Читать книгу Trägerin des Lichts - Vergangen - Lydie Man - Страница 6
Prolog
ОглавлениеDer Hass und die Gier sind so alt wie die Zeit selbst.
Sie treten im Kleinen auf, zwischen einzelnen Menschen, in den Familien. Eine unbeabsichtigte Beleidigung, ein kleiner Betrug oder eine vermeintliche Ungerechtigkeit reichen schon aus. Die Rechtschaffenen gemahnen sich dann zur Zurückhaltung, unterdrücken diese Anwandlungen, gehen freundlich auf ihr Gegenüber zu und einigen sich im Guten. Oder sie gehen einfach ihrer Wege und vergessen das Ganze.
Die nicht ganz so Rechtschaffenen sind unversöhnlich, leben ihren Hang aus. Oft werden sie verachtet, gebannt oder bestraft, wenn ihre Neigung offen zutage tritt. Manche aber auch gelangen auf diesem Wege zu großer Macht, oder sie leben sie im Verborgenen aus, leben einen Wahn. Beide werden sie zu Recht gefürchtet.
Treten diese Neigungen im Großen, bei den Herrschenden auf, können ganze Reiche fallen. Denn oft ist niemand stark genug, den Mächtigen Einhalt zu gebieten. Daher werden diese Gelüste eine Sünde genannt, die von Gott oder den Göttern nicht gutgeheißen wird, um wenigstens noch eine moralische Instanz über einen Herrscher stellen zu können.
Was jedoch geschieht, wenn die göttliche Macht selbst der Sünde anheim fällt, das hat noch nie jemand zu ergründen versucht. Nicht einmal versucht, darüber nachzudenken. Es würde wohl auch alle menschliche Vorstellungskraft übersteigen.
Und den Menschen ihren Seelenfrieden rauben.
--------------------