Читать книгу Void 2 - Mandy Hopka - Страница 6
3 Diese Informationen
ОглавлениеDeneb
Wir stiegen in mein Shuttle und während alle ihre Plätze einnahmen, brachte Sarir mich auf den neusten Stand.
„Scheinbar hat die Menschheit in den letzten 5 Jahren so etwas wie ein Sondereinsatzkommando ins Leben gerufen.“
„Moment, wieso wussten wir davon nichts?“ Es gab kein Fünkchen an digitalen Wellen und Daten, die wir nicht abfangen konnten. Seien es Telefonate, E-Mails oder gar Textnachrichten aller Art.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht haben sie auf altmodische Art und Weise kommuniziert. Mit Briefen zum Beispiel.“
„Und Postkarten oder was?“, grummelte ich und stieß den Gurt meines Sitzplatzes beiseite. Zeitgleich überkamen mich die Erinnerungen meines Absturzes. Hätte ich mich damals angeschnallt, wäre ich Lacy wohl niemals begegnet. Zumindest, wäre ich nicht so schwer verletzt gewesen, sodass ich mich ihr ausliefern musste. Aber alles hätte und alles wenn brachte mir auch nichts. Es war jetzt eben so, wie es war.
„Jedenfalls haben sich die europäischen Länder zusammengeschlossen und wohl in Russland eine Art Zentrale aufgebaut. Wir verfolgten den Van bis nach Nordrussland. Dort brachte man sie auf eine Insel.“
„Welche?“, fragte ich und sah erwartungsvoll aus dem Shuttle. Wie lange brauchte man denn für einen Start, verdammt! Lacy… Was wollten sie von ihr? Etwa Informationen? Wenn sie ihr auch nur ein Haar ... Dann wäre nicht einmal ihr Gott dazu in der Lage, ihnen zu helfen! Aber wie hatten sie herausgefunden, dass sie in Avior gewesen war?
„Die Solowetzky-Inseln. Sie liegen im Weißen Meer, etwa 150km vom Polarkreis. Es gibt sechs von ihnen, allerdings haben sie insgesamt nicht mehr als 1000 Einwohner. Dafür allerdings viel Wald, Flüsse und Seen. Perfekt für ein Versteck, wenn du mich fragst.“ Endlich ertönte das Geräusch der Triebwerke. Je länger wir hier saßen, desto mehr Zeit verstrich, in denen Lacy bei ihnen gefangen war. Es war mein Fehler. Ich hätte mir denken können, dass die Menschheit etwas plante. Aber ich hatte sie unterschätzt. Zu sehr an meine Macht geglaubt. Ich hatte Lacy mit hineingezogen. Wenn sie verletzt war, war es meine Schuld. Noch nie hatte ich mich so hilflos gefühlt. Die Erde erschien mir viel zu weit weg. Was konnten sie ihr nur alles angetan haben? Dieses menschliche Herz in mir litt Höllenqualen.
„Ihre Tarnung ist ein altes, kleines Kloster. Es liegt mitten im Nichts an einem See.“ Sarir öffnete seinen kleinen Projektor und schob mir ein Hologramm einer Kirche entgegen. Ich zoomte heraus, um mir ein besseres Bild von der Umgebung machen zu können. Unendlich erschien der Wald, der dieses Bauwerk umschloss. Hohe Kiefern und Fichten zierten die Natur. Der See erstreckte sich in vielen Kilometern. Flüsse mündeten darin, die wohl ebenfalls etliche Tausend Meter lang waren. Verflochten zu langen Kanälen, zerschnitten sie die Landschaft. Es war tatsächlich das perfekte Versteck.
Endlich hob das Shuttle ab und in wenigen Minuten waren wir im Kosmos.
„Wie hat Lacy das Fliegen eigentlich vertragen?“, fragte ich Sarir und rieb mir nervös die Hände. Ich war noch immer sauer auf ihn, allerdings war die angst um Lacy so vereinnahmend, dass mir dieser Streit momentan egal war. Noch nie zuvor hatte ich angst verspürt. Nun wusste ich, wie sich diese anfühlte. Wie sie in deine Adern kroch, durch dein Blut floss und deinen Körper erzittern ließ. So mussten sich die Menschen gefühlt haben, als meine Leute über sie hergefallen sind ... Angst war eine schrecklich, quälende Emotion. Ich blieb sonst immer die Ruhe selbst. Nichts brachte mich aus dem Konzept. Was war nur mit mir los? Weshalb benahm ich mich jedes Mal so geistlos, wenn es um sie ging?
„Wir sind in Schneckengeschwindigkeit geflogen und haben mehr als 3 Stunden gebraucht! Sie hatte arge Probleme mit dem Druckausgleich.“
„Das hatte ich mir gedacht.“ Tja, wir Voids waren eben doch nicht ganz wie die Menschen, das musste ich einsehen.
Der Flug dauerte keine Stunde. Die Piloten taten ihr Möglichstes, um die Erde in Rekordzeit zu erreichen. Ich wusste das, dennoch rutschte ich auf meinem Platz hin und her, wie ein ungeduldiges Kind. Ich Deneb, machte mir doch tatsächlich sorgen um einen Menschen! Noch vor einem Jahr hätte ich denjenigen, der mir das prophezeite, ausgelacht! Die Menschheit war bereit, alles zu tun. Sie gingen über Leichen, um an Informationen zu kommen, um ihren Feind zu besiegen.
Sicherlich gab sie mir die schuld an alldem, was ihr nun widerfahren war. War es denn nicht auch so? Würde sie mich hassen?
„Weißt du, was das Ironische an der Sache ist?“, rief Sarir und riss mich aus meinen Gedanken, in denen ich mir vorstellte, was sie Lacy alles antun konnten.
„Will ich wissen was?“
„Das du gerade die Menschen verfluchst und sie dennoch retten willst. Ist schon irgendwie kurios.“ Genervt stöhnte ich, fuhr mir mit der Hand durch meine Haare, die immer länger zu werden schienen. Aber ständig kam etwas dazwischen. In den letzten Monaten hatte ich keine Zeit für mich selbst. Nicht einmal für einen Besuch bei meinem Frisör! Aber das war das Los eines Königs. Ich opferte mein Leben, um das meines Volkes zu sichern. Ich hatte mich dafür entschieden, die Menschen zu bewahren anstatt sie auszulöschen. Also hatte ich mir selbst diese Arbeit aufgeladen.
„Sarir. Es sind nicht alle gleich. Wann verstehst du das endlich? Hast du denn kein Mitgefühl für die Menschen dort? Für die Kinder, den Frauen, die um ihr Leben betteln? Ich verstehe nicht, wieso du dich nur so querstellst… Ich sehe ein, das die Menschen verängstigt sind. Nachdem, was ich ihnen angetan habe, auch kein Wunder. Sie wollen sich nur retten. So, wie wir es tun, indem wir sie unterwerfen.“
„Eure Hoheit. Wir haben Russland erreicht. Wie sollen wir vorgehen?“ Die Stimme des Piloten unterbrach mich. Damit blieb meinem Freund eine Antwort erspart.
„Ihr landet bei der Kirche. Wir sollten keine Zeit verlieren.“
„Ich finde, es wäre besser, wenn wir etwas weiter weg landen. Den Überraschungsmoment nutzen.“
„Sie sollen wissen, dass ich komme. Ich werde Ihnen zeigen, dass ein König nicht nur reden kann!“ Sarir seufzte.
„Du bist wirklich unglaublich!“ Eingeschnappt, verschränkte er die Arme vor der Brust. Nun dauerte es nicht mehr lange, bis wir über der Insel schwebten und zur Landung ansetzten. Sarir und seine Männer bereiteten sich für den Angriff vor. Bald schon würde Lacy wieder bei mir sein! Was würde ich dann tun? Konnte ich sie denn wirklich wieder nach Avior bringen? Würde ich sie erneut verlieren? Diese Frau, die all diese Gefühle in mir weckte.
„Deneb, hast du dir eigentlich mal Gedanken darum gemacht, was deine Kleine denen alles erzählt haben könnte?“
„Das werden wir gleich herausfinden oder nicht?“, gab ich ihm als antwort und dachte nicht länger darüber nach, was ich tun würde, wenn ich sie wieder in den Armen halten konnte. Im Moment gab es wichtigere Dinge.