Читать книгу Schöne Pferde durch Training - Lisa Kittler - Страница 13
Haltungsbedingungen und Fütterung
ОглавлениеDas Pferd ist ein Herdentier, das ursprünglich, allen Witterungsverhältnissen ausgesetzt, in langsamen Bewegungen den ganzen Tag grasend über weite Flächen hinwegzog. Dabei suchte es fast dauerhaft nährstoffarme Gräser zum Fressen und machte zwischendurch Pausen, um zu ruhen, Fellpflege zu betreiben oder zu spielen. Körper und Psyche des Pferdes haben sich diesen Gegebenheiten über Jahrmillionen angepasst. Diese wissenschaftlich gut erforschten und allgemein doch recht bekannten Tatsachen scheinen viele Pferdebesitzer und Stallbetreiber vergessen oder verdrängt zu haben.
Glücklicherweise hat sich in den letzten Jahren vieles zum Positiven verändert, aber immer noch stehen einige Pferde stunden- oder gar tagelang allein in engen, vielleicht sogar fensterlosen Boxen und bekommen nur zweimal am Tag kleine Heuportionen, dafür aber große Mengen Kraftfutter. Nur für das Training oder aber den kurzen stundenweisen Auslauf auf einem klein parzellierten Paddock können sie ihre Box verlassen.
Die einzelnen Auswirkungen auf Körper und Geist können in vielen Fachbüchern, Zeitschriften oder Internetbeiträgen nachgelesen werden. Allen Publikationen gemein ist die Erkenntnis, dass eine Haltung entgegen den natürlichen Bedürfnissen nachweisbar psychische und physische Schäden hervorruft. Das oben beschriebene Negativbeispiel muss nachhaltig verändert werden!
Da unsere Flächen zur Haltung der Pferde zumeist beschränkt sind, sollten wir schauen, dass die Gruppen harmonisch sind. Nicht jedes Pferd versteht sich mit dem anderen gut. Auf begrenzten Flächen kann es zu körperlichen Angriffen oder dauerhaftem psychischen „Mobbing“ kommen. Ich befürworte deswegen die Haltung in altersgemischten Kleingruppen, die harmonisch zusammengestellt werden. Die Pferde werden ganzjährig draußen auf genügend großen Flächen gehalten. Schutz vor Witterungseinflüssen sowie Rückzugsorte zum Schlafen bieten dabei Bäume und großzügige Unterstände. Bei empfindlichen Rassen oder älteren Pferden kann es zusätzlich nötig sein, bei ungünstiger Witterung Regendecken aufzulegen. Tägliches Ab- und Ausmisten sowie das Beseitigen von Dauermatschstellen auf dem Paddock sorgen für die notwendige Hygiene und entziehen Krankheitserregern und Würmern den Nährboden.
Pferde sind Herdentiere und brauchen immer Sozialkontakte, um gemeinsam zu dösen, zu fressen, zu spielen und Fellpflege zu betreiben. (Foto: Lisa Kittler)
Um die Pferde ähnlich wie in ihrer ursprünglichen Umgebung zum Bewegen sowie zur Suche nach Nahrung zu animieren, sollten die Paddocks Bewegungsanreize zwischen Futter-, Wasser- und Ruhestellen bieten, wie es zum Beispiel die Konzepte des „Paddocktrails“ oder „Paddock Paradise“ vorsehen. Eine Fütterung aus Heunetzen in natürlicher Fressposition sowie der regulierte Zugang zum Gras und die Reduzierung von Kraft- oder Zusatzfuttergaben helfen, die in letzter Zeit vielfach zu beobachtenden „Wohlstandskrankheiten“ der Pferde zu vermeiden. Denn leider entsprechen die hiesigen Hochleistungsgräser und damit verbundenen Heusorten nicht dem Futterangebot, das die meisten Rassen gewohnt sind.