Читать книгу 10.000 km im Truck Camper - Lothar Seffert - Страница 6
Majestätische Landschaften
ОглавлениеZuerst fahren wir an diesem Morgen an den Mono Lake in der Nähe. Er ist einer der ältesten Seen Nordamerikas, hat keine natürlichen Abflüsse und ist stark salzhaltig. An seinem Ufer findet man bizarre Kalktuff-Gebilde. Der See versorgt seit langem das weit entfernte Los Angeles mit Trinkwasser. Wir haben nicht viel Zeit, fahren nicht direkt an das Seeufer, sondern machen nur ein paar Fotos von einer Anhöhe oberhalb des Sees.
Dann geht es westlich in die Sierra Nevada. Kurz vor dem Tioga Pass können wir tanken. Es ist hier nicht besonders billig, wir haben aber nun keine Wahl. Danach erreichen wir den Eingang vom Yosemite Nationalpark. Hier haben sich trotz früher Stunde schon etliche Fahrzeuge angefunden. Die Fahrt über den Tioga Pass ist wunderschön. Bergmassive tauchen auf, kahle Felsen mit Schneeresten. Wir schrauben uns in die Höhe. Am Wegesrand sind Nadelbäume zu sehen, dazwischen helles Gestein. Ab und zu Wiesen mit verdorrtem Gras. Wir kommen an schönen Bergseen mit glasklarem Wasser vorbei und halten dort auch an. Das Wasser scheint wirklich sehr sauber zu sein, denn wir beobachten junge Leute, die sich ihre Trinkflaschen damit auffüllen.
Nun sind wir froh, ein kleines Wohnmobil zu haben, das in eine normale Parklücke passt, denn überall ist Betrieb und Parkplätze sind rar.
Durch Zufall finden wir weiter oben auf dem Pass einen großen Parkplatz, der ausnahmsweise menschenleer ist. Dort stellen wir unsere Faltstühle in die Sonne, genießen den schönen Ausblick und essen belegte Brötchen. Als wir damit fertig sind, hat sich der Parkplatz gut gefüllt und viele Leute machen wie wir eine Pause. Schön, dass wir den Platz anfangs für uns hatten und die Stille genießen konnten. Manchmal muss man eben Glück haben.
Wir durchqueren dichte Wälder, haben zwischendurch immer wieder Blicke auf Hochebenen. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Auf unserem Weg sehen wir mehrfach Hinweisschilder, die vor Wildwechsel warnen. Darauf die Abbildung einer Bärin mit ihrem Nachwuchs. Solche Tiere lassen sich aber nicht blicken.
Je weiter wir in den Park kommen, desto voller wird es. Immer wieder halten wir an, um Fotos von der schönen Waldlandschaft mit den schönen Felsformationen zu machen. Das wird aber wegen der vielen Autos zunehmend schwieriger. Wir entdecken die berühmten Felsen El Capitan und Half Dome aus den verschiedensten Blickwinkeln. Ein toller Anblick! Dazu haben wir strahlend blauen Himmel.
Unser Wohnmobil hat ringsherum Aufkleber vom Yosemite Nationalpark. Als wir einmal anhalten, werden wir von anderen Besuchern darauf aufmerksam gemacht, dass wir gerade so stehen, dass von hinten gesehen das aufgeklebte Landschaftsbild den Bergen, die sich davor befinden, entspricht. War uns selbst gar nicht aufgefallen.
Kleine Wasserfälle plätschern, immer wieder tauchen Bachläufe und kleine Seen auf. Ein Hirsch ist nahe der Fahrbahn zu sehen. Natürlich stauen sich dort sofort die Fahrzeuge. Jeder möchte ein Foto machen.
Wir machen den Fehler, weiter in das Yosemite Valley hineinzufahren. Dort ist landschaftlich nicht mehr viel zu sehen, überall dichter Wald. Wir hoffen aber, im Tal einen freien Stellplatz auf einem der Campingplätze zu bekommen. Das stellt sich dann als Irrtum heraus, da alles belegt ist. Nun brauchen wir Stunden, um aus dem Tal wieder herauszukommen. Es sind so viele Fahrzeuge unterwegs, dass es einen endlosen Stau gibt. An einer Kreuzung muss sogar der Verkehr per Handzeichen geregelt werden. Wir hatten schon mehr Spaß beim Fahren, aber da müssen wir jetzt durch. Es gilt, außerhalb des Nationalparks irgendwo einen Campingplatz für eine Übernachtung zu finden. Die Fußgänger im Tal überholen unser Auto, sehr frustrierend. Um 18.00 Uhr kommen wir schließlich müde auf einem Campingplatz bei El Portal westlich vom Parkeingang an. Der Platz ist recht primitiv, aber nicht billig. Tagsüber war es warm und sonnig, bei Einbruch der Dunkelheit wird es nun schnell wieder kühl. Zum ersten Mal schlafen wir zusätzlich in unseren mitgebrachten Schlafsäcken.
Wir ziehen es vor, am nächsten Morgen die winzige Dusche im Wohnmobil zu benutzen und nicht die vom Campingplatz. Die ist doch ziemlich heruntergekommen. Es ist so eng, dass wir beim Duschen die Tür vom Wasch- und Toilettenraum geöffnet lassen müssen, um Waschbewegungen machen zu können. Hinter einem der Duschvorhang, links die Toilette und vor dem Bauch das Waschbecken. Zum Glück sind wir beide nicht dick. Das Abtrocknen ist nur außerhalb des Duschbereichs möglich.
Weiter geht es durch ein interessantes enges Tal, allerdings mit vielen Kurven, mit dem Wohnmobil nicht einfach zu fahren. Dann ändert sich die Landschaft und sieht aus wie Prärie. Später kommen wir an Nussbaumplantagen vorbei.
Wir entdecken einen kleinen Obst- und Gemüseladen am Straßenrand und kaufen dort frisches Obst. Die Bedienung sieht mexikanisch aus und freut sich über Kundschaft.
Auf dem Highway 99 Richtung Norden, also Richtung Sacramento, gibt es, obwohl wir Sonntag haben, einen enormen Verkehr. Es liegen viele größere Ortschaften an der Strecke und San Francisco ist auch nicht weit. Es ist eine der Hauptachsen in Nord/Südrichtung.
Zwischendurch essen wir in einem Schnellrestaurant. Wie wir es auch von zu Hause kennen, bekommt man zu einem Menu einen Getränkebecher. Die Größe kann man wählen. Wir entscheiden uns für Medium. Den großen Becher könnten wir vermutlich kaum anheben. Man darf sich ich mit einem Softdrink selbst füllen. Nachfüllen ist auch erlaubt. Der Unterschied zu Deutschland besteht nur in der Auswahl aus dem Automaten. Unglaublich, wie viele verschiedene Geschmackssorten angeboten werden, wie unterschiedlich die Färbungen, von dezent bis extrem. Wenn die Fruchtsorten nicht an den Zapfhähnen stehen würden, man könnte sie nur schwer erraten.
Am Nachmittag erreichen wir, kurz bevor wir wieder die Sierra Nevada überqueren, den vorgesehenen Campingplatz. Er liegt fast an der Abfahrt der Interstate 80 hinter einer Tankstelle in einem Waldgebiet.
Die Rezeption ist schwer zu finden. Wir fragen uns durch und entdecken schließlich ein Schild mit der Aufschrift „Office“. Dort sitzt eine rauchende ältere Lady auf einer Veranda einer Blockhütte, und begrüßt uns freundlich. Wir haben Glück und erwischen den letzten freien Stellplatz. Damit hatten wir in der Nebensaison nicht gerechnet. Die Plätze sind überwiegend mit Campingfahrzeugen von Wanderarbeitern und ihren Familien belegt. Zum ersten Mal kommt unsere Campingrabattkarte zum Einsatz. Wir hatten sie schon in Deutschland bestellt und eine geringe Jahresgebühr dafür entrichtet. Bei einem Besuch der angeschlossenen Campingplätze kann man die Hälfte der Campingplatzgebühren sparen. Camping in den USA ist generell nicht billig, meist teurer als in Europa und so lohnt sich solch eine Rabattkarte.
Wir richten uns ein und trinken eine Tasse Kaffee bzw. Tee in der Sonne. Dabei beobachten wir einen anderen Gast, der einen riesigen Campinganhänger zwischen den engstehenden Bäumen rückwärts auf seinen Stellplatz lenkt. Das sind eben Berufsfahrer, die mit großen Fahrzeugen locker zurechtkommen. Wir hören auch später von amerikanischen Campingnachbarn, dass manche bei der Armee gelernt haben, große LKWs zu fahren und dadurch kein Problem haben, große Wohnmobile oder Gespanne zu lenken.
Wir werden noch bei der Kaffeepause von Verwandten telefonisch vor möglichen Waldbränden in der Umgebung gewarnt, sie hätten da was gehört. Ich gehe also nochmals zur Rezeption, werde aber von der gleichen Lady wie vorhin beruhigt: „Honey, mach dir keine Sorgen, die Leute von der Highway Patrol sind alle meine Freunde. Die passen auf. Falls so etwas droht, gebe ich euch als erstes Bescheid.“
Wir werden aber davor gewarnt, nach Eintritt der Dunkelheit auf dem Platz herumzulaufen, da schon öfter Bären gesichtet wurden. Die Müllkästen aus Metall werden auch aus diesem Grunde am Abend abgeschlossen.
Auf einem Spaziergang entdecken wir in der Nähe des Platzes im Wald auch Bärenspuren, Abdrücke von Tatzen im weichen Boden und Kot. Bären selbst sehen wir aber nicht.
Ein wenig merkwürdig empfinden wir, dass an einigen der Stellplätze der Dauercamper, vermutlich Bauarbeiter, Trump-Fahnen wehen. Hier zeigt man offen seine politischen Vorlieben. Das kennen wir so nicht aus Europa. Zu sehen ist aber fast niemand. Die Amerikaner verbringen offenbar die meiste Zeit in Ihrem Fahrzeug und nutzen auch selten die Sanitärgebäude.
Am Abend amüsiert sich meine Frau über meine Sorge vor Bären, als sie kurz vor dem zu Bett gehen, nochmal auf dem dunklen Gelände zum Waschhaus geht, vorbei an den verschlossenen Müllkästen. Es passiert aber zum Glück nichts. Vielleicht haben die Bären ja Angst vor ihr, oder sie tat den Bären leid. Auf jeden Fall lassen sie sich nicht blicken.
Nächsten Morgen versuchen wir an der Tankstelle vor dem Campingplatz vor der Weiterfahrt die Gasflasche auffüllen zu lassen. Das will dem zuständigen Mitarbeiter der Tankstelle aber so gar nicht gelingen. Er bedauert, aber schafft es nicht, Gas in die Flasche zu bekommen. Es sieht auch nicht richtig geschickt aus, was er da tut. Nun gut, die Flasche ist ja nach der Anzeige noch fast halb gefüllt und so fahren wir erst einmal los.
Wir überqueren erneut die Sierra Nevada, nun Richtung Osten, kommen durch schöne Gebirgslandschaften und verlassen schließlich Kalifornien.
Wieder in Nevada erreichen wir zunächst Reno. Wir werfen einen kurzen Blick in den Ort und sehen einen Polizeieinsatz. Ein Farbiger wird gerade festgenommen, aus welchem Grund, können wir nicht erkennen. Die Stadt versucht sich als zweites Las Vegas zu präsentieren. Einige Hotels und Casinos ähneln denen auch. Die beiden Orte sind aber ansonsten sehr unterschiedlich. Reno ist viel kleiner und unscheinbarer.