Читать книгу Ein weiteres Intermezzo mit dem Bösen - Lucian Vicovan - Страница 5

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Das Bier kam leider nicht ohne den kopfschaukelnden Inder.

„Also werden Sie hier auf Ihre Freundin warten, Herr Luczizcki?”

„So ist es!”

„Welch wunderbare Frau, wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben, Herr Luczizcki, Sie sind ein sehr gesegneter Mann.”

Ich trank einen großen Schluck Coopers Brewery Pale Ale und leckte mir genüsslich über die Lippen.

„Ich selbst bin schon seit vierzehn Jahren verheiratet, ohne meine Frau hätte ich nichts von dem geschafft, was ich bisher erreicht habe. Die Frau allein bestimmt, wie glücklich ein Mann im Endeffekt wirklich lebt, daher ist es auch so wichtig die richtige zu finden.”

„Ist das so?”

„Allerdings, meine Eltern hatten eine ganz andere Frau für mich ins Auge gefasst. Ich habe sie persönlich nie gesehen, nur viele Geschichten über sie gehört, aber diese sind in Indien immer übertrieben und überzogen, sie entsprechen nur zu selten der Wahrheit. Ich bin nach Australien gekommen, um mich vor dieser Vermählung zu drücken. Erst hier habe ich dann die wahre Liebe entdeckt.”

„Wie hat sich das angefühlt?”

„Herr Luczizcki, ich glaube, Ihnen muss ich das nicht erzählen!”, sagte Amid und lachte, während sein Kopf wieder stärker schaukelte. „Ich habe Sie beide schon einige Male gesehen und sogar meiner Frau von Ihnen erzählt. Zwei wunderschöne Menschen, die so herzhaft miteinander umgehen, Sie beide könnten ein Vorbild für einen Großteil der Pärchen heutzutage sein. Es ist ein Vergnügen Sie nur miteinander zu sehen, und dann diese Beine...”

„Ja, die sind schier endlos.”

„Und dieses freundliche Lächeln und ihre Manieren, sie erinnert mich immer an das Mädchen in der Schule, mit welcher alle befreundet sein wollten. Hat sie jetzt gerade womöglich ein Fotoshooting?”

„So genau weiß ich das gar nicht, sie ist mit den “Mädels draußen”, wie sie es immer so gerne beschreibt.”

„Und Sie? Gehen Sie in dem Fall nicht mit den Männern aus?”

“Hier bin ich doch!” Ich hob das Glas an und prostete Amid zu, er lachte und sein Kopfwackeln stieg in seiner Intensität.

„Stimmt es, dass in Schweden alle Frauen so großgewachsen sind?”

„Ein Teil von ihnen zumindest.”

„Das ist schön!”, antwortete er und rieb sich die Hände aneinander. Die Situation wurde mir unangenehm, ich trank aus und bat um ein neues Bier. Er verschwand.

Langsam aber sicher kamen mehrere Gäste an und wurden von den Kellner und Kellnerinnen zu ihren Tischen geführt. Ich sah auch Shelly, als sie herauskam und ein Pärchen aufforderte ihr zu folgen.

Sie sah mich, lachte mir zu und zeigte mir eine `Fingerpistole´. Ich lächelte zurück und salutierte militärisch, indem ich meine Fingerspitzen zur Schläfe führte.

Amid kam im selben Augenblick mein Bier tragend aus dem Restaurant, in dem auch meine Freundin um die Ecke erschien. Sie stießen beinahe zusammen. Meine Freundin schaffte es als erste anzuhalten und Amid´s Arm, welcher das Bier trug, so abzustützen, dass nichts ausgeschüttet wurde.

Ich klatschte Beifall und stand auf.

„Hallo mein Herz! Ich nehme mal an, dass dieses Bier für dich ist, stimmt´s oder hab ich recht?” Sie lachte und war guter Dinge, wie meistens eben.

Ich küsste sie, drückte sie an mich. Es war schwer zu sagen, ob ich sie tagsüber stärker vermisst hatte als sonst. Ihre Ankunft aber, bereitet mir viel Freude, da sie mich vor den eigenartig pubertärlich anmutenden Gesprächen mit Amid erlöste.

Als ich die Augen öffnete und die Umarmung löste, blickte ich genau in Shelly´s Augen, die uns vom Eingang des Restaurants aus beobachtete. Ich lächelte ihr abermals zu, sie verzog eine Grimasse.

„Willkommen, Fräulein! Was darf ich Ihnen bringen? Die erste Runde geht aufs Haus.”

„Ah, danke Ihnen Amid! So nett und freundlich von Ihnen, dann würde ich ein Gläschen Schampus sehr begrüßen. Trinkst du auch einen mit, Luczizcki?”

Ich nickte verträumt.

„Alles klar, Shelly wird sich um Sie kümmern, falls Sie auch etwas zum Essen bestellen wollen…”

„Ich habe so einen Hunger, Luczizcki, ich könnte dich mit Haut und Haaren aufessen!”

„Tun Sie das bitte nicht. Herr Luczizcki ist ein bedeutender Freund des Sam´s!”, flehte Amid mit weinerlich klingender Stimme und sie beide lachten frenetisch auf. Ich grinste, Amid verschwand.

„Hast du die Delfine gesehen, Luczizcki? “

„Nein, Tom hat zwar etwas von ihnen erwähnt, doch dann kam Amid und wollte sich unbedingt über die Liebe und Beziehungen unterhalten.”

„Aha, auch nicht schlecht! Ich habe drei Delfine gesehen - im Hafen, zwischen den Booten.”

„Faszinierend.”

„Ich mag keine Delfine, Luczizcki, das weißt du. Sie sind gemein, fies und hinterhältig.”

„Ach ja?”

„Sie verfolgen schwangere Walmütter nur um deren Babys nach ihrer Geburt zu ersticken. Sie halten diese unter Wasser und hindern sie daran, zum Luftholen aufzutauchen. Die Baby-Wale krepieren qualvoll. Die Delfine schwimmen dann einfach weiter und niemand kann erklären, wieso sie das machen. Die fressen die Babys nicht mal! Trotzdem verfolgen sie die schwangeren Walmütter über Tage, ja, sogar Wochen.”

„Schrecklich.”

„Was gibt´s bei dir Neues, Luczizcki? Ich habe nämlich auch Neuigkeiten.”

„Hallo ihr zwei Hübschen, wie geht´s euch heute?” Shelly kam mit dem Schampus, meine Freundin stand auf und sie umarmten sich herzlich. Ich vermied es, Shellys Blick zu begegnen, welcher mich ganz spürbar suchte. Ich hörte ihre Augen nach mir schreien, sah deshalb lieber auf das Meer hinaus.

„Habt ihr zwei euch schon gesehen?”, fragte meine Freundin.

„Nur von Weitem.”, sagte Shelly und lachte.

„Luczizcki, wieso begrüßt du Shelly nicht so wie es sich gehört?”

„Ich möchte sie nicht anfassen.”

„Wer glaubst du, möchte dich anfassen? Glaub mir, auch für uns wäre das keine große Freude.”

Da war sie: Shelly, oder besser gesagt, das Mundwerk Shelly´s. So würde es von jetzt an für den Rest des Abends laufen.

„Hey, ich berühre ihn ganz gerne!”

„Du bist auch seine Freundin, du hast keine Wahl.”

„Doch, ich könnte mir einen Neuen suchen.”

„Wieso tust du das nicht, Gott im Himmel, wieso nicht? Herrgott noch einmal, du bist ein Model und er, bloß ein, ja was überhaupt? Ein Luczizcki…”

„Aber er ist doch sooo süß. Das könnte ich nie machen.”

Meine Freundin fuhr mir mit den Knöcheln ihrer rechten Hand über die Wange, ich setzte ein gequältes Gesicht auf.

„Irgendetwas hat er mit dir angestellt, sodass du ihn nicht so siehst, wie er in Wahrheit ist und wie wir ihn sehen. Ich wette, da ist Voodoo, oder irgend so ein Scheiß, im Spiel.”

„Wie heißt es so schön? Liebe macht blind!”, singsangte meine Freundin. Ich verdrehte meine Augen und erntete prompt eine Schimpftirade von Shelly.

„Du solltest glücklich sein, dass dich überhaupt jemand ansieht, Luczizcki! Wozu verdrehst du jetzt die Augen? Diese Männer - Gott o Gott!” Damit verzog sie wieder, ohne unsere Bestellung aufzunehmen.

„Ihr zwei werdet wohl auch nie mehr Freunde.”, sagte meine Freundin lachend.

„Ach, du weißt ja wie das ist, was sich neckt das liebt sich.”

„Liebst du sie also?”

„Ich necke sie doch nicht.”

„Oh, bist du herzig Luczizcki. Ist das etwa einer dieser Momente, in denen du das Gefühl hast, dass dir die ganze Welt zu Füßen liegt und jede Frau was von dir will?”

„Die ganze Welt vielleicht nicht,…”

„Hahaha Luczizcki, jedenfalls - ich habe auf dem Weg hierher mit meiner Mutter telefoniert. Es ist schon fast ein halbes Jahr vergangen, seitdem ich sie zuletzt gesehen habe. Ich werde mir heute einen Flug suchen, der innerhalb der nächsten zwei Wochen abfliegt. Ich nehme an, dass du nicht zu heiß auf den schwedischen Winter und auf meine Eltern bist, habe ich recht?”

„Deine Eltern sind nette Menschen, die machen mir nichts aus, der Winter jedoch,…”

„Alles klar Luczizcki, ich habe sowieso nicht damit gerechnet, dass du mitkommen möchtest, daher sogar meiner Mutter schon gesagt, dass ich dich zwar fragen würde, sie aber gleichzeitig wissen lassen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass du mich begleitest.”

„Sehr gut, sehr gut.”

„Luczizcki, etwas beschäftigt dich heute. Du kannst es mir entweder jetzt gleich sagen und wir räumen es aus der Welt, oder du bleibst weiterhin so komisch - deine Entscheidung.”

„Es ist nichts, es war nur ein Tag wie alle anderen, ich warte auf den Sonnenuntergang und freue mich über mein zweites Bier heute. Die Welt ist gut, das Leben ist schön!”

„Nur zwei Bier? Du machst Fortschritte, mein Herz.”

„Bisher jedenfalls.”

„Hast du das Gefühl, Luczizcki, dass du derjenige bist, der bei uns immer die Initiative im Bett ergreift?”

„Jetzt wo du es erwähnst, kann ich mir sogar vorstellen, dass dem so ist."

„Ich glaube nämlich auch. Heute hat uns meine Freundin Chelsea erzählt, dass ihr Freund einen großen Aufstand deswegen gemacht hat. Er warf ihr Sachen an den Kopf, dass sie niemals etwas einbringe. Er meinte, dass auch er es sich manchmal wünschen würde, verführt, überrascht und zum Beischlaf verleitet zu werden. Wie siehst du das?”

„Der Freund hat vollkommen recht.”

„Luczizcki, da muss ich dir aber ehrlich sagen, dass dies zwischen uns nie klappen würde. Ich wüsste gar nicht wann ich dazu kommen würde. Sobald wir auch nur eine freie Minute haben, ergreifst du schon die Initiative. Mir bleibt ja gar keine Chance mein Spiel aufzufahren, du lässt mir schlicht und ergreifend keine Gelegenheit.”

„Ausgelastete Kapazitäten sind doch gut. Es muss genau daran liegen, dass mir nie der Gedanke gekommen ist, mich über fehlenden Einsatz deinerseits zu beschweren.”

„Aber eine Beziehung ist doch sooo viel mehr als nur Sex.”

„Okay, hier muss ich einmal entschieden dazwischen gehen! Diese Aussage kann ich nicht mehr hören!” Ich schlug mit beiden Handflächen auf die Tischplatte und stand beinahe vom Stuhl auf.

„Was ist in dich gefahren, Luczizcki?”

„Eine Beziehung sollte genau so viel Sex beinhalten, wie es beide Parteien nötig haben. Vor allem, wenn man auf Treue oder Monogamie pocht! Alles andere ist nur Qual und wird immer im Desaster enden.”

„Willst du damit sagen, dass, sollte etwas passieren, und wir keinen Sex mehr miteinander haben könnten, du einfach verschwindest oder dich anderseits umzusehen beginnst, Luczizcki?”

„Mal angenommen, dir würde etwas zustoßen und du könntest nie mehr Sex haben. Würdest du von mir erwarten, dass ich mir mein Glied abschraube und niemals mehr darüber nachdenke?”

„Luczizcki, wir reden gerade sooo viel Blödsinn daher.”

„Das ist auch recht so. Die Sonne geht gleich unter, der Schampus prickelt, welch besseres Umfeld könnte sich einer wünschen, um Blödsinn daherzureden?”

Wir lachten beide, ich streichelte ihren Handrücken. Sie bückte sich über den Tisch und drückte mir einen Kuss auf die Nasenspitze. Ich liebte sie und liebte es, sie anzusehen und anzuhimmeln!


Ein weiteres Intermezzo mit dem Bösen

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