Читать книгу Die antike Weltformel: TIERKREIS - M. Danisch - Страница 7

EINFÜHRUNG

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Jede Zeit betrachtet die Welt mit ihren Augen – eine triviale Feststellung, deren tiefgehende Bedeutung doch all zu leicht verkannt wird. Wie relativistisch und alles Entscheidend die Art und Weise der Beobachtung und deren Grundlage ist, werden wir im Laufe dieser Auseinandersetzung noch erfahren.

Um den Zuschauer nunmehr auf eine ihm wohl höchst ungewohnte Beobachtungsweise einzuschwören, möchte ich hier zunächst einmal auf das kognitiv zu bewältigende Problem eingehen. Um überhaupt erst einmal eine Vorstellung zu entwickeln, wie es zu einer solchen „Lehre“ wie die der Astrologie kommen konnte, versuche man sich einmal in die Lebensweise des Urmenschen hineinzufühlen. Versuchen wir einmal die Welt mit Augen zu betrachten, die noch keinen Fernsehapparat und kein Auto – ja nicht einmal einen anständigen, trivialen Hammer zu Gesicht bekommen hatten.

Sicherlich kann diese gedankliche Reise in unsere Urzeiten nur sehr mangelhaft gelingen, doch sollte es bereits ausreichen, um je nach Phantasiebegabung eine gar wunderliche Welt entstehen zu lassen, die offenbar nur noch wenig mit der unseren zu tun hat.

Es kann auf einmal nicht mehr „vernünftig“ sein, das ein Baum eine Ansammlung verschiedenster Stoffe ist. Viel vernünftiger musste es unseren Urvätern erscheinen, das er ein eigenes Wesen war – lediglich in der Erscheinungsform von ihnen unterschieden. Wie hätte er sonst seine Gestalt immer wieder verändern und wachsen können – wie aus einem kleinen und unscheinbaren Körnchen zu seiner mächtigen Gestalt finden können?

Die Welt erscheint bei einer gedanklichen Reise in die Urzeit, unter dem Bemühen, alles zu vergessen was uns heute so selbstverständlich erscheint, plötzlich angefüllt mit den unterschiedlichsten Wesen, die sich alle in irgendeiner Weise uns gegenüber „verhalten“(!)

Die Bäume, Tiere, der Wind, Blitz und Donner, Flüsse, Regenbögen, Sonne, Mond, Sterne … usw. All das müssen nun zweifellos eigene Wesenheiten sein, denn sie „verhalten“ sich in irgendeiner Weise.

Die Urerfahrung allen Lebendigen sagt uns: Was sich verhält, zumal zielgerichtet, das hat einen eigenen Geist und Lebt – das ist ein eigenes Wesen! Wir reagieren noch heute nicht anders, wenn wir unseren Computer anschnauzen, oder unserem Auto liebevoll einen Namen verpassen.

Wir können also in dem Bemühen einer solchen Zeitreise sehr schnell feststellen, das alles um uns herum irgend eine „Wirkung“ auf uns ausübt - daher der Begriff der WIRK-LICHKEIT.

Die Menschen damals mussten zwangsläufig diese Wirk-lichkeiten aus ihrer offenbaren und augenscheinlichen Form heraus interpretieren. Sie hatten noch keine Apparate und Maschinen, die diese Wirklichkeiten in immer kleinere Quanten zerlegen konnte – und was hier noch viel entscheidender ist: sie hätten zu diesem Zeitpunkt auch gar nicht auf die Idee kommen können, solche Apparate zu konstruieren, da es für sie nichts erkennbares gab, was „teilbar“ gewesen wäre!

Die vielfältigen Erscheinungsformen ihrer Wahrnehmungen (... etwas als "wahr annehmen!!)" mussten Qualitäten sein, und eine Qualität ist bekanntlich per Definition nicht teilbar.

All diese Erscheinungsformen um sie herum hatten aber auch bei aller Unterschiedlichkeit, immer wiederkehrende Eigenschaften, auf Grund derer man ihnen im Laufe der Erfahrungen bestimmte Grundeigenschaften zuordnen konnte: Solch eine Grundeigenschaft mochte zunächst Gefahr und Vorteil sein. Aber auch andere tiefgreifende Urerfahrungen gehören dazu, die uns heute nicht sofort ins Auge springen dürften.

Eine Mulde im Boden beispielsweise hielt das Wasser fest an einem Ort, das sich ohne diese auf ebenen Boden nach allen Seiten verflüchtigte und schwer zu fassen war.

Solcherlei Erfahrungen als „Entdeckungen“ zu werten erscheint uns heute vielleicht etwas befremdlich, bei der beginnenden Entwicklung des Bewusstseins sollten solcherlei Dinge allerdings mindestens die Tragweite einer Relativitätstheorie der Neuzeit gehabt haben!

Das frühe Bewusstsein konnte hier die fundamentale Erkenntnis gewinnen, das nur Bestand hat, was sich in Grenzen aufhält! – und in der Weiterführung: Das überhaupt nur Sein kann, was sich innerhalb von Grenzen aufhält!

Eine fundamentale Entdeckung, die den Menschen später dazu befähigen sollte, beispielsweise elektromagnetische Wellen nachzuweisen – denn das ursächliche Prinzip dieser Erfahrung ist exakt identisch: Der Widerstand! Jede Art von Messvorrichtung basiert letztlich auf dieser Erkenntnis.

In der Mythologie wird dieses fundamentale Prinzip des Natürlichen mit einem Kelch symbolisiert. Er steht für das „Empfangen“ – das Begrenzende und Begrenzte – und somit für alles sinnenhaft Körperliche - für die Materie.

„Herr, lass diesen Kelch an mir vorübergehen!“, ruft Jesus nach der christlichen Legende vor seiner Gefangennahme.

Die frühzeitliche bewusste Erfahrung eines Wasserlochs war also nicht einfach die einer „Vertiefung, angefüllt mit Wasser“, wie es uns heute nur einfallen würde, sondern vielmehr die Entdeckung eines ursächlichen und fundamentalen Prinzips des Seienden – einer ursächlichen Ordnung der Natur, die sich in jede ihrer Erscheinungen und Ausdrucksformen widerspiegelte und beobachtbar war: Das Eine ist nur durch bzw. über das Andere!

Eine ursächliche Erkenntnis, deren Fortsetzung in der modernen Physik in dem Nachweis der Äquivalents der fundamentalen Kräfte von MASSE und ENERGIE ihren bisherigen Höhepunkt fand.

Wie wir bald verstehen werden, ist also auch die Entdeckung der Äquivalents von Masse und Energie nicht wirklich neu, sondern die neuzeitliche Bestätigung der astrologischen Theorie des Gegenständlichen. Mehr noch: Die Äquivalents von MASSE und ENERGIE ist, wie wir sehen werden, das Fundament, auf dass das gesamte Gedankengebäude der hell. Astrologie aufgebaut ist.

Während die moderne Physik in der MASSE und ENERGIE „nur“ fundamentale physikalische Kräfte erkennt, finden sie in der Astrologie Eingang als das unteilbare Fundament einer darauf aufbauenden ursächlichen Ordnung.

Wir sehen an diesem Beispiel auch sehr schön den Unterschied zwischen der aufgeklärten Astrologie der Antike und den Naturwissenschaften:

Die Naturwissenschaft beobachtet die „Erscheinung“ eines Zustandes, vermisst ihn und hinterfragt seine physikalischen Eigenschaften und Ursachen, während die Spezielle Astrologie das „Wesen“ dieser Erscheinung zu bestimmen sucht, das es letztlich als ein bestimmtes Objekt mit seinen spezifischen physikalischen Eigenschaften überhaupt erst in Erscheinung treten lässt Die Befunde der Naturwissenschaften wären für ihr Verständnis wiederum „nur“ eine Vielzahl von „Erscheinungsformen“ der Sache, und nicht die „Sache selbst

Genau diese Art der Beobachtung ist es, die die Astrologie von den Naturwissenschaften unterscheidet – unterscheidet, nicht im Sinne eines Widerspruchs, sondern im Sinne einer geistigen Vertiefung der Beobachtung!

Die Konsequenz eines Ordnungsprinzips, in der jedes Ding nur über bzw. durch ein anderes existiert, führt notwendig zu einer „vergleichenden Beobachtung“. Jede Erscheinungs- und Wesensform muss mit mindestens einer anderen Erscheinungs- und Wesensform verglichen werden, um überhaupt eine Aussage über Erstere machen zu können.

Diese ursächliche Praxis – das Vergleichen der verschiedenen Wesensformen und Kräfte zueinander – musste zu „Gleichnissen“ führen. Die „Gleichungen“ der späteren Mathematik sind hier wohl die konsequente Weiterführung dieser grundlegenden und alternativlosen vergleichenden Praxis menschlicher Erkenntnistätigkeit.

PYTHAGORAS – heute historisch von vielen gehandelt als der Begründer der Naturwissenschaft, und gleichzeitig ein strenger Mystiker seiner Zeit – hatte wohl die Bedeutung dieser vergleichenden Praxis zur Wirklichkeitsbeschreibung als ursächlich und universell gültig erkannt.

Er konnte nun unter Zuhilfenahme des entdeckten Logos der natürlichen Zahl, das beispielsweise in den alten Mythen Wesentliche herausfiltern, gegenüberstellen und daraus Regeln ableiten. Damit konnte er letztlich Probleme darstellen und lösen, bevor sie noch sinnlich erfasst waren.

Dies war der alles entscheidende Schritt in die Wissenschaft gegenüber den Babyloniern, von denen er in die rudimentäre Astrologie eingeweiht wurde.

Die Babylonier wussten in ihrer orakelhaften Praxis nur auf frühere Geschehnisse im Zusammenhang mit bestimmten Sternkonstellationen hinzuweisen. Ein ungewöhnliches Vorkommnis wurde hier, nebst der zu diesem Zeitpunkt gerade bestehenden Planetenkonstellation, in einem Archiv festgehalten, und stand so als beispielhafter Vergleich für spätere Vorkommnisse zur Verfügung.

Eine Gesetzmäßigkeit von Zusammenhängen und Abläufen der Planetenbewegungen wurde hier noch nicht, und ebensowenig von den Ägyptern angenommen.

Wie schon erwähnt, mag PYTHAGORAS die Initialzündung für seine Idee der kosmischen Ordnung, über das Entdecken der allseitigen „Dualität“ gekommen sein, die er bereits im vorgefundenen rudimentären Tierkreis der Babylonier beobachten konnte, und die er zum fundamentalsten Gesetz der Natur erhob:

Die harmonische Symmetrie – die zwingende Widerspiegelung des Einen in sich selbst – wurde in ihm zum grundlegenden ersten Ordnungsfaktor allen Seins. Alle Natur musste sich zwingend darin begründen.

Er mochte erkannt haben, das das „Eine“ (1) niemals ohne „noch Eines“ (+1) auftrat – seinen Gegenpart (z.B. in den Eigenschaften: Oben – Unten, links – rechts, hoch - Tief usw). Gleichfalls im Objekthaften: Berg - Nicht Berg, Haus - nicht Haus ... also das Eine entgegen allem beliebigen anderen.

Das „Eine“ (1), sobald es dem Bewusstsein gewahr wurde, war also offenbar nicht wirklich „Eines“ (1), sondern immer „Zwei“ (2)! Die Zahlen 1 und 2 hatten offenbar eine ganz besondere und eigenartige Beziehung zueinander, die es genau zu hinterfragen galt.

Dieser Art der Betrachtungsweise konsequent folgend, meinte er letztlich in den einfachen Zahlen die ursächlichen Prinzipien der Natur widergespiegelt zu finden. Sie gipfelte in dem ihm zugesprochenen Satz: „Alles ist Zahl!“

So fanden sie in der Zahl „1“ – die nun nicht mehr als „Zahl“ betrachtet werden konnte, sondern vielmehr als deren Messgröße, das Unwidersprochene und damit das Unbegrenzte:

Wie eine Maßeinheit der Anfang und die Grundlage des Messens, aber selbst kein Maß hat, so ist die Eins die Grundlage des Zählens, der Ursprung der Zahl, aber selbst keine Zahl!“ (ARISTOTELES 384-322 v.u.Z.).

So stand die 1 für die Grenzenlosigkeit und damit für das nicht Fassbare – den reinen Geist, für „die Kraft als Solche“. Sie wurde zum göttlichen und ideellen Mittelpunkt, die sich nach allen Richtungen unendlich und unwidersprochen in alle Ewigkeit ausbreitet. Alle denkbaren Zahlen – und damit alle potentiellen Symmetrien, sind in ihr aufgehoben wie in einem unsichtbaren Mutterschiff. Sie selbst ist ohne Ursache, doch zugleich die Ursache von allem.

Gesellt sich nun zu diesem Einzigen (1) ein weiteres Einziges (+1) hinzu, so kann 1 nicht mehr sein – und damit auch nicht mehr die Unendlichkeit. Das Eine erfährt nun seine Grenze durch bzw. über das andere Eine – bereits schon aus sich selbst heraus. So ist das Eine aufgehoben in Zwei!

Da, wo also zwei Kräfte aufeinandertreffen, ist die Eine notwendig der Spiegel der Anderen – somit ist die eine Kraft der Widerstand gegenüber der anderen Kraft, über das sie sich überhaupt erst erfahren kann.

Das eigentlich Unendliche erscheint nunmehr im Widerstand des Anderen begrenzt – und ist damit fassbar. So steht die Zahl „2“ (1+1) für die „MASSE“ – genauer: für die sinnliche Erfahrung des ursächlich nicht beobachtbaren Einen - der reinen Energie (1).

Es galt also für die Pythagoreer: 1 = ∞ ; 1+1 ≠ ∞

Diese zunächst unspektakulär erscheinende Entdeckung war der Zündstoff, der die Welt verändern sollte.

Jede Kraft >1 ist somit „Wirklich“, und damit sinnlich erfahrbar! Anders herum ist jede Kraft = 1 „Unwirklich“ und nicht definierbar (erfahrbar)

Die zwingende Konsequenz eines solchen Gedankens war es für die Pythagoreer, das jede Kraft >1 vor allem der Ausdruck und die Erscheinungsform von 1 ist - lediglich ihr Mehrfaches, und das somit notwendig jedwede Erscheinung der Natur das unendliche – also das Göttliche, eigentlich unfassbare – nicht nur in sich trägt, sondern das dieses Ursächlich Unfassbare nun über jede Erscheinung der Natur selbst erfahrbar und begreifbar sein muss!

Eine unerhörte Idee.

Diese grundsätzliche Annahme bildet nun das Fundament der speziellen Astrologie.

Die Idee des ursächlich symmetrischen Verhaltens allen potentiell Seienden wird hier als erste und ursächlichste Ordnung angenommen, aus deren Verletzung heraus alles Gegenständliche erwächst - wie wir noch erfahren werden.

Die von EINSTEIN in der Neuzeit nachgewiesene Äquivalents von Masse und Energie war, wie bereits erwähnt, der speziellen Astrologie folglich nicht nur bereits bekannt, sondern der ursächliche Ausgangspunkt, auf dem sie ihr Gedankengebäude gegründet hat: die Zahl 1 (Energie) verhält sich äquivalent zur Zahl 2 (Masse).

Wir werden das bald noch eingehender betrachten.

Der sich hier bereits abzeichnende denkmethodische Ansatz des Logos am Beispiel der einfachen Zahlen ist uns heute fremd, und muss sich von daher nicht unbedingt sofort erschließen. Er sollte jedoch nachvollziehbar sein, wenn wir, wie oben beschrieben, die Zahlen mit den heute üblichen physikalischen Begriffen ersetzen. Energie und Masse – die Kraft und deren Erscheinung sind Wertgleich – das Eine ist Ausdruck - also die Widerspiegelung – des Anderen.

Ich sollte in diesem Zusammenhang vielleicht auch auf die zahlentheoretische – sogenannte "starke Goldbachsche Vermutung" hinweisen, die genau diesen Umstand beschreibt:

"Jede gerade Zahl, die größer als 2 ist, ist Summe zweier Primzahlen!" (CHRISTIAN GOLDBACH 1690-1764).

Hier wird zurecht vermutet, das die Summe n x "2" (!) – und damit jede beliebige gerade Zahl – auf 2 Primzahlen rückführbar ist.

Eine "Primzahl" (Numerus primus = die erste Zahl) zeichnet sich eben genau dadurch aus, das sie unteilbar – und damit in ihrem Wesen der Zahl "1" entspricht.

Es ist also von daher astrologisch zwingend, das eine beliebige natürliche gerade Zahl, als ein vielfaches von "2", aus zwei Unteilbaren (Prime+Prime entspricht "1+1") zusammengesetzt sein muss.

Doch weiter:

Mathematische Fähigkeiten finden wir nicht zuletzt bereits im alten Ägypten. Doch unterscheiden sich diese grundsätzlich von der vorhellenistischen und hellenistischen Zeit Griechenlands, die nun in dem Gebrauch von Zahlen mehr erkannten, als bloße rechenbare Mengenbeschreibungen.

Mit „Zahlen“ wurde schon sehr lange „gerechnet“ – auch heute tun wir wieder mehr oder weniger nichts anderes auf ungleich höherem Niveau.

Doch wenngleich auch das scheinbar mythische Verständnis der Zahlen bei den Pythagoreern zu den ersten mathematischen Beweisführungen führte, und sie damit die Mathematik begründeten, hatten sie doch ein grundlegend anderes Verständnis zu diesen Zahlen entwickelt, als wir es heute kennen.

Wenn wir den Mystiker Pythagoras heute als den Begründer der modernen Naturwissenschaft handeln, so sollten wir also nicht verkennen, das er als Mathematiker nicht aufhörte, Mystiker zu sein. Er entdeckte vielmehr die Mathematik, weil er Mystiker war!

Die Zahlen waren für ihn niemals ein Vehikel zur mengenmäßigen Berechnung allerlei Gegebenheiten, sondern vielmehr Grundlage philosophischer Erkenntnis.

Es waren nicht die Werte und Summen der Zahlen, die ihn interessierten, sondern deren Verhalten zueinander.

Der berühmte Satz a2+b2=c2 dürfte in jener Zeit kaum das Ergebnis mathematischer Herleitungen im heutigen Sinne und Verständnis gewesen sein, sondern eine weiterführende Konsequenz, das er erkannte, das er grundsätzlich mindestens 2 Faktoren benötigte, um ein Drittes – eine „Wahrheit“ – daraus ableiten zu können.

Wobei jener resultierende Dritte Faktor – die Wahrheit „c“, bezogen auf das (euklidisch) rechtwinklige Dreieck, nicht irgendeine beliebige Größe bzw. Wahrheit darstellen kann, sondern vielmehr notwendig die beobachteten Größen (a2+b2) widerspiegeln muss – was sie nun auch tatsächlich tun.

Dieser Umstand dürfte ihm von daher zwingend erschienen sein, da die Winkelsumme des Dreiecks immer 180° beträgt – wovon der rechte Winkel der Katheten nun bereits exakt die Hälfte beansprucht.

Folglich ergibt die Summe der Hypotenusenwinkel wiederum einen rechten Winkel von 90°, und entspricht damit einer symmetrischen Widerspiegelung des Kathetenwinkels.

Die exakte Widerspiegelung der Winkel findet sich dann auch zwingend, wenn man ein Lot vom rechten Winkel auf die Hypotenuse fällt, und damit den rechten Winkel des Dreiecks in zwei Teile zerschneidet. Hier nun korrespondieren die beiden jeweiligen Teile des rechten Winkels symmetrisch mit den ihnen jeweils gegenüberliegenden Hypotenusenwinkeln.

Als gewissermaßen 'Symmetrieforscher' sollte er also am ehesten einem solchen "Ähnlichkeitsbeweis" gefolgt sein, der ihm nun zeigte, das hier ein symmetrisches Verhalten vorliegen muss, und sich von daher eben auch die Größe des Hypotenusenquadrats in der Summe der Kathetenquadrate widerspiegeln muss.

Das er damit und aus den daraus weiterführenden Konsequenten die Grundlage der Möglichkeit zur Vermessung der Welt geschaffen, und der Wissenschaft für alle folgenden Zeiten eines ihrer fundamentalsten Werkzeuge in die Hand gelegt hatte, ahnte er sicherlich nicht, und es hätte ihn als reinen Theoretiker wohl nicht einmal sonderlich interessiert.

Es galt einzig und allein, die Ordnung der Welt als Solche zu erforschen und zu erkennen – nicht darum, sie zu gestalten, oder gar zu verändern.

ERATHOSTENES (ca. 275-194 v.u.Z.), der damalige Leiter der Bibliothek von Alexandria, sah das ganze wohl schon etwas pragmatischer, und nutzte den Satzes des PYTHAGORAS, um mit dessen Hilfe mit bereits erstaunlicher Genauigkeit den Erdumfang zu bestimmen.

Diese Ausführungen sind gleichzeitig ein Vorgeschmack auf das Phänomen des Dreiecks und seiner Bedeutung innerhalb der fundamentalen Ordnung des Wirklichen, und es wird uns später, wie auch das Viereck, das immer das Produkt zweier Dreiecke ist, noch eingehender beschäftigen.

Der Pythagoreer betrachtet also die Zahlen zum ersten Male über ihren Zahlenwert hinaus in ihrer Sinnhaftigkeit, und kommt mit dieser Methode zu wahren mathematischen Aussagen – erstaunlich genug, wenn man unsere heutige Auffassung vom mythischen betrachtet.

Der Mystizismus, den man noch heute PYTHAGORAS vorwirft, oder ihn zumindest belächelt, ist bei genauer Betrachtung geprägt von einer frappierenden inneren Logik. Der Begriff des „Logos“, der bei den alten Griechen – wie bereits erwähnt – auch für die „Beziehung“ stand, ist ein direkter Verweis auf diese Methodik der Beobachtung von unbedingten Beziehungen (Verhältnismäßigkeiten) der Zahlen bezüglich ihres Wesensgehalts zueinander.

Die antike Astrologie basiert also auf einer scheinbar „mystischen“ Methode der Beobachtung, dessen Grundlage sich hier als Weltbetrachtung unter der Prämisse eines strengen Logos zu erkennen gibt. Insofern handelt es sich letztlich auch bei der modernen Mathematik noch immer um eine mystische Weltbetrachtung, denn diese basiert natürlich nach wie vor auf der Logik.

Ich muss natürlich zugeben, das dieser hier von mir beschriebene „Findungsprozess“ der Pythagoreer sehr spekulativ und zugespitzt dargestellt ist.

So wurde beispielsweise der „Satz des PYTHAGORAS schon von den alten Babyloniern – zwar noch nicht verstanden – so doch immerhin bereits praktisch genutzt. Er wurde PYTHAGORAS zugesprochen, weil EUKLID (360-280 v.u.Z) ihn in seinem Zusammenhang erwähnte, und weil PYTHAGORAS als erster einen mathematischen Beweis für diesen Satz geliefert haben soll.

Man kann auch vermuten, das das ganze Denkgebäude der Pythagoreer die Summe verschiedenster Zusammenführungen und Modifizierungen bereits bekannten Wissens war, und er möglicherweise die einzelnen Faktoren nur sinnvoll ineinander zu fügen wusste. Wer weiß?...

So dürften beispielsweise die Melesier THALES (ca. 624-546 v.u.Z.) und vor allem dessen Schüler ANAXIMANDER (610-645 v.u.Z.) nicht an ihm vorbei gegangen sein.

Ersterer auf Grund seiner mathematischen Fähigkeiten, Zweiterer aufgrund seines propagierten Dualitätsverständnisses von der Natur, und der Idee des „Unbestimmten als Urgrund allen Seins, aus dem alles hervorgehe" ... Klingt irgendwie nach Quantenmechanik - ... Quantenfluktuation, oder sowas in der Richtung ... is aber Mythologie! ... Gaia, die aus dem Chaos kam ...Griechischer Schöpfungsmythos. Dazu kommen wir noch.

Ebenfalls ist denkbar, dass vieles von dem, was hier den Pythagoreern zugeschrieben wird, auf Heraklit zurückzuführen ist, dessen Denkmethode sich sehr an das der Pythagoreer anlehnt. Es dürfte heute sehr schwierig sein, mit Sicherheit sagen zu können, wie weit hier Gedanken selbst erdacht oder übernommen wurden – zumal das Plagiat sicherlich keine Erfindung der Neuzeit ist ...

Kaum eine Figur der griechischen Antike ist umstrittener als die des PYTHAGORAS und seiner Gemeinde. Sie reicht vom naturfremden und Mathematik-uninteressierten Mystiker bis zum genialen Mathematiker und Naturforscher.

Die populäre Geschichte ist immer gern geneigt, epochale Veränderungen der Einfachheit halber mittels Legendenbildung auf eine einzelne Person oder Gruppe zu fokussieren. EINSTEIN dürfte es in ferner Zukunft nicht anders ergehen.

Nichts Genaues weiß man also nicht was seine Person betrifft, und alles ist mehr oder weniger Legende.

Aber weil es eben so ist, darf ich auch so mit ihm umgehen. Letztlich ist es unmaßgeblich, wie, von wem und wodurch im Einzelnen vor allem die Analogie der Beziehungen der Zahlen mit der Wirklichkeit aufgedeckt wurde.

Es spricht aber auch durchaus vieles dafür, das die Pythagoreer das Ganze tatsächlich ins Rollen brachten.

Nicht nur, weil Euklid und andere auf ihn verweisen, sondern weil wohl tatsächlich die Astrologie der Babylonier von ihm als Ersten – zumindest bekannten – aufgegriffen wurde, und er in seiner Beschäftigung mit dem rudimentären Tierkreises vermutlich auf die fundamentale Bedeutung der regelmäßigen Körper stieß, deren Grundlage von Anfang an die Symmetrie ist.

Sie waren als Solche lange schon bekannt - bis 4500 V.u.Z. liegen ihre Funde zurück – aber sie galten bis dahin lediglich als okulte Figuren. Erst Pythagoras erkannte mehr darin.

Später wurden sie wiederum von Platon aufgegriffen, und wir bezeichnen sie heute als Platonische Körper.

Zudem entwickelten die Pythagoreer wahrscheinlich bereits eine sehr konkrete Vorstellung eines Planetensystems, mit den für sie notwendigen 10 Planeten - die höchste Ordnungszahl in ihrer „schönen Ordnung“.

In ihr wurde die Erde bereits als Kugel erkannt, und die SONNE bildete das Zentrum des Planetensystems - das sogenannte "Zentralfeuer".

Aber auch dies ist nicht eindeutig. So beschrieb der spätere Pythagoreer PHILOLAOS VON KORINTH (477-399 vuz) das Zentralfeuer als ein dem Beobachter nicht sichtbares Feuer auf der anderen Seite der Weltkugel, um das sich nun alle Planeten drehen – einschließlich der Sonne, ... die ihrerseits aus Glas bestände, und die das Licht und die Wärme des Zentralfeuers wie in einer Linse sammelte.

Menschen leben selbstverständlich in seinem kosmischen Modell nur auf der dem Zentralfeuer abgewandten Seite der Weltkugel. ... Der Mensch war schon immer sehr kreativ.

Aber immerhin finden wir bei den Pythagoreern bereits ein heliozentrisches Weltbild – fast 2000 Jahre früher, als uns im allgemeinen die Geschichtsbücher lehren.

In diesem Sinne also weiter:

Der 90° Winkel spielt, wie wir im obigen Beispiel sahen (Satz des PYTHAGORAS) eine alles Entscheidende Rolle innerhalb des astrologischen Wirklichkeitsmodells, und eben dieser Winkel bildet bei gleicher Seitenlänge die Grundlage des Quadrats – die wohl mystischste aller Figuren in der Geschichte des menschlichen Bewusstseins neben dem Dreieck. Es steht für die potentielle Raum/Zeit, wie wir noch erfahren werden.

„4“x90° bilden gleichschenklig gedacht das Quadrat. Das heißt also das Produkt aus: 2+2 oder auch 2x2 – die in sich selbst gespiegelte erste aller Symmetrien: 1+1 – wie wir uns erinnern!

Doch nicht nur die in sich selbst gespiegelte erste aller Symmetrien bilden das Fundament des potentiell sinnlich Erfahrbaren – jener Raum/Zeit – gleiches gilt für das Zahlenverhältnis 3+1, das ja ebenso die Zahl 4 als Produkt ausweist. All das wird uns noch eingehend beschäftigen.

Die Zahl „2“ ist astrologisch betrachtet Ausdruck von Masse! Warum? Weil sie der konkrete Ausdruck, und damit Selbstwiderspiegelung von Energie – also von 1 ist, wie wir nun bereits einem späteren Kapitel vorgreifend erfahren. Die Zahl 2 bildet damit den ersten potentiell definierbaren Zustand überhaupt ab: (Masse/Energie).

Doch jetzt kommt's – würde unser aller verehrter Professor Lech sagen

0 x 2 = 0: „1“ x 2 = 2.

Hier beginnen wohl die ersten Strapazen für die gemeinen Gehirnwindungen:

So potentiell wirklich, wie die 2 als Masse/Energie auch immer sein mag, so wenig können wir doch tatsächlich etwas über ihren Zustand aussagen.

Es handelt sich bei der „2“ tatsächlich noch lediglich um die „Potenz eines Wirklichkeitszustandes“ – eben um eine „potentielle Masse/Energie“.

Wohl ist es wahr, das 2 = 2 x 1 ist, und damit die Voraussetzung einer Masse grundsätzlich erfüllt ist, es ist aber ebenso wahr, das die Zahl 2 sich neben der 1 (die ja noch nicht wirkliche „Zahl“ ist, sondern Maß von Zahl) ausschließlich nur durch sich selbst teilen lässt: 2 / 2 = „1“(!).

Faktisch als bloße Spiegelung des Maßes in sich selbst (harmonische Symmetrie), und damit letztlich noch immer nicht definierbar, erscheint in ihr zwangsläufig der Beginn der sogenannten „Primzahlen“ (numerus primus: Die erste Zahl). Entsprechend ihres besonderen Verhältnisses zu 1 als deren unmittelbare Spiegelung, ist sie die einzige gerade Zahl unter den Primzahlen.

Fazit: Das Eine (1) – das „Grenzenlose“, und damit noch nicht definierbare – ist hier noch immer die einzige Grundlage jenes Zustandes, den die Zahl 2 beschreibt. Sie ist also genaugenommen noch immer 1, nur eben immerhin schon "potentiell" erfahrbar. Tatsächlich erfahrbar ist jedoch nur, wie hinlänglich beschrieben, was >1 ist!

2 + 2 oder besser a2 + b2 – hier nun ist der Konflikt gelöst.

Beim gegenüberstellen zweier potentieller Zustände zueinander, ist der eine über den anderen definierbar, und damit aus seiner reinen Potenz zu einer tatsächlichen Wirklichkeit erhoben. So gilt Das „Quadrat“ - wie eben schon erwähnt - in der speziellen Astrologie als das „Wesen des existentiell Wirklichen“, und damit der sinnlichen Erfahrung - der Raum/Zeit.

Übrigens: Hier heraus erklärt sich auch der sogenannte „Quadrat-Aspekt“ innerhalb der Horoskopie – und in guter Tradition dessen immer wieder beschworene „negative Wirkung“ im individuellen Horoskop. Das Symbol des „Kreuzes“ (4x90°), an das Jesus nach vorangegangenem „Kreuzweg“ angenagelt – also unentrinnbar gefangen war, steht in der christlichen Mythologie gleichsam für die sinnliche Erfahrung – dem Lebensweg – dem „erleiden bzw. erleben“ des Wirklichen und damit körperlichen.

Es zeigt sich nun allerdings, das diese als negativ gewertete Auffassung ein tiefes Missverständnis in sich trägt. denn auch Freude und Lust kann nur in dieser „Wirklichkeit“ ihren Ausdruck finden.

Dem „Quadrat“ kann also nur in sofern eine „negative Wirkung“ zugeschrieben werden, sofern es das jeweilige Individuelle Bewusstsein, bezogen auf seine vermeintliche Bedürftigkeit, selbst entscheidet.

Will sagen: Wie der Einzelne mit seinen Erfahrungen umgeht, ist stets gebunden an seiner inneren Einstellung zur Sache – die „Sache ansich“ verfügt über keinen Wert.

„Wirklichkeit“ ist also weder positiv noch negativ, sondern zunächst ein vollkommen neutraler Zustand des Seins, der sich relativ verhält, und seine Wertung – also seine Messgröße – wie jede beliebige potentielle Kraft, erst über den Beobachter in der konkreten Gegenüberstellung, also über den Vergleich erhält!

Es ist ein anderes und interessantes kulturhistorisches Thema, warum sich diese vornehmlich Negativ-Wertung bezogen auf die Wirklichkeit so durchgesetzt und in unseren Köpfen festgefressen hat.

Wir können die Abwehr des Wirklichen tatsächlich in allen Bereichen menschlicher Kultur beobachten – vom „Zölibat“ der Katholiken bis zum höchst ambivalenten Verhältnis gegenüber beispielsweise dem Körper und seiner Sexualität in den meisten Kulturen dieser Welt.

Aber wie gesagt – das ist ein spezielles Thema, das uns hier nicht weiter beschäftigen soll. Aber wir können uns ja vielleicht immerhin daran erinnern, das in den alten Zeiten die nette Anästhesieschwester fehlte. Die Erfahrung des Lebens war also mindestens um eine beträchtliche Größe direkter (sinnlicher) als unsere heutige.

Aber kommen wir noch einmal zurück zu unserem Quadrat!

Die Zahl „4“ – die Erste aller „Nicht-Primzahlen“ (!) – ist nun aus erklärlichem Grunde für den Pythagoreer – und im Laufe der Lektüre hoffentlich auch für den Leser – die letzte und damit höchste der einfachen Zahlen, in der sich der Beginn des Kosmos in seiner Summe begründet.

Wie wir ebenfalls bald sehen werden, beschreiben die Zahlen 1 bis 3 singuläre Zustände.

Die Zahl 4 - die erste Nicht-Primzahl – steht somit gewissermaßen für das erste „Zeitquant“ nach dem Urknall (3+1!).

Man bedenke: Die ersten 4 natürlichen Zahlen, die Zahlen 1-4, reichen den antiken griechischen Denkern bereits aus, um die fundamentale Ordnung des gesamten Kosmos in einer speziellen Astrologie zu beschreiben!

Wir werden sehen, das dies tatsächlich Sinn macht – übrigens genau so, wie nicht zufällig auch viel später in der modernen Physik 4 Grundkräfte ausreichten, um dies zu bewerkstelligen.

Letztlich arbeitet die Natur selbst mit dieser Zahl in ihrem „Bauplan“ des Lebens. Die DNA ist auf 4 Basen aufbaut – und „astrologisch selbstverständlich“ ist sie natürlich auch noch in sich selbst gespiegelt – als Doppelhelix.

Wie ich bereits erwähnte, ist dieses damalige „Geheimwissen“ nicht erst in den heutigen Köpfen verloren gegangen, sondern bereits lange vor unserer modernen Zeit. Was davon erhalten ist, ist genaugenommen eine sinnentleerte Mathematik, die uns Dank ihres grundsätzlich stimmigen Torsos wohl den Computer und allerlei anderes Erstaunenswertes beschert hat, den letztlichen Sinn und die ursächliche Bedeutung all dieser Dinge allerdings nicht mehr zu erklären vermag.

Wir müssen uns nun in einem weitgehenden Sinne dieser alten Sichtweise der Zahlen wiedererinnern, um die Astrologie in ihrer erkenntnistheoretischen Bedeutung zu verstehen. Tun wir dies nicht, verharren Astrologie und nicht zuletzt auch die Naturwissenschaften in einem sinnleeren Raum, in der sie bestenfalls jeweils zu einer „unfehlbaren Religion“ erhoben werden müssen, um sich auf sie berufen zu können.

Leider sind solcherlei Ansätze innerhalb der Naturwissenschaften längst nicht mehr zu übersehen – ein kontraproduktives, wie auch vollkommen unnötiges Gebaren, gemessen an ihren unzweifelhaften Erfolgen.

Man sollte aber doch über all diese Erfolge eben nicht verkennen, das die Erkenntnisse der empirischen Wissenschaften sehr beschränkt sein müssen – sie ist ohne geistige Rückbesinnung lediglich schlichte Erfahrung der Welt auf höchstem Niveau – gleichzeitig ohne tatsächlich etwas von der Welt zu verstehen.

Und in ihrem Resultat bleiben uns auf diese Weise zunächst nur quantitative, technische Fortschritte. So besteht der Erfolg der modernen Naturwissenschaften genaugenommen lediglich darin, unsere gute alte Keule durch eine selbst ihr Ziel suchende, intelligente Interkontinentalrakete ersetzt zu haben.

Die politischen Auswirkungen dieses Sinnverlustes sind nicht weniger gravierend, da die in dieser Weise sogenannte „fortschrittliche Zivilisation“ Mensch und Natur zunehmend nur noch quantitativ zu verstehen weiß, und sie somit auf ihre ökonomische Leistung reduzieren muss.

Genaugenommen etwas pervers, wenn man bedenkt, das wir damit seltsamerweise offenbar eher den Termiten nacheifern, als unseren menschlichen Geist zu formen.

Nichts desto Trotz befinden sich die Naturwissenschaften der Astrologie gegenüber heute eindeutig im Vorteil, denn sie arbeiten haarklein auf der alten Grundlage eines Logos (wenngleich ihr dessen ursprüngliche Bedeutung abhanden gekommen ist), während die Astrologie im Laufe der Jahrhunderte mehr und mehr diese gemeinsame Grundlage offenbar gänzlich verloren hat.

Die Mathematik, lange und immer wieder in der Geschichte als „Teufelszeug“ verbannt, inzwischen längst wieder untrennbar verbunden mit den Naturwissenschaften, ist nun aber tatsächlich unbestreitbar die reinste Form der Geisteswissenschaft – ich weiß, es gibt Leute, die sehen das anders. Als solche ist und war die Mathematik natürlich immer der Initialzünder für die Naturwissenschaft – wie vor jeder bewussten Tat der Gedanke steht – aber sie ist eben selbst zu 100% keine Naturwissenschaft!

So waren eben all die uns geläufigen großen griechischen Vordenker – die Begründer der modernen Naturwissenschaft – selbst reine Geisteswissenschaftler. Sie entwickelten auf der Grundlage des Logos eine Mathematik, mit deren Hilfe sie meinten, die Gesetzmäßigkeiten und die Ordnung der Natur mit rein geistigen Mitteln entschlüsseln zu können.

Widerspruch zu diesem geistigen Denkansatz unserer Altvorderen setzte sich erst im Zeitalter der Aufklärung durch, als man sich von dieser Auffassung mehr und mehr abwendete und meinte, an die Stelle der Mathematik, die ja nach wie vor einen unverstandenen hohen mythischen Stellenwert hatte, das physikalische Experiment setzen zu müssen.

Dies ist allerdings denklogisch vollkommen konsequent – Allein wenn man aus dem bisherigen feststellen muss, das die bewusste Erfahrung des Wirklichen letztlich keine „Theorie“ sein kann. Man kann das Leben nicht „theoretisch leben“! Insofern muss notwendig die sinnliche Erfahrung immer die entscheidende Instanz aller Theorie sein.

Erst in der theoretischen Physik, die seit Entdeckung der Quantenzustände des Atoms immer mehr an Bedeutung gewinnt, wird die Mathematik wieder zur tragenden Säule als geistiger „Ideenträger“, mit der man die Welt zunächst gedanklich ergründet, bevor man sich auf die Suche der mit ihrer Hilfe vorhergesagten tatsächlichen Physis macht. ... sofern dies allerdings hier überhaupt noch möglich ist, muß einschränkend hinzugefügt werden.

Wollten wir das astrologische Denkmodell gezielt „wissenschaftlich“ hinterfragen – über dessen Stimmigkeit wissenschaftlich urteilen wollen – so dürfte es nach allem bisher hier aufgezeigten als geradezu absurd erscheinen, die Astrologie an der Praxis heutigen Astrologieverständnisses messen zu wollen. Es wäre gleichbedeutend, als wollte man aufgrund von Sience Fiction Literatur die Stimmigkeit der Relativitätstheorie nachweisen.

Andererseits ist der für die meisten von uns „augenscheinliche Voodoo“ der Mathematik, mit ihren endlosen, in geheimnisvolle Symbole verklausulierten Formeln ja nicht auch deshalb tatsächlich „Voodoo“, weil die wenigsten von uns diese Formeln nachvollziehen können.

Das wir sie im Gegensatz zu einer Astrologie dennoch so ohne weiteres als „Wahr“ akzeptieren, liegt schlicht an dem selben Grund, der die meisten Menschen religiös sein lässt – der gemeinsame Glaube.

Wir haben hier einen gemeinsamen Konsens, der mit vielen weiteren in jeder Gemeinschaft die tragende und stabilisierende Rolle spielt und entsprechend grundsätzlich nicht hinterfragt wird, solange auch nur irgendeine Chance dazu besteht.

Das allerdings auch dieses Verhalten nicht schlichte geistige Ignoranz, sondern vielmehr innere Notwendigkeit von Ordnung ist, ... auch das werden wir bald verstehen.

Wie dem auch ist – tatsächlich dürfte es nur eine verschwindend geringe Promillezahl unter den Menschen in aller Welt geben, die die anscheinende universelle Gültigkeit und „Wahrheit“ der Mathematik hinreichend begründen könnten.

Ich fasse einmal bis hierher zusammen:

Die Spezielle Astrologie begreift den Kosmos als den Ausdruck einer Ordnung, deren Fundament die Symmetrie ist – und Ihre Grundannahme ist es, diese Ordnung über den Logos der Zahl beschreiben zu können.

Herleitend aus dieser Grundannahme definiert sie eine Ordnung, beruhend auf vier fundamentalen, im Weiteren noch zu definierenden Kräften und deren Verhältnismäßigkeiten zueinander, auf die sich alles Sein, unabhängig von seiner Eigenschaft, Größe, Form, Gestalt und Örtlichkeit begründet.

Als reine Geisteswissenschaft, wie auch die sie begründende Mathematik, hat die Astrologie also zunächst einmal nichts unmittelbar mit den gegenständlichen Erscheinungen in der physischen Welt zu tun. Sie definiert „lediglich“ einen Zustand von „gedanklicher Ordnung“, die freilich letztlich – gemäß des Urmotivs jedweden Erforschens – dazu befähigen soll, über das Erfassen des Ursächlichen die vielfältigen Erscheinungen der gegenständlichen Welt zu „be-greifen

Das theoretische Ordnungsmodell der speziellen Astrologie schöpft seine Erkenntnisse aus der Summe der Jahrtausende währenden empirischen Beobachtung der verschiedensten Wechselwirkungen innerhalb der Natur, und deren Reduktion auf ihr Wesentliches.

Ihrer Auffassung zufolge liegt der sinnlichen Erscheinungsform der objekthaften Natur ein ihr „Wesentliches“ zugrunde – eine alles umfassende ursächliche Ordnung, die als Solche notwendig sinnlich objekthaft in Erscheinung tritt – vergleichbar den Fundamental- und Grundkräften innerhalb der physikalischen Naturwissenschaften.

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Treten wir nun ein, in die Welt der Pythagoreer.

Das Verhalten – der Logos der einfachen Zahlen 1 bis 4 zueinander – die in ihrer Summe 1+2+3+4 für die Pythagoreer nun die vollkommene Ordnungszahl „10“ ergab, wurde als geometrische Figur des gleichseitigen Dreiecks, das als die vollkommenste aller Figuren galt, als sogenannte „Tetraktys“, zum Geheimsymbol der eingeschworenen Gemeinde der pythagoreischen Mystiker.

Die Tetraktys galt als das Symbol und als der Schlüssel der allseitigen Harmonie des Kosmos.

Aus guten Gründen, wie wir bald verstehen werden.


Abb.01

Die Kinder, die sich heute in der Schule mit dem „Satz des Pythagoras“ herumschlagen müssen, weil er bis zum heutigen Tag zum Grundlagenwissen der Mathematik gehört, erfahren leider nie etwas davon, das der Entdecker dieses Satzes ein Mysterienforscher war, der all sein Wissen ursprünglich aus alten und spannenden Geschichten herleitete.

In den folgenden Jahrhunderten und Generationen nach PYTHAGORAS, entwickelten die großen Denker der Antike auf dessen Grundlagen eine neue Astrologie, die als geistiges Modell des Wirklichen seither unwiderlegt blieb. So ist diese „astrologische Formel“ – der Zodiakus – wie er uns heute vorliegt und wie wir ihn im Laufe dieses Buches erfahren werden, das Arbeitsergebnis jener großen antiken Gestalten, auf deren grundlegende Erkenntnisse wir uns bis heute in allen Wissenschaftsdisziplinen berufen.

Es sollte vielleicht daran erinnert werden, das der Gegenstand der Untersuchung – eben jene „Wirklichkeit“ – zu allen Zeiten derselbe war! Alles, was sich in der Auseinandersetzung mit jener „Wirklichkeit“ verändert hat, ist die praktische Methodik der Untersuchung und die damit einhergehende erweiterte Begrifflichkeit.

Die qualitative Betrachtungsweise des zu untersuchenden Gegenstandes bedarf der „Symbole“, da sie Ganzheitlichkeiten zum Ausdruck bringt (z.B. in Mathematik, Geometrie, Astrologie usw.).

Die heutige, vornehmlich quantitative Betrachtungsweise des zu untersuchenden Gegenstandes bedarf der „Begriffe“ (Greifen, anfassen) und „Bezeichnungen“.

Die Anzahl an neuen Begriffsschöpfungen ist aufgrund der unzähligen Beobachtungsmöglichkeiten und Analysetechniken ungleich vielzähliger – und kann adäquat der relativen Eigenschaft des Gegenständlichen letztlich auch nicht endlich definiert werden.

Die Summe der zu entdeckenden Teile (Erscheinungen) des Wirklichen ist unendlich, wie wir noch bemerken werden – entsprechendes gilt somit für die Summe der ihnen zuzuweisenden Begriffe.

Die Symbolsprache der speziellen Astrologie kommt mit nur wenigen Bezeichnungen aus, und ist endlich.

Sie bildet letztlich eine geschlossene Struktur – also eine Ordnung, die die vielfältigen Erscheinungsformen des Wirklichen aus einer angenommenen „Einheit“ heraus betrachtet – einer einzigen Kraft, die in ihrer jeweils inneren relativen Verhältnismäßigkeit – also des jeweiligen spezifischen Verhaltens der Ordnungsfaktoren zueinander = sprich: ihre "innere Formation" – INFORMATION – ... dazu kommen wir auch noch – in unendlich vielen Möglichkeiten in Erscheinung tritt.

Die antike Weltformel: TIERKREIS

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