Читать книгу Wer Gewinnt, wenn du verlierst? - M. TroJan - Страница 8

STOP(P)

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Die Spielautomatensucht, sie lauert nicht auf Bahnhofstoiletten, nicht der Dealer ermöglicht die Selbstzerstörung, sondern der Spieler selbst. Die Schwäche wird zum Alltag, der Alltag wird zur Sucht, die Sucht wird eine unaufhaltbare Seuche, die nachweislich jeden infiziert, der es wagt, mit dem Feuer zu spielen. Die Sucht an Automaten wird besonders anfangs nicht erkannt, weil sie nicht erkannt werden soll. Sie benötigt eine einzige Tarnung; Verharmlosung. Solange der Spieler seine Sucht durch Lügen verheimlichen kann, wird sie nicht erkannt. Erst am Ende, wenn das Minus nicht mehr zu begleichen ist, zerfällt die Fassade in sich und die Tarnung fliegt auf. Als Spieler kann man den Tag des Jüngsten Gerichts etwas hinauszögern, indem man sich von jedem Menschen im Umkreis so viel Geld leiht, wie möglich. Die Versprechen, man würde das Geld zurückzahlen, basieren ebenfalls auf einer Lüge und ist wohl eher Glücksspiel. Auch die Ausrede, warum man das Geld benötigt, basiert zu meist auf einer Lüge. Des Spielers Spiel basiert auf einer Lüge, des Spielers Leben basiert letzten Endes auf einer Lüge und diese Tatsache, ist sehr schwer zu akzeptieren. Ich wäre daran fast zugrunde gegangen, weil ich es nicht wahrhaben wollte. Ich habe mich bis zum bitteren Ende selbst belogen, nur weil ich es nicht akzeptieren konnte. Dieses Buch soll Ihnen keine Vorwürfe an den Kopf werfen, aber nur wenn wir die Tatsachen bzw. Gegebenheiten ansprechen, wird sich auf längere Sicht der Schalter endgültig umlegen lassen. Die Spielsucht beenden können viele, nicht rückfällig werden ist die Herausforderung, vor der sich selbst Berater gerne herausreden. Ein Rückfall wird mittlerweile anders beschrieben, bevor ich in meinen Büchern betonte, dass der Rückfall therapiert werden müsse, lebten Berater in dem Glauben, er könne zum Teil zur Vergangenheit gezählt werden. Negativ, der Rückfall ist es, was tatsächlich therapiert werden muss, denn nur der Rückfall bestätigt die Gefährlichkeit einer Sucht. Jeder Spieler möchte ins Geheim aufhören zu spielen, jeder – selbst die jenen, die das Gegenteil behaupten, trotz dessen schaffen es die Wenigsten. Ganz einfach deshalb, weil der Rückfall sie auf den Boden der Tatsachen zurückholen wird. Das Aufhören wird definitiv nicht einfach, aber es ist möglich. Ich habe es geschafft und ich weiß, dass Sie es ebenfalls schaffen, wenn Sie mir ein wenig Glauben schenken und an sich arbeiten werden. Sie müssen sich nicht völlig verändern, aber ihr Horizont sollte sich etwas erweitern, damit Sie die alternativen Wege besser, leichter und schneller erkennen können. Aber bitte tun Sie mir ab jetzt einen Gefallen, vergessen Sie festgefahrene Verhaltensanalysen. Sie müssen keine Statistiken auswendig lernen, die Zahlen bringen Ihnen nichts. Allgemeinbildung ist natürlich Positiv zu betrachten, aber ich bin der Meinung, dass die genannte Zahl von 200.000–400.000 pathologischen Spielern in Deutschland definitiv nicht der Wahrheit entspricht und darum sage ich es in aller Deutlichkeit, man kann den Medien bei diesem Thema keinen Glauben schenken. Lassen Sie sich nicht vom Weg abbringen, der Ausstieg muss fokussiert werden, nichts anderes. Die dargestellten Zahlen und auch die Verharmlosung der Sucht, dürfen deshalb nicht mehr gutgeheißen werden. Nur so, können wir einen Weg aus der Sucht meistern, durch Isolieren, Fokussieren und Analysieren.

Studien offenbaren, dass die Sucht unaufhaltsam voranschreitet. Die Spielsucht ist mitten in der Gesellschaft angekommen und es nimmt kein Ende. Hier eine kleine Studie von der Universität Lübeck im Rahmen der Page-Studie (Projekt Pathologisches Glücksspielen und Epidemiologie) bei der Untersuchung von 15.000 Menschen.

(Quelle: http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/gluecksspiele-machen-suechtig-vor-allem-geldspielautomaten-a-814173.html)

 90 Prozent sind Männer.

 85 Prozent sind unter 30 Jahre alt.

 80 Prozent sind starke Raucher.

 65 Prozent haben einen Migrationshintergrund.

 50 Prozent sind Alkoholiker.

 50 Prozent haben eine Depression.

 20 Prozent sind arbeitslos.

Geht es Ihnen nun besser, oder schlechter, weil Sie eine Statistik über Ihr eigenes Spielverhalten erfahren haben? Im Grunde ändert eine Statistik rein gar nichts, genau deshalb halte ich sehr wenig von Statistiken. Das Denken muss sich um 180-Grad wandeln, Sie müssen einen Weg finden, die Sucht bewusst zu akzeptieren. Aber Sie dürfen trotz dessen auf keinen Fall weiterspielen, akzeptieren bedeutet nicht, dass Sie das gewohnte Leben weiter gedeihen lassen sollen. Ich meine damit, dass Sie die Krankheit, als Krankheit akzeptieren müssen, denn nur dadurch können Sie eine Gesundung zulassen. Ich kann Sie nicht durch Magie vom Automaten fernhalten, das kann und werde ich nicht tun. Sie müssen erkennen, dass jeder Euro, jeder falsche Gedanke und jeder unüberlegte Zug, das Ende bedeuten wird, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Rondo; der von Merkur „Rondo-Automat“, war in meinen Augen »der« Automat schlechthin. Diesen Automaten drückte ich an einem Tag bis zu 10 Mal hoch. Gewinne im oberen dreistelligen Bereich waren für mich definitiv möglich und keine Seltenheit. Ich gewann häufig an diesem Automaten, besonders die Tatsache, dass man durch das Verlieren immer und immer wieder „Pfeile“ freispielen konnte, die den Sprung von 60 auf 100 Money-Jumbo-Games erübrigten, hatten es mir angetan. Rückblickend gab es wohl keinen Tag, an dem ich nicht an diesem Automaten etwas gewann. Nüchtern betrachtet muss man wohl dazusagen, dass ich mindesten 100-300 Euro (zum Teil noch mehr) pro Tag investierte, bis der Automat endlich die gewünschten Jumbo-Games erbrachte. Hätte ich einfach mal genau dann aufgehört, tja – dann wäre ein Gewinn möglich gewesen. Dumm war nur, dass ich nie aufhörte, ganz im Gegenteil, je mehr ich gewann, desto mehr bzw. teurer spielte ich an anderen Automaten. Je mehr ich verlor, desto mehr investierte ich, bis der Automat wieder Jumbo-Games gab. Egal wie man es dreht, der Gewinn zögert den Bankrott nur etwas hinaus, aber ein tatsächliches Plus, war nie möglich, weil man als Spieler einfach nie genug kriegen kann. Somit gewann ich nie Geld, sondern nur etwas mehr Spielzeit. Viele Spieler behaupten, sie seien der Beste im Spielen, wobei dies zugleich bedeutet, man verspielt am Meisten. Darum sollte man nicht damit prahlen, wie viel man bereits gewonnen hat, sondern wie lange man es geschafft hat, nicht mehr spielen zu müssen. Ich habe Jahre damit verbracht, anderen Menschen zu erzählen, wie viel ich doch in den Jahren bereits gewonnen habe. Wie viel ich jedoch verloren hatte, dies habe ich zum Teil verschwiegen und zum größten Teil verdrängt. Ich wollte die Wahrheit nicht akzeptieren. Ausgerechnet ich, der jene, der nach außen immer klug und gebildet wirkte, ließ sich von einer Maschine überlisten. Tja, manchmal schmerzt die Wahrheit so sehr, dass man sie über Jahre verdrängt, nur damit man es sich selbst nicht eingestehen muss. Ich sage oft, dass ich „gut“ war, gut im Aufrechterhalten einer Lüge. Gibt es die Spieler, die durchgehend gewinnen? Nein, denn wieso sollte es diese Schicht von Spielern geben? Sobald ein Automat zu wenig Geld einbringt, wird er entweder ersetzt, oder man wechselt das Spielsystem aus. Wenn ein Arbeiternehmer zu wenig Gewinn für den Chef einbringt, wird er ersetzt. So einfach ist es im Grunde erklärt, alles läuft genau nach diesem Prinzip, nur bei Spielautomaten lebt der Spieler in dem Glauben, man hätte einen Vorteil.

Sobald ich als Spieler einen Vorteil erkannte, nutzte ich diesen natürlich aus. Denn ich war Spieler und selbst der ehrlichste Mensch der Welt, verändert sich negativ am Automaten. Die ständigen Geldsorgen hinterlassen Narben. Lügen wird zum Alltag, denn die Sucht soll ja schöngeredet und bestmöglich verheimlicht werden. Wie also herausreden, wenn man mal pleite ist? Man kann nicht behaupten, man hätte am Automaten verloren, denn immerhin behauptet man als Spieler durchgehend, man würde schlichtweg immer gewinnen. Somit ist die Wahrheit ab einem gewissen Punkt nicht mehr möglich, da man sich selbst als Spieler outen würde, was für einen Spieler undenkbar ist, da man sich vor Vorurteilen schämt und teils Todesängste durchlebt. Vor einer Gesundung muss man sich nicht schämen, weder bei der Alkohol-, Heroin- oder Spielsucht. Eine Gesundung ist immer Positiv zu betrachten, denn man beendet die bisherigen Schandtaten und beginnt ein neues Leben. Wofür schämen? Etwa dafür, dass man mit sich selbst ins Reine kommen möchte? Ich habe mich über Jahre hinweg geschämt, habe das Unausweichliche gezielt verzögert. Denn wie gesagt, ich war gut. Ich habe oft Geld am Automaten gewonnen, aber trotz dessen bin ich im 5–stelligen Bereich im Minus. So viel zum Thema „Gewinn“. Es ist nicht nötig, jemanden zu erzählen, man habe gewonnen. Denn würde es der Wahrheit entsprechen, gäbe es keine Automaten mehr. Wen also möchte man belügen, – andere, oder sich selbst?

Es heißt so oft „Zeit ist Geld“, wobei man sich für Geld keine Zeit erkaufen kann. Genau deshalb sollte man jede Sekunde, in seinem so kurzen Leben genießen, – oder wenigstens sinnvoll verwenden. Und was machte ich mit meiner verbleibenden Zeit? Ich spielte und zerstörte mir alles, was ich mir über Jahre hinweg aufgebaut hatte. Ich zerstörte das, was andere ihr Leben lang suchten. Ab dem Punkt, wo man dies begreift, zerbricht die Welt und alles, woran man jemals geglaubt hat, wird plötzlich infrage gestellt. Nach dem Erkennen meiner Sucht, hörte ich nicht auf zu spielen, viel zu schwer saß der Schmerz im Nacken, dass ich die Kontrolle verloren hatte. Viel zu groß war meine Angst, dass ich sozial noch weiter abrutschen könnte. Darum spielte ich weiter, obwohl das Spielen alles erschwerte, setzte ich mir in den Kopf, dass ich durch das Spielen, alles wieder hinbiegen könnte. Ich müsste nur genügend gewinnen, damit ich wieder ins Plus kommen könnte. Ein hirnrissiger Plan, der niemals aufgehen würde, nur leider hatte ich mir nicht bzw. nie reinreden lassen, darum versuchte ich den Plan, mit Gewalt umzusetzen. Es gibt nichts Gefährlicheres, als einen Spieler, der ganz alleine am Automaten steht und sein Geld verspielt. Denn ab diesem Zeitpunkt, wo dich niemand mehr fragt, ob das dein Ernst sei, riskiert man alles und die Gefühle schlagen oftmals von Wut in Verzweiflung um. Ab diesem Zeitpunkt ist der Spieler unberechenbar. Ich möchte dazusagen, dass ich NIEMALS gestohlen habe, nie. Ich weiß nicht genau, warum ich es nie tat, aber womöglich war mein Gefühl für Recht und Unrecht immer noch so stark vorhanden, dass ich es nicht übers Herz brachte, jemanden anderes für meine Sucht zu bestehlen. Trotz dessen bin ich mir darüber im Klaren, wozu ein Spieler fähig ist, wenn er Geld benötigt, um spielen zu können. Ich denke, ich hätte meine Seele an den Teufel verkauft, wenn ich die Chance dazu gehabt hätte. Es ist nicht einfach zugeben zu müssen, dass man ein schwerwiegendes Suchtproblem hat, aber nur durch diese Erkenntnis, wusste ich, was zu tun ist. Nämlich das Spiel beenden, bevor es mich beenden würde. Nachdem ich erfahren hatte, dass ein Spieler, den ich durch das Spielen flüchtig kannte, sich erhängt hatte, wurde mir klar, dass mit der Zeit jeder Spieler das Spiel beenden würde, der Eine so, der Andere so. Das Problem an der ganzen Sache ist die Tatsache, dass es wenige Hilfen gibt, wo von Anfang an klar zu erkennen ist, was getan wird. Man redet sich die übelsten Dinge ein, macht sich selbst krank vor Sorge, doch im Grunde, passiert bei einer Gesundung nichts, was man mit Angst verbinden sollte.

Nun, was geschieht in den kommenden Seiten? Ich werde es Ihnen kurz erklären, damit Sie bereits im Vorhinein wissen, was auf Sie zukommen wird. Denn niemand möchte Sie ins kalte Wasser werfen, ganz besonders ich nicht. Ich werde Dinge erzählen, erläutern und sogar absichtlich Tatsachen verdrehen. Ich werde Ihre Gefühle manipulieren, Ihr Verhalten aufdecken und Ihre Willenskraft, in Frage stellen. Alles was Sie machen müssen, ist lesen. Ich bitte Sie nur um eines, sobald Sie das Gefühl haben, dass sich die Zeilen wiederholen, lesen Sie trotzdem mindestens eine weitere Seite. Wenn Sie das Gefühl bekommen, dass das Geschriebene keinen Sinn ergibt, lesen Sie trotzdem eine weitere Seite. Immer wenn Ihnen Selbstzweifel oder Zweifel am Geschriebenen kommen, lesen Sie bitte eine weitere Seite. Das ist schon alles, sobald Sie das Gefühl bekommen, dass irgendetwas nicht stimmt, einfach eine weitere Seite lesen. Danach können Sie das Lesen aufhören, legen Sie das Buch für eine Weile weg, aber lesen Sie es unbedingt zu Ende. Denn eines ist klar, Sie schreiben das Ende, nicht ich. Wie Ihr Leben weitergeht, oder endet, liegt in Ihren Händen – nicht in den meinen.

Wer Gewinnt, wenn du verlierst?

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