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Kapitel 2

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Nach einem anstrengenden Vormittag auf dem Revier war ich froh, als ich Pause hatte. Nach einem leckeren Mittagsessen fuhr ich mit Papa zu dem Haus der Engmann´s.

Nachdem ich dreimal geklingelt hatte und niemand öffnete, stiegen wir wieder ins Auto und fuhren zurück zum Revier.

Als Feierabend war, fuhr ich heim, streifte mir die Sandalen ab und ließ mich in meinen Hängesessel fallen. Nachdem ich ein paar Schlucke Rotwein getrunken hatte, fielen mir schon fast die Augen zu.

Ich stand auf und räumte die Weinflasche zurück ins Regal, stellte das Glas auf den Küchenthresen und schloss die Balkontür zu. Übermüdet schlüpfte ich in ein rotes Nachthemd, ließ mich ins Bett fallen und knipste die Nachttischlampe aus.

Noch ehe sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, war ich auch schon eingeschlafen.

Nachdem der Bäcker am nächsten Morgen mir zwei Laugenbrötchen eingepackt hatte, ich daraufhin bezahlte und er mir einen schönen Tag wünschte, ging ich weiter zum Supermarkt, um mir ein paar neue Kosmetikartikel, Obst und Putzmittel zu kaufen.

Als ich endlich einen Parkplatz gefunden habe, drängelte ich mich durch den Eingang. Nicht gerade die beste Zeit, um Einkäufe zu machen, dachte ich mir.

Als ich alles gefunden hatte, was ich suchte, marschierte ich gleich zur Kasse. Ich bemerkte den Einkaufswagen nicht, der um die Ecke kam und schon stieß ich gegen das Gitter.

„Oh Gott, verzeihen Sie! Sie haben sich verletzt, nicht wahr?“, entschuldigte sich ein junger Mann mit attraktiven Augen und kurzem schwarzen Haar, der mich mitfühlend ansah.

„Entschuldigen Sie, das war meine Schuld. Ich hätte besser aufpassen müssen.“ Ich sah ihm in die Augen und musste feststellen, dass ich noch nie so schöne Augen gesehen habe.

„Hoffentlich haben Sie sich nicht verletzt.“, beäugte er mich und ich genoss es irgendwie, dass sich ein Mann für mein Wohlergehen interessierte, wenn auch an einem unpässlichen Ort und aus einem nicht gerade tollen Grund.

„Ja, geht schon. Danke, dass Sie sich extra Zeit nehmen.“, sagte ich ihm und unsere Blicke trafen sich ein weiteres Mal. Mein Herz klopfte so laut, dass es wahrscheinlich der gesamte Supermarkt gehört hat, als mich dieser gutaussehende Mann auch noch anlächelte.

„Sie sind sehr hübsch!“, schmeichelte er mir und ich konnte nicht glauben, dass er das wirklich gesagt hat.

„Danke, Sie aber auch“, lächelte ich zurück und meinte jedes dieser Worte ernst, wie mir tief in meinem Herzen bewusst wurde.

„Darf ich Sie zu einem Drink einladen?“, fragte er mich.

„Ja, klar“, kam es sofort aus mir heraus.

„Ich heiße übrigens Thomas!“, stellte er sich vor und gab mir die Hand.

„Ich bin Sandra!“, gab ich ihm daraufhin die Hand.

„Morgen Abend um 19 Uhr im `Eat and Drink´?“, lud Thomas mich ein. Ich war einverstanden und machte mich daraufhin auf den Weg zur Kasse.

„Bis morgen, Sandra!“, rief mir Thomas nach.

„Bis morgen. Ich freue mich drauf!“

Als ich zu Hause meine Einkäufe verstaut hatte, musste ich nochmal an die Begegnung mit Thomas denken. Glaubst du an Schicksal, wurde ich in der Schule oft gefragt. Ich weiß nicht, war immer meine Antwort gewesen.

Wenn man mich heute fragen würde, wüsste ich wahrscheinlich keine bessere Antwort, dachte ich bei mir und schon wieder waren meine Gedanken bei Thomas. Dieser Mann hatte das schönste Lächeln, das ich je gesehen habe. War das der Anfang einer großen Liebe? Die Zukunft würde es zeigen, aber darum machte ich mir jetzt erstmal keine Gedanken. Ich freue mich einfach nur auf einen schönen Abend mit einem netten und gutaussehenden Mann, der allem Anschein nach großes Interesse an mir hat.

Als ich am Nachmittag mit einer Tasse Tee auf dem Balkon saß, kam mir, nachdem ich den ganzen Vormittag noch in Gedanken bei Thomas war, plötzlich wieder der Gedanke an die junge Frau, dessen Familie vor einem Jahr zu Tode gewürgt worden waren und mir wurde noch bewusster als sonst, wie kostbar und wertvoll das Leben war. Wahrscheinlich kam mir dieser Gedanke besonders nachdem ich Thomas ja nur zufällig getroffen habe.

Man kann das Leben halt nicht durchplanen. Manchmal passieren Dinge, womit niemand rechnet.

Wie kann diese Frau nur weiter in der Wohnung leben, in der ihre Familie den Tod fand? Diese Vorstellung ekelte mich richtig an und ich bemerkte eine unkontrollierbare Gänsehaut, die sich auf meinem ganzen Körper breitmachte.

Mit einem Mal stand ich auf und verließ meinen Balkon, nahm den Wohnungsschlüssel vom Haken und verließ die Wohnung.

Mit meinem grünen VW Golf erreichte ich nach einer kleinen Spritztour die Hügelstraße und parkte auf einem Seitenstreifen gegenüber der Einfahrt des Hauses. Ich klingelte dreimal erfolglos, lief bis zum Gartentor, an dem ein kleiner Springbrunnen stand. Ich stellte mich auf die Steine, die am Wegesrand lagen und schaute durch einen großen Fensterrahmen ins Haus. Das muss das Wohnzimmer sein, doch es war niemand zu sehen.

„Hallo, ist da jemand?“, rief ich in Richtung des Gartens. Als ich keine Antwort bekam, ging ich wieder zur Haustür. Ich erschrak, als mich plötzlich ein älterer Herr mit Gehstock eindringlich ansah, der auf der Einfahrt stand.

„Entschuldigung. Ich wollte nur mit der jungen Frau sprechen, die hier lebt.“, gab ich dem älteren Herrn zu Verstehen und merkte, dass er mir daraufhin einen freundlicheren Gesichtsausdruck entgegenbrachte.

„Ach, die habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen. Vielleicht ist sie weggezogen!“, antwortete der Herr.

„Aber sie hat nichts mitgenommen. Die Möbel sind ja noch im Haus.“, erklärte ich ihm.

„Ich weiß nicht, was der Frau zugestoßen ist oder auch nicht. Auf jeden Fall habe ich sie hier nicht mehr gesehen!“, sah er mich entschlossen an.

„Wohnen Sie auch hier auf der Straße?“, wollte ich nun von ihm wissen, doch er kehrte mir schon den Rücken zu und verließ die Einfahrt.

„Verzeihen Sie, ich wollte Sie nur noch eine Kleinigkeit fragen.“, lief ich ihm ein kurzes Stück hinterher. Mit seinem Gehstock drehte er sich ein kurzes Stück zu mir um.

„Wohnen Sie auch hier?“, stelle ich nun meine Frage erneut.

„Ja, ein paar Häuser weiter!“, antwortete er mir.

„Wie lange habe Sie die Frau denn nicht mehr gesehen?“

„Ungefähr zwei Wochen.“, sagte mir der Herr und nuschelte dabei vor sich hin, wie schlecht die heutige Jugend doch ist.

„Was meinen Sie mit schlecht?“, wollte ich wissen und merkte, dass der Herr nun sehr genervt war.

„Ach, wahrscheinlich hat sie einen Freund besucht und ist seit zwei Wochen dort. Dabei lässt sie das Haus so verkommen. Schade um dieses schöne Haus. Das habe ich mit Wolfgang vor vielen Jahren-ach Jahrzehnten gebaut. Tag und Nacht. Waren sehr nett, die Engmann´s. Große Räume, schönen Garten mit Pool. Und nun? Nichts ist mehr so schön wie früher. Die Engmann´s waren echt nette Nachbarn. Tragisch was da passiert ist. Ein schönes Haus ließen sie zurück, das nun mehr und mehr verfallen wird. Lotte hatte hier wohnen sollen und sich nun um das Haus kümmern sollen. Ihre Freunde hätten doch hierherziehen können. Aber nun wohnt niemand mehr hier. Ach, all diese jungen Leute.“, erklärte der Herr.

„Aber woher wissen Sie, dass Lotta-so hieß die Frau doch, oder?“, sah ich ihn fragend an.

„Ja, ja“, kam es von ihm.

„Wie kommen Sie darauf, dass Lotta weggezogen ist?“, war ich gespannt, was er sagen würde.

„Es ist nur eine Idee. Aber wahrscheinlich habe ich Recht und sie ist weggezogen und das Haus ist ihr völlig egal.“, antwortete der Nachbar, der daraufhin auch schon wortlos weiterging.

„Ok, einen schönen Tag noch.“, rief ich ihm nach, ohne eine Antwort zu bekommen.

Mord in der Tanzschule

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