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3.Freilegung

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Die Minuten, die Kayla die Sachen in ihrer Hand anstarrte, waren weitere, die ihr fehlten, um pünktlich in der Uni zu erscheinen. Das alles ließ nur einen Schluss zu. Ihr Typ vom gestrigen Abend hat für sie vorgesorgt. Ein Liebhaber, der mitdenkt! Kaylas Herz bebte.

„Du!“, zischte sie.

Und doch war es irgendwie so, als wollte er sie testen. Ein Rollkragenpullover und eine Jeans?! Es war Sommer. Es war heiß. Er wollte also Kayla auf die Probe stellen. Zurück nach Hause, umziehen, das alles würde zu viel Zeit kosten. Aber sah sie wirklich so aus, als würde sie sich nicht in ihrem heißen, schwitzigen Kleid der letzten Nacht in die die Uni trauen? Bereits beim Gedanken daran wurde Kayla ganz übel.

„Oh wie peinlich!“, grummelte sie und hielt den Rollkragenpullover in die Höhe, dessen Stoff zwar nicht dick war, aber dennoch eben kein Sommerchic.

Sie schmunzelte. Ein nettes Spiel hat er ihr damit hinterlassen. Es nützte nichts. Ihr Kleid war vollkommen durchgeschwitzt von der Nacht und irgendwie bildete sie sich auch ein, noch ihren lieblichen Gin Tonic zu riechen.

Rasch zog sie den Pullover über ihren Kopf. Er war eng, doch er saß perfekt. Überrascht drehte sich Kayla vor dem Hotelspiegel.

„Volltreffer beim Auswählen der Größe.“, flüsterte sie und grinste. Prompt stieg sie auch in die Jeans. Wie angegossen! Was für ein Frauenkenner!

Und in diesem Moment bedauerte Kayla kurz den zu prompten Ausgang dieser letzten Nacht. Aber keine Zeit zum Nachdenken. Schon rauschte Kayla aus dem Zimmer und die Treppe hinunter, um das Warten auf den Fahrstuhl zu vermeiden. So langsam gewöhnte sie sich an ihre knallroten High Heels. Texas Universität wartete auf ihr Debüt. Kayla wurde ganz flau im Magen.

Ihr Haar war noch nass, als sie die Straße hinunterlief. Sie erreichte knapp den Bus, der direkt ins Universitätsviertel fuhr. Sie sprintete die Treppe hinauf, warf dem Fahrer ihr Kleingeld zu und drängte sich zwischen den Leuten hindurch. Während sie ihren Arm um eine der Haltestangen schlang, band sie ihr Haar mit einem Band aus ihrer Tasche zusammen. Keineswegs würde sie mit offenen Haaren in die Uni gehen. Ihr Dress erregte schon genug Aufmerksamkeit. Glücklicherweise war es dann doch nicht ganz so warm an diesem Morgen, wie Kayla befürchtet hat und schließlich könnte ja bei ihr eine plötzliche Sonnenallergie erwacht sein, die sie dazu zwang, heute lang zu tragen.

Ein bisschen benommen war Kayla schon noch. Das stetige Fahrgeräusch des Busses ließ sie für einen Moment in ihre Gedanken zurücksinken. Sie hat sich unwiderstehlich gefühlt letzte Nacht, in diesem Kleid. Aber damit in die Uni gehen? Sie stellte sich all die Gaffer vor. Sie schüttelte sich. Schon ihre Schuhe würden für Aufruhr sorgen, wo sie doch sonst als Lady Konservativ bekannt war.

Der Bus hielt endlich vor dem Gelände. Kayla sprintete los. Für gewöhnlich hielt sie sich außerhalb des Gebäudes auf, wenn hier ein reges Treiben herrschte, doch jetzt waren bereits alle in der Vorlesung. Es war unheimlich.

Kaylas Absätze hallten auf dem leeren Flur wider und je näher sie den Saal kam, desto lauter wurde das Stimmengewirr. Der Kurs hatte also noch nicht begonnen. Rasch schaute sie auf ihre Uhr.

„Verdammt!“

Ein letzter sprunghafter Schritt und fast wäre Kayla auf ihren Schuhen über die blanken Fliesen des Flurs geschlittert. Im letzten Moment fing sie sich selbst, in dem sie den Türgriff zum Vorlesungssaal ergriff.

Sie trat ein. Und plötzlich wurde es still.

Kayla atmete auf. Die Stille galt nicht ihr. Sie verharrte an der Tür und registrierte, dass alle neugierig auf den Rednerpult starrten. Sie hörte Schritte und jetzt erinnerte sie sich daran. Heute sollten sie einen neuen Dozenten bekommen. Ihr alter Lehrer hatte gekündigt. Nun warteten also alle gespannt auf den neuen Vertreter für kognitive Psychologie. Es käme gar nicht gut an, wenn Kayla bereits an seinem ersten Tag negativ auffiel.

Sie erblickte Ava, ihre Mitstudentin aus ihrer Lerngruppe. Sie winkte ihr zu und sie sah vollkommen verblüfft aus.

„Verdammt!“, zischte Kayla leise.

Warum musste Ava ihr in der ersten Reihe einen Platz freihalten?

Den ganzen Ganz musste Kayla durchschreiten und alle Blicke waren nun auf sie gerichtet. Nie hatte sie so figurbetonte Kleidung getragen. Die Augen, die auf sie gerichtet waren, zeugten von Neugierde und Verblüffung. Der Klang ihrer Schuhe wurde mit jedem Schritt quälender und irgendwie lauter.

Kayla war es als Vertreterin ihres Kurses gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen, Verantwortung zu übernehmen und für die Studenten zu sprechen, aber so wie man sie jetzt ansah, fühlte sie sich doch unwohl in ihrer Haut. Es war so unendlich ungewohnt. Ungewohnt und peinlich!

Hastig setzte sich Kayla zu Ava, breitete rasch einen Block vor sich aus und hoffte, dass niemanden auffiel, dass sie keine Aufzeichnungen dabei hatte und ihrer Tasche nicht der Geruch des Vorabends anhing.

„Danke Ava!“, schnappte sie nach Luft. Ihre Wangen brannten heiß.

Verschwörerisch und mit einem Lächeln nickte Ava und schob ihr Buch in die Mitte ihres Tisches. Ob sie von Ellie weiß, was sie gestern vorgehabt hat?

Kayla spürte die bohrenden Blicke in ihrem Nacken. Nervös schlug sie die Beine übereinander und ertappte sich dabei, wie sie sich an den Moment in dem Club erinnerte, als sie Gleiches tat und ihre fremde Eroberung wie zufällig ihren Knöchel berührte.

`Kayla, bleib bei der Sache! Du willst eine Einser-Schülerin bleiben.`, ermahnte sie sich innerlich. Sie starrte auf die Erklärungen ihres Buches, doch mehr als bloße Buchstaben wollte ihr Verstand heute nicht erfassen. Ihr Kopf schmerzte noch immer etwas. Beim Gedanken an die Aspirin musste sie erneut schmunzeln.

„Gleich kommt er.“, flüsterte Ava Kayla zu. Ava war wohl Eine der Wenigen, die echt vor Aufregung wegen des neuen Dozenten nicht schlafen konnten.

„Er ist schon da.“, sprach eine tiefe Stimme und schockiert starrten Ava und Kayla auf. Der neue Dozent stand schon am Pult und hatte interessiert ihr begonnenes Gespräch belauscht.

Kayla erstarrte. Ihr Mund stand offen.

Das konnte nicht sein oder?

Sofort senkte sie den Kopf, schaute auf ihr Buch, nur um noch einmal unvoreingenommen wieder ihren Blick auf das Rednerpult zu werfen.

Der Dozent lächelte. Feurig heiß wurden Kaylas Wangen.

Die Augen hinter der eckigen Brille schauten sie an und in diesem Blick lag die reine Provokation. Das dunkle Haar des Lehrers war mit Gel zurückgekämmt. Es gab keinen Zweifel. Es war der Mann aus dem Club!

Vollkommene Entspannung und Gelassenheit strahlte er aus, während er Kaylas Outfit musterte und schließlich grinste, als er auf ihre spitzen Schuhe blickte.

Kayla rang nach Atem. Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl vor und blickte auf Ava. Doch Ava war längst ganz und gar fasziniert von dem Neuen.

„Ich freue mich, bei euch zu sein. Ich bin Logan Green, Professor für Psychologie und wir werden demnächst gemeinsam den Kurs zur kognitiven Psychologie bestreiten.“

Die Studenten antworten ihm mit einem Klopfen auf den Tisch.

Noch einmal suchte er Kaylas Blick. Ihre Sprachlosigkeit schien ihn zu belustigen.

„Ich bin recht flexibel, was den Lernplan betrifft. Für Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung bin ich offen.“

Die Schüler sahen sich verstört um. Das war definitiv eine andere Art des Umgangs.

„Heute befassen wir uns mit einem alten Thema, das ich in den nächsten Tagen noch einmal vertiefen werde, die Stop-Down-Methode, der Umgang mit Angststörungen und Panikattacken. Wie wirken sich Angstzustände auf das Bewusstsein aus?“

Im Saal blieb es ruhig. Doch der Professor behielt weiter die Fassung.

Er blätterte in Unterlagen auf seinem Pult.

„Ava Green, schön dich kennenzulernen.“, sagte er und Ava wurde ein Stück größer.

„Kannst du uns den Zusammenhang erklären?“

Die Worte rauschten durch Kayla hindurch. Das, was ihr gerade noch Halt gab, war die Tischplatte, auf der ihre Finger zitterten.

`Professor Green, also.`, dachte sie nervös. Verdammt! Wie konnte ihr sowas nur passieren! Warum musste sie gerade ihren neuen Dozenten anmachen?! Wie peinlich!

Sie musterte ihn genau. Er trug ein weißes Hemd, eine hellgraue Hose aus Stoff und an seinem Arm blitzte eine silberne Uhr. Die schwarze Hornbrille ließ ihn elegant und gebildet erscheinen.

`Was er ja auch ist.`, fluchte Kayla stumm in sich hinein. `Er ist mein Dozent!`

Ihr Blick hing an seinen langen Fingern, die langsam und bedächtig in den Seiten auf seinem Pult blätterten.

Noch einmal war sie mutig und schaute in sein Gesicht, doch seine Augen waren starr auf Ava gerichtet. Flüchtig leckte er sich über die Lippen, bevor er antwortete.

Kayla war heiß. Sah man ihr bereits an, dass sie schwitzte?

Der letzte Abend spielte sich noch einmal in ihrem Kopf ab. Dort an dem Hals, den sie gerade anstarrte, waren ihre Lippen. Sinnlich hat sie ihren Mund in seinen Nacken gegraben, kurz bevor er sie aus dem Fahrstuhl geführt hat. All die Macht und Souveränität mit der er jetzt lehrend sprach, hat sie gespürt, an ihrem Leib, auf ihrem Leib, all sein Beben und Pulsieren.

Kayla schluckte schwer.

Wie soll sie diesen Kurs nur überstehen und dabei noch Konzentration finden?

Sie rutschte vor, als wolle sie ihre Schuhe, die wie ein Mahnmal des gestrigen Abends waren, unter dem Tisch verbergen. Aber in der ersten Reihe war das mehr als erfolglos.

„Er ist einfach toll!“, raunte Ava ihr zu und war diesmal mehr bedacht darauf, dass er ihre Worte nicht hörte. Verblüfft sah Kayla sie an.

„Hast du gehört?“, wunderte sich Ava.

„Ja, er ist toll.“, gab Kayla knapp zurück und starrte wieder vehement auf die falschen Seiten ihres Buches.

Ihr Herz pochte heftig. Ihre Hände waren so nass, dass sie an den Buchseiten klebten. Der Duft ihres Shampoos in ihrem Haar machte sie noch nervöser, roch es doch fast so süßlich wie das Parfüm von Professor Logan Green.

Oh und wie sehr der Duft gerade vom Pult her zu ihr herüberströmte! Es geht doch nichts über einen gepflegten Mann. Aber doch nicht ihren Dozenten!

Der Charme des neuen Lehrers beeindruckte die Studenten und mit seiner spritzigen, lässigen Art, den Stoff zu vermitteln, gewann er schnell die Herzen aller Schüler.

„Ich denke, wir führen uns gemeinsam zum Erfolg.“, sagte er zuversichtlich und ließ seine Worte tief ausklingen, während er noch einmal provokant Kaylas Blick suchte.

Baff! Und wieder schoss die Hitze in Kaylas Kopf. Sie war doch sonst nicht so?!

Gemeinsam zum Erfolg bringen?

Kayla atmete heftig. War das wirklich nur auf den Unterricht bezogen?

Nervös blickte sie zu Ava und schaute sich dann in der Runde um. Es kam nie vor, das die Streberin Nummer 1, sie, Kayla Walker, nicht bei der Sache war.

Und obwohl Kayla das Gefühl hatte, die Zeit würde überhaupt nicht vergehen, war es ganz das Gegenteil. Die Zeit war fast um, obwohl Kayla das Gefühl hatte, erst fünf Minuten in ihrer persönlichen Folterkammer zu sitzen. Der Klang der Stimme des Professors hatte sie hypnotisiert, während sie keines seiner Worte erfasst hatte.

„Ist es nicht so, Miss Walker?“, sprach er sie plötzlich an und Kayla erstarrte.

Panisch suchte sie Hilfe in Avas Blick.

„Wir werden diesen Kurs gemeinsam erfolgreich absolvieren, nicht Miss Walker?“

Sein Blick durchdrang Kayla und alles in ihr begann zu beben. Fast war es wie das berauschende Gefühl, dass der Gin Tonic verursacht hatte.

„Gewiss.“, antworte Kayla prompt, doch ihre Stimme klang schwach und unsicher, ganz anders als man es von der Kurssprecherin kannte.

Endlich begannen die Studenten ihre Bücher zusammen zu räumen. Kayla atmete auf. Noch einen Blick vom Professor würde sie nicht ertragen. Oder war sie längst süchtig danach?

„Na, wenn das nicht spannend wird.“, triumphierte Ava und erhob sich bereits, während Kayla aus dem Augenwinkel heraus mitbekam, das ihr Logan sich vom Pult entfernt hat.

Endlich hinaus! Kayla muss sich unbedingt bei Ellie abladen!

Sie folgte dem Fluss hinaus aus dem Saal, doch kurz vor der Tür erfasste sie noch einmal der Blick des Professors, der zunächst geschäftig an einem Regal vorm Ausgang hantierte und dann lächelnd innehielt.

Noch einmal musterte er Kayla und schmunzelte erneut beim Anblick ihrer Schuhe. Er nickte.

Hastig schoss Kayla an ihm vorbei.

Was sollte sie dieses Nicken deuten? War ihr Outfit der richtige Spielzug?

Und trotz der peinlichen Fügung schmunzelte Kayla nun in diesem intimen Moment, in dem sie von allen abgewandt einen Augenblick innehielt.

Verbotene Versuchung

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