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Von Kolleginnen und Freunden

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Fast auf dem Weg nach Hause klingelte mein Handy. Max, so stellte er sich vor, fragte mich, ob ich ihm Gesellschaft leisten würde, weil seine Frau auf Kur sei.

„Ich würde dich gerne in einer Stunde abholen, wir fahren zu mir und bleiben die ganze Nacht zusammen. Ich kann alleine nicht schlafen, ohne meine Frau“, erklärte er mir.

„Wie viele Taler ist dir meine Gesellschaft denn wert, lieber Max?“, fragte ich direkt.

„Circa 1.000 Euro“, kam es wie aus der Pistole geschossen.

Ohne zu zögern stimmte ich zu.

Claudia fiel bald vom Stuhl. Meine Müdigkeit war wie weggeblasen, ich ging duschen und machte mich zurecht. Mein Handy klingelte erneut und Maria war dran.

Sie jubelte: „Du bist die Geilste und die Beste. Die anderen Planschkühe taugen nichts.“

Zu benebelt von der ganzen Kohle begriff ich noch nicht, dass Maria auch mal so schlecht über mich reden würde. Als die anderen mitbekamen, dass ich schon wieder so einen geilen Termin hatte, fing das Theater an. Claudia wurde beschimpft, ich würde nur bevorzugt werden. Wer weiß, was ich mit den Freiern machen würde, um Termine zu bekommen. Es war wirklich schlimm für mich, jetzt zeigten die anderen Mädchen ihr wahres Gesicht.

Es klingelte an der Tür und Max stand vor mir. Graue Haare, dicker Bauch, um die 60 Jahre, im Anzug mit einer Rose in der Hand. Ich stellte mich vor, bedankte mich für die schöne Rose und bat ihn, mir das Geld zu überreichen. So hatte ich in zwei Tagen mal eben 1.450 Euro verdient. Ich übergab Claudia das Geld.

„Gib mir bitte per SMS sein Autokennzeichen durch, nur zu deiner Sicherheit“, rief sie mir noch zu.

Die Mädchen fluchten lautstark und wetterten noch immer gegen mich. Ich ignorierte sie einfach, griff meine Tasche, hakte mich bei Max ein und ging mit ihm zu seinem Auto. Er öffnete mir höflich die Beifahrertür und ich stieg in sein Mercedes SLK Cabrio ein. Max öffnete das Dach und wir fuhren davon. Langsam näherten wir uns an und kamen ins Gespräch. Er könnte mein Opa sein, dachte ich so. Aber ich fand ihn ganz lustig.

Bei ihm zu Hause angekommen, staunte ich nicht schlecht: Mein Zuhause für die nächsten Stunden war eine riesige Villa mit Park und eigenem Tennisplatz. In der großen Garage standen noch vier weitere Mercedes Cabrios. Max zeigte mir seinen Park, alles war sehr schön und ruhig gelegen.

Zurück in der Villa stand ich in einer riesigen Bibliothek und schaute mich neugierig um. Wir gingen dann in die erste Etage, da zeigte Max mir das Zimmer seiner Frau. Sie hatte immer ein Sissy-Zimmer gewollt und das war es auch. Hier durfte ich mich breit machen. Aber das wollte ich nicht, das macht man nicht. Ich hatte doch nicht das Recht, in dem Zimmer seiner Frau zu sein, das fand ich nicht gut. Max führte mich weiter zum Bad, das so groß war wie mein Wohnzimmer. Hier herrschte Luxus pur, goldene Wasserhähne, Whirlpool, Sternenhimmel, Dusche — alles aus Marmor. Beeindruckend, doch irgendwie hatte Max einen Geltungsdrang, denn die Besichtigungstour ging noch weiter. Er zeigte mir noch sein eigenes Kino und die Einbauküche im Wert von 100.000 Euro auf einer kompletten Etage mit Kochinsel.

Je beeindruckter ich spielte, desto gebauchpinselter fühlte er sich. Er habe früher mit Immobilien gehandelt und auch jetzt noch viel Geld. Lobend hob ich ihn in den Himmel und sagte ihm, wie toll er sei. Das gefiel ihm. Er öffnete eine Flasche billigen Fusel und wir stießen an. Max wollte unbedingt mit mir in den Whirlpool. Und so lagen wir schnell zusammen in der warmen Wanne. Meinen Körper beachtete er kaum. Sein Schwanz war ziemlich klein und er trug einen Ring darum. Da wusste ich schon, dass es wohl keinen Sex geben würde. Fast drei Stunden lagen wir im Wasser. Müdigkeit überkam mich und mein Kreislauf sackte langsam ab.

„Sollen wir etwas anderes machen? Ins Bett, ein bisschen kuscheln?“, schlug ich ihm vor und er willigte ein.

Wie ich mir schon gedacht hatte, kam es nicht zum Sex. Max berührte mich nicht einmal stimulierend, stattdessen musste ich mich mit seinem kleinen Freund rumquälen, der einfach nicht so wollte wie ich. Nach endlosen Versuchen, sein bestes Stück endlich steif zu kriegen, gab ich schließlich entnervt auf. Für Max war es wohl normal, dass sich bei ihm nicht mehr viel regte und daher legte er sich einfach nur in meinem Arm und erzählte.

Ich hatte Not, nicht einzuschlafen; das fiel mir wirklich schwer. Außerdem überfiel mich ein Bärenhunger, doch Max kam gar nicht auf die Idee, etwas zu Essen zu besorgen. Max war supernett, doch für mich war der Abend ziemlich langweilig. Ich quälte mich und war froh, als endlich morgen war. Gegen acht Uhr früh ging es endlich zurück in den Puff. Max gab mir noch ein Geschenk: 15-Zentimeter-High Heels aus den USA. Hammerteile, „Pornoschuhe“, wie Max sie nannte. Darauf konnte ich weder stehen, geschweige denn laufen. Ich bedankte mich und dann setzte er mich wohlbehalten wieder im Puff ab. Ich glaube aber nicht, dass Max wirklich in dieser Villa gewohnt hat. Weder ein Namensschild an der Tür noch persönliche Sachen sind mir aufgefallen, schon sehr seltsam.

Bei Claudia holte ich mir mein Geld und meldete mich für den Tag ab, ich wollte einfach nur noch ins Bett. Zwei Tage hatte ich nun rumgehurt und brauchte mal Ruhe für mich. Claudia zeigte Verständnis. Endlich zu Hause nahm ich ein heißes Bad, kochte mir etwas und warf die 1.450 Euro, die ich so schwer verdient hatte, in die Spardose. Man kann sagen, dass ich sehr zufrieden war.

Meine Gedanken hielten sich noch bei Mike, Michael, Tim und Max. Ich machte mir auch Sorgen um meine Kolleginnen und betete, dass ihre Feindseligkeit nur eine Phase war und morgen im Puff wieder alles gut wäre. Das war es aber nicht. Im Gegenteil. Ausgeruht und ausgeschlafen begann ich meinen Dienst — und wurde wieder von Anfang an beschimpft. Frauen können so grausam sein. Wenn sie anfangen dich zu hassen, bist du tot.

Eine schwierige Zeit begann für mich. Die anderen Mädchen mobbten mich unerträglich. Hinter meinem Rücken machten sie mich schlecht, kaum eine sprach noch mit mir. Auch bei den Freiern machten sie mich nieder. Da hieß es, ich sei dreckig und hätte eine Geschlechtskrankheit. Ich fühlte mich völlig allein und sprach mit Maria darüber.

Sie versuchte mich aufzubauen: „Die blöden Planschkühe. Du bist gut! Stör dich nicht daran, was die sagen, sonst leidet deine Arbeit.“

Es fiel mir tatsächlich schwer, auf den Zimmern einen guten Job zu machen. Der psychische Druck des Mobbings und die anstrengende Arbeit, die Freier zu befriedigen, quälten mich sehr. War es nicht so, dass man gerade im Puff zusammenhielt?

Diese Stutenbissigkeit und diese Falschheit der Frauen wurden unerträglich. Sie bespuckten mich, rissen meine Dessous kaputt, konnten es nicht erwarten, bis ich nach Hause fuhr. Und alles mit der Begründung, sie wollten auch mal Termine bekommen und ich würde ihnen alle Freier ausspannen. Dabei hatte jedes Mädchen am Tag fünf bis zehn Termine. Ich verstand die Welt nicht mehr. Traurigkeit überkam mich und mein Selbstwertgefühl war völlig am Boden. Lernen zu müssen, wie falsch Frauen werden können und wie sie dir die Worte im Mund umdrehen, war so schmerzhaft für mich, dass ich sogar ans Aufhören dachte. Maria und Claudia hielten mich jedoch davon ab.

„Wir haben noch so viel mit dir vor“, redeten sie auf mich ein.

Mein Vertrauen zu den beiden sollte sich noch als Fehler herausstellen. Nichts, aber auch gar nichts hatten sie je mit mir vor. Viel später fand ich heraus, dass Maria die anderen gegen mich aufgehetzt hatte. Sie hat uns untereinander gegenseitig aufgestachelt. Ihrer Meinung nach waren Mädchen, die sich als Konkurrentinnen die Fresse polierten, besser für einen Puff als Zusammenhalt. Das würde das Geschäft beleben. Dabei gibt es gar keine Konkurrenz. Es sind doch genug Schwänze für alle da, Männer ficken jede. Ich konnte ja nichts dafür, dass ich solche Termine an Land gezogen hatte. Das hat auch ein bisschen mit guter Kinderstube zu tun, von der so manche andere Hure leider nichts abbekommen hat. Gute Kinderstube ist schon die halbe Miete. Wenn ich da so an Hanna denke, die mit wenig Feingefühl und ihrem Lieblingswort „ficken“ alle Freier in die Flucht schlägt.

Selbstbewusst nahm ich mir vor, mich der Situation zu stellen und dieses Mal nicht abzuhauen. Das wird durchgezogen, den Respekt werde ich mir schon verschaffen, dachte ich. Das erste Mal im Leben stellte ich mich einer solchen Situation. Früher war ich immer gleich geflüchtet. Aber einfach war es nicht.

Es gab Tage, da ließen die Mädchen mich in Ruhe und mobbten sich gegenseitig. Dann gab es Tage, an denen ich nicht nur ein, sondern zehn Messer im Rücken hatte. Ein beliebtes Mobbingopfer wurde auch Claudia. Aufgrund ihrer Figur schrien die anderen durch den ganzen Puff: „Schwabbelnutten rollen wieder.“ So ging das den ganzen Tag. Auch Katja, die Faltenfresse, die durchaus am Tage mehr Termine hatte als ich, beteiligte sich eifrig am Mobbing. Auch mich ließ sie nicht in Ruhe. Erst klagte sie mir ihr Leid, dass die Arme sich so schäme, im Puff zu sitzen und die Beine breit zu machen. Ihr Ehemann würde sie tot prügeln — schade, dass er es nie getan hat. Dann wieder beachtete sie mich tagelang nicht mehr. Hinter meinem Rücken behauptete sie, ich könne Menschen verfluchen. Da hatten plötzlich alle Mädchen Angst vor mir. Es war unglaublich!

Ich versuchte mich ruhig zu halten und machte weiter meine Termine. Am Tag bumsten mich bis zu sieben Freier in allen Stellungen. Sie leckten mich, knutschten mich, begehrten mich. Viele waren richtige Kuschelbären. Das Mobbing, die Freier und mein geheimes Leben versuchte ich irgendwie unter Kontrolle zu halten. Das kostete sehr viel Kraft.

Als ich mich für einen weiteren Termin schön machte, klingelte mein Privathandy. Ich sah die Nummer meiner Freundin, freute mich und begrüßte sie überschwänglich. Ich hatte sie total vernachlässigt, wie meinen kompletten Freundeskreis auch. Das mit meinem Freundeskreis hatte sich dann auch ganz schnell erledigt.

Christine, meine Freundin, beschimpfte mich. Sie hätten mich im Internet entdeckt, wie könnte ich nur eine dreckige Nutte sein? Ich wäre ein ganz billiges Flittchen.

Na, das stimmte ja nicht. Ich bekam die Stunde 100 Euro, billig ist das nicht.

Schämen sollte ich mich und keiner wollte mehr etwas mit mir zu tun haben.

Mein Herz schmerzte, als sie mich aufs Übelste beschimpfte. Ich versuchte zu Wort zu kommen, um ihr alles erklären zu können, aber sie ließ mir keine Chance.

„So schlimm ist das alles nicht“, schrie ich sie an.

Ich wäre eine Ehebrecherin, würde Frauen den Mann wegnehmen und dafür auch noch Geld kassieren.

Irgendwann reichte es mir und ich drohte ihr: „Pass gut auf, sonst bumse ich deinen Mann auch noch!“

Damit hatte ich den Bock abgeschossen. Sie schnappte nach Luft und hätte ich vor ihr gestanden, hätte sie mir bestimmt eine reingehauen. Sie drohte mir noch ziemlich aggressiv, dass sie alle meine Bilder aus dem Internet ausdrucken und meinen Eltern zukommen lassen würde. Das war mir ziemlich scheißegal, zu denen hatte ich eh keinen Kontakt mehr.

Eins wollte ich doch noch wissen, was machte mein Freundeskreis auf irgendwelchen Sex-Seiten? Darauf bekam ich keine Antwort mehr.

So stand ich ohne Freunde da. Verzweifelt und am Boden zerstört darüber, dachte ich wieder ans Aufhören. So toll und so einfach, wie ich am Anfang noch gedacht hatte, war es für mich nicht mehr. Ich fing an, mir Fragen zu stellen. Warum reagierte die Gesellschaft so negativ auf unsere Arbeit? Wir wurden behandelt wie der Abschaum der Nation. Und warum konnten meine sogenannten „Freunde“ mich nicht mehr als den Menschen sehen, der ich trotz allem geblieben bin? Es hätte sich doch nichts geändert. Aber wer von dieser bekackten Gesellschaft will schon mit einer Hure befreundet sein? Dabei sollte sich die Nation mal an die eigene Nase fassen und lieber den Dreck vor der eigenen Haustür kehren. Leute, die ihre Kinder missbrauchen und ihre Frauen schlagen, das ist der Abschaum und nicht wir Huren! Wir leisten körperliche und seelische Schwerstarbeit. Wir sind es, die auch für manche Ehefrau den Arsch und die Möse hinhalten, damit der Mann seine Geilheit an uns auslassen kann. Weil diese abends mal wieder keine Lust hat, ihren ehelichen Pflichten nachzukommen. „Ich habe Migräne! Die Kinder! Keine Lust!“, das sind doch dann die Antworten.

Wie viele Freier hatte allein ich im Bett, die mir ihr Leid geklagt haben. Und hätten diese Männer uns Huren nicht als Notstopfen, dann müssten die Ehefrauen oder Freundinnen die Beine breit machen. Dann könnten sie sich nicht mehr mit Migräne rausreden. Deshalb haben wir den größten Respekt verdient. Ich hätte nicht anschaffen gehen müssen und ja, es ist auch das schnelle Geld, das lockt. Für sieben Euro die Stunde hätte ich meine Beine auch nicht breit gemacht. Es gibt die Huren, die ihren Körper verkaufen müssen, um ihre Kinder ernähren zu können. RESPEKT! Wer kann schon von 300 Euro Hartz IV leben? Wer? Es gibt aber auch leider die Huren, die einen Zuhälter haben, weil ihnen die große Liebe vorgespielt wurde. Die sind gezwungen, ihren Körper herzugeben. Das sind die Mädchen, die abends, wenn sie zu wenig Geld verdient haben, die Schnauze poliert bekommen und nie wieder die Möglichkeit haben, aus diesem Gewerbe auszusteigen. Es sind die Huren, die den Sex über sich ergehen lassen müssen, von dem verdienten Geld nichts haben und sich, nur um am Leben zu bleiben, mit Drogen und Alkohol vollpumpen. So sieht das aus.

Auch über mich, die nach dem Ausstieg nie wie eine Hure aussah und die die gute Kinderstube nicht verloren hatte, fiel die Gesellschaft her wie die hungrigen Wölfe. Aber ich muss mich nicht schämen. Diejenigen, die uns so schlecht behandeln und uns den Ausstieg noch erschweren, die sollten sich schämen. Für uns gibt es wenige oder keine Anlaufstellen und kaum Hilfe. Daran sollte die Politik mal etwas ändern. Ich habe drei Jahre lang freiwillig meinen Körper verkauft. Ich bin aus meinem normalen Leben ausgebrochen. Ich hatte keine Geldnot, keine Kinder, keinen Zuhälter. Ich war so stark, dass ich weder Alkohol noch Drogen brauchte, wurde aber körperlich und seelisch krank. Ich stand nicht unter Druck und hätte jederzeit aussteigen können. Schließlich bin ich ausgestiegen und habe es geschafft und überlebt. Ich möchte nicht wissen, wie viele Huren es nicht schaffen, wie vielen noch Gewalt angetan wird.

Ich ging aufs Zimmer, wo mein nächster Freier wartete. Nach dem Theater mit meiner Freundin war ich am Ende meiner Kräfte. Ich überspielte meine Traurigkeit aber und zeigte mich meinem Kunden als die geile Hure Lena. Er war klein, dick und hässlich. Eine halbe Stunde lang verwöhnte ich ihn so gut ich konnte. Es ist immer das Gleiche — küssen, blasen, lecken, ficken, Rücken massieren, Smalltalk. Erschreckend, dass manche Männer gar nicht küssen können. Sie schieben dir ihre Zunge in den Rachen und sabbern dich voll. Würg! Lecken können viele auch nicht. Am geilsten sind die Männer mit Dreitagebart. Entlang deiner Pussy kratzen sie mit ihrem Bart und du springst bald an die Decke, sehr unangenehm. Mit ihrer Zunge lecken sie am Kitzler vorbei, sodass du gar nichts spürst.

„Gut so?“, fragen sie dich und du antwortest: „Oh ja, mach weiter, ich komm gleich.“ Noch nie habe ich so viel gelogen wie als Hure.

Es ist auch gar nicht so einfach, einen Orgasmus vorzuspielen. Manche merken es und die, die es nicht merken, denen ist es egal. Ich hatte genau bei den Freiern einen echten Höhepunkt, die mir weder vom Aussehen her zusagten, noch sympathisch waren. Auf der Straße wäre ich emotionslos an denen vorbei gelaufen. Daraus habe ich gelernt, dass Männer nicht unbedingt schuld daran sind, wenn Frau nicht kommt. Nur, wenn du dich als Frau fallen lassen kannst und deinen Körper kennst, hast du gute Chancen zum Orgasmus zu kommen. Wir neigen ja dazu, dem Mann die Schuld zu geben, frei nach dem Motto: „Der bringt es nicht im Bett.“ Das ist nicht so. Bei den Freiern bei denen ich gekommen bin, habe ich mich fallen lassen und nicht an einen Orgasmus gedacht und schon kam es mir. Mit dem Partner oder dem Mann, zu dem wir uns hingezogen fühlen, wollen wir unbedingt einen Höhepunkt erleben. Das ist das Problem. Einfach genießen und der Orgasmus wird kommen. Es hat auch nichts damit zu tun, dass der Mann zu schnell abspritzt. Findet heraus, in welcher Stellung ihr am besten einen erleben könntet. Ich komme am besten, wenn ich mich auf den Schwanz setzen darf und mich mit dem Kitzler auf und ab bewege. Und da ist es egal, ob Mann schnell spritzt oder nicht, es funktioniert.

Keine Hure kann mir erzählen, dass sie nicht auch schon mal bei einem Freier einen Orgasmus erlebt hat. Das wollte ich nie glauben, obwohl die Mädchen immer beschworen: „Aber doch nicht bei einem scheiß Freier!“ Ich hatte viele Orgasmen. Ich bin aber auch nicht aus Holz, vielleicht deswegen. Bei den Mädchen, die gezwungen werden, könnte ich es noch verstehen. Wir hatten auch viele Stammfreier. Die, die im Monat fünf bis sechs Mal bei dir waren. Und da baut man ja eine gewisse Verbindung und Nähe auf. Die hatten schon herausgefunden, wie sie dich berühren müssen. Wahrscheinlich wissen auch viele Mädchen nicht, wie sie berührt werden wollen. Genauso hatten viele ein Problem damit feucht zu werden. Sie schmierten sich die Pussy dann mit Gleitgel voll. Das Ende vom Lied: das Geschrei war groß als der Kunde mit dem Gummi trotz Gleitgel die Pussy wieder trocken gebumst hatte und das Kondom gerissen war. Mir ist, Gott sei Dank, nie ein Gummi kaputt gegangen. Ich nahm auch kein Gleitgel, ich nahm Spucke. Das ist das beste Gleitgel. Die Mädchen ließen sich von dem Kunden den Personalausweis geben, schrieben den Namen und die Adresse auf und gingen acht Wochen später zum Aidstest.

„Ich melde mich bei dir, wenn du mich angesteckt hast“, kündigten sie dem Freier an.

Der arme Freier; seine Ehefrau wird sich bedanken!

„Ich bin gesund, habe zwei Kinder, ich bin nicht krank“, stammelten die Freier dann immer.

Erstaunlich, wie viele Anfragen allein ich von denen hatte. „Fickst du auch ohne Gummi?“

„Nein, ich bin nicht lebensmüde.“

„Nur mal kurz rein, passiert doch nichts.“

„Warum?“, fragte ich dann immer.

„Die scheiß Gummis, damit kriege ich keinen hoch“, bekam ich meistens zur Antwort.

Dann, lieber Freier, hast du eben Pech gehabt! Ich möchte nicht wissen, ob solche Kerle nicht doch mal die eine oder andere Hure ohne Kondom gebumst haben. Für 50 Euro mehr. Wenn du viele Termine hattest, dann beschimpften dich die Mädchen. „Du bumst ohne Gummi. Deshalb hast du so viele Termine.“

Es gab auch die ganz schlauen Freier, die versicherten: „Deine Kollegin hat mich letztens ohne Gummi gefickt.“

Ich sagte dann immer: „Dann geh doch wieder zu meiner Kollegin.“ Dann glotzten die blöd.

Ich bin alle vier Wochen zum Aids- und Hepatitistest. Ich hatte eine gute Frauenärztin, die mich betreute. Den Bockschein von früher, den die Prostituierten brauchten, um arbeiten zu dürfen, gibt es ja heute nicht mehr. Darin stand, dass die Prostituierte gesund ist und regelmäßig zur Untersuchung gegangen ist.

Das Problem, dass die Freier ohne Gummi wollen, haben wir den osteuropäischen Frauen zu verdanken. Die bumsen ohne für 30 Euro auf dem Straßenstrich. Die Erotikbranche hat solch einen Einbruch erlitten, dass es heute schon Standard ist, Sex ohne Gummi anzubieten. Oder den ganzen Tag ficken für 19,99 Euro. Schade! Ich als Mann würde lieber 150 Euro die Stunde zahlen und wissen, der Puff, das Mädchen und das Ambiente sind sauber. Aber wer hat heute schon so viel Geld übrig? Ist auch nicht einfach, der Frau zu Hause zu erklären, warum man so viel Geld vom Konto abholt. Frauen kriegen alles mit. Aber die lieben Männer haben gute Ausreden auf Lager.

Ich hatte mal einen Kunden, der kam für eine halbe Stunde. Zehn Minuten ficken, fertig. Länger konnte er nicht, weil er die Ausrede hatte, er habe einen früheren Schulfreund in der Tankstelle getroffen. So dachte seine Frau, er hätte mit dem Schulfreund Kaffee getrunken. Ich musste darüber oft schmunzeln.

So vergingen die Tage für mich im Puff. Ich bekam noch oft private Droh-SMS, aber ich lernte zu Lena zu stehen, mich durchzusetzen und mir Respekt zu verschaffen. Ich wollte mich nicht mehr länger mobben lassen. Es wurde sehr unruhig im Puff. Neue Mädchen kamen und gingen wieder, es war immer ein fliegender Wechsel. Unruhe und Streitereien waren an der Tagesordnung. Tagelang so schlimm, dass sämtliche Sachen und Stühle quer durch den Puff flogen. Claudia kümmerte das wenig, Maria interessierte nur die Kohle. Hattest du als Mädchen Feierabend, zerrissen sie sich die Mäuler. Nicht nur über mich, auch über andere.

Eine große Schnute hatten die Mädchen alle, aber mal helfen sauber zu machen, da waren sich die Pussys zu fein für. Das blieb an Claudia hängen. Der Wäscheberg war oft nicht zu bewältigen. Wie auch, wenn zu Spitzenzeiten am Tag bis zu 60 Freier im Haus waren. So sahen auch die Zimmer aus. Auf den Betten Spermaspuren vom Vorgänger oder Blutspuren, weil irgendein Mädchen ihre Periode hatte. Das Klo dreckig und die Dusche kaum noch zu benutzen. Keine hielt es für nötig, ihren Dreck zu entsorgen. Den Freiern war es egal, Hauptsache ficken.

Überhaupt habe ich festgestellt, dass Frauen die größten Schweine sind. Nicht die Männer, wie immer behauptet wird. Da werden die dreckigen Unterhosen unter das Bett geworfen. Oder der vollgesogene blutige Tampon ins Klo geschmissen und nicht abgezogen. Aber die, die es nicht nötig hatten, sich nach den Terminen waschen zu gehen, die liebte ich besonders. Vor allem kamen die alle drei Wochen und schrien durch den Puff: „Ich habe einen Pilz.“ Kein Wunder, oder? Es wusste dann nicht nur der ganze Puff, nein, auch die Freier, die gerade an der Tür standen und einen Termin hatten. Auch hielt es Keine für nötig, einen Arzt zu besuchen. „Warum? Ist mir scheißegal, wenn ich was habe! Hoffentlich steckt sich der Freier noch an.“ So sind einige Frauen.

Wenn die Freier wüssten, wie nach jedem Termin über sie hergezogen wird, könnte die Erotikbranche einpacken. Frauen können lästern bis zum Abwinken. Erst gibt der Freier ihnen das Geld und wenn er wieder weg ist, beschimpfen sie ihn. „Alles Arschficker, Pisser, Hurenböcke, schwanzgesteuerte Kinderficker.“ Ich fand es schlimm. Hannah konnte das besonders gut. Keinen Freier ließ sie aus.

Für mich wurde alles sehr stressig, die Freier bedienen und jeden Tag der psychische Druck, weil es im Puff nur noch unerträglich war. Ich wusste, irgendwann würde mir der Kragen platzen. Auch das viele und gute Geld, das ich in dieser Zeit verdiente, tröstete mich nicht mehr. Ich konnte ein paar Taler sparen, aber gab das Geld auch sehr schnell wieder aus. Ich betrachtete es nicht mehr als nötig, auf irgendwelche Preise zu achten. Warum auch? Es kam ja jeden Tag Geld rein. Und da ich keine Freunde mehr hatte und zu Hause auch niemand auf mich wartete, fing ich an, bis 22 Uhr im Puff zu bleiben oder noch länger. Man gewöhnte sich schnell ans liebe Geld und will es dann nicht mehr missen.

Es gab auch mal Tage, da hattest du nur zwei Termine ― was für ein Weltuntergang. Die Mädchen liefen dann total Amok. Besonders Katja, die Faltenfresse, hatte nichts Besseres zu tun, als mich zu mobben. Es war für mich eine Wohltat, wenn die auf dem Zimmer war. Hannah fing immer öfter an, sich mir anzunähern. Sie unterhielt sich viel mit mir. Trotzdem blieb ich vorsichtig. Andauernd kamen wieder neue Mädchen. Auch eine ganz schwarze aus der Karibik. Die hatte eine Haut, sanft wie Kakaobutter.

Hannah sagte: „Die wird Termine bekommen ohne Ende.“

Jeder Mann will mal eine Schwarze vögeln. Mir war es egal, ich hatte selber genug zu tun.

Dann kam noch ein 20-jähriges Mädchen mit ihrem Zuhälter. Der brachte sie vorbei, aus Holland. Sie war fett und hatte dicke Titten. Ihr Mundwerk war asozial. Ich hatte noch nie vorher einen Zuhälter gesehen. Er sah sehr jung aus, war schick gekleidet und im ersten Moment wirkte er sehr lieb. Das Mädchen musste auch über Nacht im Puff bleiben, sie hatte kein Zuhause. Der Zuhälter brachte sie von Puff zu Puff. So sah sie auch aus, ziemlich verbraucht und heruntergekommen. Als ihr Zuhälter sich mit den Worten „Ich liebe dich, mein Baby. Sei schön artig und verdiene viel Geld für unsere Zukunft“, von ihr verabschiedete, schmolz Vanessa, so hieß sie, dahin. Ich war fassungslos, denn ich sah ihre Zukunft auf dem Straßenstrich. Vanessa und Hannah brachten Stimmung in die Bude, sie waren laut, brüllten bis auf die Straße. Claudia war nur noch genervt.

Es war gar nicht so einfach für Claudia, so viele Hühner unter Kontrolle zu bringen. Respekt hatte keine vor unserer Puffmutter. Im Gegenteil, Claudia wurde regelmäßig beschimpft und angebrüllt. Einen Sündenbock muss es ja geben.

Vanessa, die Arme, hatte Termine ohne Ende. Alles alte, geile Böcke ab 55 Jahren aufwärts. Es muss wohl ein Genuss sein, so eine junge Pflaume zu besteigen. Ihr ältester Freier war 80 Jahre alt — sie tat mir nur noch leid. Die Freier waren grob zu ihr. Mit ihr konnte man es ja machen. Was blieb ihr auch anderes übrig? Ihr Freund, der Zuhälter, kam abends und holte die Kohle von ihr. Sehr zufrieden zog er wieder ab. So ging das Tag ein Tag aus.

Auch das Mädchen aus der Karibik, Lucy nannte sie sich, verdiente gut. Bei Lucy gab es nur ein Problem: vor jedem Termin ging sie ins Bad und zog sich auf Ex einen Flachmann rein. Egal ob Wodka oder anderer Schnaps — immer rein damit. Schon um die Mittagszeit war sie voll wie eine Eule. Dann schlief sie auf der Couch. Ihr Leben im Puff bestand aus ficken, saufen und schlafen. Keiner kümmerte sich um sie. Auch Maria war es egal.

„Die verdient doch super. Soll sie saufen, dann fickt sie gut.“

Je mehr Termine Lucy hatte, umso besoffener war sie. In der Woche kippte sie locker bis zu 40 Flachmänner weg. Bemerkte denn kein Freier etwas? Ihre Augen waren tot, sie spürte gar nichts mehr. Claudia schickte sie auch in diesem Zustand munter weiter aufs Zimmer.

Als Lucy so besoffen war wie nie zuvor und Claudia sie mit vollgepisster Hose zum Termin gehen ließ, rastete Hannah aus. Aber das nützte nichts. Claudia ließ sie abblitzen. „Die wird sich zu Tode saufen!“, brüllte Hannah, „und wir werden schuld daran sein.“ Doch Hannah sagte nichts mehr, als Maria ihr mal wieder mit Rausschmiss drohte. Und das zog, weil Hannah dann obdachlos geworden wäre. Ich machte meinen Mund auf, als Lucy tagelang nur noch regungslos auf der Couch lag und mal eben eine Art kalten Entzug durchmachte. Lucy zitterte, erbrach sich, war kaltschweißig, nicht mehr ansprechbar. Es war unerträglich.

Ich schrie: „Wir müssen einen Rettungswagen rufen!“

Hannah stimmte mir zu und wimmerte: „Wenn Lucy stirbt, sind wir wegen unterlassener Hilfeleistung dran.“

Doch das war ein Fehler. Ich lernte ganz schnell, dass es besser ist, im Puff die Schnauze zu halten. Ich bekam darauf von Maria nämlich einen Abriss vom Allerfeinsten. Ich erschrak, denn so war sie noch nie zu mir gewesen.

Maria brüllte mich an: „Hast du dein Gehirn verfickt? Den Rettungswagen rufen? Die blöde Nutte wird schon wieder. Und außerdem würde dann die Polizei auf uns aufmerksam und da habe ich nun mal keinen Bock drauf. Du bist dann Schuld und dann Gnade dir Gott. Dann mach ich dich fertig!“

Das hatte ich verstanden.

Maria holte einen Eimer kaltes Wasser und schüttete ihn über Lucy.

Wir standen alle mit offenem Mund da, von Lucy keine Reaktion.

„Die wird schon wieder, die Planschkuh“, sagte Maria.

Ich hielt mich ruhig und wir Mädchen überließen Lucy ihrem Schicksal. Nach ein paar Tagen sollte sie aber wieder ansprechbar sein. Claudia füllte sie noch mit einem Liter starkem Kaffee ab und steckte sie unter die Dusche. Sie solle sich gefälligst frisch machen, um wieder Termine annehmen zu können. So viele Freier würden einen Termin wollen und sie habe ja die ganzen Tage nichts mehr verdient. Was das ein Verlust für den Puff sei und das müsse sie wieder reinholen. Am Nachmittag ging Lucy wieder aufs Zimmer.

Teufelskreis Prostitution

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