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Kapitel 5

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Es kann durchaus schwierig sein, Dinge herauszufinden – auch wenn Breitcord-Boy bereits in den Startlöchern steht

Natürlich verschlief ich am nächsten Morgen, und so war es bereits neun Uhr, als ich ins Callcenter schlurfte.

»Dornröschen ist also endlich aufgewacht«, sagte Erwin, der wie hingezaubert in der Tür meines Büros materialisierte, kaum dass ich am Schreibtisch saß.

»Zum Dornröschen fehlt ein ganz wesentliches Merkmal: Ich wurde heute Morgen nicht durch einen Kuss geweckt«, erwiderte ich.

»Ach, das können wir ganz leicht nachholen!« Dennis spähte über Erwins Schulter und machte alberne Kussgeräusche, die mich zum Lachen brachten.

Bedauernd schüttelte ich den Kopf. »Viel zu spät, Wächter meines Herzens, die holde Prinzessin ist ja bereits wach. Beim nächsten Mal wieder.«

»Nein, genau jetzt.«

Dennis drängte sich an Erwin vorbei ins Büro, beugte sich über mich und gab mir einen Kuss.

»Ich will ja nicht stören, aber …« Erwin grinste und sah uns auffordernd an.

»Warum tust du es dann?«, fragte Dennis.

»Weil du vorhin elektrisierende Andeutungen zu mysteriösen Vorkommnissen in einem gewissen Seniorenstift gemacht hast, mein Bester.« Erwin verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. »Also wirklich. Glaubt ihr etwa, ich sitze danach in aller Gemütsruhe herum und warte geduldig darauf, bis die gnädige Prinzessin sich endlich dazu herablässt, mir alles im Detail zu erzählen? Dann kennt ihr mich aber schlecht.«

Eines war damit klar wie Kloßbrühe: Erwin würde so lange herumnerven, bis wir in sein Büro kamen und ausführlich Bericht erstatteten.

»Also gut«, sagte ich ergeben. »Ich brauche einige Minuten, um alles auszudrucken, was ich vorbereitet habe.«

Dennis strahlte und rieb sich voller Vorfreude die Hände. »Und dann planen wir die Ermittlungen!«

Ich konnte es noch immer nicht glauben. Neben mir, dem Hornbrillen-Girl, Erwin alias Minipli-Man und Frank, dem Incredible Flying Ninja, gab es offensichtlich nun tatsächlich ein viertes festes Mitglied im Club der kriminalistischen Superhelden: Dennis. Natürlich brauchte auch er einen passenden Namen. Hmm … mal nachdenken … Captain Kotelette vielleicht? Oder doch lieber Breitcord-Boy?

Ich kicherte noch immer albern vor mich hin, als ich eine Viertelstunde später Erwins Büro betrat.

»Und diese Informationen haben die legendären Schwestern dir geschickt?«, fragte Erwin ungläubig, nachdem er die ausgedruckten Seiten durchgeblättert hatte. »Das ist ja fantastisch. Wie viel Zeit würde es wohl kosten, das alles auf normalem Weg herauszufinden?«

»Wir werden es niemals wissen«, gab ich grinsend zurück.

»Ich muss die beiden unbedingt kennenlernen«, sagte Erwin verträumt. »Solche Zeuginnen hätte ich mir damals zu meiner aktiven Zeit als Polizist gewünscht.«

»Das kann ich mir lebhaft vorstellen«, sagte ich. »Und das mit dem Kennenlernen lässt sich ganz schnell arrangieren. Du hast doch bestimmt ein Gerät, mit dem man Abhörgeräte aufspüren kann, oder? Einen Wanzendetektor oder wie auch immer die heißen.«

Erwins Lächeln war mindestens so geheimnisvoll wie das der Mona Lisa. »Was ich nicht selbst in meinem Fundus habe, kann ich besorgen.«

Das konnte er zweifellos, denn nach wie vor verfügte er über exzellente Kontakte nicht nur zu ehemaligen Kollegen bei der Polizei, sondern auch zu allerlei Figuren mehr oder weniger guten Rufes, zu denen er sich allerdings niemals konkret äußerte. Was Verbindungen zur Halbwelt anging, war er verschlossener als eine Auster.

»Funktionieren die auch von draußen, oder musst du im verwanzten Raum sein, um die Dinger aufzuspüren?«, fragte Dennis.

Erwin schüttelte den Kopf. »Nee, die Detektoren erfassen das Signal der Wanzen auch durch Mauern. Umgekehrt funktionieren Hochleistungswanzen übrigens ebenfalls von außen.« Ernst sah er mich an. »Du möchtest also, dass ich den Seniorenstift nach Wanzen checke?«

»Das wäre jedenfalls ein guter Start«, erwiderte ich nachdenklich. »Aber ich erzähle einfach mal von Anfang an.«

»Bleibt die Frage, womit wir es hier zu tun haben«, sagte Erwin, als ich geendet hatte. »Geht es tatsächlich um einen Mord oder nur um Diebstahl?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Keinen Schimmer. Ich bin allerdings dafür, dass wir uns auf den Diebstahl konzentrieren beziehungsweise zunächst einmal rausfinden, ob es tatsächlich Wanzen in der Residenz gibt.«

»Haben die beiden einen konkreten Verdacht geäußert, wer darin verwickelt sein könnte?«, fragte Erwin.

Ich schüttelte den Kopf. »Ich soll mir zunächst selbst ein Bild von den Leuten machen, die in der Residenz leben und arbeiten, haben sie gesagt. Aber dazu bin ich bisher noch nicht gekommen, denn gestern Abend reichte es nur dazu, die ganzen Informationen zu sortieren und den Fotos zuzuordnen. Beim Essen im hauseigenen Restaurant habe ich zwar die Bewohner und zwei Leute vom Personal gesehen, aber viel mehr als flüchtige Eindrücke sind bei mir nicht hängen geblieben. Nein, es waren drei, wenn wir die Leiterin der Residenz dazurechnen, diese Frau von Dillingen. Aber da ahnte ich ja noch nicht, welche Geschichte sie mir später auftischen würden.«

»Und selbst wenn.« Demonstrativ blätterte Dennis durch die ausgedruckten Seiten. »Wir haben es hier mit mehr als zwanzig Personen zu tun – da müssen wir erst einmal aussortieren. Am besten zusammen mit den Schwestern. Wer kommt als Bösewicht infrage und wer nicht? Ein knapp neunzigjähriger Tattergreis käme bei mir nicht unbedingt in die engere Wahl, um ehrlich zu sein.«

Erwin hob den Finger. »Spontan würde ich sagen, wir haben drei Möglichkeiten. Erstens: Es ist jemand vom Personal, der seine Zugehörigkeit zum internen Kreis der Residenz und seine Kenntnisse ausnutzt, um zu klauen. Zweitens: Es ist ein Angehöriger eines der Bewohner, der weiß, dass dort leichte Beute zu machen ist. Drittens: Es ist jemand, der überhaupt nicht zum Kosmos der Residenz gehört.«

»Zum Beispiel?«, fragte ich alarmiert, denn ›Drittens‹ hörte sich nach einer unüberschaubaren Menge potenzieller Verdächtiger an. Vielen Dank auch.

»Ganz einfach«, erwiderte Dennis. »Paketdienste, Handwerker, Postboten, Dienstleister – schlicht und ergreifend jeder, der mal ins Haus gekommen ist und sofort gerafft hat, dass dort keine armen Leute wohnen. Dort stinkt es nach Geld, Loretta. Das ist eine verdammte Luxus-Residenz. Und wer sich so etwas leisten kann …« Er zuckte mit den Schultern.

»Der hat auch einen Koffer voller Goldstücke unter dem Bett, wolltest du sagen?«, fragte ich süffisant. »Du verwechselst da was – das war Pippi Langstrumpf.«

Dennis rollte mit den Augen. »Der verblichene Heribert latschte immerhin über einen 55.000-Euro-Teppich, oder etwa nicht? Und wer weiß, welche anderen Kostbarkeiten in der Residenz noch darauf warten, geklaut zu werden? Hier, diese Frau zum Beispiel, diese …« Er durchstöberte die Seiten und tippte dann auf ein Bild. »Die meine ich, diese russische Primaballerina! Vielleicht hat sie ja millionenschwere Juwelen unter ihrer Matratze versteckt.«

»Ja, vielleicht«, sagte ich. »Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist sie ja schlauer als Heribert und bewahrt ihren Schmuck, falls derartige Klunker überhaupt existieren, in einem Bankschließfach auf, wie es sich gehört.«

»Und wenn nicht?«, blaffte Dennis.

»Und wenn doch?«, blaffte ich prompt zurück.

»Nanu – Streit im Paradies?« Amüsiert schüttelte Erwin den Kopf. »Abgesehen davon seid ihr bereits zehn Schritte zu weit. Noch wissen wir nicht einmal, ob die Bewohner der Residenz überhaupt abgehört werden, das müssen wir als Erstes herausfinden.«

»Okay. Und falls sich die Vermutung der Schwestern als wahr herausstellt, was tun wir dann?«, fragte ich.

»Ist doch ganz klar!«, rief Dennis mit blitzenden Augen. »Wir schleusen jemanden in die Residenz ein und …«

Erwin hob die Hand. »Ach ja? Und als was? Als Bewohner? Wie stellst du dir das vor? Soll mein Täubchen etwa dort einziehen und herumschnüffeln?«

Ich unterdrückte ein Kichern.

Sein Täubchen – meine Arbeitskollegin Doris – war zwar bereits über siebzig, aber sie würde ihren zehn Jahre jüngeren Gatten Erwin um einen Kopf kürzer machen, würde er sie in einer Seniorenresidenz einquartieren wollen. Außerdem war es organisatorisch viel zu kompliziert und langwierig, denn man zog nicht einfach von einem Tag auf den anderen irgendwo ein. Abgesehen davon würde Erwin seine Liebste um nichts in der Welt irgendeiner Gefahr aussetzen.

»Genau über dieses Problem zerbreche ich mir den Kopf, seit die Schwestern mir alles erzählt haben«, sagte ich. »Selbstverständlich kommt nicht infrage, Doris einzuschleusen, zumal wir dann vermutlich auch die Heimleiterin einweihen müssten, oder? Und was, wenn sie diejenige welche ist? Das ist viel zu riskant.«

»Die Heimleiterin?«, fragte Dennis verblüfft.

Ich zuckte mit den Schultern. »Warum denn nicht, kann doch sein? Skrupellosigkeit gibt es überall, das ist doch nicht von der Position in einer Hierarchie abhängig.«

»Ich schlage Folgendes vor«, sagte Erwin. »Die beiden Damen kommen in mein Büro, und wir unterhalten uns über die Personen, die in diesem Dossier aufgeführt sind. Wer von den Bewohnern ist ein potenzielles Opfer, weil er – oder sie – reich ist? Oder sogar, was optimal wäre, reich ohne Angehörige. Wer vom Personal kommt infrage?«

Spontan fiel mir die Szene mit dem Hausmeister ein. Würde ich mich rächen wollen, wenn ich so herablassend behandelt würde? Diebstahl als kleine Wiedergutmachung? Gingen die Bewohner – oder besser: einzelne von ihnen – auch mit dem restlichen Personal so unhöflich um? Dem Service, dem Gärtner, dem Küchenpersonal? Gab es jede Menge Motive, von denen wir momentan noch nichts ahnten?

»Aber dann machen wir sofort einen Plan für unsere Ermittlungen«, sagte Dennis.

Erwin musterte ihn mit mildem Lächeln. »Immer einen Schritt nach dem anderen, mein Junge. Immer einen Schritt nach dem anderen.«

Nach Feierabend fuhr ich zu mir und rief als Erstes die Schwestern an, um mich mit ihnen zu verabreden. Das war nicht ganz einfach, wie ich feststellte, denn ihr Terminkalender war randvoll: Arzttermine, langfristig gebuchte Tagesausflüge und diverse andere Verpflichtungen bedeuteten, dass wir uns erst am Mittwoch treffen konnten.

»Dann also Mittwochvormittag«, sagte ich. »Ich stehe um Punkt elf vor der Residenz auf der Straße und warte auf euch.«

»Und dann besprechen wir den Fall mit einem echten Polizisten?«, fragte Käthe aufgeregt. »Und dann gibt es echte Ermittlungen?«

»Erwin war früher Polizist«, sagte ich.

»Na und? Er wird wohl kaum so senil sein, dass er alles vergessen hat, was zu einer professionellen Ermittlung gehört, oder?«

»Natürlich nicht. Aber es ist nicht so, als könnte er den Polizeiapparat benutzen, verstehst du?«

»Aha. Und diese nette Kommissarin vom letzten Mal? Kann die nicht ermitteln?«

Ich seufzte innerlich. »Wir müssen zunächst einmal herausfinden, ob es überhaupt einen Fall gibt, Käthe. Außerdem ist Kommissarin Küpper nicht für Diebstahl zuständig, das ist ein anderes Dezernat.«

»Wie bitte?« Käthe klang empört. »Und was ist mit dem Mord an Heribert?«

»Käthe, ich enttäusche euch wirklich nicht gerne, aber wir haben keine Ahnung, ob es bei seinem Tod mit rechten Dingen zugegangen ist oder nicht. Falls nicht, wird es sich vielleicht niemals beweisen lassen. Offenkundig ist dem Arzt, der den Totenschein ausgestellt hat, nichts Ungewöhnliches aufgefallen.«

Was nichts heißen musste, wie mir nur allzu klar war. Tatsächlich gab es eine hohe Dunkelziffer an unentdeckten Morden, bei denen bloß ›Herzversagen‹ im Totenschein stand. Aber das würde ich den Schwestern nicht auf die Nase binden.

Musste ich auch nicht, wie sich bei Käthes nächsten Worten herausstellte.

»Du machst wohl Witze«, sagte sie spitz. »Jeder weiß, dass längst nicht jeder Mord entdeckt wird, wenn nicht gerade ein riesiges Küchenmesser deutlich sichtbar in der Brust des Opfers steckt. Ärzte sind auch nur Menschen, oder? Da liegt ein alter Mensch tot im Bett, und schon scheint alles klar zu sein. Bloß kein Aufheben darum machen, was übrigens auch ganz im Sinne der hochwohlgeborenen Frau von Dillingen sein dürfte. Für das Ansehen der Residenz ›Herbstglück‹ ist es nicht gerade die beste Werbung, wenn sich herumspricht, dass man dort ermordet und bestohlen wird.«

Das wartende Schweigen am anderen Ende der Leitung erforderte eine diplomatische Antwort.

»Da bin ich ganz deiner Meinung«, erwiderte ich also. »Aber wie ich schon sagte: Vielleicht wird ein eventueller Mord sich nicht beweisen lassen, so schlimm das auch sein mag. Wir können nicht zur Kommissarin gehen und erwarten, dass sie sofort tätig wird. So einfach ist das nicht. Dazu braucht sie echte Beweise oder wenigstens überzeugende Verdachtsmomente.«

»Dass der Teppich und die Uhr verschwunden sind, findest du also nicht verdächtig?«, fragte Käthe.

»Doch, das tue ich sehr wohl. Aber darum geht es nicht, die Kommissarin muss es verdächtig finden. Nicht nur das: Sie müsste es auch als mögliches Motiv für einen Mord anerkennen. Und jetzt kommt das größte Problem: Ihr beide seid vielleicht die Einzigen, denen das Verschwinden aufgefallen ist. Vorschlag: Ich bitte Erwin, beim zuständigen Dezernat nachzufragen, ob ein Diebstahl der Gegenstände angezeigt wurde.«

Sofort besserte sich ihre Laune wieder. »Das könnte er tun?«, zwitscherte sie. »Das ist ja wunderbar!«

»Er kann es versuchen«, sagte ich. »Ich will euch nichts versprechen, was dann ein anderer halten muss. Bitte, ihr müsst noch ein wenig Geduld haben. Lasst uns in Ruhe überlegen, was wir tun können, um eventuelle Beweise zu sammeln. Genau aus diesem Grund treffen wir uns am Mittwochvormittag mit Erwin.«

Als wir aufgelegt hatten, lehnte ich mich im Sofa zurück und atmete tief durch.

Dass Käthe und Cäcilie ungeduldig waren, konnte ich sehr gut verstehen. Aus ihrer Sicht hatten sie einen sehr konkreten Verdacht, und sie wollten so schnell wie möglich handeln. Ein wenig erinnerten sie mich an mein früheres Ich. Auch ich hatte eine ganze Zeit gebraucht, um zu kapieren, wie die Ermittlungen der Polizei funktionieren.

Noch heute erinnere ich mich mit Grausen an meinen allerersten Besuch im Präsidium bei Kommissarin Küpper, um ihr von meinem Verdacht gegenüber einigen Hausfrauen zu berichten, die ich für Mörderinnen hielt. Auch ich war damals fest davon ausgegangen, damit einen Einsatz auszulösen. Okay, vielleicht nicht gerade eine Hundertschaft vermummter Spezialkräfte und zwei Helikopter, aber doch immerhin intensive Befragungen derjenigen, auf die ich mit meinem kleinen, schmutzigen Finger gezeigt hatte.

Minuten später war ich wie ein geprügelter Hund mit eingezogenem Schwanz aus ihrem Büro geschlichen.

Sie hatte mir umstandslos und nicht sonderlich höflich verklickert, dass haltlose Anschuldigungen gegen missliebige Personen zu ihrem Alltag gehörten – zu ihrem größten Leidwesen. Zu viele Krimis – ob in bewegten Bildern oder als gedruckter Text – führten bei ›besorgten Bürgern‹ wie mir ihrer Erfahrung nach gerne mal zu überbordenden Fantasien, was vermeintliche Kriminalfälle anginge. Sehen Sie sich gerne Krimiserien an, Frau Luchs?, hatte sie mich süffisant gefragt.

Immer wieder war ich mit ihr zusammengestoßen, und immer wieder hatte ich mir Zurechtweisungen und Vorträge über korrekte Polizeiarbeit anhören müssen. Sie hasste es, wenn ich amateurhaft ermittelte, und noch mehr hasste sie es, dass ihr Patenonkel Erwin sich daran zu beteiligen pflegte.

Eines war für mich klar: Kommissarin Küpper würde keinen Mucks von den Vorgängen in der Residenz erfahren. Jedenfalls nicht, solange wir keine hieb- und stichfesten Beweise im Gepäck hatten.

Den Rest des Abends verbrachte ich damit, die Unterlagen zu studieren, was allerdings nicht besonders viel brachte. Außer Cäcilie und Käthe hatte die Residenz dreizehn Bewohner, und zwar sieben Frauen und sechs Männer. Noch waren die Informationen über die Personen recht spärlich, aber es ergab sich ein erstes Bild: Beinahe alle schienen in gut bezahlten Berufen gearbeitet zu haben. Es gab ein Fabrikantenehepaar, zwei wohlhabende Witwen, zwei ehemalige Berufssoldaten hohen Ranges, eine ehemalige Primaballerina, diesen Ex-Schlagersänger, der mir beim Essen durch sein Verhalten dem Hausmeister gegenüber unangenehm aufgefallen war, eine exzentrische Künstlerin … Es war ein ziemlich buntes Durcheinander verschiedenster Persönlichkeiten.

Ich fragte mich, ob sich alle untereinander gut verstanden. Aber würde es für den Fall überhaupt eine Rolle spielen, ob in der Residenz Harmonie oder doch eher Zwietracht herrschte? Beinahe ärgerte ich mich jetzt, dass ich beim Essen am Sonntag nicht darauf geachtet hatte, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich ja noch nicht ahnen können, was die Schwestern mir später erzählen würden.

Vielleicht ergab sich ja noch eine Gelegenheit, alle zusammen zu erleben?

Nur zu bald würde ich erfahren, dass Wünsche manchmal schneller in Erfüllung gehen, als man denkt.

Schach mit toter Dame

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