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Kapitel 3
ОглавлениеAls ich wieder vor meiner Wohnungstür stand, machte sich wieder ein merkwürdiges Gefühl in mir breit. Was konnte der jungen Frau-Lotta, wie ich ihren Namen erfahren habe, passiert sein? Man lässt doch so ein schönes Haus nicht einfach zurück.
Außerdem musste ich an meinen Vater denken und daran, was er erzählt hat. Lotta´s Familie wurde zu Tode gequält und schließlich erwürgt. Die Polizei beißt sich seit einem Jahr die Zähne an dem Fall aus und der Mörder läuft frei herum. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.
Ich wollte schon meine Wohnung betreten, als mich eine freundliche Stimme ansprach. Es war meine Nachbarin.
„Hallo Sandra. Schön, dass Sie eingezogen sind. Verzeihen Sie, wenn ich Sie erschreckt habe, aber ich möchte sie heute Abend auf einen kleinen Begrüßungssekt bei mir einladen.“
Ich sah meine Nachbarin überrascht an.
„Ja gerne. Ich bin nur ein bisschen überrascht. Damit hätte ich nicht gerechnet.“, nahm ich die Einladung mit einem Lächeln im Gesicht an.
„Übrigens ich heiße Siggi und bin die älteste Bewohnerin in diesem Haus. Deshalb fühle ich mich irgendwie verpflichtet, neue Nachbarn in diesem Haus auf ein Glas Sekt einzuladen. Ist schon seit Jahren eine Tradition hier.“, zwinkerte mir Siggi zu.
„Ich komme gerne. Bis später!“, verabschiedete ich mich, nachdem mir Siggi gesagt hatte, dass ich herzlich um 19 Uhr eingeladen bin. Das Schicksal meint es aber richtig gut mit mir, dachte ich und musste an die Begegnung mit Thomas und an meine Mitschüler von früher denken. Bei diesem Gedanken musste ich plötzlich anfangen zu lachen.
Nachdem ich eine große Portion Spaghetti Bolognese gegessen und mir die 19 Uhr-Nachrichten im Fernsehen angeschaut hatte, ging ich hinüber zu Siggi.
Sie machte mir bereits nach dem ersten Klingeln die Tür auf und schenkte mir ihr wahrscheinlich schönstes Lächeln.
„Hereinspaziert!“, hieß sie mich in ihrer Wohnung willkommen und ich bemerkte gleich im Flur ein Foto von Sigi und einem Mann am Strand. Prompt kam mir die Frage, ob sie verheiratet ist über die Lippen.
„Nein, ich bin verwitwet. Aber schon seit drei Jahren. Das Foto zeigt meinen Mann und mich am Strand in Florida. Ach schön war´s da!“, erklärte Siggi mir und mir war es sofort schon peinlich, Sie direkt nach einem Mann gefragt zu haben. Als wir das hübsch dekorierte Wohnzimmer betraten, fühlte ich mich sofort besser.
„Und jetzt leisten mir meine Goldfische Gesellschaft!“, sagte Siggi und zeigte auf ein Aquarium, das direkt neben einer großen Vitrine stand. Als ich mich auf das große Sofa setzte, schenkte mir Siggi auch gleich ein Glas Sekt ein.
„Nun erzählen Sie mal etwas von sich!“, sah Siggi mich gespannt an.
Ich erzählte ihr von meiner Herkunft und von meinem Beruf und fragte sie gleich mal, ob sie etwas über die Engmann´s erzählten konnte.
„Ach Kindchen, ich lebe zwar schon lange hier, aber mich hat diese Familie nie interessiert.“, gab Siggi mir daraufhin zurück.
„Wieso?“, wollte ich nun wissen.
„Weil mir die Leute aus diesem Haus viel sympathischer sind. So eine Familie wie die Engmann´s brauche ich in meinem Leben nicht.“
„Wieso brauchst du so eine Familie nicht?“, fragte ich nun und zum zweiten Mal an diesem Abend bei Siggi wurde mir unbehaglich bei meiner Fragerei.
„Ach, die haben doch nur so reich getan. Bauen eine riesen Bude in einer normalen Wohnstraße, in der auch arme Familien leben, denen es nicht so gut geht. Familie Potlich zum Beispiel. Die wohnen nur ein paar Häuser weiter und verdienen nicht viel Geld, gehen krank zur Arbeit, um den Job nicht zu verlieren, weil sie jeden Cent brauchen. Aber die Engmann´s haben die Potlich´s nicht auch nur einmal angesehen. So etwas nenne ich gute Nachbarschaft!“, erzählte Siggi und sah zum ersten Mal an diesem Abend ernst aus.
Nachdem ich meinen Sekt ausgetrunken hatte, fragte ich, ob sie etwas von dem Mord an die Engmann´s erzählen konnte.
„Schätzchen, ich war nicht dabei!“, zwinkerte sie mir zu und lächelte ein wenig.
„Tut mir Leid. Nein, ich war im Nachbarort, als es geschah. Mir fiel nur die Polizei auf, als ich nach Hause fuhr und an dem Anwesen vorbei kam. Ich habe am nächsten Tag von meiner Nachbarin gehört, was passiert ist. Schrecklich. Ich habe die Familie zwar nicht gemocht, aber Morde sind immer grauenhaft.“
„Ich finde es beängstigend, dass der Mörder frei herumläuft!“, gab ich Siggi zu bedenken.
„Ja, da läuft einem ein kalter Schauer den Rücken herunter!“, kam es von Siggi.
Nachdem ich mich verabschiedete und wieder in meine Wohnung ging, schaltete ich noch kurz den Fernseher an. Als ich mich auf mein Sofa setzte, merkte ich, dass ich plötzlich kein Mitleid mehr mit Lotta hatte, was wahrscheinlich an Siggi´s Erzählungen über die Engmann´s lag.
Nun freue ich mich auf mein Date mit Thomas morgen, dachte ich mir und ging mit einem Lächeln ins Bett.