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9. Max, der Soldat.

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»Du hast immer noch keine richtige Vorstellung«, sagte Fuska zu Max, »wie es in unserem Hause eigentlich aussieht. Reinige dich jetzt, ehe ich dich in die Kellerräume führe.«

»Ich mich reinigen?« wunderte sich Max.

»Das versteht sich! Wir haben uns beim Graben tüchtig bestaubt, und ich will nicht hoffen, daß du dich im Schmutze wohl fühlst wie eine Kotwanze.«

Dieses Insekt mit dem häßlichen Namen, auf das Fuska anspielte und das bei den reinlichen Ameisen nicht gerade als Kosename gebraucht wird, heißt lateinisch Reduvius, was Max trotz seiner Studien im Latein nicht wußte. Es lebt in den Häusern bei den Menschen. Die Larve hüllt sich in Wollstaub und allerlei Kehricht, wie man ihn in den Ecken unreinlicher Wohnungen antrifft. Vermummt in einen Staubmantel, fällt sie nun aus dem Hinterhalt arglose Mücken an und verspeist sie. Ist aber das Insekt ausgewachsen, dann gibt es seine ungehörige Hinterlist und niedrige Verschlagenheit auf und jagt nach Beute im offenen Kampfe.

Fuska hatte recht, wenn sie die Lehre anknüpfte: »Reinlichkeit ist der erste und vornehmste Beweis eines gebildeten Geschöpfes, das Selbstachtung besitzt. Wir Ameisen halten sehr viel auf uns!«

»Wie in aller Welt soll ich mich aber reinigen? Wo ist Wasser, Seife, Handtuch?« Fuska begriff durchaus nicht, was er meinte.

»Nur rasch«, sagte sie, »mache dich sauber. Gebrauche flink deine Beinchen!«

Max stellte sich ungeschickt genug an. Am Ende seiner Füße befand sich eine Art Kämmchen mit scharfen Zähnen; damit konnte er, wenn er die Füße hob und beugte, seine Fühler bürsten; kreuzte er die Beinchen, so ließen sich Kopf und Rücken kämmen und die feinen Härchen glätten und striegeln, die an den Fußspitzen wuchsen.

»Wenn mir einer gesagt hätte, daß mir der Haarschopf an den Füßen wüchse!« witzelte er.

Plötzlich hielt er laut jammernd inne.

»Au weh, au weh!«

»Was hast du, Kindchen?«

»Ich armer Kerl! Ich blute! Blut läuft aus meinen Haaren!«

»O du Dummerchen«, lachte Fuska, »du bist beim Kämmen an eine Drüse geraten.«

»Drüse?«

»Aus diesen Drüsen quillt ein Saft, mit dem wir unsere Staubhärchen befeuchten können.«

»Wozu tun wir dies?«

»O zu allerlei! Womit könntest du dich auf einer senkrechten, glatten Fläche halten, die bestiegen werden soll? In solchem Falle drückt man geschwind ein wenig Drüsensaft heraus; dieser klebt gerade so viel, daß er uns beim Gehen an der glatten Wand den festen Halt gibt.«

Mit den Beinen hatte Max vorher gegraben, und mit ihnen hatte er geschickt die Erde fortgeschleudert, die ihm im Wege war. Jetzt rief er begeistert: »Was habe ich doch für kunstvolle Füße! Krallen sind daran, Staubhaare und Kämmchen. Fehlt nur noch Zahnbürste, Mundwasser und ein Spiegel, dann hätte ich die feinste Waschtischeinrichtung beisammen!«

»Komm, komm!« eilte Fuska.

Um ihn rannte alles so geschäftig durcheinander, daß er mit seinen neugierig vorgestreckten Fühlern unsanft an beschäftigte Ameisen anstieß.

»Was laufen diese so? Was bedeutet dies Hin und Her?« fragte er.

»Larven und Puppen werden herumgetragen. Sie sind sehr empfindlich gegen Kälte und Hitze.«

»Sie erkälten sich wohl leicht und bekommen den Schnupfen?«

»Wir bauen für unsere Kleinen hochgelegene und tiefe Stuben, wohin wir sie je nach Sonne und Regen tragen.«

Max dachte mit Rührung daran, daß man auch ihn so treu herumgetragen hatte, und tiefbewegt sprach er:

»Wie gerne mag ich die Ameisen leiden, diese guten Tierchen! Ich finde kaum Worte, um zu sagen, wie dankbar ich Ihnen, liebe Frau Fuska bin, für alles Liebe, was Sie mir schon getan haben.«

»Du liebe Zeit, mache keine Redensarten! Ich habe an dir nur getan, was einst mir geschah und was du den nachkommenden Geschlechtern tun wirst. Bei uns Ameisen werden schon die Kinder angehalten, andern das zu tun, was wir selbst wünschen, daß es uns geschähe. Man muß Gutes tun, weil man Gutes empfangen hat, wie man eben jede Schuld bezahlt, wenn man ehrlich ist.«

Unsere Beiden waren übrigens wieder innerhalb des wohlverrammelten Tores angelangt. Im Hausgang schritten einige Ameisen hin und her.

»Was tun diese hier, Frau Fuska?«

»Sie hüten als Schildwachen unser Haus und rufen sofort im Falle der Gefahr diejenigen an, die bei der Arbeit sind.«

»Ich will auch eine Schildwache werden!«

»Ohne Zweifel kannst du das, denn du scheinst eine kräftige, gesunde Ameise zu werden und hast alle Eigenschaften eines guten Soldaten in dir.«

»Soldat! Soldaten gibt es auch bei den Ameisen? Juhe! – Hurra!«

»Im Notfalle kämpfen wir wohl alle, aber in unserer Familie sind die kräftigsten Arbeiter mit starkem Kopf und den mächtigen Kieferzangen besonders zum Kriegsdienst geeignet.«

»Beim ersten Kampfe«, rief Max voll Begeisterung, »schwöre ich, daß ich es zum General bringen will!« Indem er dies sagte, hob er sein rechtes Vorderbeinchen zur Stirne empor und grüßte die Wachen stramm militärisch.

Max Butziwackel, der Ameisenkaiser (Luigi Bertelli) (Literarische Gedanken Edition)

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