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Ja, die Sonne schwamm auf dem Morgengewölk des Himmels. Endlich würde sie die Kälte des Winters besiegen. Der Frühling war unterwegs!

Der Schnee schmolz, füllte die Bäche bis an den Rand und ließ sie ein rauschendes, glückliches Lied darüber singen, wie herrlich es sei, endlich frei zu sein.

Die Wildgänse kreischten auf ihrem Weg in den Norden – in die Heimat!

Die Buschwindröschen streckten zögernd ihre Knospen aus dem welken Gras. Als sie spürten, daß der Frost sie nicht mehr bedrohte, öffneten sie sich und bedeckten das Erdreich mit weißen Sternen.

An dem Tag, als die Birkenblätter so groß wie Mäuseohren geworden waren, ließ Vater die Ziege und die Kuh auf die Weide. Jetzt mußten sie selbst für ihr Futter sorgen. Das Heu in der kleinen Scheune war bis auf den letzten Halm aufgefressen, und die Tiere hatten schon lange hungrig nach mehr gerufen.

Annelis Füße waren von den harten Rindenschuhen befreit, und auf dem Pfad zur Quelle hinunter gruben ihre Zehen runde Löcher in den Lehm. Beim Wasserholen rutschte sie jetzt nicht mehr aus, und obwohl sie den Eimer fast bis an den Rand füllte, schwappte nichts mehr auf den Rock.

Die kleine Schwester spielte brav vor dem Haus. Der Wald lockte, aber sie wußte, daß es verboten war, dorthin zu gehen. Allzu leicht konnte man sich im Wald verirren. Die Kleine baute einen Stall aus Steinen. Gesammelte Tannenzapfen wurden zu Kühen. Anneli hatte ihr gezeigt, daß man kleine Stecken zwischen die Schuppen der Zapfen stecken konnte, damit die Kühe Beine bekamen. Schwänze herzustellen war schon schwieriger, also mußten die Kühe ohne bleiben.

Tapio lag noch in der Wiege, die an vier Riemen von der Decke herabhing. Aber er war gewachsen und war bald so groß, daß er über den Rand hinauspurzeln konnte. Anneli mußte gut auf ihn achtgeben.

Vater hatte ihr eingeschärft, daß dem Jungen nichts zustoßen dürfe, während Mutter und er draußen auf dem neuen Acker Steine aus der Erde herausbrachen. Diesen Sommer würden sie jeden Tag dort arbeiten müssen, damit sie vor dem Herbst Roggen säen konnten.

Roggen ...

Roggenbrot und Grütze aus Roggenmehl!

Anneli wuchs, genau wie Tapio, und hatte immer Hunger. Vielleicht konnte sie es wagen, für sich und die kleine Schwester ein bißchen Grütze zu kochen! Sie legte einen Holzscheit auf die Glut und leerte eine Schöpfkelle voll Wasser in den Topf. Aber das Heu in der Scheune war nicht das einzige, was zu Ende gegangen war. In der Mehlkiste schimmerte bereits der Boden durch. Mutter würde es sofort merken, wenn Anneli etwas von diesem kleinen Rest nehmen würde.

Und Brot?

Nein, der Brotkasten war leer. Und die paar Tropfen Milch waren für Tapio bestimmt. Die durfte sie nicht berühren.

Anneli schaukelte die Wiege hin und her und kaute dabei auf der Unterlippe. Endlich schlief der Junge ein! Vielleicht konnte sie es wagen, kurz zum Erdbeerplätzchen hinüberzulaufen? Der kleinen Schwester würde sie sagen, daß sie Tannenzapfen suchen wolle. Dann würde die Kleine bestimmt brav sitzen bleiben und weiter spielen. Übrigens könnte Anneli ihr ja auch ein paar Erdbeeren in einem Körbchen mitbringen.

Flink wie der Wind wirbelte sie auf ihren nackten Füßen davon, mit dem Korb überm Arm.

Und tatsächlich! Im Gras unter der Birke leuchtete es fast rot!

Anneli aß, als hätte sie seit endlosen Zeiten nichts mehr zu essen bekommen. Doch bevor sie sämtliche Beeren verschlungen hatte, fiel ihr die kleine Schwester ein.

Beschämt legte sie die letzten Erdbeeren in den Korb.

Da stach ihr ein scharfer Geruch in die Nase.

Rauch!!!

Die Hexenprobe

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