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Szenen aus der iranischen Stadt Schiraz


Vorbemerkung

Zum historischen Iran gehören neben der Islamischen Republik Iran auch Teile von Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Afghanistan, vor allem die Gebiete der nördlichen Seidenstraße mit den glanzvollen Städten Chiwa, Buchara und Samarkand. Zusammen gesehen bildet der iranische Raum eines der großen Kulturzentren der Welt.

Dabei scheint es das Schicksal des Iran zu sein, immer das ganz Andere darzustellen. Schon in der Morgendämmerung der Weltgeschichte bildete die Kultur der Elamiter eine eigenständige iranische Variante der altorientalischen Kultur. In der Antike agierten die iranischen Großreiche als Antagonisten der Griechen und Römer - das Reich der Achaimeniden stand gegen die Griechen, das Reich der Parther und Sassaniden gegen das römische Imperium. Vom Islam im siebten und achten Jahrhundert überwältigt, wurde die iranische Kultur revolutioniert, aber nicht, ohne dass sich auch der Islam unter dem iranischen Einfluss tiefgreifend veränderte. Die politische und theologische Revolution der Safaviden-Dynastie machte den Iran im 16. Jahrhundert zum Gegenpart der Osmanen und innerhalb der islamischen Welt zur schiitischen Opposition. Im 20. Jahrhundert wurde der Iran schließlich zum Schauplatz der Iranischen Revolution, wahrscheinlich der bedeutendsten politischen Bewegung des letzten Jahrhunderts, deren Ziel nicht mehr und nicht weniger als der Sturz der Moderne ist.

Eine Reise durch den iranischen Kulturraum erlaubt also nicht nur die Begegnung mit erstrangigen Zeugnissen der Geschichte, sondern auch einen Einblick in eine religiös und ästhetisch vollkommen andersartige Welt - namentlich wenn sie außerhalb eingetretener Pfade und selbstorganisiert unternommen wird. Gerade in diesen Jahren, in denen der Islam in seinen unterschiedlichen Ausprägungen die westliche Welt herausfordert, kann eine Reise in den Iran dazu dienen, jenseits oberflächlicher Verbrüderungen das Eigene und das Fremde genauer zu erkennen.

Das vorliegende Buch bündelt zwei Reisen, die ich im Abstand von gut einem Jahrzehnt unternommen habe - die erste vor den Anschlägen des 11. September 2001, die zweite unmittelbar nach dem Beginn der Terroroffensive des Islamischen Staates gegen unschuldige Touristen im Jahre 2015. Aus dieser zeitlichen Differenz erklären sich die unterschiedlichen Perspektiven im ersten und zweiten Teil.

Der Mullah und das Paradies

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