Читать книгу Radikalisierung und De-Radikalisierung in Deutschland - Magdalena von Drachenfels - Страница 3
ОглавлениеEine Einleitung zum Band
Magdalena von Drachenfels // Philipp Offermann // Carmen Wunderlich
Extreme politische Ansichten haben Konjunktur – die liberale Werteordnung steht derzeit vor verschiedenen Herausforderungen. Auch in Deutschland wird die pluralistische Verfasstheit der Gesellschaft in Frage gestellt. Auf der rechten und linken Seite des politischen Spektrums sowie im Kontext islamistischer Strömungen radikalisieren sich Positionen. Mitunter geschieht dies unter Rückgriff auf antidemokratische Mittel bis hin zu Gewalt, und manche dieser Ansichten finden sich durchaus auch in der Mitte der Gesellschaft wieder. Dabei stellen sich einige Fragen: Ab wann kann bei diesen Prozessen von einer Radikalisierung gesprochen werden? Welche individuellen und kollektiven Faktoren spielen dabei eine Rolle? Wie können Straftaten verhindert und liberale Werte und Institutionen gestärkt werden? Welche Anreize zum Ausstieg aus extremistischen Gruppen können geboten und welche Maßnahmen zur Deradikalisierung getroffen werden? Aber auch, wie viel Radikalität muss eine demokratische Gesellschaft eigentlich aushalten (können)? In der wissenschaftlichen wie praktischen Beschäftigung mit diesen Themen bleibt zudem offen, an welcher Stelle Prävention und Deradikalisierung ansetzen sollten, und ob beispielsweise Programme gegen politischen auch gegen religiösen Extremismus wirksam sein können.
Vor diesem Hintergrund entstand das vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung koordinierte Projekt „Gesellschaft Extrem: Radikalisierung und Deradikalisierung in Deutschland“, in dessen Rahmen dieser Band erschienen ist.1 Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung zielte das Projekt darauf ab, bestehende Wissensbestände innerhalb der Forschung zu diskutieren und praktische Umgangsmöglichkeiten mit der Thematik aufzuzeigen. Der vorliegende Band basiert auf einer im April 2018 gestarteten Blogserie, in der Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Praxis die Erkenntnisse ihrer Arbeit im Kontext von Radikalisierung und Deradikalisierung erläuterten. Die 21 Kapitel dieses Bandes beleuchten pointiert verschiedene Dimensionen des Themenbereichs „Radikalisierung und Deradikalisierung“. Die Phänomene werden aus verschiedenen Perspektiven als gesamtgesellschaftliche Herausforderung betrachtet. Dabei diskutieren die Autorinnen und Autoren begriffliche Grundlagen, die verbindenden Elemente und Unterschiede der jeweiligen extremistischen Strömungen sowie das komplexe Gemenge an Faktoren, das Individuen in Radikalisierungsprozesse (und wieder heraus-) führen kann. Die Frage nach der Rolle der gesellschaftlichen Ebene und ob sich gar gesamte Gesellschaften radikalisieren (können) wird ebenso diskutiert wie die Chancen und Risiken der praktischen Präventions- und Deradikalisierungsarbeit. Nicht zuletzt liefern die Beiträge konkrete Handlungsmöglichkeiten, die sich aus der Analyse der Phänomene ergeben.
Wir hoffen, dass das vorliegende Buch den Wissensstand über Radikalisierung und Prävention sowie die Debatte in diesem Forschungs- ud Handlungsfeld bereichert, indem es zu einem sachlichen und informierten Umgang mit der Thematik beiträgt und darüber hinaus Denkanstöße liefert, die in adäquate Politik- und Handlungsoptionen umgesetzt werden können.2
1 Weitere Informationen und Forschungsergebnisse finden sich unter https://gesellschaftextrem.hsfk.de.
2 Die Beiträge stellen die Kontroversen im Forschungs- und Handlungsfeld „Radikalisierung und Prävention“ dar und sollen zur Diskussion anregen. Wir möchten uns insbesondere bei Klara Sinha und Karin Hammer für die Unterstützung bei der Überarbeitung und Editierung des Bandes bedanken.