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13. Wie werde ich am schnellsten seekrank?

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Mein erster Kontakt mit dem Segelsport kann folgendermaßen zusammengefasst werden: „Fische Füttern“. Danach habe ich Seglern und Segelschiffen lange keine Aufmerksamkeit geschenkt. Dieses ist bekanntlich Geschichte.


Inzwischen kenne ich die biologisch-medizinischen Hintergründe und mich, so dass ich kaum noch seekrank werde. Gleichzeitig erkenne ich die Symptome bei Mitseglern frühzeitig und kann meistens ausreichend rechtzeitig gegensteuern. Betroffen von Seekrankheit sollen lediglich 10 - 20 % der Bevölkerung sein. D.h. ab etwa Windstärke 4 ist es für die Betroffenen ratsam, die folgenden Zeilen zu beherzigen, damit die Seekrankheit nicht auftritt.


Mein Bild der Wirkungsmechanismen bei Seekrankheit ist etwa folgendes: Wenn beim Steinzeitmenschen die drei Lageinformationssysteme, die unabhängig voneinander die Position des Menschen im Raum ermitteln und an das Gehirn melden nichtübereinstimmende Informationen liefern, meldet das Gehirn „Alarm“. Scheinbar hat die Evolution entschieden, dass derartige Fehler (nur) über die Aufnahme unpassender Nahrung entstanden sein können, so dass die beste Fehlerkorrektur das Erbrechen ist. Die drei Informationsquellen sind: Augen, Gleichgewichtsorgan sowie die Muskeln und Nerven unseres Bewegungsapparats.


Eine fehlerhafte Information zu Position und Bewegung im Raum erhält unser Gehirn über unsere Augen und zwar dann, wenn diese unter Deck die sich kaum bewegende Inneneinrichtung wahrnehmen, das Gleichgewichtsorgan so wie die Muskeln und Nerven im Bewegungsapparat ständige, heftige Bewegung signalisieren.


Abhilfe schafft hier: Längere Zeit aus einem Seitenfenster gucken und dabei Land oder den Horizont fixieren. Schon klappt’s auch mit der internen „Software“. Den gleichen Mechanismus mit besserem Erfolg schafft die Faustregel: „Wem es etwas mulmig ist, geht an’s Ruder.“ oder setzt sich an Deck und schaut zum Horizont, am besten in Fahrtrichtung.


Der zweite Angriffspunkt in der obigen Wirkungskette ist, den Informationsfluss zwischen den beteiligten Informationsgebern deutlich abzuschwächen, so dass die Information „Hier stimmt was nicht“ nicht so stark im Gehirn ankommt und somit der Alarm „Fische Füttern“ nicht ausgelöst wird.


Die körperinterne Kommunikation geschieht grob gesagt über Histamine, ein aus Allergologie bekannter Stoff. Stark vereinfacht gilt: wenig Histamin im Blut = wenig Alarmmeldungen treffen im Gehirn ein. Histamin kann man durch allgemeine Stressvermeidung, durch Schlaf, durch sehr viel Vitamin C (ca. 2g pro Tag) und durch vergleichsweise preiswerte Antihistaminika abbauen. Ein Nickerchen hilft bei mir persönlich übrigens hervorragend. Reisekaugummis und ähnliche Medikamente bevorzuge ich als Skipper nicht, da sie mich ruhigstellen und mich in meiner Rolle als Schiffsführer beeinträchtigen.


Wenn es dennoch soweit ist: „Fische Füttern“ am besten nach Lee. In diesem Moment muss jemand zweites das betroffene Crew-Mitglied festhalten, da dieses sich oft nur noch auf das „Fische Füttern“ konzentriert und dadurch droht, über Bord zu fallen. Bei harten Am-Wind-Kursen ist die Lee-Seite dummerweise ganz unten und auch fast im Wasser. Hier tut der Rudergänger gut daran, das Schiff etwas aufzurichten (Großschot fieren oder auf raumeren Kurs gehen).


Wenn es schon zu spät war: Auf den Rücken legen, im Cockpit oder im Salon. Achterkojen eignen sich ebenfalls. Die Vorschiffskojen eignen sich nicht so gut für die Lagerung einer seekranken Person, da hier die Bewegung um den Schiffsschwerpunkt vergleichsweise groß ist.


Dieses Wissen hilft auch Ihrer Crew, die Mechanismen der Seekrankheit zu verstehen, ggf. weniger Angst davor zu haben und sich vorbeugend zu verhalten. Im eBook Checklisten für Segeltörns (Anhang) steht eine ausführliche Beschreibung bereit, die Sie an Ihre Crew weitergeben können.

111 Skippertipps für den perfekten Segelurlaub. 2013

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