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Prologitis

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Ich habe einen sehr tapferen Mann. Wirklich. Ich erinnere mich, es ist schon einige Jahre her, da kam ich von einem Elternabend nach Hause und fand einen Zettel von ihm auf dem Küchentisch mit der Nachricht:

Habe mir beim Baumschneiden in die Hand gesägt. Bin ins Krankenhaus gefahren. Mach dir keine Sorgen!

Ich habe mir selbstverständlich Sorgen gemacht. Wenn ein Mann sich freiwillig ins Krankenhaus begibt, steckt definitiv etwas Ernstes dahinter. Später stellte sich heraus, dass er nicht nur allein ins Krankenhaus gefahren war, sondern vorher auch noch sein Blutbad beseitigt hatte, damit keines der Kinder oder gar die liebende Ehefrau erschrecken muss, sollte irgendjemand von uns aus Versehen die Diele durchqueren, durch die er sich ins Haus geschleppt und die Küche betreten hatte, wo unser Erste-Hilfe-Kasten steht.

Verantwortungsvoll, heldenhaft, stark.

So ist er.

Mein Mann.

Ich wäre vermutlich allein beim Anblick des Blutes ohnmächtig geworden und niemals in der Lage gewesen, selbst zu fahren – und zwar egal, ob er oder ich mir in die Hand gesägt hätte. (Nur fürs Protokoll: Mir wäre es nicht passiert, denn ich halte mich von Sägen fern.)

Seine Verletzung war in der Tat ernst. Er hatte sich nämlich die Daumensehne durchtrennt und musste operiert werden. Ja, das konnte ambulant gemacht werden, und, so erzählte er mir, als er mit einem Schnaps in der gesunden Hand und einer beeindruckenden Gipsschiene an der anderen auf unserer Couch saß, er hätte für diese Lappalie auch keine Narkose gebraucht, wenn der behandelnde Arzt nicht darauf bestanden hätte. Ihm hätte was zum Draufbeißen gereicht. Gut, das mit der Sehne ist eben auch eine richtige Männerverletzung. Blut, beinahe abgehackte Gliedmaßen, Unfälle aufgrund von unsachgemäßem Gebrauch von Fortbewegungsmitteln jeglicher Art, erhöhter Geschwindigkeit oder irgendwas, was einem beim Ballspielen passieren kann: eine Lappalie. Etwas, worauf man stolz sein kann. Lässig binden sich Männer verletzte Arme, Beine oder Köpfe mit alten T-Shirts ab und gehen ein Bier trinken. Ganz nach dem Motto: War was?

Völlig anders verhält es sich mit Befindlichkeiten, die sie nicht selbst hervorgerufen haben oder die keine Narben verursachen, mit denen man in Umkleidekabinen oder bei Söhnen nicht angeben kann und die von selbst und innen heraus entstanden sind. Blut ist sexy. Mit einem fehlenden Finger kann man immer noch alles machen, was fürs Mann-Sein so nötig ist. Mit Halsweh, Schnupfnase oder Husten hingegen kann man nichts. Überhaupt nichts. Nur sterben möglicherweise. Und zwar schneller, als einem lieb ist.

Eine verstopfte Nase ist – bedrohlich. Lebensgefährlich.

Damit ist nicht zu spaßen. Das erfordert sofortige Maßnahmen. Mindestens absolute Bettruhe – wobei Ruhe relativ ist und maximal die Belästigung durch sprechende Ehefrauen oder spielen wollende Kinder beinhaltet, aber in keinster Weise die Fähigkeit beeinträchtigt, Sportsendungen im Fernsehen zu verfolgen. In maximaler Lautstärke. Ganz im Gegenteil: Es gibt Studien, die belegen, dass Sportsendungen sich positiv auf den Genesungsprozess auswirken und die Lebensdauer eines dahinsiechenden männlichen Wesens erheblich verlängern. Erheblich! Zur Not geht auch irgendwas auf DMAX.

Es gibt übrigens einen Ausruf, einen Initialmoment, der – aufgrund seiner Lautstärke und Brisanz – sofort die Welt aus ihren Angeln hebt. Er hat schon Ehen zerstört, große Unternehmen ruiniert und politische Krisen hervorgerufen. Er ist kurz, kraftvoll und hat genügend Power, die Zeit anzuhalten. Nein, danach ist nichts mehr, wie es war.

Und er läutet die Apokalypse aka Männergrippe ein. Beiname: die gemeine. Wir sprechen von: »Hatschi!«

Ja, Männergrippe ist bedrohlich – und zwar für Männer und Frauen gleichermaßen. Die einen leiden und die anderen erst recht. Aber wie kann man eine gewöhnliche Erkältung überhaupt von einer wirklich bedrohlichen Männergrippe unterscheiden? Und wie kann Betroffenen geholfen werden, diese schwere Krankheit ohne nachhaltige Schäden beiderseits zu überstehen?

Anna und ich sind beide verheiratet, wir haben insgesamt acht Kinder (ja, auch Söhne dabei), eine von uns hat als HNO-Ärztin gearbeitet (Anna) und eine als Heilpraktikerin (ich, Lucinde). In diesem Büchlein suchen wir die Wahrheit über die Männergrippe, gehen der Frage nach, ob auch Frauen Männergrippe bekommen können, ob andere Kontinente ebenfalls betroffen sind (denn dann müsste man selbstverständlich von einer Pandemie sprechen), wir fragen uns, wie man am besten damit umgeht und ob es evolutionäre Rechtfertigungen für dieses Phänomen, pardon, diese Bedrohung der männlichen Menschheit gibt. Wir sammeln wertvolle Tipps von Betroffenen, Erfahrungsberichte und spenden Trost und Mitleid. Sehr viel Mitleid.

Männer, wir sind bei euch. Wir lassen euch nicht im Stich. Die Männergrippe existiert! Natürlich! Ihr seid die Allerärmsten!

Frauen, wir sprechen später.

Lucinde & Anna

PS: Natürlich ersetzt dieses Buch nicht den Gang zum Arzt, Männer! Jeder Mann, jede Männergrippe ist anders. Bitte unterschätzt die Symptome nicht, solltet ihr wirklich welche haben – und am besten: Bleibt gesund!

Männergrippe

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