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Stoßverkehr

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Immer und immer wieder las Mike den Artikel im Internet durch:

In London haben findige Geschäftsgründer eine Marktlücke entdeckt: Das Sextaxi. Auf Bestellung holt es die Gäste in der Mittagspause ab, bietet ihnen während des dichten Verkehrs Gleichnamiges an, und bringt die Londoner wieder zurück zur Arbeit. Der Stau auf Londons Straßen ist kein Hindernis. Um den Straßenverkehr braucht sich der Gast nicht zu kümmern. Und eine Stunde Mittagspause reicht für ausgiebigen Sex. Speziell umgebaute schwarze Taxis mit verdunkelten Scheiben und elektrisch bedienbarer Trennwand zwischen Vorder- und Rücksitzen lassen nur erahnen, was bei den Kunden auf der extra breiten Rückbank abgeht. Sowohl Damen als auch Herren bieten die Dienstleistung an und und erwarten auf Wunsch den Kunden schon im Taxi oder werden abgeholt. Während der einstündigen Tour durch London kann der Fahrer durch die schalldichte Trennwand weder etwas hören, noch sehen und kutschiert die Gäste diskret durch die Londoner Innenstadt. Diese »Sextaxis« sind von anderen Taxis nicht zu unterscheiden. Die »Mittagspause im Stoßverkehr« entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu einem Erfolgsmodell in Großbritannien. Na dann: Gute Fahrt!

Mike war begeistert. Sex to go, sozusagen. Er stand auf und machte sich einen Kaffee, schnappte sich seinen Taschenrechner und begann, die Kosten für ein Taxi zu kalkulieren. Geil, das Angebot gibt es hier in Berlin noch nicht. Bedarf gäbe es sicher. Wie viele Arbeitnehmer würden das Angebot in ihrer Mittagspause nutzen? Der Gedanke an eine Firmengründung ließ Mike nicht mehr los. Je mehr er über die Geschäftsidee nachdachte, umso interessanter fand er sie. Doch vorher würde er sich das Ganze einmal live ansehen müssen. Aus Recherchezwecken sozusagen. Mike buchte online einen Flug nach London sowie eine Hotelübernachtung. Dann fragte er per E-Mail einen dort arbeitenden Freund, ob er die Nummer und Adresse des Sextaxis kannte. Der meldete sich noch am gleichen Abend via Skype zurück. Mike öffnete das Skypefenster und musste lachen. Sein Freund Jochen trug eine Krone, und sein T-Shirt verriet seine Leidenschaft: Fußball.

»Schade, dass du nicht hier bist, heute gibt es das DFB-Endspiel Bayern gegen Stuttgart«, bedauerte Jochen.

»Ja, ich komme erst übermorgen.« Eigentlich war er froh, dass das Spiel heute war, denn er war überhaupt nicht fußballbegeistert, im Gegensatz zu seinem Kumpel aus der Schulzeit.

»Ich habe dir die Nummer per Mail geschickt, die du wolltest.«

»Ja, danke. Hab ich bekommen. Hast du das Taxi schon mal ausprobiert?«

»Nein, aber ein Bekannter. Der war begeistert.«

»Muss ja ganz schön heiß hergehen in den Mittagspausen bei euch.«

»Nicht nur in den Mittagspausen.« Er griff neben sich, und gleich darauf erschien eine junge Frau im Bereich der Laptopkamera. Sie kicherte neckisch und hielt sich die Hände vor ihre nackten Brüste, die diese jedoch nur unzureichend verdeckten. Vorwitzig schaute sie Mike ins Gesicht. Überrascht sagte Mike nur »Hallo«.

»Sag Hallo zu meinem Kumpel Mike, Lilly.«

»Hi Mike.« Eine Kusshand flog auf ihn zu, dann setzte sie sich auf den Schoß seines Kumpels und legte ihre Arme um seinen Hals.

»Also bei der heißen Braut würde sogar ich Fußball schauen …« Mike schmunzelte. Sein Kumpel nickte stolz.

»Ja, wirklich schade, dass du heute nicht hier bist.« In dem Moment erschien eine weitere nackte Blondine vor der Kamera. Sie reichte Jochen eine Flasche Bier, schmiegte sich an ihn und blickte lasziv in die Kamera. Mike wurde es warm im Schritt.

»Du, ich muss Schluss machen, das Spiel beginnt. Ich freu mich auf dich.«

»Ja, bis bald – und euch einen schönen Abend noch.« Mike bedauerte, dass sein Kumpel sich ausgeloggt hatte. Schade, nur zu gern hätte er bei dem Dreier zugeschaut. Doch so dachte Mike wieder an sein Vorhaben. Mittlerweile hatte er erfahren, dass es keine Webseite oder weitere Informationen gab, das Sextaxi lief nur über Mund-zu-Mund-Propaganda.

Mike klickte sich noch durch einige Seiten im Internet, um an weitere Informationen zu gelangen, doch es gab noch nicht so viele Berichte über diese neue Dienstleistung. Er würde dort anrufen und es selbst ausprobieren 'müssen', sobald er in London gelandet wäre. Pfeifend packte er seine Reisetasche und nahm sich die wichtigsten Utensilien mit. War ja nicht viel für eine Nacht. Völlig übermüdet fielen seine Lider zu, und er schlurfte in sein Bett, froh, noch eine letzte Nacht zuhause verbringen zu können, bevor es am nächsten Morgen losging.

Scharfe Luder!

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