte stolz und goss den Rotwein in die Gläser.

***

Stella fragte, was ich beruflich machte, denn ich hätte ja keine geregelten Arbeitszeiten und wäre fast nur zu Hause. Ich erzählte ihr, dass ich als Berater freiberuflich für einige Mandanten tätig war, einige Auftraggeber auch in Medienfragen betreute und ansonsten mein Hobby als Fotograf ausübte. Das machte sie doch sehr neugierig und ich versprach ihr, zu einem späteren Zeitpunkt gerne mehr darüber zu erzählen.

Bevor die Frage nach dem Alter kam, preschte ich vor.

»Und vor einigen Wochen bin ich zweiundvierzig Jahre jung geworden.«

»Das passt ja hervorragend – und mehr erfährst du auch nicht von mir.«

Sie grinste. Ich nahm es so hin, schätzte ihr Alter auf vierunddreißig oder fünfunddreißig Jahre.

»Außerdem ist eine jüngere Frau gut für dich, die hält dich auf Trab.«

Das genau liebte ich an ihr. Ihre Frechheiten, die aber sehr liebevoll gemeint waren. Sie erzählte mir von ihrer beruflichen Tätigkeit. Sie arbeitete als leitende Angestellte bei einem großen Energieversorger, der seinen Hauptsitz in unserer Stadt hatte. Ab und zu musste sie im Rahmen ihres Jobs Dienstreisen innerhalb Europas antreten. Das erklärte mir sofort ihre Abwesenheiten und die manchmal späte Antwort bei unserem Austausch. Sie war ehrgeizig, das merkte ich ihr an.

***

Maria brachte unsere Hauptgerichte und goss den Rotwein nach. Stella und ich redeten viel und hatten Spaß. Nachdem wir gegessen hatten, hielt ich mich bewusst zurück. Stella platzierte ihre Hand unter das Kinn und blickte mich mit ihren wunderschönen grünen Augen an.

»Lust auf einen Spaziergang?«, fragte sie mich und ich bejahte sofort. Stella verschwand noch in den Waschraum und kam mit knallroten Lippen zurück.

»Hast du schon bezahlt?«

»Ja, alles erledigt.«

Wir standen auf und gingen hinaus aus dem Gin & Jagger. Es war ein wunder-voller Freitagabend. Die Sonne war verschwunden, aber es war warm.

Als wir das Restaurant verließen, griff Stella nach meiner Hand. So gingen wir Händchen haltend den Weg, den Stella vorgab.

»Du fragst ja gar nicht nach dem Dessert«, neckte sie mich.

»Das gefällt mir«, ergänzte sie.

»Wohin gehen wir?«, wollte ich wissen.

»Dahin, wo es das beste Dessert der Welt gibt«, antwortete sie selbstbewusst.

Wir gingen durch einen Park, in dem alle Bänke besetzt waren. Das milde Wetter treibt den Menschen nach draußen, dachte ich. Immer wieder bewegte sie zwischendurch ihre Finger und strich sanft über meine Handinnenfläche.

Ich genoss es.

Stella - Hart und Zart | Erotischer Roman

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