Читать книгу Warum tut er das? - Lundy Bancroft - Страница 21

„Gefühle verursachen Verhalten“

Оглавление

„Wenn Menschen sich verletzt fühlen, schlagen sie aus Vergeltung auf jemand anderen ein. Wenn sie sich eifersüchtig fühlen, werden sie besitzergreifend und vorwurfsvoll. Wenn sie sich kontrolliert fühlen, schreien und drohen sie.“ Stimmt’s?

Falsch. Jeder Mensch geht mit Verletzungen oder Ressentiments individuell um. Wenn Sie sich beleidigt oder schikaniert fühlen, greifen Sie vielleicht nach einem Schokoriegel. Unter den gleichen Umständen breche ich vielleicht in Tränen aus. Eine andere Person kann ihre Gefühle schnell in Worte fassen und die Misshandlung direkt ansprechen. Auch wenn unsere Gefühle die Art und Weise beeinflussen können, wie wir uns verhalten wollen, werden unsere Verhaltensentscheidungen letztlich eher durch unsere Einstellungen und Gewohnheiten bestimmt. Wir reagieren auf unsere emotionalen Verletzungen auf der Basis, wie wir uns selbst sehen, wie wir über die Person denken, die uns verletzt hat, und wie wir die Welt wahrnehmen. Nur bei Menschen, die schwer traumatisiert sind oder an schweren psychischen Erkrankungen leiden, ist das Verhalten von Gefühlen bestimmt. Und nur ein winziger Prozentsatz misshandelnder Männer hat diese Art schwerer psychischer Probleme.

Es gibt noch andere Gründe, die Ausrede „Liebe verursacht Missbrauch“ nicht zu akzeptieren. Erstens behalten sich viele Menschen ihr bestes Verhalten und ihre freundlichste Behandlung ihren Lieben vor, auch für ihre Partnerinnen und Partner. Sollten wir den Gedanken akzeptieren, dass diese Menschen ihre Liebe weniger stark empfinden oder weniger Leidenschaft haben als ein Missbrauchstäter? Das ist Unsinn. Außerhalb meines Berufslebens habe ich im Laufe der Jahre viele Paare kennengelernt, zwischen denen Leidenschaft und Spannung herrschte und die sich gegenseitig gut behandelten. Aber leider gibt es in unserer Gesellschaft eine breite Akzeptanz der unguten Vorstellung, dass Leidenschaft und Aggression miteinander verwoben sind und dass ein gemeiner verbaler Schlagabtausch und explosionsartige Ausbrüche der Preis sind, den man für eine Beziehung bezahlt, die aufregend, tief und sexy ist. Beliebte Liebesfilme und Seifenopern verstärken dieses Bild manchmal noch.

Die meisten misshandelnden Männer haben außer zu ihren Ehefrauen oder Freundinnen enge Beziehungen zu anderen Menschen. Meine Klienten können tiefe Zuneigung für einen oder beide Elternteile, ihre Geschwister, einen guten Freund, eine Tante oder einen Onkel empfinden. Misshandeln sie diese auch? Kaum. Es ist nicht die Liebe oder tiefe Zuneigung, die ihr Verhaltensproblem verursacht.

Mythos Nr. 4:

Er unterdrückt seine Gefühle zu sehr, und dann bauen sie sich auf, bis er platzt. Er muss mit seinen Gefühlen in Berührung kommen und lernen, sie auszudrücken, um diese explosiven Vorfälle zu verhindern.

Meine Kollegen und ich bezeichnen diese Ansicht über Männer als „Druckkessel-Theorie“. Der Gedanke ist, dass ein Mensch nur ein gewisses Maß an angesammeltem Schmerz und an Frustration ertragen kann. Wenn er nicht regelmäßig entlüftet wird – wie bei einem Schnellkochtopf –, dann ist ein schweres Unglück vorprogrammiert. Dieser Mythos klingt wahr, denn wir alle wissen, dass viele Männer zu viele Emotionen in sich aufstauen. Da die meisten Täter männlich sind, scheint es zu passen.

Aber das tut es nicht, und hier ist der Grund dafür: Die meisten meiner Klienten unterdrücken ihre Gefühle nicht in besonderem Maße. Tatsächlich bringen viele von ihnen ihre Gefühle stärker zum Ausdruck als einige nicht-misshandelnde Männer. Anstatt alles in sich hineinzuschaufeln, neigen sie zum Gegenteil: Sie haben eine übertriebene Vorstellung von der Wichtigkeit ihrer Gefühle. Die ganze Zeit sprechen sie über ihre Gefühle – und leben sie aus –, bis ihre Partnerinnen und Kinder erschöpft sind, weil sie das alles mit anhören müssen. Die Gefühle eines Täters sind wahrscheinlich beides: zu groß und auch zu klein. Sie können das ganze Haus ausfüllen. Wenn er sich schlecht fühlt, denkt er, dass das Leben für alle anderen in der Familie aufhören sollte, bis jemand sein Unwohlsein in Ordnung bringt. Die Lebenskrisen seiner Partnerin, die Krankheiten der Kinder, die Mahlzeiten, die Geburtstage – nichts anderes ist so wichtig wie seine Gefühle.

Es sind nicht seine Gefühle, zu denen der Täter eine zu große Distanz hat, sondern es sind die Gefühle seiner Partnerin und die Gefühle seiner Kinder, um die es geht. Das sind die Gefühle, über die er so wenig weiß und mit denen er „in Kontakt treten“ muss. Meine Aufgabe als Berater von Missbrauchstätern besteht oft darin, die Diskussion weg von den Gefühlen meiner Klienten und hin zu seinen Gedanken (einschließlich seiner Einstellung gegenüber den Gefühlen seiner Partnerin) zu lenken. Meine Klienten versuchen immer wieder, den Ball in den Bereich zurückzubringen, der ihnen vertraut und angenehm ist, wo ihre innere Welt das einzige ist, was zählt.

Seit Jahrzehnten bemühen sich viele Therapeuten, misshandelnden Männern zu helfen, sich zu verändern, indem sie sie anleiten, ihre Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken. Leider nährt diese wohlmeinende, aber fehlgeleitete Herangehensweise tatsächlich die Fokussierung des Täters auf sich selbst, was eine wichtige Triebkraft für seine Misshandlungen ist.

Ein Grund, warum Sie versucht sein könnten, die „Druckkessel-Theorie“ zu akzeptieren, ist, dass Sie vielleicht beobachten, dass das Verhalten Ihres Partners einem Muster folgt. Er zieht sich immer mehr zurück, sagt immer weniger und seine Stimmung scheint sich allmählich von einem leisen Brodeln zu einem sprudelnden Kochen zu entwickeln, bis sie sich in einem Ausbruch von Schreien, Herabsetzungen und Gemeinheiten entlädt. Es wirkt wie eine emotionale Explosion, daher nimmt man natürlich an, dass es eine ist. Aber die wachsende Spannung, der Druck, der sich in seinen Gefühlen aufbaut, wird in Wirklichkeit durch sein mangelndes Einfühlungsvermögen in Ihre Gefühle und durch eine Reihe von Einstellungen angetrieben, die wir später untersuchen werden. Außerdem explodiert er, wenn er sich selbst die Erlaubnis dazu gibt.

Mythos Nr. 5:

Er hat eine gewalttätige, explosive Persönlichkeit. Er muss lernen, weniger aggressiv zu sein.

Kommt Ihr Partner normalerweise mit allen anderen außer Ihnen einigermaßen gut aus? Ist es ungewöhnlich für ihn, andere Menschen zu beschimpfen oder sich mit Männern körperlich anzulegen? Wenn er Männern gegenüber aggressiv wird, hat es dann in der Regel etwas mit Ihnen zu tun, z. B. wenn er einem Mann gegenübersteht, von dem er glaubt, dass er Sie abcheckt? Die große Mehrheit der misshandelnden Männer ist eher ruhig und in den meisten Beziehungen vernünftig, die nicht im Zusammenhang mit ihren Partnerinnen stehen. Tatsächlich beschweren sich die Partnerinnen meiner Klienten ständig bei mir: „Wie kommt es, dass er zu allen anderen so nett ist, mich aber wie Dreck behandelt?“ Wenn es das Problem eines Mannes wäre, eine „aggressive Persönlichkeit“ zu haben, wäre er nicht in der Lage, diese Seite seiner selbst nur für Sie zu reservieren. Viele Therapeuten haben im Laufe der Jahre versucht, missbrauchende Männer auf ihre sensiblere, verletzlichere Seite zu lenken. Aber die traurige Realität ist, dass viele sanfte, sensible Männer ihre Partnerinnen bösartig – und manchmal auch gewalttätig – misshandeln. Die zwei Seiten des Täters bilden einen zentralen Aspekt des Rätselhaften.

Die gesellschaftliche stereotype Vorstellung vom Täter als einem relativ ungebildeten Arbeiter trägt zur Verwirrung bei. Die fehlerhafte Gleichung lautet: „Misshandlung ist gleich muskelbepackter Höhlenmensch, was wiederum der Unterschicht entspricht.“ Zusätzlich zu der Tatsache, dass dieses Bild ein unfaires Stereotyp von Männern aus der Arbeiterklasse ist, übersieht es auch den Fakt, dass ein Mann mit Berufs- oder Hochschulbildung etwa der gleichen Wahrscheinlichkeit unterliegt, Frauen zu misshandeln wie jeder andere. Ein erfolgreicher Geschäftsmann, ein Hochschulprofessor oder ein Segellehrer wird vielleicht weniger wahrscheinlich das Image eines harten Kerls mit Tätowierungen am ganzen Körper annehmen, kann aber dennoch ein Albtraum-Partner sein.

Stereotypen im Hinblick auf Klasse und Ethnie erlauben es den privilegierteren Mitgliedern der Gesellschaft, dem Problem des Missbrauchs auszuweichen, indem sie so tun, als sei es das Problem von anderen. Ihr Denken geht etwa so: „Es sind diese Bauarbeiter, die nie aufs College gegangen sind, es sind diese Latinos, es sind diese Straßengangster – sie sind die Missbrauchstäter. Unsere Stadt, unsere Nachbarschaft, ist nicht so. Wir haben hier keine Macho-Männer.“

Aber Frauen, die mit Misshandlungen leben, wissen, dass es die Täter in jeglicher Gestalt und in allen gesellschaftlichen Schichten gibt. Je gebildeter ein Täter ist und je mehr Knoten er im Gehirn einer Frau zu knüpfen weiß, desto besser kann er sie dazu bringen, sich selbst die Schuld zu geben, und desto geschickter kann er andere Menschen davon überzeugen, dass sie verrückt ist. Je gesellschaftlich einflussreicher ein Täter ist, desto wirksamer kann sein Missbrauch sein – und desto schwieriger kann es sein, ihm zu entkommen. Zwei meiner ersten Klienten waren Harvard-Professoren.

Manche Frauen fühlen sich von dem Image des harten Kerls angezogen, und manche können es nicht ausstehen. Wählen Sie selbst. Wie wir in Kapitel 5 sehen werden, gibt es Möglichkeiten festzustellen, 000ob ein Mann die Tendenz hat, missbräuchlich zu werden, aber die Kriterien einer sanften oder machohaften Persönlichkeit gehören nicht dazu. (Doch Vorsicht: Wenn ein Mann andere grundsätzlich einschüchtert, passen Sie auf. Früher oder später wird er seine Einschüchterungen gegen Sie richten. Anfangs mag es Ihnen vielleicht ein sicheres Gefühl geben, mit einem Mann zusammen zu sein, der Menschen Angst macht, aber nicht, wenn Sie an der Reihe sind.)

Mythos Nr. 6:

Er verliert die Kontrolle über sich selbst. Er wird einfach wild.

Vor vielen Jahren habe ich eine Frau namens Sheila telefonisch befragt. Sie beschrieb die Wutausbrüche, die mein Klient Michael ihr zufolge regelmäßig hatte: „Er dreht einfach völlig durch, und man weiß nie, wann er so ausrasten wird. Er fängt einfach an, nach allem zu greifen, was da ist, und damit rumzuwerfen. Er schleudert das Zeug überall hin, an die Wände, auf den Boden – es ist einfach ein Chaos. Und er zerschlägt Sachen, manchmal wichtige Dinge. Dann ist es, als ob der Sturm einfach vorbeizieht; er beruhigt sich und geht für eine Weile weg. Später scheint er sich irgendwie vor sich selbst zu schämen.“

Ich habe Sheila zwei Fragen gestellt. Die erste war, wenn Dinge kaputtgingen, gehörten sie dann Michael oder ihr, oder waren es Dinge, die beiden gehörten? Es entstand eine beträchtliche Stille, während sie nachdachte. Dann sagte sie: „Wissen Sie was? Ich bin erstaunt, dass ich nie darüber nachgedacht habe, aber er macht nur meine Sachen kaputt. Ich kann mich nicht erinnern, dass er etwas zerbrochen hat, das ihm gehört hat.“ Als Nächstes fragte ich sie, wer das Chaos aufräumt. Sie antwortete, dass sie das tut.

Ich erklärte ihr: „Sehen Sie, Michaels Verhalten ist nicht annähernd so berserkerhaft, wie es aussieht. Und wenn er wirklich so reumütig wäre, würde er beim Aufräumen helfen.“

Frage 2: Macht er das mit Absicht?

Wenn mir ein Klient erzählt, dass er missbräuchlich wurde, weil er die Kontrolle über sich verloren hat, frage ich ihn, warum er nicht etwas noch Schlimmeres getan hat. Ich sage zum Beispiel: „Sie haben Ihre Partnerin eine verdammte Hure genannt, Sie haben ihr das Telefon aus der Hand gerissen und es durch den Raum geschleudert, und dann haben Sie ihr einen Schubs gegeben, und sie ist hingefallen. Da lag sie vor Ihren Füßen; es wäre ein Leichtes gewesen, ihr einen Tritt an den Kopf zu verpassen. Jetzt haben Sie mir gerade gesagt, dass Sie zu diesem Zeitpunkt ‚völlig außer Kontrolle‘ waren, aber Sie haben sie nicht getreten. Was hielt Sie davon ab?“ Und der Klient kann mir immer einen Grund nennen. Hier sind einige übliche Erklärungen:

„Ich möchte ihr keine ernsthafte Verletzung zufügen.“

„Ich merkte, dass eines der Kinder zusah.“

„Ich hatte Angst, jemand würde die Polizei rufen.“

„Ich könnte sie umbringen, wenn ich das täte.“

„Der Streit wurde laut, und ich hatte Angst, dass die Nachbarn es hören würden.“

Und die häufigste Antwort von allen:

„Mein Gott, das würde ich nicht tun. Ich würde ihr so etwas nie antun.“

Die Antwort, die ich fast nie hörte – ich erinnere mich, dass es in all den Jahren nur zweimal vorkam – war: „Ich weiß es nicht.“

Diese unmittelbaren Antworten nehmen den Ausreden meiner Klienten, sie würden die Kontrolle verlieren, die Glaubwürdigkeit. Während sich ein Mann verbal oder körperlich missbräuchlich austobt, behält sein Geist das Bewusstsein für eine Reihe von Fragen: „Tue ich etwas, was andere Leute herausfinden könnten, sodass ich schlecht dastehe? Tue ich etwas, das mich in rechtliche Schwierigkeiten bringen könnte? Könnte ich selbst verletzt werden? Tue ich etwas, das ich selbst als zu grausam, grob oder gewalttätig erachte?“

Aus der Arbeit mit meinen ersten paar Dutzend Klienten habe ich eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Ein Täter tut fast nie etwas, das er selbst als moralisch inakzeptabel betrachtet. Er mag das, was er tut, verbergen, weil er glaubt, andere Menschen würden dem nicht zustimmen, aber er fühlt sich innerlich gerechtfertigt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Klient jemals zu mir gesagt hätte: „Ich kann das, was ich getan habe, auf keinen Fall rechtfertigen. Es war einfach völlig falsch.“ Er hat immer einen Grund, den er für gut genug hält. Kurz gesagt, das Kernproblem eines Täters ist, dass er eine verzerrte Vorstellung von Richtig und Falsch hat.

Manchmal stelle ich meinen Klienten folgende Frage: „Wie viele von Ihnen haben sich jemals wütend genug auf Ihre Mutter gefühlt, um den Drang zu verspüren, sie eine Schlampe zu nennen?“ Normalerweise hebt die Hälfte oder mehr der Gruppenmitglieder die Hand. Dann frage ich: „Wie viele von Ihnen haben schon einmal diesem Drang nachgegeben?“ Alle Hände fallen nach unten, und die Männer werfen mir entsetzte Blicke zu, als hätte ich gerade gefragt, ob sie vor Grundschulen Drogen verkaufen. Dann frage ich: „Nun, warum haben Sie es nicht getan?“ Jedes Mal, wenn ich diese Übung mache, schießt die gleiche Antwort aus den Männern heraus: „Aber du kannst deine Mutter nicht so behandeln, egal wie wütend du bist! So etwas tut man einfach nicht!“

Der unausgesprochene Rest dieser Aussage, den wir für meine Klienten ergänzen können, lautet: „Aber Sie können Ihre Frau oder Freundin so behandeln, solange Sie einen guten Grund haben. Das ist offensichtlich etwas anderes.“ Mit anderen Worten: Das Problem des Täters liegt vor allem in seiner Überzeugung, dass die Kontrolle oder der Missbrauch seiner Partnerin gerechtfertigt ist. Diese Einsicht hat enorme Auswirkungen auf die Art und Weise der Beratungsarbeit mit Tätern, wie wir im Laufe dieses Buches sehen werden.

Als ich neu in der Beratung von misshandelnden Männer war, kollidierte mein eigener Mythos vom Kontrollverlust immer wieder mit den Realitäten, die in den Geschichten meiner ersten Klienten auftauchten. Kenneth gab zu, dass er immer das Licht dimmte und dann gegenüber Jennifer behauptete, dass sich an der Helligkeit nichts geändert hätte. Er versuchte, ihr so das Gefühl zu geben, verrückt zu sein (ich erinnere mich auch, dass er mir mit seiner offenen Kritik an den anderen Gruppenteilnehmern wegen ihrer mangelnden Sensibilität gegenüber ihren Partnerinnen aufgefallen war, denn er tat dies trotz seines eigenen missbräuchlichen Verhaltens). James erzählte mir, dass er manchmal etwas versteckte, das seine Partnerin dann suchte, wie z. B. ihre Handtasche oder ihre Autoschlüssel, und er darauf wartete, dass sie auf der Suche danach verzweifelte und frustriert wurde, um es dann wieder irgendwo sichtbar hinzulegen und darauf zu bestehen, dass es die ganze Zeit dort gelegen hätte. Mario berechnete die Entfernung von seinem Haus bis zum Supermarkt, und wenn seine Frau berichtete, dass sie tagsüber einkaufen war, überprüfte er den Kilometerzähler ihres Autos, um sicherzustellen, dass sie nirgendwo anders hingefahren war.

Als meine Kollegen David und Carole einmal für eine Konferenz einen Sketch über Missbrauch vorbereiteten, beschlossen sie, ihn zur Probe ihrer Klienten-Gruppe vorzuspielen. Danach überhäuften die Gruppenmitglieder meine Kollegen mit ihren Vorschlägen zur Verbesserung des Sketches, vor allem, was Davids Rolle anging: „Nein, nein, du entschuldigst dich nicht dafür, dass du zu spät nach Hause kommst, das bringt dich in die Defensive, du musst es umdrehen und ihr sagen, dass du weißt, dass sie dich betrügt … Du stehst zu weit von ihr weg, David. Machen Sie ein paar Schritte auf sie zu, damit sie weiß, dass Sie es ernst meinen … Sie lassen sie zu viel reden. Sie müssen ihr das Wort abschneiden und bei Ihren Punkten bleiben.“ Die Kollegen waren verblüfft, wie sehr die Klienten sich der Art ihrer Taktiken bewusst sind und warum sie sie anwenden: In der Aufregung, Feedback zu dem Sketch zu geben, ließen die Männer ihre Fassade als „außer Kontrolle geratene Täter, die nicht merken, was sie tun“ fallen.

Wenn wir uns in diesem Buch die Geschichten meiner Klienten näher ansehen, werden Sie immer wieder beobachten, wie viel Bewusstsein in ihre grausamen und kontrollierenden Handlungen einfließt. Gleichzeitig möchte ich aber auch nicht, dass der Eindruck entsteht, dass misshandelnde Männer bösartig sind. Sie kalkulieren und planen nicht jeden ihrer Schritte – obwohl sie öfter vorausschauend handeln, als man erwarten würde. Es ist nicht so, dass jedes Mal, wenn ein Täter einen Stapel Zeitungen auf den Boden fegt oder einen Becher an die Wand wirft, er sich im Voraus entschlossen hat, diesen Weg einzuschlagen. Um ein passenderes Bild zu erhalten, stellen Sie sich den Täter wie einen Akrobaten in einer Zirkusmanege vor, der zwar bis zu einem gewissen Grad „außer Rand und Band“ gerät, aber nie vergisst, wo die Grenzen sind.

Wenn einer meiner Klienten zu mir sagt: „Ich bin explodiert“ oder „Ich bin einfach durchgedreht“, bitte ich ihn, in Gedanken Schritt für Schritt durch die Momente zu gehen, die zu seinem missbräuchlichen Verhalten geführt haben. Ich frage: „Sind Sie wirklich ‚einfach explodiert‘, oder haben Sie sich an einem bestimmten Punkt entschieden, sich selbst grünes Licht zu geben? Gab es nicht einen Moment, in dem Sie entschieden, dass Sie ‚genug hatten‘ oder ‚es nicht mehr hinnehmen wollten‘, und Sie sich selbst die Erlaubnis gaben, das zu tun, worauf Sie Lust hatten?“ Dann sehe ich ein Flackern des Erkennens in den Augen meines Klienten, und er gibt in der Regel zu, dass es tatsächlich einen Moment gab, in dem er alle Vorbehalte über Bord geworfen hat, um mit der Horror-Show zu beginnen.

Selbst der körperlich gewalttätige Täter zeigt Selbstbeherrschung. In dem Augenblick, in dem zum Beispiel die Polizei vor dem Haus vorfährt, beruhigt er sich meist sofort, und wenn die Beamten eintreten, spricht er in einem freundlichen und vernünftigen Ton mit ihnen. Wenn die Polizei eintrifft, findet sie fast nie einen laufenden Kampf vor. Ty, ein körperlich Gewalttätiger, der jetzt andere Männer berät, beschreibt in einem Trainingsvideo, wie er aus seiner Wut ausstieg, sobald die Polizei vor dem Haus vorfuhr, und Süßholz raspelte: „Ich erzählte ihnen, was sie getan hatte. Dann schauten sie zu ihr, und sie war diejenige, die völlig außer Kontrolle war, weil ich sie gerade erniedrigt und in Angst versetzt hatte. Ich sagte zur Polizei: ‚Sehen Sie, ich bin nicht derjenige‘“. Ty schaffte es mit seinem ruhigen Auftreten und seiner Behauptung, sich nur selbst verteidigt zu haben, wiederholt, der Verhaftung zu entkommen.

Mythos Nr. 7:

Er ist voller Wut. Er muss lernen, mit seiner Wut umzugehen.

Vor einigen Jahren durchlebte die Partnerin einer meiner Klienten ein Martyrium, weil ihr zwölfjähriger Sohn (aus einer früheren Ehe) für mehr als achtundvierzig Stunden verschwunden war. Zwei Tage lang war Mary Beths Herz kurz vor dem Zerspringen, während sie durch die Stadt fuhr, um ihren Sohn zu suchen. Voller Panik rief sie alle an, die sie kannte, und gab das Foto ihres Sohnes bei der Polizei, in Zeitungen und Radiosendern ab. Sie schlief kaum noch. Währenddessen begann ihr neuer Ehemann Ray, der in einer meiner Gruppen war, langsam innerlich zu kochen. Gegen Ende des zweiten Tages explodierte er schließlich und schrie sie an: „Ich habe es so satt, von dir ignoriert zu werden! Es ist, als würde ich gar nicht existieren! Fick dich ins Knie!“

Wenn Menschen zu dem Schluss kommen, dass Wut zu Misshandlungen führt, verwechseln sie Ursache und Wirkung. Ray hat sich nicht missbräuchlich verhalten, weil er wütend war; er wurde wütend, weil er missbräuchlich war. Missbrauchende Männer haben Einstellungen, die Wut erzeugen. Ein nicht-missbräuchlicher Mann würde nicht erwarten, dass seine Frau sich in einer so schweren Krise emotional um ihn kümmert. Vielmehr würde er sich darauf konzentrieren, wie er sie unterstützen kann, und versuchen, das Kind zu finden. Es wäre zwecklos, Ray beizubringen, eine Auszeit zu nehmen, in Kissen zu schlagen, einen zügigen Spaziergang zu machen oder sich auf tiefes Atmen zu konzentrieren, denn sein Denkprozess wird ihn bald wieder wütend machen. In Kapitel 3 werden Sie sehen, wie und warum die Haltung eines Täters ihn wütend macht.

Wenn ein neuer Klient zu mir sagt: „Ich bin wegen meiner Wut in Ihrem Programm“, erwidere ich: „Nein, sind Sie nicht, Sie sind wegen Ihres missbräuchlichen Verhaltens hier.“ Jeder wird wütend. Tatsächlich erleben die meisten Menschen zumindest gelegentlich Zeiten, in denen sie überaus wütend sind, was in keinem Verhältnis zum eigentlichen Ereignis steht oder über das hinausgeht, was gut für ihre Gesundheit ist. Manche bekommen dadurch Geschwüre, Herzattacken oder Bluthochdruck. Aber sie misshandeln ihre Partner deswegen nicht zwangsläufig. In Kapitel 3 werden wir einen Blick darauf werfen, warum misshandelnde Männer dazu neigen, so wütend zu sein – und warum ihre Wut zugleich nicht wirklich das Hauptproblem ist.

Der explosive Wutausbruch des Missbrauchstäters kann Ihre Aufmerksamkeit von all der Respektlosigkeit, Verantwortungslosigkeit, dem Gerede über Sie, der Lüge und anderen missbräuchlichen und kontrollierenden Verhaltensweisen ablenken, die er selbst dann zeigt, wenn er gerade nicht wütend ist. Ist es Wut, die so viele Missbrauchende dazu bringt, ihre Partner zu hintergehen? Führt die Wut eines Täters dazu, dass er jahrelang die Tatsache verschweigt, dass eine frühere Freundin untergetaucht ist, um von ihm wegzukommen? Ist es eine Form von Explosivität, wenn Ihr Partner Sie unter Druck setzt, Ihre Freundschaften aufzugeben und weniger Zeit mit Ihren Geschwistern zu verbringen? Nein. Vielleicht kommen seine lautesten, offensichtlichsten oder einschüchterndsten Formen des Missbrauchs zum Vorschein, wenn er wütend ist, aber sein tiefer liegendes Muster ist die ganze Zeit aktiv.

Mythos Nr. 8:

Er ist verrückt. Er ist psychisch krank; er sollte sich medikamentös behandeln lassen.

Wenn sich das Gesicht eines Mannes in Bitterkeit und Hass verzerrt, sieht er ein wenig unzurechnungsfähig aus. Wenn sich seine Stimmung von jetzt auf gleich von freudig erregt zu angriffslustig ändert, scheint seine geistige Stabilität Fragen aufzuwerfen. Wenn er seine Partnerin beschuldigt, dass sie vorhabe, ihm etwas anzutun, wirkt er paranoid. Es ist kein Wunder, dass die Partnerin eines misshandelnden Mannes den Verdacht hegt, dass er psychisch krank ist.

Dennoch ist die große Mehrheit meiner Klienten im Laufe all der Jahre vom psychologischen Standpunkt aus „normal“ gewesen. Ihr Verstand arbeitet logisch, sie verstehen Ursache und Wirkung und sie halluzinieren nicht. Ihre Wahrnehmung der meisten Lebensumstände ist ziemlich präzise. Sie haben gute Arbeitszeugnisse, sind gut in der Schule oder im Ausbildungsprogramm, und niemand außer ihren Partnerinnen und Kindern denkt, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Ihr Wertesystem ist krank, nicht ihre Psyche.

Vieles von dem, was bei einem Täter als verrücktes Verhalten erscheint, funktioniert bei ihm tatsächlich gut. Wir haben bereits Michael kennengelernt, der nie seine eigenen Sachen zerbrochen hat, und Marshall, der seinen eigenen Eifersuchtsvorwürfen nicht glaubte. Auf den folgenden Seiten werden Sie viele weitere Beispiele für die Methode finden, die hinter dem Wahnsinn des Täters steckt. Sie werden auch erfahren, wie verzerrt seine Sicht auf seine Partnerin ist – was ihn emotional gestört erscheinen lassen kann – und was die Ursache für diese Störungen ist.

Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass selbst bei körperlich Gewalttätigen die Rate psychischer Erkrankungen nicht hoch ist. Mehrere meiner brutal misshandelnden Klienten wurden psychologisch untersucht, und nur bei einem von ihnen wurde eine psychische Erkrankung festgestellt. Gleichzeitig gehörten einige meiner Klienten, die ich wirklich für psychisch krank gehalten habe, nicht unbedingt zu den gewalttätigsten. Die Forschung deutet darauf hin, dass die extremsten Gewalttäter – diejenigen, die ihre Partner bis zur Bewusstlosigkeit würgen, ihnen Waffen an den Kopf halten, sie stalken und töten – eine erhöhte Anzahl an psychischen Erkrankungen aufweisen. Es gibt jedoch keinen speziellen psychischen Gesundheitszustand, der typisch für diese extremen Schläger ist. Sie können eine Reihe von Diagnosen haben, darunter Psychose, Borderline-Syndrom, manische Depression, antisoziale Persönlichkeit, Zwangsstörung und andere. (Und selbst unter den gefährlichsten Tätern gibt es viele, die keine eindeutigen psychiatrischen Symptome irgendwelcher Art aufweisen.)

Wie können all diese verschiedenen psychischen Erkrankungen so ähnliche Verhaltensmuster verursachen? Die Antwort ist, dass sie es gar nicht tun. Psychische Erkrankungen verursachen ebenso wenig missbräuchliches Verhalten wie Alkohol. Was passiert, ist vielmehr, dass das psychische Problem des Mannes mit seinem missbräuchlichen Verhalten interagiert und eine unberechenbare Kombination bildet. Wenn er zum Beispiel schwer depressiv ist, kann er aufhören, sich über die für ihn negativen Folgen seines Handelns Gedanken zu machen, was die Gefahr erhöht, dass er sich zu einem schwerwiegenden Angriff auf seine Partnerin oder seine Kinder entschließt. Ein psychisch kranker Täter hat zwei verschiedene – aber miteinander verbundene – Probleme, genau wie der Alkoholiker oder Drogenabhängige.

Das Standardwerk für psychiatrische Erkrankungen, das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV), enthält keine Erkrankungen, die gut auf missbräuchlich handelnde Männer zutreffen. Einige Kliniker erweitern eine der Definitionen, um sie auf missbrauchende Klienten anzuwenden, z. B. auf eine „intermittierende explosive Störung“, sodass die Versicherung seine Therapie übernimmt. Dennoch ist diese Diagnose fehlerhaft, wenn sie allein auf der Grundlage seines missbräuchlichen Verhaltens gestellt wird. Ein Mann, dessen destruktives Verhalten sich in erster Linie oder gänzlich auf eine Paarbeziehung beschränkt, ist ein Missbrauchstäter, kein psychiatrischer Patient.

Zwei letzte Punkte zur psychischen Erkrankung möchte ich noch anfügen: Erstens höre ich gelegentlich Aussagen über einen gewalttätigen Missbrauchstäter wie: „Er muss verrückt sein, wenn er glaubt, er käme damit durch.“ Aber leider stellt sich oft heraus, dass er damit durchkommen kann, wie wir in Kapitel 12 erörtern, sodass sein Glaube keineswegs eine Wahnvorstellung ist. Zweitens habe ich ein paar Berichte über Fälle erhalten, in denen sich das Verhalten eines Täters eine Zeit lang verbesserte, weil er von einem Psychiater verschriebene Medikamente genommen hat. Sein allgemein missbräuchliches Verhalten hörte nicht auf, aber die verheerendsten oder erschreckendsten Verhaltensweisen haben nachgelassen. Medikamente sind jedoch keine langfristige Lösung, und zwar aus zwei entscheidenden Gründen:

1. Die Missbrauchstäter lassen sich nicht gerne medikamentös behandeln, weil sie zu egoistisch sind, um die Nebenwirkungen zu ertragen, ganz gleich, wie sehr die Verbesserung ihren Partnerinnen zugutekommt. Fast immer hören sie nach einigen Monaten mit der Medikation auf.Das Medikament kann dann als weiteres Mittel für den psychischen Missbrauch eingesetzt werden. Beispielsweise kann der Täter die Einnahme seiner Pillen einstellen, wenn er wütend auf seine Partnerin ist, weil er weiß, dass sie dadurch nervös und ängstlich wird. Oder wenn er sie auf dramatische Weise angreifen will, kann er sich absichtlich eine Überdosis verabreichen, um so eine medizinische Krise auszulösen.

2. Es gibt bisher kein Medikament, das aus einem Täter einen liebevollen, rücksichtsvollen und geeigneten Partner macht. Es können nur die Spitzen seines absolut schlechtesten Verhaltens gelindert werden – wenn das überhaupt möglich ist. Wenn Ihr missbrauchender Partner Medikamente einnimmt, sollten Sie sich bewusst sein, dass Sie dadurch nur Zeit gewinnen. Nutzen Sie die (friedlichere) Zeit, um Unterstützung für Ihre eigene Heilung zu bekommen. Beginnen Sie damit, eine Beratungsstelle für misshandelte Frauen zu kontaktieren.

Mythos Nr. 9:

Er hasst Frauen. Seine Mutter oder eine andere Frau muss ihm etwas Schreckliches angetan haben.

Die Vorstellung, dass misshandelnde Männer Frauen hassen, wurde durch Susan Forwards Buch „Liebe als Leid. Warum Männer ihre Frauen hassen und Frauen gerade diese Männer lieben“ populär gemacht. Dr. Forwards Beschreibungen von misshandelnden Männern sind die genauesten, die ich gelesen habe, aber in einem Punkt irrt sie sich: Die wenigsten Missbrauchenden hassen Frauen. Sie haben oft enge Beziehungen zu ihren Müttern, Schwestern oder Freundinnen. Eine ganze Reihe von ihnen ist in der Lage, erfolgreich mit einer weiblichen Chefin zusammenzuarbeiten und ihre Autorität zu respektieren, zumindest nach außen hin.

Respektlosigkeit gegenüber Frauen ist unter missbrauchenden Männern sicherlich weit verbreitet, wobei die Einstellung dieser Männer gegenüber Frauen in einem Kontinuum anzusiedeln ist. Es gibt Männer, die mit den meisten Frauen recht konstruktiv umgehen können (solange sie nicht eng mit ihnen verbunden sind), bis hin zu solchen, die allgemein frauenfeindlich sind und die meisten Frauen, denen sie begegnen, mit Überlegenheit und Verachtung behandeln. Grundsätzlich denke ich, dass die Einstellung meiner Klienten, dass ihre Partnerinnen für ihre Bedürfnisse zuständig sind, sie selbst es aber nicht wert sind, ernst genommen zu werden, sich in der Tat darauf überträgt, wie sie andere Frauen, einschließlich ihrer eigenen Töchter, betrachten. Wir werden jedoch in Kapitel 13 sehen, dass die Missachtung, die misshandelnde Männer oft allgemein gegenüber Frauen zum Ausdruck bringen, eher von ihren kulturellen Werten und Voraussetzungen herrührt und nicht ihren persönlichen Erfahrungen als Opfer von Frauen geschuldet ist. Einige missbrauchende Männer benutzen die Ausrede, dass ihr Verhalten eine Reaktion auf eine solche Opfererfahrung sei, weil sie sich in die Lage versetzen wollen, Frauen für den Missbrauch durch Männer verantwortlich zu machen. Hier ist es wichtig, auf Forschungsergebnisse hinzuweisen, die zeigen, dass Männer, die misshandelnde Mütter haben, nicht dazu neigen, besonders negative Eigenschaften gegenüber Frauen zu entwickeln, aber dass Männer, die misshandelnde Väter haben, dies tun. Die Missachtung, die misshandelnde Männer ihren weiblichen Partnern und Töchtern gegenüber zeigen, wird oft von ihren Söhnen übernommen.

Während also eine kleine Zahl missbrauchender Männer Frauen hasst, zeigt die große Mehrheit eine subtilere – wenn auch oft recht allgegenwärtige – Einstellung der Überlegenheit oder Verachtung gegenüber Frauen. Andere wiederum zeigen überhaupt keine offensichtlichen Anzeichen von Problemen mit Frauen, bis sie in einer ernsthaften Beziehung sind.

Mythos Nr. 10:

Er hat Angst vor Intimität und dem Verlassenwerden.

Misshandelnde Männer sind oft eifersüchtig und besitzergreifend, und ihr zwanghaftes und destruktives Verhalten kann eskalieren, wenn ihre Partnerinnen versuchen, sich von ihnen zu trennen. Einige Psychologen haben sich dieses Muster flüchtig angeschaut und sind zu dem Schluss gekommen, dass Missbrauchende eine extreme Angst vor dem Verlassenwerden haben. Aber viele Menschen, Männer wie Frauen, haben Verlustängste und können vor Panik, Herzschmerz oder Verzweiflung aus der Bahn geworfen werden, wenn sie von einem Partner verlassen werden. Wenn die panische Reaktion eines Menschen auf das Verlassenwerden zu Drohungen, Stalking oder Mord führen würde, befände sich unsere gesamte Gesellschaft in einem Kriegszustand. Doch Morde von Partnern nach einer Trennung werden fast ausschließlich von Männern begangen (und es gibt fast immer eine Missbrauchs-Vorgeschichte vor der Trennung). Wenn die Angst vor dem Verlassenwerden zu Misshandlungen nach der Trennung führt, warum sind die Statistiken dann so einseitig? Haben es Frauen viel leichter mit dem Verlassenwerden als Männer? Nein, natürlich nicht. (Die wirklichen Ursachen für die extremen Verhaltensweisen, die manche Missbrauchstäter nach der Trennung anwenden, werden wir untersuchen.)

Eng verbunden mit dem Mythos von der Verlustangst ist die Vorstellung, dass misshandelnde Männer „Angst vor Nähe“ haben. Damit versucht man zu erklären, warum die meisten Täter nur ihre Partnerin misshandeln und meist männlich sind. Nach dieser Theorie setzt der Täter sein wiederholt auftretendes grausames Verhalten ein, um seine Partnerin davon abzuhalten, ihm emotional zu nahezukommen, ein Verhalten, das in der psychologischen Fachsprache als ‚Näheregulierung‘ bezeichnet wird.

Aber diese Theorie hat mehrere Lücken. Erstens haben missbrauchende Männer ihre schlimmsten Ausbrüche gewöhnlich nach einer Periode zunehmender Spannung und Distanz, nicht in den Momenten größter Nähe. Manche halten ihre emotionale Distanz die ganze Zeit über aufrecht, sodass die Beziehung nie nahe genug kommen kann, um Ängste vor Intimität auszulösen, die sie haben könnten; dennoch geht der Missbrauch weiter. Auch in einigen Kulturen, in denen keine Erwartung an Nähe zwischen Ehemännern und Ehefrauen besteht, in denen die Ehe nichts mit einer echten emotionalen Verbindung zu tun hat, tritt die Misshandlung von Ehefrauen ebenso massiv auf. Und schließlich gibt es viele Männer, die starke Ängste vor Nähe haben, die ihre Partnerinnen aber dennoch nicht misshandeln oder kontrollieren, denn sie haben keine missbrauchende Geisteshaltung.

Mythos Nr. 11:

Er leidet unter geringem Selbstwertgefühl. Er muss sein Selbstbild stärken.

Frage 3: Liegt es daran, dass er an sich selbst leidet?

Eine misshandelte Frau neigt dazu, wertvolle Energie darauf zu verwenden, ihren misshandelnden Partner zu unterstützen und sein Ego zu pflegen, in der Hoffnung, dass sein nächster Ausbruch abgewendet werden kann, wenn er nur genügend Streicheleinheiten bekommt. Wie gut funktioniert diese Strategie? Leider nicht sehr gut. Man kann einen Missbrauchstäter nur für kurze Zeiträume im Zaum halten. Wenn man ihn lobt und sein Selbstbild stärkt, kann Ihnen das etwas Zeit verschaffen, aber früher oder später wird er wieder dazu übergehen, auf Sie loszugehen. Wenn Sie versuchen, das Selbstwertgefühl eines Täters zu verbessern, wird sein Problem tendenziell noch schlimmer. Ein Missbrauchender erwartet, dass man sich um ihn kümmert, und je mehr positive Aufmerksamkeit er erhält, desto mehr fordert er ein. Er wird nie den Punkt erreichen, an dem er zufrieden ist, an dem ihm genug gegeben wurde. Vielmehr gewöhnt er sich an die luxuriöse Behandlung, die er erhält, und er wird bald seine Forderungen nur noch verstärken.

Meinen Kollegen und mir ist diese Dynamik durch einen Fehler bewusst geworden, den wir in den ersten Jahren unserer Arbeit mit misshandelnden Männern gemacht haben. Einige Male baten wir Klienten, die in unserem Programm hervorragende Fortschritte gemacht hatten, sich im Fernsehen interviewen zu lassen oder mit einer Gruppe von Gymnasiasten zu sprechen, weil wir dachten, die Öffentlichkeit könne davon profitieren, einen Missbrauchstäter in seinen eigenen Worten über sein Verhalten und seinen Veränderungsprozess sprechen zu hören. Aber wir stellten fest, dass jedes Mal, wenn wir einem Klienten öffentliche Aufmerksamkeit ermöglicht hatten, er innerhalb weniger Tage danach einen schlimmen Ausbruch hatte, bei dem er seine Partnerin misshandelte. Er fühlte sich wie ein Star, wie ein neuer Mensch, und sein Ego wuchs enorm von all der Aufmerksamkeit, die man ihm geschenkt hatte. Zu Hause ging er dann mit Anschuldigungen und Beschimpfungen auf seine Partnerin los. Daher mussten wir aufhören, unsere Klienten zu öffentlichen Auftritten mitzunehmen.

Der Mythos vom geringen Selbstwertgefühl lohnt sich für einen Missbrauchstäter, denn er bringt seine Partnerin, seinen Therapeuten und andere dazu, sich ihm emotional zuzuwenden. Stellen Sie sich die Privilegien vor, die ein missbrauchender Mann erlangen kann: Er bekommt die meiste Zeit seinen Willen, seine Partnerin reißt sich ein Bein aus, um ihn bei Laune zu halten, damit er nicht explodiert, und verhält sich so, wie es ihm gefällt. Obendrein bekommt er noch Lob dafür, was für ein toller Kerl er ist, und jeder versucht, ihm dabei zu helfen, sich besser zu fühlen!

Natürlich kann ein Täter reumütig oder beschämt sein, nachdem er seine Partnerin brutal oder furchterregend behandelt hat, besonders wenn ein Außenstehender gesehen hat, was er getan hat. Aber diese Gefühle sind eine Folge seines missbrauchenden Verhaltens, nicht die Ursache. Je weiter die Beziehung fortschreitet, neigt der misshandelnde Mann dazu, sich mit seinem eigenen Verhalten wohler zu fühlen, und das Gefühl der Reue lässt nach, erstickt unter der Last seiner Rechtfertigungen. Er kann unangenehm werden, wenn er nicht ständig Komplimente, Bestätigung und Ehrerbietung erhält, die er zu verdienen glaubt, aber diese Reaktion basiert nicht auf Minderwertigkeitsgefühlen. Die Realität ist in der Tat eher das Gegenteil, wie wir sehen werden.

Denken Sie einen Moment lang darüber nach, wie das erniedrigende und schikanierende Verhalten Ihres Partners Ihr Selbstwertgefühl verletzt hat. Haben Sie sich plötzlich in eine brutale und explosive Person verwandelt? Wenn ein geringes Selbstwertgefühl für Sie keine Entschuldigung dafür ist, missbräuchlich zu werden, dann gilt das auch für ihn.

Mythos Nr. 12:

Sein Chef misshandelt ihn, sodass er sich ohnmächtig und erfolglos fühlt. Er kommt nach Hause und lässt es an seiner Familie aus, denn das ist der einzige Ort, an dem er sich mächtig fühlen kann.

Ich nenne diesen Mythos „Chef misshandelt Mann, Mann misshandelt Frau, Frau misshandelt Kinder, Kinder schlagen Hund, Hund beißt Katze“. Das Bild, das dadurch entsteht, scheint plausibel, aber zu viele Teile passen nicht zusammen. Hunderte meiner Klienten waren beliebte, erfolgreiche, gut aussehende Männer und nicht diese Unterdrückten, die einen Sündenbock für ihre inneren Qualen suchten. Einige der schlimmsten Täter, mit denen ich gearbeitet habe, standen ganz oben auf der Management-Leiter – ohne einen Chef, dem man die Schuld geben kann. Je mehr Macht diese Männer in ihrem Job haben, desto mehr Fürsorge und Unterwerfung erwarten sie zu Hause. Mehrere meiner Klienten haben mir das gesagt: „Ich bin es gewohnt, den Leuten bei meiner Arbeit zu sagen, wo es langgeht, daher habe ich Probleme, aus diesem Modus herauszukommen, wenn ich zu Hause bin.“ Während also einige Täter die Ausrede des „gemeinen Chefs“ benutzen, benutzen andere das Gegenteil.

Der wichtigste Punkt ist folgender: In all den Jahren meiner Arbeit auf dem Gebiet der Misshandlung hatte ich noch nie einen Klienten, dessen Verhalten sich zu Hause positiv veränderte, weil sich seine Arbeitssituation zum Besseren entwickelt hat.

Mythos Nr. 13:

Er hat schlechte Kommunikations-, Konfliktlösungs- und Stressmanagement-Fähigkeiten. Er braucht Nachhilfe.

Ein missbrauchender Mann ist nicht unfähig, Konflikte nicht-missbräuchlich zu lösen; er ist nicht willens, dies zu tun. Die Kompetenzdefizite von Missbrauchenden waren Gegenstand einer Reihe von Untersuchungen, und die Ergebnisse führen zu folgender Schlussfolgerung: Täter verfügen über normale Fähigkeiten zur Konfliktlösung, Kommunikation und Selbstbehauptung, wenn sie sich dafür entscheiden, diese einzusetzen. In der Regel überstehen sie stressige Situationen am Arbeitsplatz, ohne jemanden zu bedrohen; sie bewältigen ihre Anspannung, ohne zu explodieren, wenn sie z. B. Thanksgiving mit ihren Eltern verbringen; sie trauern offen gemeinsam mit ihren Geschwistern über den Tod eines Großelternteils. Aber sie sind nicht bereit, diese Art von Themen in nicht-missbräuchlicher Weise anzugehen, wenn es um ihre Partnerin geht. Sie können einen misshandelnden Mann mit den innovativsten New-Age-Fähigkeiten ausstatten, damit er seine tiefen Gefühle zum Ausdruck bringen, aktiv zuhören und Win-Win-Verhandlungen führen kann, doch dann wird er nach Hause gehen und sein missbräuchliches Verhalten fortsetzen. Im folgenden Kapitel werden wir sehen, warum.

Mythos Nr. 14:

Es gibt genauso viele misshandelnde Frauen wie misshandelnde Männer. Misshandelte Männer sind unsichtbar, weil sie sich schämen, sich mitzuteilen.

Es gibt mit Sicherheit einige Frauen, die ihre Partner schlecht behandeln, sie bewerten, beschimpfen und versuchen, sie zu kontrollieren. Die negativen Auswirkungen auf das Leben dieser Männer können beträchtlich sein. Aber kennen wir Männer, deren Selbstwertgefühl durch diesen Prozess allmählich zerstört wird? Sehen wir Männer, deren Fortschritt in der Schule oder in ihrer beruflichen Karriere durch die ständige Kritik und Untergrabung zum Stillstand kommt? Wo sind die Männer, deren Partnerinnen sie zu ungewolltem Sex zwingen? Wo sind die Männer, die aus Angst um ihr Leben in Schutzhäuser fliehen? Wie steht es mit denen, die versuchen, per Telefon Hilfe zu rufen, aber von der Frau aufgehalten werden oder diese die Leitung kappt? Der Grund, warum wir diese Männer im Allgemeinen nicht sehen, ist einfach: Es gibt nicht viele.

Ich stelle nicht infrage, wie peinlich es für einen Mann sein kann, sich zu outen und zuzugeben, dass eine Frau ihn misshandelt. Aber unterschätzen Sie nicht, wie gedemütigt sich eine Frau fühlt, wenn sie den Missbrauch offenbart. Frauen sehnen sich genauso sehr nach Würde wie Männer. Wenn Scham die Leute davon abhalten würde, sich zu melden, würde es niemand tun.

Selbst wenn misshandelte Männer sich nicht melden wollten, wären sie schon längst entdeckt worden. Nachbarn stellen sich nicht mehr taub, wenn sie Missbrauch wahrnehmen, so wie es noch vor dreißig oder vierzig Jahren der Fall war. Wenn heute jemand Schreie hört oder mitbekommt, wie Gegenstände gegen die Wand geworfen werden oder jemand verprügelt wird, wird die Polizei gerufen. Von meinen körperlich misshandelnden Klienten wurde fast ein Drittel aufgrund eines Anrufs bei der Polizei verhaftet, der von jemand anderem als der misshandelten Frau kam. Wenn es Millionen von eingeschüchterten, zitternden Männern unter uns gäbe, würde die Polizei sie finden. Misshandelnde Männer spielen in der Regel gerne die Rolle des Opfers, und die meisten Männer, die behaupten, „misshandelte Männer“ zu sein, sind in Wirklichkeit die Gewalttäter und nicht die Opfer.

In ihren Bemühungen, den Opferstatus anzunehmen, versuchen meine Klienten, die verbale Dominanz ihrer Partnerin zu übertreiben: „Natürlich kann ich einen körperlichen Kampf gewinnen, aber sie ist viel besser mit dem Mundwerk als ich, also würde ich sagen, das gleicht sich aus.“ (Ein extrem gewalttätiger Mann sagte in seiner Gruppensitzung: „Sie sticht mir mit ihren Worten ins Herz“, um die Tatsache zu rechtfertigen, dass er seine Partnerin mit einem Messer in die Brust gestochen hatte.) Aber Missbrauch ist kein Kampf, den man gewinnt, wenn man sich besser ausdrücken kann. Man gewinnt ihn, indem man besser in Sarkasmus, Herabsetzungen, Verdrehung der Tatsachen und anderen Kontrolltaktiken ist – eine Kampfarena, in der meine Klienten ihre Partnerinnen wie bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit links niedermachen. Wer kann einen Täter in seinem eigenen Spiel schlagen?

Männer können jedoch von anderen Männern misshandelt werden, ebenso Frauen von anderen Frauen, manchmal durch Mittel, die körperliche Einschüchterung oder Gewalt einschließen. Wenn Sie schwul oder lesbisch sind, der/die vom Partner bzw. von der Partnerin misshandelt wurde oder aktuell Missbrauch ausgesetzt ist, wird Ihnen das meiste, was ich in diesem Buch erläutere, bekannt vorkommen. Es ist naheliegend, dass die „er und sie“-Bezeichnungen, die ich in diesem Buch verwende, nicht zu Ihrer Erfahrung passen, aber die zugrunde liegende Dynamik, die ich beschreibe, trifft weitgehend zu. Wir werden dieses Thema in Kapitel 6 weiter untersuchen.

Mythos Nr. 15:

Die Misshandlung ist für den Mann, der sie begeht, genauso schlimm wie für seine Partnerin. Sie sind beide Opfer.

Meine Klienten überwinden den durch die Missbrauchsvorfälle hervorgerufenen Schmerz sehr viel schneller als ihre Partnerinnen. Erinnern Sie sich an Dale aus Kapitel 1, der mir gegenüber darauf bestand, dass die ersten zehn Jahre seiner Ehe reibungslos verlaufen seien, während Maureen von zehn Jahren voller Beleidigungen und Grausamkeiten erzählte? Natürlich ist es kein zuträglicher Lebensstil, seine Partnerin zu misshandeln, aber die negativen Auswirkungen können den emotionalen und körperlichen Schmerzen, dem Freiheitsverlust, den Selbstvorwürfen und zahlreichen anderen Schatten, die der Missbrauch auf das Leben seiner weiblichen Zielperson wirft, nicht das Wasser reichen. Anders als Alkoholiker oder Süchtige erreichen misshandelnde Männer keinen „Tiefpunkt“. Sie können über zwanzig oder dreißig Jahre lang misshandeln, ohne dass ihre Karriere darunter leidet. Ihre Gesundheit bleibt stabil und ihre Freundschaften bleiben bestehen. Wie wir in Kapitel 6 sehen werden, profitieren Täter tatsächlich in vielerlei Hinsicht eher von ihrem Kontrollverhalten. Ein Täter kann sein Opfer bei psychologischen Tests, die bei Sorgerechtsstreitigkeiten routinemäßig erforderlich sind, meist übertreffen, da er nicht derjenige ist, der durch jahrelange psychische oder physische Übergriffe traumatisiert wurde. Niemand, der den tragischen Berichten misshandelter Frauen aufmerksam zuhört und dann die Täter jede Woche in einer Beratungsgruppe erlebt, wie meine Kollegen und ich es tun, würde sich zu der Annahme hinreißen lassen, dass das Leben für die Männer ebenso hart ist.

Mythos Nr. 16:

Er ist missbrauchend, weil er massiv gesellschaftlicher Diskriminierung und dem Gefühl ausgesetzt war, als Mann anderer ethnischer Herkunft machtlos zu sein. Deswegen muss er sich zu Hause mächtig fühlen.

In Kapitel 6 gehe ich unter „Ethnische Unterschiede bei Missbrauchstätern“ ausführlich auf dieses Thema ein, sodass ich hier nur einen kurzen Überblick gebe. Erstens ist die Mehrheit der misshandelnden Männer weiß, viele von ihnen sind gut gebildet und wirtschaftlich privilegiert, sodass Diskriminierung keine zentrale Ursache für Partnermissbrauch sein kann. Zweitens könnte ein Mann, wenn er selbst Unterdrückung erfahren hat, ebenso gut ein größeres Verständnis für die Notlage einer Frau aufbringen als weniger, wie dies bei Kindesmissbrauch der Fall ist (siehe Mythos Nr. 1). Obwohl die Diskriminierung von Migranten nach wie vor ein außerordentlich ernstes Problem darstellt, sollte sie nicht als Ausrede für den Missbrauch von Frauen hingenommen werden.

Mythos Nr. 17:

Der Alkohol ist es, der ihn missbräuchlich macht. Wenn ich ihn dazu bringen kann, nüchtern zu bleiben, wird unsere Beziehung gut.

So viele Männer tarnen ihr missbräuchliches Verhalten unter dem Deckmantel des Alkoholismus oder der Drogensucht, dass ich mich entschlossen habe, das Thema Sucht in Kapitel 8 eingehend zu behandeln. Der wichtigste zu beachtende Punkt ist folgender: Alkohol produziert keinen Missbrauchstäter, und Nüchternheit kann ihn nicht heilen. Der einzige Weg, wie ein Mann sein missbräuchliches Verhalten überwinden kann, ist, sich mit seinem Verhalten auseinanderzusetzen. Und es sind nicht Sie, die Ihren Partner „in die Lage versetzen“, Sie zu misshandeln; er ist für seine Handlungen voll und ganz selbst verantwortlich.

Wir haben nun unseren Rundgang durch das Museum der Mythen über misshandelnde Männer abgeschlossen. Vielleicht fällt es Ihnen schwer, diese Missverständnisse hinter sich zu lassen. Ich selbst hing vor Jahren an meinen eigenen Mythen, aber die Missbrauchstäter zwangen mich immer wieder, mir die Realität anzuschauen, auch wenn sie es hartnäckig vermieden, dies selbst zu tun. Wenn Sie es mit einem Mann zu tun haben, der Sie tyrannisiert oder niedermacht, fühlen Sie sich vielleicht noch verwirrter als vor der Lektüre dieses Kapitels. Vielleicht denken Sie: „Aber wenn dies nicht die Ursachen für sein Problem sind, woher kommt es dann?“

Unser nächster Schritt besteht also darin, die verwirrenden Puzzleteile, die wir gerade sortiert haben, wieder sorgfältig zu einem kohärenten Bild zusammenzusetzen. Während wir dies tun, werden Sie nach und nach erleichtert die Mythen hinter sich lassen, die Ihnen jetzt den Blick verstellen. Eine belebende Klarheit kann Sie stattdessen erfüllen, und das Rätsel, an dessen Schaffung die Täter so hart arbeiten, wird verschwinden.

Warum tut er das?

Подняться наверх