Читать книгу Wer Gewinnt, wenn du verlierst? - M. TroJan - Страница 10
Nüchtern betrachtet
ОглавлениеDas Geld ist weg. Dann kommt der Gedanke: „Jetzt gibt er bestimmt, der hat ja eben schon gewollt!“ So beginnt das Spiel wieder von vorne.
Haben Sie aber erst einmal beobachtet, wie viel Geld der Spieler allein jetzt schon wieder in den Automaten geworfen hat, so können Sie sich ausrechnen, dass er normalerweise gar nicht mehr ins Plus kommen kann. Und sollte er es doch den einen Tag schaffen, so ist das Geld dafür am nächsten Tag wieder in der Maschine. Sobald Sie das nur zur Hälfte verstanden haben, sind wir auf dem besten Weg.
Jetzt habe ich eine Frage an Sie, die mir damals oft gestellt wurde, und ich konnte sie nur mit einem Satz beantworten: „Ich gewinne ja eh immer.“ Nur leider war das, wie schon gesagt, eine Lüge. Okay, also hier ist meine Frage an Sie und ich wette, Sie haben keine plausible Antwort darauf: „Warum spielst du am Spielautomaten?“
Sicher kommt jetzt so ein Gedanke wie „Natürlich hab ich ’ne Antwort, mir war halt langweilig“ oder „Es macht Spaß“. Allerdings muss ich dann noch mal nachfragen: Ist uns denn jeden Tag langweilig? Und macht Geld aus dem Fenster werfen wirklich so viel Spaß?
Sobald man erkennt, dass man danach süchtig ist und es nicht mehr geht, dass man alles verliert oder vielleicht schon verloren hat, muss man eine Gesundung vorantreiben. Sie werden mit jeder Zeile, die Sie hier lesen, klarer erkennen, dass jeder Spieler eigentlich wie jeder andere Spieler ist.
Man spielt um …
ein Glücksgefühl zu empfinden,
sich einfach mal abzulenken
Anerkennung von anderen zu bekommen.
Aber in Wirklichkeit sind das sehr traurige Aspekte. Ich verspreche Ihnen: Jedes Mal, wenn Sie an einem Spielautomaten vorbeigehen, werden Sie auch ein Glücksgefühl haben – und zwar, dass Sie es geschafft haben nicht mehr zu spielen!
Sie können sich nämlich mit genügend anderen Sachen ablenken, gehen Sie z.B. aus, flirten Sie oder genießen Sie einfach mal Ihr Leben – denn ganz ehrlich, wann haben Sie das zum letzten Mal getan?
Und Anerkennung kriegen Sie von jedem Spieler, dem Sie erzählen, dass Sie auch Spieler waren, aber aufgehört haben. Ab da werden Sie merken, dass er sehr gerne mit Ihnen tauschen würde.
Das waren jetzt mal nur drei gute Gründe, warum man aufhören sollte. Aber wir sind ja noch lange nicht am Ende. Natürlich hätte ich eine ganze Seite lang auch schreiben können, warum man spielt. Aber was hätte das für einen Sinn? Sie wissen selber ja am besten, warum Sie spielen.
Eines würde ich Ihnen noch raten. In Spielhallen ist sowieso kein Alkoholausschank erlaubt, aber in Kneipen, wo Spielautomaten stehen, wird auch Alkohol getrunken. Falls Sie einer sind, der hin und wieder gerne ein Gläschen trinkt, hören Sie in nächster Zeit auf mit dem Alkohol. Es wird Ihnen viel zu schwer fallen, angetrunken nicht zu spielen. Und dann geht alles wieder von vorne los.
Mittlerweile ist es für mich kein Problem mehr, angetrunken bei einem Spielautomaten zuzusehen oder daran vorbeizugehen, aber am Anfang sollte man das lassen. Es ist nur zu Ihrer eigenen Sicherheit, glauben Sie mir! Der Rückfall ist leider ebenfalls allgegenwärtig.
„Ich höre jetzt dann auch auf zu spielen“ – Ein Spruch, den ich sehr häufig schon gehört habe. Wahrscheinlich haben Sie diesen Satz auch schon häufig gesagt und ihn mindestens genauso oft von anderen gehört.
Viele Spieler nutzen diesen Spruch als Ausweg, sobald einer eine Andeutung über das Spielen oder, besser gesagt, das Verlieren an Automaten macht. Schon kommt dieser Spruch. Allein schon deswegen könnten Sie den Spieler darauf aufmerksam machen, dass er gerade durch diesen Spruch zugibt, dass er bereits süchtig ist. Wenn er nicht süchtig wäre, würde er ja jederzeit aufhören können, zu spielen!
Der Spruch ändert nichts an seiner Einstellung, er wird immer weiter spielen, und zwar so lange, bis es ihn zerstört hat. Versuchen Sie, ihm alles zu erläutern – so wie ich Ihnen alles immer wieder erkläre. Wecken Sie ihn aus seiner Traumwelt auf! Erzählen Sie vom Schlechten am Spielen, notfalls erzählen Sie, was hier im Buch steht. Sie müssen nicht immer gleich sagen, dass Sie selber Spieler waren, allerdings ist es von Spieler zu Spieler leichter ranzukommen.
Jeder, der nicht auf einen Schlag aufhört, zu spielen, wird nie aufhören. Es ist wie beim Rauchen. Sobald man wieder einen Zug von einer Zigarette nimmt, will man wieder anfangen. Man hört nicht auf, nur weil man sagt, dass man irgendwann mal aufhört! Sie müssen einem Spieler klar machen, dass man sofort aufhören muss. Durch eisernen Willen und durch Mut wird auch dieser Spieler aufhören können. Sie müssen es nur glaubwürdig rüberbringen, dann wird er Ihnen auch glauben.
Ich habe sogar mal mit einem Spieler ein Spiel gemacht, das nicht nur für mich ein Sieg hätte werden können, sondern auch für ihn der größte Sieg hätte sein können. Ich habe mit ihm gewettet. Ich war damals schon so weit, dass ich wusste, ich würde nie wieder spielen, allerdings war der andere noch nicht so weit. Es ging nicht wirklich um viel Geld, ca. 50 Euro. Trotzdem zeigte es, wie stark dieser Spieler schon süchtig war: Er hielt es nicht mal einen Tag aus, nicht zu spielen. Er fragte mich, ob wir die Wette wieder rückgängig machen könnten. Ich sagte okay. Ehrlich gesagt wusste ich, dass ich gewinnen würde. Dass es so schnell gehen würde, dachte ich nicht! Falls Sie also Zweifel an jemandem haben und herausfinden möchten, ob er oder sie bereits süchtig ist, probieren Sie es doch einfach mal mit so einer Wette. Es muss ja nicht um Geld gehen.
An so etwas können Sie sehen, ob jemand noch ohne Spielautomaten leben kann. Die meisten Spieler halten es nicht durch und spielen wieder. Das alleine müsste es Ihnen und jedem anderen Spieler klarmachen, wie erschreckend diese Sucht ist. Sehen Sie sich doch an oder sehen Sie jeden anderen Spieler an! Spieler sehen meistens total angespannt aus, was ja auch logisch ist, da sie immer auf das Gewinnen hoffen. Was aber meistens nicht vorkommt.
Wie gesagt, jeder Spieler verliert früher oder später, doch meistens verliert man immer! Aus all diesen schrecklichen Erfahrungen habe ich mich damals entschlossen, meine Gefühle und Gedanken aufzuschreiben. All das, was Sie hier lesen, ist nicht nur dazu da, Ihnen die Augen zu öffnen, damit Sie endlich nicht mehr spielen, es zieht auch für mich einen Schlussstrich, so dass ich endlich das Leben, das ich damals als Spieler hatte, hinter mir lasse.
Denken Sie immer daran: Wenn man es schon einsieht und trotzdem erst „dann“ aufhört, ist es eigentlich schon wieder zu spät. Wenn Sie erst „dann“ aufhören, werden Sie nie aufhören! Wenn Sie erst „dann“ mal dieses Buch fertig lesen, werden Sie es nie fertig lesen.
All das sind Fluchtwege in eine Traumwelt. Stellen Sie sich Ihren Problemen hier und jetzt und nicht erst „dann“. Durch die Einsicht, dass Sie alles jetzt meistern können, werden Sie es auch schaffen, und nicht erst „dann“ oder irgendwann. Begreifen Sie, dass alles, was Sie schaffen wollen, ganz alleine in Ihren Händen liegt! Kein anderer kann Ihnen diese Last abnehmen, Sie selbst aber können diese Last von sich nehmen. Sie müssen sich nur trauen, dann schaffen Sie das auch! Sie dürfen nur nicht mehr davonlaufen. Stellen Sie sich Ihren Problemen, und alles wird gut. Alles, was Sie und andere Spieler im Leben versaut haben, kann wieder zurechtgebogen werden. Glauben Sie mir!