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Gegessen wird was auf den Tisch kommt

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Nachdem diejenigen, die sich von den hier gemachten Aussagen negativ angesprochen oder gar persönlich erkannt fühlen, diese Zeilen gelesen haben, kochen diese Köche nun auch noch innerlich. Der Autor weiß es, trotzdem muss es endlich mal gesagt werden, es wird allerhöchste Zeit. Da hier ja renommierte Spitzenköche zitiert wurden, die aus Funk und Fernsehen bekannt sind (die Klagen gegen ihre Breie gingen durch alle Nachrichten), brauchen sie sich nicht mal die allergeringste Infragestellung ihrer kunstvollen Kreationen gefallen zu lassen. Das würde an ihrer Würde kratzen wie der Pfeffer am Gaumen.

Ausgekochte Schlitzohren und abgekochte Schlauberger werden nun überlegen, wie man einen Nestbeschmutzer, der es wagt, solche Gedanken offen anzusprechen, in irgendeine dunkle Ecke stellen kann. Zumal dann, wenn der Pappenheimer von der anderen, der technischen Fakultät kommt. Man könnte ihm z.B. vorhalten, dass er die Geheimrezepte der grünen Superköche mit deren beabsichtigter und daher streng geheimer Langzeitwirkung in unautorisierter Weise aufgedeckt und veröffentlicht hat. Der trägt doch einen Vollbart wie Che Guevara, kann man ihn nicht daraufhin nach Guantanamo schicken?

Man müsste den Geheimdienst auf ihn hetzen. Besonnenere Köche sagen aber: langsam, langsam, seinem staatlichen Auftrag ist der Oberkoch ja ein ganzes Berufsleben lang immer ausgesprochen loyal nachgekommen. Seine Personalakte und seine Berufungen in entsprechende Positionen dokumentieren das unmissverständlich. Da dies im Staatsdienst eine der wenigen Möglichkeiten ist, eine hohe Fachkompetenz zu honorieren, ist das ein guter Maßstab für Betrachter außerhalb der Verwaltungen. Dabei hat das einen Wermutstropfen, denn solches ruft bekanntlich den verdeckten Unwillen von jenen hervor, die das Gehalt jener Positionen zwar auch gerne gehabt hätten, aber die Voraussetzungen dafür nicht zu erfüllen bereit waren.

Dem ebenso motivierten wie mutigen Staatsdiener kann man bei Lichte besehen auch keinen Verrat von Staatsgeheimnissen vorwerfen. Höchstens nun (rückwirkend), dass er mit schmutzigen Schuhen über ein Nest von grünen Grünfinken gelaufen und es dabei beschmutzt haben könnte. Eigentlich lag es sowieso schon am Boden, weil die Köche darin Wachteleier gesucht haben. Aber vielleicht könnte man dem Kochplaner die unverblümte und öffentliche Benennung der Stolpersteine auf dem Weg der willigen Köche als Verrat auslegen. Nein auch nicht, denn das ist ein nicht geheimer Vorgang, der nach öffentlicher Auslegung der Rezept- und Planunterlagen ohnehin längst bekannt und breit diskutiert worden war. Daher ist das nichts für James Bond im Auftrag irgendeiner Majestät zur Rettung des Abendlandes.

Geheimrezepte aus der Giftküche

Wenn der Oberkoch nicht schon über Jahrzehnte hinweg prima Breie in kürzestmöglicher Zeit für angemessene Kosten bestens gekocht hätte, hätte man ihn als ständigen Mahner gerne schon früher aus der Küche verbannt – Versuche dazu sind gemacht worden. Vielleicht könnte man ihn aber jetzt noch irgendwie auf eine verdrehbare Aussage festnageln, dann hätte man eine Handhabe, ihn in die ausgemachte dunkle Ecke zu stellen. Dorthin wo schon mehr verpönte Bauernopfer herumstehen. Damit könnte man geschickt einen Nebenkriegsschauplatz eröffnen, der das Potential hätte, vom eigentlichen Hauptproblem abzulenken. Das würde fast so gut wirken wie der Schierlingsbecher bei Sokrates. Aber Vorsicht: was hier wie eine Steilvorlage beim Fußball aussieht, könnte sehr leicht zu einem Eigentor führen.

Der wackere Oberkoch befürchtete während seiner langen Dienstzeit immer mal wieder, dass es die Breiesser nicht merken und schon gar nicht würdigen, wofür er mit Idealismus und Engagement, Mut und Energie, Schwung und Enthusiasmus, hoher Motivation und einer guten Portion Courage den Kochlöffel schwang. Zugegeben: Eine richtige Gesamtbeurteilung der hochkomplexen Problematik ist für die normalen Breiesser auch wirklich schwer. Weil diese in lautstarken und monotonen Wiederholungen immer wieder auch von anderen Hindernissen gehört hatten. Das bringt sie manchmal etwas durcheinander. Dabei ist genau das die Absicht. Otto Normalesser soll die tatsächliche Urheberschaft der Verbretterungen vor den Köpfen nicht erkennen.

Unter anderem beklagten die aus latenter Unzufriedenheit rotgrün angelaufenen Fast-Food-Gourmets, dass ihnen die Mittel zur „Untersuchung der Verträglichkeit der grünen Brennnessel im grünen Spinatbrei“ gestrichen worden sind und dass sie es daher gar nicht verantworten konnten, dass der Brei fertig gekocht wird. Er musste deshalb immer halbfertig vor sich hin köcheln und somit konnte auch nur ein Mischmasch herauskommen. Sagen diese Unschuldsengel! Dies sei auch der Grund, warum es so lange gedauert hat, bis zum Servieren und deshalb sei die Verträglichkeit des Breis trotzdem unsicher geblieben. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Es grünt so grün

Sie merken es schon, lieber Leser, die allermeisten Probleme hatte der Oberkoch immer mit den grünen Breien, die von froschgrünen Köchen mit grasgrünen Löffeln in lindgrünen Töpfen angerührt worden waren. Manche der kunstvoll zusammen gemixten Gebräue sahen schon von vornherein giftgrün aus. Manche rochen wie „schon mal gegessen“, andere waren inzwischen sogar von grünem Schimmel überzogen. Gesund waren sie jedenfalls überhaupt nicht.

Sie loben auch den hohen Eisengehalt des Gerüchts. Ob das die in den Spinat gefallenen Bestecke waren? Dass das mit dem hohen Eisengehalt im grünen Spinat sowieso nicht stimmte (wie viele andere Ammenmärchen auch), übergehen die grünen Werbestrategen einfach. Sie können sich das leisten, weil ihnen immer alles blind geglaubt wird. Frech bezeichnen sie ihre Gerichte wider besseren Wissens als äußerst gesund und dann servieren sie das Zeug mit der Überzeugungskraft eines biblischen Apostels trotzdem.

Im Verlaufe der langen Brodel- und Kochzeiten kam es auch oft vor, dass sich die verschiedenen Grüntöne untereinander bissen. Ebenso wie die bissigen Servierer der grünen Gerichte. Denn untereinander waren sich längst nicht alle immer grün. Im Gegenteil, sie spuckten sich dauernd gegenseitig in die Suppe. Kein Wunder, denn jeder hatte eine andere Theorie zur Suppenmixerei und -verwertung. Das ist genauso wie bei den Medizinern. Nach erfolgloser Behandlung fragte einst ein konvertierter Homöopath einen Patienten, der zuvor einen praktischen Arzt konsultiert hatte „was für dummes Zeug hat Ihnen denn der alte Quacksalber verordnet?“ „Er hat mich zu Ihnen geschickt“.

Wie in einer alternativen Selbsterfahrungsgruppe wurde unverdrossen weiter herum experimentiert mit Grünkohl aus Buxtehude, mit grünem Salat aus Großkleckersdorf oder mit grünem Waldmeister aus Dusseldorf. Der macht dusselig, schmeckt nicht und ist zuweilen giftig. Das macht aber nichts. Vogel friss oder stirb!

In feinen Gourmetrestaurants ist ja nicht gerade Schmalhans Küchenmeister. Da wird nicht gespart (am Preis), sondern kräftig geklotzt. Außerdem wird dort mutig herumexperimentiert. Da ist es sogar möglich, scheinbar unvereinbare Aromen auf dem Teller zu einer exquisiten Geschmackssymphonie zu vereinen. Wenn das Ergebnis dann mit einer vernichtenden Kritik durch die Fachpresse entthront wird, müsste der Koch eigentlich die Löffel abgeben. Aber meist ist das der Patron des Hauses selbst und er versucht krampfhaft das Fiasko zu vermeiden, indem er die Aromen schnell wieder anders kombiniert und einen veränderten Versuch als neue „Creation de grande passion“ anpreist. Z.B. geröstete Angsthasenfüße in „kamelisierter“ Brennnesselsauce. Bekanntlich ist die Herumversucherei völlig legitim, weil der Koch vorher ja auch so genau nicht wissen konnte, was in der sich stetig verändernden Geschmackswelt gerade angesagt ist, oder künftig sein wird.

Conferencier bei Conferenzen der Nouvelle cuisine

Irgendwas stimmt doch hier nicht am Verfolgen des Gesamtwerkes. Warum wurden so viele der in Rezeptbüchern hochgejubelten Breie pampig und als unmittelbare Folge die Breiesser selbst auch? Was sagt das Management? Hat sich jemand nicht kommunikativ genug verhalten? Obwohl regelmäßig appelliert wurde, sich ständig in möglichst großem Kreise, in Konferenzen, Besprechungen, Zusammenkünften, Arbeitskreisen, Ausschüssen, Kochklubs, Kaffeekränzchen usw. gegenseitig zu besuchen? Oder ist gar viel zu viel kommuniziert worden und gerade deshalb wurde der Brei von Konferenz zu Konferenz immer ungenießbarer?

Obiges hat der Oberkoch keineswegs überdramatisch dargestellt oder geträumt. Eine Vielzahl von Kochanweisungen verlangte tatsächlich das exorbitant kommunikative Verhalten von den Projektleitern ... äähh ... Köchen, in so verallgemeinerter Form, dass es schon an eine rügbare Handlung grenzte, wenn dem allerersten Andenken einer Vorab-Vorüberlegung für eine Vor-Vorstudie nicht eine ausgiebige Vorab-Vor-Diskussion in einer großen Elefantenrunde vorausging.

Was hier etwas kritisierend klingen mag, kann im Grundgedanken etwas Gutes sein. Ja es wäre tatsächlich etwas Gutes, wenn es sich nicht vielmals gezeigt hätte, dass Teile der Elefantenrunde von vornherein nichts anderes beabsichtigt haben, als kurz danach hinter dem Tresen still und heimlich die Suppe zu versalzen. Sodass immer wieder neu damit begonnen werden musste. Das dauerte natürlich und schien die wirkliche und einzige Absicht einiger Beiköche zu sein.

Das hat nicht immer jeder Oberkoch durchschaut. Den grün gewandeten Beiköchen war es nicht ohne Grund so wichtig, dass an jeder frühzeitigen Früh-Vorinformation immer gleich von Anfang an jene Mitköche beigeladen waren. Auch jene, die nach ihrer Aufgabenbeschreibung ebenfalls dem Brei zum Erfolg verhelfen sollten, die aber aus ganz anderen Gründen auf ihrer ausnahmslosen Frühbeteiligung bestanden. Sie wollten Zeit genug bekommen für das Aufmunitionieren und das Einschießen für den Fall, dass ein unliebsames Breirezept vor der Streichung aus dem Menuplan öffentlich werden sollte.

Hinter dem positiv besetzten Zauberwort Teamwork ist vieles versteckbar. Auf den ersten Blick klingt dessen Vorzug hell einleuchtend. Aber nur, wenn seine Möglichkeiten nicht hinterrücks missbraucht werden. Leider verstehen es geschickte Strategen bei strittigen Zielen und Rezepten die Vorteile heimlich in Nachteile umzuwandeln. Als einst der Struwwelpeter sagte "Diese Suppe will ich nicht", war sie immerhin schon gekocht worden und seine Geschwister haben ihren Teil auch verspeist. Heute sind die Struwwelpeters schlauer. Sie versuchen, ihre antiautoritären Köche gleich von vornherein davon abzuhalten, dass die Suppe überhaupt gekocht wird. Da gibt manche liebe Mutter nach und sagt, ich hätte sie zwar gern gegessen, aber wenn mein Töchterlein sie nicht will, verzichte ich eben auch.

Im Grunde sind heute viele Kochkonferenzen so zu sehen. Der nicht ausreichend in die Kniffe involvierte Restaurantchef verlangt, dass stets eine große Schar von Fachfremden eingeladen wird, um die Diskussion schön bunt zu gestalten. Diese besonders diskutierfreudigen Leute sind besonders wichtig, weil sie stets so weit abweichende Ziele in die darauf endlosen Diskussionen einbringen, dass hinterher nicht der Eindruck entstehen kann, es sei um eine einfach gewesene Problemlösung gegangen.

Wer das Verfahren kennen lernte, war hinterher zumeist bass erstaunt, welch fortschrittliche Zielverschleierungsmethoden hier zur Anwendung gekommen sind und welch geschickte Leute an dieser Art von Kocherei beteiligt waren. Man nannte die Verfahren neutral "Mitarbeiterführung", damit es freundlicher klingt und die eigentlichen Absichten nicht schon aus der Bezeichnung herauslesbar waren. Bei erfolgreichen Firmen versteht man darunter etwas ganz anderes, nämlich eine „durch Interaktion vermittelte Ausrichtung des Handelns von Gruppen auf die Verwirklichung vorgegebener Ziele“. Dabei liegt die Betonung auf letzterem. Bei manchen Behörden stehen andere Dinge im Vordergrund, nicht das Ziel und auch nicht so einfach der Weg dorthin, sondern die Möglichkeiten der Wegsperrungen, Abzweigungen, Sackgassen und Umleitungen dorthin.

Was so alles zugegeben werden muss …..

Erfahrungsgemäß dauert es immer eine gewisse Zeit, bis jeder Beisitzer zu jedem Thema seinen Senf beigegeben hat. Wir unternehmen hier mal einen kleinen Ausflug in die Trivialliteratur, um uns zu dieser Thematik ein Beispiel anzusehen. Nur so zur Auflockerung, weil das Hauptthema dieses Buches aufgrund der Hoffnungslosigkeit sonst mehr zum Weinen als zum Lachen ist. Bei Karl May kullern in der folgenden Geschichte auch die Tränen, weil der Erzählung nach ein Konsument über die Inhaltsstoffe einer angebotenen Speise arglistig getäuscht worden ist. Es hat aber im tieferen Sinne auch viel mit Vertrauen zu tun. In dem Karl May-Band „Der Ölprinz“ wird das so humorvoll beschrieben, dass es hier in Auszügen mal zitiert werden soll. Begeben wir uns dazu in den wilden Westen und hören zwei aus Sachsen stammenden Westmännern zu, die sich am Lagerfeuer folgendes auf sächsisch erzählten:

„…. Also diese beeden Indianer waren von ihrem Schtamm nach Washington gesandt worden, um dem großen weißen Vater eenige Wünsche ihres roten Volkes vorzutragen. Als Gesandtschaft mussten sie nobel behandelt werden und wurden daher zum Abendessen beim Präsidenten eingeladen. Sie saßen da nebeneinander an der Tafel, mit vielen Schpeisen, die sie im Leben noch nich gesehen, noch viel weniger aber gegessen hatten. Da raunte der alte Indianer dem Jungen listig zu “mein junger roter Bruder mag mit mir offpassen, wovon die Bleichgesichter am wenigsten nehmen, das ist die teuerste und köstlichste Schpeise, da langen wir tüchtig zu“.

Sie gaben also acht und bemerkten bald, dass am allerwenigsten von einer hellbraunen Schpeise genommen wurde, die sich in kleenen feenen Gläsern auf silbernen Untersetzern befand. Da meente der Alte zu dem Jungen „mein junger Bruder kann een solches Glas erreichen, er mag sich zuerst davon nehmen“. Der junge Indsman zog sich das Glas heran, nahm eenen gehäuften Löffel voll direkt in den Mund und rasch danach noch eenen zweeten. Dann blickte sich der Rote um, ob das jemand bemerkt habe. Keen Mensch guckte her. Erscht nun begann er, die köstliche Schpeise mit der Zunge zu zerdrücken und der Alte sah ihm dabei voller Spannung ins Gesicht. Dieses wurde nach und nach gelb, rot und grün. Aber es blieb schtarr und unbewegt, denn een Indianer darf selbst bei argen Schmerzen nich mit der Wimper zucken. Aber die Oogen wurden immer schtarrer bis sie anfingen zu tränen und das Wasser schtromweise über die Backen herunterlief. Da machte der junge Indsman eenen todesmutigen Schluck und hinunter war der Senf.

Da fragte der alte Häuptling neugierig „warum weint mein junger roter Bruder?“ Dieser hätte um alles in der Welt nich eingestanden, dass ihm die köstliche Schpeise so off das Gemüt gegangen war und darum antwortete er „ich dachte eben daran, dass mein Vater vor fünf Jahren im Mississippi ertrunken ist“. Bei diesen Worten schob er das Glas dem alten hin. Dieser hatte gesehen, wie schlau sein junger Bruder war und machte es ebenso. Aber dann gingen ihm die Lippen wieder auseenander und klappten auf und zu wie bei eenem Karpfen, der keine Luft mehr bekommen kann. Die Farbe seines Gesichtes veränderte sich wie bei eenem Chamäleon und der Schweiß quoll ihm aus allen Poren. Die Oogen wurden rot und füllten sich mit eenem See von Tränen, der bald überlief und die Fluten über die Backen hernieder goss. Das sah der Junge und fragte mitleidig „Warum weint mein alter Bruder?“ Da schluckte dieser mit Aufbietung seiner ganzen Willenskraft den Senf hinunter, holte tief und schtönend Atem und antwortete „ich weine darüber, dass Du damals nicht gleich mit ersoffen bist“.

So viel zur Ehrlichkeit beim Eingestehen von unerwartet falsch gelaufenen Dingen.

Vorköche, Versuchsköche und Vorkoster

Aber nun zurück zu den deutschen Kochkünsten, wo ebenfalls die Konsumenten oft über die Wirkstoffe der angebotenen Speisen arglistig getäuscht werden. Auch hier kam es schon vor, dass Entscheider nach schlechter eigener Erfahrung spätere Nachfolger eher ins offene Messer laufen ließen, als ihnen Hinweise zur Umschiffung der Klippen auf den Weg zu geben. Mit letzterer Hilfestellung hätte man ja zugegeben, dass man selbst zuvor allzu lange auf dem Holzwege umher geirrt war.

Gibt es Vergleichbarkeiten zur A44-Planung? Sicherlich! Vielleicht! Nein! Auskunft verweigert. Das kann eigentlich nur jemand beurteilen, der vom planen und kochen gleichermaßen viel versteht. Und welche Köche würden in diesem Gleichnis welchen Funktionen entsprechen? Nicht so einfach, denn die Bearbeiter und Leiter aller Ebenen haben im Verlaufe von über zwanzig Jahren extrem oft gewechselt, in Eschwege, Kassel und erst recht in Wiesbaden. Aber mit zwei Ausnahmen, zwei Romanfiguren unter mehreren Dutzend. Nämlich dem erwähnten technischen Planer Mandamo Adler und dem geadelten Umweltplaner Wernher von Rosenbusch (letzterer späterhin mit einem Wechsel in eine andere Funktion). Zwei gleichermaßen engagierte Leute der ersten Stunde. Integer und anerkannt in ihren Fächern. Nur mit dem Kochen hatten sie es beide nicht so. Kaffee haben sie aber hingekriegt.

Wie hätte man in Sachen A44 die früh erkennbare Fehlentwicklung zur rechten Zeit vermeiden können? In der Metapher von den vielen Köchen würde man fragen, ob hier jemand seinen Auftrag nicht richtig verstanden hat, oder ob er diesen nicht richtig delegiert, kapiert, observiert hat. Delegierte der Chef des Restaurants falsch, oder hat der Gast als „Auftraggeber“ der Köche was falsches geordert? Litten die Köche an fader Geschmacklosigkeit oder eher einige Konsumenten mit ihren Geschmacklosigkeiten? Oder hat nur der Restaurantkritiker aus dem Michelin-Gourmet-Führer (oder wie der heißt) beim großen Festival der Gourmetpäpste die Ergebnisse in den falschen Hals bekommen und dann falsch bewertet? Dieser geschmacklose Banause?

Gerne würden interessierte Kreise einen Konflikt in irgendwelchen oberen Ebenen ansiedeln und wo nicht vorhanden, notfalls herbeireden. Das Schlagwort „Managementfehler“ ist dafür heute eine universell verbiegbare Phrase. Zur Vorbereitung der Einrede „Konflikte ganz oben“, müsste man aber den Breiessern vieles verschleiern, damit sie nicht sofort darauf kommen, dass viel mehr der Umkehrschluss gezogen werden muss.

Jeder von uns kennt die Strategien, nur sind sie nicht jedem immer so präsent. Der Planer kennt Spezialisten die das Verschleiern perfekt beherrschen. Wenn der Spezialist, nennen wir ihn mal, Steve Feigenbaum, ohne Punkt und Komma spricht und sein Gegenüber bei seinen fragwürdigen Ausführungen nur mal kurz eine Nachfrage einzuwerfen versucht, redet der Verschleierer ohne Luft zu holen weiter und so lange, bis die Klippe umschifft ist. Dabei verbittet er sich strengstens jede Zwischenfrage. Auch versucht er vehement zu verhindern, dass ein bekannt differenziert analysierender Kritiker einen konträren Gedanken einwirft. Selbst fragende Gesten von höheren Vorgesetzten rufen seinen Widerspruch hervor. Zumindest aber eine überdeutliche mimische Unmutsbekundung.

Seine Ausführungen sollen immer ununterbrochen am Stück daherkommen. Selbst die langatmigsten und völlig verdreht am Thema vorbei fließenden „Reden“ dürfen nicht gestört werden. So erhöht sich seine Chance, den um das Problem gewundenen Kokon blickdicht zu bekommen. Wenn das Thema dann umgeleitet ist, fällt es dem unbedarften Breiesser nicht mehr so ohne weiteres auf, dass es gar nicht ein Oberkoch war, der undemokratisch agierte, sondern einer aus der Riege der Bei- und Nebenköche selbst, welche den demokratisch legitimierten und an sich glasklaren Kochauftrag einfach negierten, indem sie nach eigenen Rezepten etwas ganz anderes zusammenmanschten. Jeder nach seinem speziellen Gusto.

In der Musik nennt man das Ergebnis Dissonanz oder Disharmonie. Derartige Missklänge fallen selbst unmusikalischen Menschen sofort auf. Allerspätestens wenn sie im Konzert noch gesteigert werden, z.B. wenn in einem zwanzigköpfigen Chor die Tenöre fröhlich im Hip-Hop-Stil trällern, die Soprane gleichzeitig frömmelnd Sakrales singen und die Bässe eine komische Oper intonieren. Hingegen bleibt es meist unentdeckt, wenn in Projektkonferenzen der eine fachchinesisch an Currybreien und der andere auf mongolisch an Wassersuppen herum komponiert. Dabei ist das fuchteln des Dirigenten im schwarzen Frack völlig für die Katz, denn auf seiner Partitur steht gar nichts von einer Katzenmusik.

Manche Köche kennen keine Hierarchie

Die nötigen disziplinarischen Befugnisse werden meist sehr schlau und fein austariert. Das muss man den Künstlern lassen. In manchen Großküchen bekommt der Oberkoch nur einen ausgewählten Teil davon zugewiesen. Seine Beiköche wissen das bestens - und sie wissen die Lücken auszunutzen. Hier liegt ein Keim, der es schwierig macht, die Mitarbeiter so zu koordinieren, dass in vertretbarer Zeit, wenn auch keine erlesene Gaumenfreude, aber doch ein halbwegs genießbarer Brei entstehen kann.

Vor der Küchentür sitzt der hungrige Restaurantgast und weiß von alledem natürlich nichts. Nur wenn er zwischen den Zeilen der Speisekarte heraus gewisses erahnen kann, fragt er irgendwann mit wachsender Ungeduld, warum es partout niemandem gelingt, den gordischen Knoten zu durchschlagen. Warum es über Jahrzehnte hinweg weder dem obersten Oberkoch noch dessen oberstem Ober-Oberkoch gelang. Einer, der Roland Koch (damals sitzend über der Kantine im Wiesbadener Schloß), hat im Oktober 2010 das Tischtuch bzw. das Handtuch geworfen. Er hat die Sparte gewechselt und ging zur Industrie. Er würde sich aber sicher hüten, zu sagen, dass dafür vielleicht auch obiges Grundproblem der gesellschaftlichen Verhältnisse beigetragen hat.

Übertragen auf das Planen von Verkehrswegen in unserem, als besonders sensibel dargestellten nordhessischen Naturraum, stellen sich unzählige Fragen. Warum soll das ein solch hochkomplexes und fast unlösbares Grundsatzproblem sein? Der Planer Mandamo sagt, man hat es erst dazu gemacht. Vielleicht nicht nur zur Verzögerung der A44-Planung, sondern auch jener der A49 (Kassel-Marburg), der A66 (Fulda-Frankfurt), der A4 (Olpe-Hattenbach), der B87n (Fulda-Meiningen) usw.usf..

Gut, wenn in Ernährungsfragen solch große Probleme entstehen, schaltet sich ein Gesundheitsminister ein. Manchmal sogar ein Ministerpräsident. Der in Hessen als Koch bekannte und langjährig tätige, bekundete in den Hungergebieten mehrmals höchstpersönlich die Notwendigkeit, bestimmte Breie in bestimmter Weise an bestimmter Stelle in bestimmter Zeit fertig zu kochen. Aber bei den Details der Umsetzung musste er sich wohl auf seinen Fachminister verlassen.

Auch der kümmerte sich durchaus immer engagiert um die Rahmenbedingungen. Er kannte sich stets mit allen Breien bestens aus und tat sicher, was in seiner Macht stand – ebenso wie die meisten seiner Vorgänger. Aber die Details regelten die Staatsekretäre, Abteilungsleiter, Referenten. Auch von denen waren sicherlich die meisten weder untätig noch unfähig, nur leider waren auch ihnen die Hände gebunden. Meist mit grünen Rankgewächsen, Schlingpflanzen und Lianengestrüpp. Wie kann dann da noch etwas genießbares herauskommen?

Eigentlich sind oder waren die Verhältnisse in unserem Lande eindeutig geregelt. Aber leider haben manche Bürgerrechtsfanatiker den Begriff „Demokratie = Volksherrschaft“ radikal umgedeutet und an ihre narzisstischen Ziele angepasst. Dadurch haben sie aus der Demokratie beinahe das Antonym Willkürherrschaft = Diktatur gemacht. Zumindest bezüglich der v.g. Einpeitschung von ökologischen Sondervorschriften in alles Mögliche hinein. Entstanden ist sowas wie eine Ökodemokratur.

Exotische Kochkünste und alte Rezepte aus Omas Kochbuch

Auch in einer parlamentarischen Demokratie darf eigentlich nicht jeder nach eigenem Gusto jederzeit in jeder Küche mit jedem Breilöffel oder gar dem Fleischklopfer herumfuchteln. Und an der Staatsform wollen wir doch nichts ändern, nur weil wir wissen, dass in einer Diktatur alles viel schneller gehen würde (im sogenannten 3. Reich wurden in weniger als 10 Jahren fast 4.000 km Autobahn geplant und sogar noch gebaut! Das ist so gut wie unbekannt, aber jeder Skeptiker kann das selbst nachlesen).

Da dieser Erfolg wohl weniger mit der Güte der Breie jener Zeit zu tun gehabt hat, wird dazu in einem besonderen Kapitel näheres ausgeführt. Dort mit ernsthaftem Grundtenor, weil es diesem Thema nicht angemessen ist, es mit der ironischen Metapher von den vielen Köchen als Breiverderber zu behandeln. Obgleich sich daran nur notorische Dissidenten stoßen würden, damit sie billig vom eigentlichen Thema und den Fehlentwicklungen unter ihrer eigenen Regie ablenken können.

Aber soviel vorweg: Der Autobahnbau im 3. Reich ist uns allen noch gewärtig aus Erzählungen und Dokumentationen, wenn auch den meisten von uns dazu nichts näheres persönlich bekannt ist. Wegen der Gnade der späten Geburt. Natürlich will heute kein halbwegs klar denkender Bürger die politischen Verhältnisse dieser Zeit wieder haben. Das 3. Reich war ein Unrechtsstaat - ohne Frage. Konfrontiert werden viele von uns noch heute oft damit. Die Autobahnplaner leider besonders häufig, denn das damals so viel schnellere Vorankommen beim Autobahnbau wird den heutigen Planern als leuchtendes Beispiel vorgehalten.

Euphorie - Besinnung - Irritation

Vieles was der Bürger von der Planungsgeschichte großer Infrastrukturprojekte erfahren hat, entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Für die der A44 gilt das ganz besonders. Obwohl es für dieses Projekt eine absehbare Folge der landespolitischen Ziele Hessens in den frühen 90ziger Jahren war. Als der Observer dazu erstmals den Verkehrsplaner Mandamo erzählen hörte, war er erschüttert. Denn aus dessen fachlicher und persönlicher Sicht klang die Tragödie noch missfälliger als gemeinhin bekannt. Dabei formulierte es der Planer anfangs noch moderat, denn staatliche Bedienstete müssen sich öffentlich neutral verhalten.

Mandamo hatte, als zuständiger Verkehrsplaner für Neuplanungen, mit der Autobahnplanung schon kurz nach Öffnung der innerdeutschen Grenze begonnen. Unverzüglich noch im November 1989. Sogleich mit hoher Motivation, aber seinerzeit noch inoffiziell ohne dienstlichen Auftrag, daher in weiten Teilen in privater Zeit.

Das steht in scharfem Widerspruch zu der öffentlichen Meinung, dass die Verwaltung die frühzeitig notwendigen Schritte „verschlafen“ haben soll. Verantwortliche wissen, dass dies nicht stimmt. Sie kennen alle damals erstellten Unterlagen, hüten sie aber. Aus Staatsräson. Sie wissen, dass davon seinerzeit nichts publik werden durfte. Vor allem nicht, dass wesentliche Grundlagen für den Projektstart tatsächlich schon so früh zu Papier gebracht worden sind. Eine Autobahn war damals politisch nicht gewünscht, deshalb musste jeder Beitrag dazu top secret bleiben.

Als drei Jahre später doch noch ein Auftrag dafür kam, hatte Mandamo die Grundzüge der verkehrspolitisch notwendigen Netzergänzung mit allen wichtigsten Haupt- und Nebenaspekten längst entwickelt. Aber da war das Papier, auf dem die ersten Linienkonzeptionen dargestellt waren, schon wieder vergilbt. Die grafischen Entwürfe in großem Maßstab, die ausführlichen textlichen Begründungen und Protokolle der Liniendiskussionen störten nun eher, weil sie zu früh in den Amtsstuben erschienen waren, früher als die umweltfachlichen Vorgaben dazu. Sowas ist im heutigen dauergrünen Deutschland ein schweres Verbrechen. Auch dazu später mehr.

Der Observer weiß es aus Kreisen der oberen Landesverwaltungen, dass für Mandamo die allgemeine Euphorie von Anfang an ein außerordentlicher Ansporn war. Die große Aufgabe war für ihn nicht nur Ehre, sondern vor allem Verpflichtung. Immerhin ist wenigstens das später mehrfach gewürdigt worden.

Zum Jahreswechsel 89/90 hätte es Mandamo nicht im Entferntesten für möglich gehalten, dass es noch so lange dauern würde, bis ein offizieller Auftrag für eine Autobahnplanung erteilt wird. Dass es aber auch danach noch so lange Verzögerungen geben würde, hielt er für gänzlich undenkbar. Die gute Gelegenheit, die Autobahn auf Basis eines breiten Konsenses der Bürger zu realisieren, wurde damals nicht genutzt.

Zu dieser Zeit, als der zuvor verkehrsarme, grenznahe Raum von der großen Verkehrslawine zwischen Ost und West überrollt wurde, hielt wirklich so gut wie jeder Bürger dieses Gebietes eine leistungsfähige Autobahn neben der B7 für dringend notwendig. Abgesehen von den Grundsatzkritikern in bestimmten politischen Kreisen, Ministerien, Behörden und Naturschutzverbänden, gab es in der Bürgerschaft so gut wie keine Gegner. Erst im Verlaufe vieler Jahre sind einige wenige auf den Plan getreten. Aber ein breiter Grundkonsens pro A44 ist bis heute erhalten geblieben.

Die politische Befürwortung der Autobahnlösung hatte sich so lange hingezogen, weil das hessische Landesverkehrsministerium, damals unter SPD-Führung, jahrelang eine Lösung mit girlandenförmigen Ortsumfahrungen anstelle einer Autobahn favorisierte. Sich davon zu verabschieden, fiel einigen Politikern sichtlich schwer und gelang manchen gar nicht. Auf viele dazu immer wieder gestellte Fragen antwortet der Anwalt Justus Klarmann vorsichtig so: Man tut einigen der frühesten Autobahngegner sicher nicht unrecht, wenn man annimmt, dass sie ihre damalige Ablehnung bis heute nicht ganz überwunden haben. Ob manche von denen, die damals dem rotgrünen Tandem gefolgt waren, vielleicht auch viel später noch eher gebremst haben, als kräftig in die Pedalen zu treten, sei dahingestellt.

Da die Bundesrepublik Deutschland die Straßenplanungshoheit an die Länder delegiert hat, musste der Bundesverkehrsminister (BMV) auf ministerieller Ebene einige Krisengespräche mit der damals rotgrünen Koalitionsregierung führen. Der Observer hat erfahren, dass diese recht unerfreulich verliefen. Aber letztlich musste es der BMV hinnehmen, dass das Land Hessen die Veredelung des Planungszieles zur A44 in seiner eigenen Weise anzugehen gedachte, nämlich auf der Bremse stehend. Der Bund machte gute Miene zum bösen Spiel. Im Verlaufe der dahin ziehenden Jahre setzte bei Teilen der Bevölkerung langsam eine Ernüchterung ein. Irgendwann folgte die skeptische Frage, ob die A44 denn überhaupt jemals gebaut würde.

Brauchen Straßenplaner für die paar Striche so viele Jahrzehnte

Natürlich nicht! Dazu sei hier zweierlei erst mal kurz vorweggenommen:

1. Eine Planungsgruppe mit nur drei Mitarbeitern würde für die technischen Pläne eines Abschnittes nur ein halbes Jahr brauchen, inklusive aller Tunnel- und Brückenvorplanungen. Das glauben Sie nicht, lieber Leser? Für mehrere Teilabschnitte der Autobahn ist das vielfach tatsächlich so gelaufen. Zuletzt für die Linienänderung südlich Ulfen im Jahre 2009 unter der Regie Mandamos. Da zumeist an mehren Abschnitten zugleich gearbeitet wurde, hätten auch alle zugleich fertig werden können.

2. Im Verlaufe zweier Jahrzehnte sind in dem eng vorgegebenen Korridor zig Autobahnplanungen aufgestellt worden. Immer wieder neue und immer wieder von vorn. Auf der Gesamtstrecke von 63,5 km (aktuell 2017) waren es insgesamt über hundert Varianten. Damit das für den Steuerzahler nicht so dramatisch klingt, wurden diese bagatellisierend „Varianten“ genannt. Aber sie waren mit viel Aufwand bereits so detailliert ausgearbeitet, dass daraus Kurvenradien und Steigungen, Tunnel und Brückenbauwerke, Lärm- und Schadstoffwerte, Verkehrsentlastungen und Baukosten, sowie im Groben die Beeinträchtigungen und Inanspruchnahmen von privaten Grundstücken hervorgingen. Also die ganze Bandbreite dessen, was ein Bürger unter Autobahnplanung versteht. Daher kann man mit Fug und Recht viel eher von Dutzenden ganzer Autobahnplanungen sprechen und nicht so verharmlosend von Varianten.

Was darin noch nicht enthalten sein konnte, sind die Untersuchungen, welche Tier- und Pflanzenarten wo und wie betroffen wären, welche Auswirkungen die geplante Straße darauf haben würde, wie das vermeidbar wäre, durch welche Maßnahmen man es ausgleichen könnte usw.. Warum waren diese Aspekte nicht auch schon drin? Weil derartige Untersuchungen mindestens ein halbes Jahr dauern, meist sogar eine ganze Vegetationsperiode, also ein knappes Jahr.

In der Planungsgeschichte ist es wie beim Eisenbahnfahren: Wenn aufgrund einer falschen Weichenstellung ein langer und schwerer Zug erstmal in eine falsche Richtung abgefahren ist, dauert es lange, ihn zu stoppen, zurückzufahren und dann auf neuem Gleis wieder in Fahrt zu bringen. Bis er dann wieder mit gleicher Geschwindigkeit auf dem Weg zum eigentlichen Ziel fährt, ist oft eine lange Zeit vergangen. Währenddessen sind viele Chancen verpasst worden. Wegen der Zugverspätung kam klein Erna zu spät zum Rendezvous, wegen nicht leistungsfähiger Straßen der Minister zu spät zur publikumswirksamen Übergabe von Zuschussbescheiden, der Unternehmer zu spät zur Submission, der Investor zu spät zum Vergabetermin. Ähnlich wie einst Grouchy im Walde von Waterloo … Fortan nahm große Geschichten drastische Wendungen.

Yes we can? Or no, we didn´t?

Wenn wirklich alle Planungsbeteiligten so gewollt und auch agiert hätten, wie sie es in der Öffentlichkeit immer vorgaben, hätte die erste Trassenvariante durchaus schon ab Mitte der 90ziger Jahre gebaut werden können. Die erforderliche Entlastung für die Anrainergemeinden der B7 hätte schon vor der Jahrtausendwende erreicht werden können, so wie an vielen ostdeutschen Straßen die Entlastungen auch schon lange erfolgt sind. Unter nahezu gleichen Randbedingungen. Mandamo ist bewusst, dass er mit dieser Aussage förmlich in ein Wespennest sticht, obwohl sie gut fundiert ist. Näheres ergibt sich aus den folgenden Kapiteln.

Im Verlaufe der schon durch bestimmte Politiker ausgebremsten Planungen kamen dann noch Umweltverbände und angespitzte private Autobahngegner ins Spiel, die allesamt vorgaben, der „drohenden Naturzerstörung durch die Autobahn“ Einhalt gebieten zu wollen. Dabei taten sich die ortsfremden Ökoneurotiker meist noch mehr hervor, als die regionalen aus dem Raum Kassel und Eschwege. Die Gralshüter der Natur haben die Autobahnrealisierung um Jahrzehnte verzögert. Ja, sie haben die strukturschwache Region Nordosthessen um eine Entwicklungschance betrogen. Und dafür wollen sie sogar noch gelobt werden. In welcher Welt leben die wohl?

Natürlich bringen diese Aussagen insbesondere in der obigen Kurzform sämtliche Autobahnkritiker auf die Palme (sicher auch manchen Politiker einer bestimmten Coleur und vielleicht auch manche Verwaltungskraft). Lesen Sie aber erst weiter, wenn Sie nicht zu den Voreingenommenen gehören wollen. Im Folgenden wird die Untermauerung der v.g. Aussagen ein Hauptthema dieses Buches sein. Die Leute auf den Palmen können sich ja damit trösten, dass sie hier nur einen Roman lesen.

Enthusiasmus - Ernüchterung - Verwirrung

Die Autobahnplanung erlebte viele Wellen. Nach dem anfänglichen Enthusiasmus kam die Ernüchterung, die ob der zunehmenden Konflikte zwischen den Autobahnbefürwortern und den Gegnern bald zu Verwirrung führte. In der Politik setzten beizeiten schon gegenseitige Schuldzuweisungen ein. Die Grünen und auch Teile der SPD wiesen immer öfter darauf hin, dass die von ihnen favorisierte Reihe von Umgehungsstraßen anstelle der Autobahn angeblich von vielen Seiten akzeptiert war und daher früher hätte fertig sein können. Sie wollten eine Girlandenkette von Umgehungen, die sich eng um die Ortschaften herumwickeln sollte wie ein Lindwurm. Noch heute hört man, dass diese Lösung längst fertig sein könnte. Aber nur, weil die nicht so unendlich hartnäckig bekämpft worden wäre.

Aus Planerkreisen, nicht zuletzt von Mandamo, wurde dem entgegen gehalten, dass zweistreifige Ortsumfahrungen nur eine teure Zwischenlösung sein könnten, weil damit die prognostizierten Verkehrsmengen der Zukunft, besonders die des Güterverkehrs, nicht zu bewältigen seien. Außerdem würde mit Umgehungsstraßen der Verkehr nur von den Vorgärten innerhalb der Orte in die rückwärtigen Gärten verlegt. Und schon bald würden auch die Umgehungsstraßen wieder überlastet sein.

Davon merkt man nach 2015 vermeintlich nicht viel. Das liegt aber daran, dass die meisten LKW´s auf der großräumigen Ost-West-Route tatsächlich noch über das Kirchheimer Dreieck fahren. Weil die kürzere Strecke entlang der B7 für sie großenteils gesperrt ist. Außerdem haben sich viele Leute an der B7 längst an die stark gestiegenen Gesamtverkehrsmengen gewöhnt. Sie wissen kaum noch, wie die Verhältnisse vor der Grenzöffnung waren.

Wandel des Zeitgeistes

Dieser Geist ist in Deutschland nicht so harmlos wie der Schlossgeist von Nottingham, der nur bei Nacht umherwandelt und nur wenige schlichte Gemüter erschreckt. Nein - unser Zeitgeist wirkt auf fast alle Mitmenschen ein und er ist zu jeder Zeit und Unzeit tätig. Zwar wirkt er nur indirekt, ist unsichtbar und unangreifbar, so wie das eben bei Geistern üblich ist. Aber er ist dennoch gefährlich. Wenn er einmal herum wedelt, ist er nicht mehr halt- und greifbar. So wie bei Aladin, wo der Geist nach Entweichen aus der Flasche nicht mehr zu bändigen war.

Geister kann man nur schwer verjagen, sie sind stets und überall präsent. Schlimmer ist aber noch, dass beim Zeitgeist niemand die Ziele klar erkennen kann, denn er wechselt sie wie ein Grippevirus, das ständig seine biochemische Form ändert. Außerdem sind die Ziele dieses Geistes genauso schwierig bekämpfbar wie das Virus. Erst wenn die Aktionen des Geistes eine schreckliche Epidemie auszulösen drohen, werden Seren zur Bekämpfung entwickelt. Gleichwohl hat der Zeitgeist eine große Macht - gerade auch weil er so heimtückisch aus dem Hinterhalt heraus angreift.

Es gibt so etwas wie ein Diktat des Zeitgeistes, doch niemand gibt zu, dass er diesem je gefolgt wäre. Denn es könnte als hinterherlaufen hinter dieser ominösen Erscheinung der Neuzeit ausgelegt werden. Wo doch der aufgeklärte Mensch eigentlich gar nicht mehr an Geister glaubt. Trotzdem, dem Zeitgeist wird gefolgt. Meist sogar blind ohne kritisches hinterfragen oder langes diskutieren, weil der Kuschelkurs mit den Zeitgenossen des Zeitgeistes so viel bequemer ist, als der Konfrontationskurs gegenüber ideologisch-dogmatischen Genossen. Gerade bei letzteren helfen die besten Sachargumente nicht, wenn der Zeitgeist seine Fahne mal wieder anders in den wechselnden Wind gehängt hat.

Von Anbeginn des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens der Menschheit, sind wir Gefangene unserer Zeit. Das zeigt sich schon in den ältesten Epen, Dichtungen und Liedern, wie z.B. Wolfram von Eschenbach (Epos Parzival) und Walter von der Vogelweide (Minnelieder) und noch älteren Werken aus den frühen Hochkulturen. In den Königsdramen von Shakespeare wird vor allem die Selbstbestätigung einer gewissen aristokratischen Klasse hofiert. Karl Marx bediente mehr die Arbeiterklasse und wetterte gegen die Kapitalisten. Und was machen die heutigen Zeitgeister, Gesellschaftskritiker, Politologen, Agitatoren? Jedenfalls nichts Besseres. Sie sind die Erzeuger, Interpreten und Exekutoren des jetzigen Zeitgeistes.

Nichts ist so beständig wie der Wandel

Der stets wechselnde Zeitgeist hat in der Gesamtschau mehr zur Verzögerung der Autobahnplanung als zu deren Beschleunigung beigetragen. Dass der Lückenschluss der langen Fernstraße eigentlich dringend erforderlich ist, war in den ersten Planungsjahren vollkommen unumstritten. Nur langsam relativierte sich das, nachdem Kritiker von weither die A44 plakativ als "Umweltzerstörer" verunglimpft haben. Ohne das nachvollziehbar zu begrünen. Bei manchen Politikern und sonstigen Figuren des öffentlichen Lebens kamen so etwa ab der Jahrtausendwende Bekenntnisse zur Notwendigkeit der A44 nur noch in Sonntagsreden vor.

Das fiel nicht immer und jedem Menschen auf. Die Strippenzieher versuchten das alles ohnehin unter der Decke zu halten. Mancher Heckenschütze aus dem Hinterhalt will heute damit auch nicht mehr persönlich in Verbindung gebracht werden. Schieben wir das Problem also auf den an sich immer anonymen und sich stets unschuldig gebenden Zeitgeist. Er hat zwar die Planung entscheidend mitgeprägt, doch kann er dafür leider nicht zur Verantwortung gezogen werden. Dieser Spuk!

Weil dennoch die verdeckt abgelaufenen und hinterlistigen Mauscheleien des ominösen Zeitgeistes nicht der Vergessenheit anheim fallen sollten, fanden es einige mutige Romanfiguren notwendig, sich dieses Themas anzunehmen. Je nach Couleur würde der eine oder andere Leidensgenosse die Schwerpunkte vielleicht etwas anders setzen als es ein Verkehrsplaner aus seiner Sicht und Position heraus tut, aber es bleibt ja jedermann unbenommen, darüber anders zu denken.

Die bedachtsamen A44-Kritiker werden ihre Sichtweise nach Lesen dieser Lektüre vielleicht überdenken. Offensivere werden danach hoffentlich nicht mehr ganz so pauschal mit irgendwo gehörten Schlagworten argumentieren, wie das jahrzehntelang zuvor geschah. Bleiben noch die informationsresistenten Kritiker, aber die sind ohnehin nicht zu überzeugen. Trotzdem ist es der Anspruch dieses Buches, allen logisch-rational denkenden Bürgern dabei zu helfen, die einen von den anderen zu unterscheiden. Obwohl es ja nur ein Roman ist.

Den Mainstreams folgen wie die Lemminge?

In Huftierherden, Fischschwärmen, Mückenschwärmen oder Affenhorden zusammenzubleiben, mag gute Gründe haben. Wissenschaftler der Universität Stanford stellten die Grundfrage „wie addieren sich die Handlungen einzelner Wesen zum komplexen Verhalten einer Gruppe? Wie treffen Hunderte von Bienen oder Ameisen eine wichtige Entscheidung für Ihr Volk, wenn es unter Ihnen Dutzende von unterschiedlichen Erfahrungen (z.B. zu Futterplätzen, Wegen, Gefahren) und daher auch entsprechend viele Meinungen gibt? Sie treffen Kollektiventscheidungen - und daran halten sich auch diejenigen, die zuvor anderer Meinung waren.

Bei einfach strukturierten Tieren klappt das. Aber wenn die so viel intelligenteren Menschen ein größeres Vorhaben angehen, führen 100 Beteiligte zu 200 Meinungen und 300 Lösungsansätzen. Und die werden alle unerbittlich verteidigt. Darüber bricht eine heillose Konfusion aus. Das gleicht oft dem Chaos, das entsteht, wenn man in einen Ameisenhaufen oder in einen Bienenstock hinein sticht. Während aber dort die Bienenkönigin nur eine Funktion zum Eierlegen hat und sie sonst nichts zur Staatslenkung beiträgt, haben wir Menschen viele hierarchische Führungsebenen. Und diese machen die Problemlösung nicht einfacher, sondern schwieriger. Weil Beteiligte mit nur sektoralem Überblick oft starr auf ihren einseitig gebildeten Meinungen beharren.

Seit der ersten Demokratie im alten Athen (vor 2500 Jahren) und der langen Pause, in der es keine Demokratien gab, sind die heutigen demokratischen Lenkungsstrukturen immer komplizierter geworden. Ob das vielleicht gezielt so eingerichtet wurde, um es den jeweils Oppositionellen zu ermöglichen, den Regierenden die Erfolge zu erschweren? Angesichts einiger eklatanter Auswüchse in unserer Zeit neigen einige Politologen zu dieser Ansicht. Von denen, welche die meisten Fäden der vielen Geflechte in der Hand halten, wird natürlich ganz was anderes behauptet.

Beim modernen Menschen mit seinen hochkomplexen gesellschaftlichen Strukturen, den Strategien von Tarnung und Täuschung zur Indoktrinierung und Lenkung ganzer Menschengruppen ist offenbar das nicht möglich, was bei Ameisen funktioniert. Zwar sind auch in Menschengruppen die meisten Prozesse einfach zu durchschauen, aber sie werden so verschleiert, dass deren Einfachheit nicht auffällt.

Außerdem stellen einige Menschen ihre Einzelinteressen rücksichtslos über die des gesamten Staates. Sie reden zwar viel von Demokratie, verhalten sich aber viel eher wie Despoten. In speziellen Situationen wäre der heutige Homo Sapiens manchmal besser beraten, den Hauptdenkrichtungen seines Umfeldes, dem oft fehlgeleiteten Zeitgeist nicht zu folgen. Und zwar nicht nur im persönlichen Eigeninteresse, sondern vor allem dem der gesamten Gesellschaft.

Zwangsbeglückung

Der frühere DDR-Menschenrechtler und Bundespräsidentenkandidat Gauck sagte am 12.7.10 dem FOCUS, dass er „über den heutigen Zustand der Demokratie besorgt“ sei, weil „das hochkomplexe Politikergeschäft immer stärker von Managern des Politischen geprägt wird. Wer dazu nicht gehört, wird abgehängt, weil er nicht die kommunikativen Mittel hat, sich Gehör zu verschaffen“. Welcher besonnen denkende, aber damit allein stehende Bürger, hat nicht das Gefühl, dass er damit Recht hat?

Man könnte es auch noch anders auf den Punkt bringen. Einst sprachen Priester den Bannspruch über die Ungläubigen, heute befinden wir uns im Bann von politischen Halbgöttern. Die früher noch im eigentlichen Sinne religiösen Priester malträtierten damals nur vergleichsweise wenige Heiden, doch die heutigen grünen Dreiviertelgötter haben uns alle im Visier. Sie versuchen in höchst unlauterer Weise Indoktrinationen und drängen uns ihre abstrusen Weltbilder auf. Vieles von dem Eingetrichterten ist schlichtweg grundfalsch. Doch verweisen die grünen Möchtegerngötter trotzig auf angeblich oder scheinbar wissenschaftliche Analysen, obwohl sie diese oft vorher nach eigenem Gusto zurecht frisiert haben. Anscheinend kennen sie auch nicht die Definition, die da lautet "Wissenschaft bedeutet, den Zufall durch den Irrtum zu ersetzen". Trotzdem umgibt sich die vermeintliche Elite mit dem Nimbus der Unfehlbarkeit.

Natürlich ist Wissenschaft an sich notwendig für die Fortentwicklung, zumindest den Erhalt der lebensnotwendigen Grundlagen. Nur sollten manche Wissenschaftler mal etwas bescheidener auftreten. Einige Dogmen aus bestimmten Fachdisziplinen bezeichnen als unwiderlegbare Wahrheit, was in Wirklichkeit nur ihre These ist. Vieles davon liegt schon lange nicht mehr im Interesse der Allgemeinheit, sondern trägt längst die Züge von Bevormundung. Diese Götter verlangen von uns eine Unterordnung unter offenkundig unrichtige Verhaltensvorschriften.

Die heutigen Mainstreams werden klammheimlich von einer versteckt arbeitenden Riege von Meinungsführern geprägt. Unter dieser Ebene gibt es Cliquen von Laienpredigern und Mitläufern zur Beeinflussung der Massen. Von diesen Manipulatoren wird der Bürger in einem fast unmerklichen, schleichenden Prozess vereinnahmt. Sein Denken, Fühlen und Handeln wird ferngelenkt. Wie bei manchen TV-Werbespots. Während es aber dabei nur um harmlose Waschmittel oder Rasierlotions geht, handelt es sich bei den Aktionen der gesellschaftspolitischen Werber um viel giftigere Dinge. Ihm werden die Wertvorstellungen der grünen Weltenretter heimlich aufgezwungen. Vom Opfer völlig unbemerkt. Fast wie bei einer Gehirnwäsche.

Leider wird die daraus erwachsende Gefahr kaum erkannt und die Verführer dieser Couleur sind nicht so leicht zu entlarven. Denn sie legen nach außen hin ihre Ziele geschickt so dar, als ob sie nur „dem Menschen dienen“. Welchen Menschen aber? Einige Teilziele mögen tatsächlich einigen Menschen nützen, aber ihnen sind weltfremde, politisch-ideologische Ziele übergeordnet. Und das muss herausgearbeitet und bloßgelegt werden.

Zitieren wir dazu mal einen Neurologen, der zur Erklärung eine Metapher benutzt. In einem Naturgarten wächst alles wild durcheinander, Gemüse und Unkraut, viel Gestrüpp und Bäume. Aber es gibt keinerlei Pfade. Derartige Anlagen und auch Irrgärten mit verschlungenen Pfaden gibt es in mannigfaltiger Form. Manche auch bloß als Phantasiegebilde in wirr gemachten Köpfen. Sowohl in den realen, als auch in den virtuellen Irrgärten haben es die nach Orientierung Suchenden schwer.

Manchmal werden wahre und unwahre Sachverhalte so stark verfilzt, dass es kaum noch möglich ist, ein zutreffendes Fazit zu ziehen. Wo Desinformationen unmerklich die Oberhand gewinnen, funktioniert die Meinungsmanipulation hochwirksam. Steigern lässt sich der Effekt noch, wenn verschlagene Propagandisten die Unterminierung geschickt strategisch vorplanen und systematisch inszenieren. Die Thesen können dann noch so abstrus sein, wenn sie über viele Jahre beharrlich in das Unterbewusstsein der gutgläubigen Gemeinde eingehämmert worden sind, beginnt irgendwann eine Wirkung. Nun kann Otto Normalverbraucher gezielt, systematisch und meist sogar unbemerkt am Gängelbändchen gelenkt werden. Die geheimen Meinungsmacher bestimmen geschickt seine Denkweise.

Manipulation mit fake news und alternativen Wahrheiten

Neudeutsch spricht man heute von fake news. Donald Trump hat den Begriff weltweit bekannt gemacht. Ganz schnell haben die Strategen in USA und sehr wohl auch bei uns erkannt, was man mit diesem Begriff und dieser Methodik alles anstellen kann. Der Autor dieser Zeilen hat es förmlich erwartet, was dann auch bald kam. Falschmeldungen gab es schon immer, auch bewusst gestreute falsche Nachrichten.

Aber heute werden mindestens genauso oft bestens begründete Tatsachen einfach als fake news verteufelt. Während dem sogenannte "Fakten" gegenüber gestellt werden, die erst recht nicht mehr wie spezielle Ideologien sind. Völlig verdrehte, auf auf falschen Grundlagen beruhende news, die uns als Wahrheit verkauft werden. Die selten tief genug einsteigende und daher oft blindgläubige Bürgerschaft fällt nur allzu oft darauf herein. Im einen wie im anderen Fall.

Natürlich haben wir hier das Hauptthema etwas verlassen, aber es gibt Zusammenhänge. Bei intensiver Analyse wird erkennbar, dass es den politischen Agitatoren gar nicht um so kleine Effekte geht, wie sie der Autobahnbau mit sich bringen würde. Nicht mal wirklich um die weltumspannenden Klima- und Energiefragen. Viel mehr streben sie nach Meinungsführerschaft. Neudeutsch Mainstream leadership.

Es ist hier genauso wie bei vielen anderen Irrlehren, wo die Anhänger fehlgeleitet wurden, ohne das zu merken. Bei den modernen Gefängnissen sieht man die Gitter kaum noch, aber sie sind da. Die Insassen dürfen das alte Volkslied „Die Gedanken sind frei“ singen, aber ihre Köpfe bleiben innerhalb der Einkerkerung gefangen. Bei fanatischen Sekten werden für die Eingesperrten erst recht keine Gitter mehr benötigt. Geschickte Priester halten die im Geiste Gefangenen verbal fest in ihren vorgezeichneten Gedankenlabyrinthen.

Gleichwohl beginnt die Unterwanderung des Denkens an der Basis. Viele Bürger in Nordhessen ahnen oder wissen es, dass über die gestreuten Schlagworte Umweltschutz, Waldsterben, Klimawandel, Artensterben uvm. die Autobahnplanungen und andere Infrastrukturmaßnahmen stark verzögert wurden. Aber instinktiv können es viele Menschen kaum glauben, dass es zwischen diesen Parolen solch unmittelbare, direkte, enge Zusammenhänge geben soll. Oder sie trauen sich keinen Widerspruch, weil sie glauben, den rhetorisch gewaltig dominierenden Volksrednern nicht gewachsen zu sein. Das muss man den Grünlichen lassen, die meisten davon können ihre Gegner in Grund und Boden reden - ohne sich substanziell zu äußern.

Die Manipulatoren wollen natürlich keine vertieften Diskussionen. Auch nicht zu Straßenplanungen, denn das würde sie demaskieren. Nach außen hin tun sie daher so, als ob das stets nebensächliche Randaspekte gewesen wären, aber dem war nicht so. Der Observer sah manch Unglaubliches und sieht daher auch eine wichtige Aufgabe in der Aufklärung darüber, wie bei der A44-Planung versucht wurde, jeden noch so kleinen Projektfortschritt zu bekämpfen. Durch die unsichtbaren Zeitgeister und daher ohne erkennbare Bremsspuren. Der unbedarfte Bürger bekam davon gar nichts mit und er könnte es wohl auch kaum glauben, wenn er es denn erführe. Genau darauf bauen die Propagandisten in ihren Dunstkreisen hinter den Vorhängen.

Daher wollen wir in unser aller Gesamtinteresse mit dem Observer noch weiter in die versteckten Hinterstuben hineinschauen und hören, welche Geheimstrategien diese Kreise ausgeheckt haben, um uns in bestimmte Bahnen zu lenken. Keine Angst, wenn wir den gewiesenen Denkrichtungen nicht blindlings folgen, sind wir noch keine Naturzerstörer! Noch lange nicht! Lassen wir uns das nicht einreden. Nachdem wir die gehörten Losungen der Grünlichen zuhause in aller Ruhe noch mal objektiv überdacht haben, kehren wir den Fußboden auf. Das wird bestimmt notwendig sein, nachdem uns so viele Schuppen von den Augen gefallen sind.

Die zu Marionetten Degradierten sollen tanzen

In einer Gesprächsrunde fragte der Observer den A44-Chronisten Mandamo „Kennen Sie die Augsburger Puppenkiste?“ Ja klar, da hängt ein Kasperle in den Seilen und wird von Marionettenspielern zum Zappeln veranlasst. Richtig! Aber neben dem Kaspar schaukeln auch verschiedene andere Figuren an ihren Seilen herum, von der Obrigkeit angehängte Wegemeister, Gemeindediener, Bauern, Knechte und andere Hörige. Oben ziehen an den Seilen Fürsten, Prinzen und Prinzessinnen, Schulmeister und Pfaffen. Übrigens geht die Puppenkiste manchmal auch auf Tournee und lässt anderswo die Puppen tanzen. Unter anderem soll dieses Theater sein Debüt auch schon in Kassel, Hessisch-Lichtenau, Eschwege und Sontra gegeben haben, um dort dem Publikum etwas vorzugaukeln.

Hinter den Theaterbühnen gibt es ebenfalls viel Geheimniskrämerei. Gewollte und ungewollte. Beklagt wird sie nur dann, wenn sie bei Vertretern anderer Denkrichtungen vermutet wird. Im eigenen Dunstkreis wird sie ganz selbstverständlich praktiziert. Der Observer mahnt eine bedingungslose Offenheit an. Wer den Bürgern wichtige Infrastrukturmaßnahmen vorenthalten will, soll das offen, ehrlich und mit klar verständlichen Worten verkünden. Es ist unfair, dies darüber erreichen zu wollen, dass man die Planer an Seilen tanzen lässt und dabei selbst als Marionettenspieler hinter blickdichten Vorhängen bleibt.

Wer den individuellen Autoverkehr abschaffen will, soll das auch genau so sagen. Klar und deutlich, ummissverständlich und unverblümt. Es ist nicht akzeptabel, dass geheime Sektierer den Planungsbeteiligten Phrasen soufflieren und dann erwarten, dass diese sie unreflektiert wiederkäuen sollen. Das heuchlerische Verfahren muss erkannt, die Strippenzieher müssen entlarvt und die geheimen Fäden des zur Massenbeeinflussung gewirkten Netzes zerrissen werden. Wer hat denn das so vorlaut verkündet? Ein Weißbartträger, der dem Vernehmen nach Straßenplaner ist.

Wer den Bau einer Autobahn befürwortet, darf nicht automatisch mit Zerstörern der menschlichen Lebensgrundlagen gleichgesetzt werden. Geschickterweise suggerieren die Projektgegner genau das den Bürgern im Planungsraum. Sie greifen vor allem die engagiertesten Planer an, um sie an die Kandarre zu nehmen. Ihre „Differenzierungsfähigkeit“ versuchen sie damit zu dokumentieren, dass sie ja „nicht alle Planer“ bedrängen. Die Umweltplaner und die schon umgedrehten Straßenplaner bleiben ungeschoren. Natürlich auch die, welche den Kampf bereits von sich aus aufgegeben haben.

Der Anwalt der Vernunft, Herr Justus Klarmann, ergänzt, dass ihn diese Art von Manipulation, der heimliche Versuch, das Denken gleichzuschalten, fatal an die Machtstrukturen in Diktaturen erinnert. Wie einst bei den Nationalsozialisten im 3. Reich, den Kommunisten in der DDR, der Sowjetunion und in China. Und bei Erdogan in der Türkei. Nur wirkt die Massenbeeinflussung bei uns und heute so viel subtiler, dass sie als solche gar nicht mal von allen erkannt wird. Sie mündet nämlich nicht in dem offen ausgesprochenen Befehl "Im Gleichschritt Marsch!".

Ein typisches Beispiel für die heute weit fortgeschrittene Vereinheitlichung des Denkens, ist ein Umfrageergebnis vom Herbst 09, nachdem sich 40 % der Deutschen vor der globalen Erwärmung fürchten. Warum wohl? Weil uns ununterbrochen mit schlimmen Katastrophenszenarien gedroht wird und die meisten von uns deren Stichhaltigkeit selbst nicht beurteilen können. Selbst nach vier kalten Wintern und kalten Sommern fällt anscheinend gar nichts besonderes dabei auf, dass die überhitzten Klimatologen klammheimlich den Begriff Klimaerwärmung gegen Klimawandel ausgetauscht haben. Viele Bürger ergeben sich und lassen sich berieseln. Weil sie müde geworden sind, diese und andere abstruse Hirngespinste kritisch in Frage zu stellen.

Noch in den achtziger Jahren gerieten Gutgläubige in Panik darüber, dass es schon im Jahre 2000 in Deutschland keinen Wald mehr geben soll. Kurz danach kam das Ozonloch groß in Mode, wegen dem sollten wir nicht mehr ins Freie gehen. Kein Scherz! Das waren alles Schlagzeilen. Vielfach wiederholt in fast allen Nachrichten. Dann kam die Feinstaubbelastung auf und vieles mehr. Dazu erzählt der Observer im Verlaufe der Romanhandlung noch Näheres, weil alle diese Schlagworte auch zur Ablehnung der A44 missbraucht worden sind.

Nicht selten sind Ergebnisse aus Bürgerbefragungen unglaubwürdig. Heute besonders die nach der ungeheuren Klimapropaganda erstellten Umfragen. Bekanntlich gibt es ja statistische Tricks. Hören wir mal, wie man durch suggestive Fragen bestimmte Antworten hervorlocken kann. Es gibt dazu mehrere entlarvende Beispiele. Hier ist eines: Wenn in einem Fragebogen nur mit Ja oder Nein geantwortet werden kann (eine sehr beliebte Masche) bringt das manche Gefragte in die Klemme. Versuchen Sie mal die folgende Frage nur mit einem Kreuzchen bei Ja oder nein zu beantworten: "Wollen Sie weiterhin lügen"? Mit "Ja" würde wohl niemand antworten. Mit "Nein" gäbe er ein früheres Lügen zu.

Das führt zu der Frage, warum in einer Umfrage vom Sommer 2011 zu den Ängsten der Deutschen schon an zweiter Stelle die Naturkatastrophen genannt wurden. Haben wir hier schon die Hurricanes, Vulkanausbrüche und Tsunamis, deren Bedrohungspotential bestimmten Gruppierungen sehr stark nützt? Oder sind die "Naturkatastrophen" in die deutschen Hirne nur hineingelockt worden? Es ist schon erstaunlich, dass eine weit realere Gefahr, erst an 7. Stelle genannt wurde. Nämlich eine Verschlechterung der Wirtschaftslage mit nachfolgender Erhöhung der Arbeitslosigkeit erhöhen könnte, wenn politisch falsche Weichen gestellt werden.

Es gibt eine Unzahl von anderen Beispielen. Nicht ohne Grund hat der englische Premierminister Churchill schon vor 70 Jahren gesagt, dass er keiner Statistik glaubt, die er nicht selbst gefälscht hat. Vermuten lässt sich manches, doch es zu beweisen, dürfte wegen des Riesenaufwandes kaum durchführbar sein. Darauf bauen die Fälscher.

Vor einer TV-Sendung zum A44-Bau in Hessisch-Lichtenau im Dez. 2010 haben sich 120.000 Menschen geäußert. Davon sollen angeblich 63 % für mehr Naturschutz und GEGEN den Autobahnbau gestimmt haben. Hoch interessant! Aber was sagt die bloße Zahl, wenn man nicht weiß, wo diese Leute wohnhaft sind, wieviel sie von der Autobahnplanung wussten usw. Nur ihre politische Grundeinstellung und Voreingenommenheit kann man sich denken. Aber für wen ist das relevant? Nach der TV-Sendung waren dann nur noch 25 % der Zuschauer gegen den Autobahnbau und 75 % dafür.

Welch ein aufsehenerregendes Ergebnis! Aber ob man die beiden Ergebnisse ohne nähere Kenntnis der Datenbasis, Art der Fragestellungen, Auswertungsmethodik usw. wirklich vergleichen kann? Unabhängig davon ist es ohnehin unglaubwürdig, dass nur drei Viertel der Bevölkerung den Bau der A44 wichtiger fanden als den Schutz der Kammmolche. Mehr nicht? Ob den Molchliebhabern auch bekannt war, dass der Amphibienschutz sowieso schon bis zum Exzeß betrieben worden ist? Und dass die betroffenen Bürger durch die vorgeschobenen Umweltprobleme auf ihre Verkehrsentlastung immer noch warten müssen? Vieles sieht hier nicht nach einem objektiven Umgang mit dem Thema aus.

Panikmache

Manche Leserbriefe zeigen eine nicht geringe Angst vor den Schrecknissen für unseren Raum infolge des Autobahnbaus. Der Durchschnittsleser hat den Eindruck, dass dem von Behördenseite zu wenig oder gar nicht entgegengetreten wird. Es gibt viele Beispiele dafür, dass von Pseudoexperten Fakten gefälscht oder gar frei erfunden wurden, um die Denkrichtungen der Leser in die Irre zu lenken. Die völlig verbohrten Fanatiker scheuen sich auch nicht davor, ihre Hypothesen, die mehr sowas wie Aberglauben sind, auch dann verbissen weiter zu verteidigen, wenn sie längst entzaubert und widerlegt sind. Die Autobahngegner haben es verstanden, derartig heftig und lange auf die labilen und daran oft wenig Interessierten einzudreschen, dass deren Geist irgendwann den Widerstand gegen die Einpeitscher aufgab. Dadurch wurde die Gemeinde derer, die bei technischen Sachverhalten wie die Blinden von der Farbe reden, ständig größer.

Wie, nichts gemerkt davon? Das liegt daran, dass unsere Agitatoren nicht so grimmig wie der Terminator oder der dicke grüne Hulk herumlaufen. Auch nicht wie Elitepolizisten in martialischen Uniformen oder wie finster drein blickende Geheimagenten mit Schlapphüten. Viel mehr sind es ganz harmlos und oft auch richtig nett erscheinende Menschen. Darunter Mitglieder von Umweltverbänden, denen im Ursprung das Lebensrecht der Grashalme und Mücken tatsächlich am Herzen liegt oder lag.

Soweit sie wirklich solche Gutmenschen sind, ist deren Wirken aller Ehren wert. Leider gibt es unter den selbsternannten Gutmenschen auch viele, die eigentlich gar keine sind. Nicht wenige Propagandisten versuchen abstruse Ideologien in der Welt zu verbreiten, obwohl sie sich erst auf den zweiten Blick „gemeinnützig“ anhören. In der verbleibenden Quintessenz schaden sie unserer zukünftigen Entwicklung vielfach mehr, als sie nützen. Zudem sind auch viele selbsternannte Schulmeister dabei, die bei den noch kritiklosen kleinen Schutzbefohlenen ganz bestimmte Keime legen. Diese Saat geht dann später manchmal wie Unkraut auf.

Außerdem findet man unter diesen neuzeitlichen Propagandahelfern recht sonderbar argumentierende Leserbriefschreiber. Darunter total verblendete Ideologen und auch naive Naturapostel, die selbst extrem einseitig und nicht selten sogar grundfalsch informiert sind. Sie schaffen es aber, trotz der Begrenzung eines Leserbriefes auf wenige Zeilen, ihre Gedankengespinste in epischer Breite und mit unzähligen Wiederholungen immer wieder unters Volk zu bringen. Dies wird dadurch erreicht, dass sie in ihrer schieren Überzahl und großen Schreibfreudigkeit einen breiten Raum in den Zeitungen förmlich pachten konnten.

Währenddessen bekommt ein Leserbriefschreiber mit einer Meinungsäußerung pro A44 und gegen den Mainstream kaum das allernötigste unter. Wegen der Kürze müssen dessen Texte zwangsläufig ohne Hintergrundinformation und die Benennung der notwendigsten Bezüge auskommen. Das macht sie leichter angreifbar und könnte damit unter Umständen sogar so entstellt werden, dass es kontraproduktiv wirkt.

Das Thema Klima ist dafür ein ganz typisches Beispiel. Bürgern und auch Politikern wird stets eingeredet, dass die Klimafragen ausschließlich von Wissenschaftlern beurteilt werden könnten und außenstehende Nichtakademiker das nicht verstehen können. Das wäre vielleicht nachvollziehbar, wenn man es nur auf die komplexen chemischen und physikalischen Zusammenhänge reduzierte. Zumal einiges davon durchaus auch unter Doktoren und Professoren umstritten ist.

Aber diese Feinheiten sind nicht das Entscheidende. Den Katastrophentheoretikern scheint es vielmehr darum zu gehen, bei möglichst vielen Entscheidungsträgern den gesunden Menschenverstand auszuschalten, um ihnen dafür die eigenen abstrusen Theorien einzupflanzen. Leider lassen sich davon auch manche Politiker überrumpeln, die oft „nur“ gutgläubige Pfarrer, belehrte Lehrer oder sich sozial gebende Sozialarbeiter sind. Sie sind allzu leicht beeinflussbar, weil sie sich insgeheim selbst als fachfremd einschätzen. Das ist einerseits verständlich, denn nicht alle Abgeordnete können für alles selbst Fachleute sein, andererseits sollten sie dann aber auch nicht so tun, als wären sie Allroundgenies. So wie Doktor Allwissend.

Zusätzlichen Sachverstand einkaufen?

Trotz aller Informationsflut, die uns erreicht, haben wir zuwenig neutrale, ungefärbte Infos auf die wir uns verlassen können. Das gilt auch für die Regierung. Daraus erwächst ein Gutachterunwesen ungeahnten Ausmaßes. Genau dieses reitet unsere Regierungen oft erst richtig in die Bredoullie. Denn vieles von dem, das die Gutachter als Problemlösung auf den Tisch legen, ist im eigentlichen Wortsinn gar keine. Eher ist es ein Teil des Problems, oder ein altes Problem in neuen Gewändern. Die Bundesregierung gibt für externe Berater alljährlich riesige Beträge aus. Eruiert werden konnte, dass "die rotgrüne Bundesregierung allein von 1998 bis 2003 fast 190 Millionen Euro für Berater verpulvert" hat. Und das können nur die bekannt gewordenen Honorare sein. Da kommt noch eine Dunkelziffer hinzu.

Unter anderem werden riesige Beträge auch für diverse Gutachten zu Planungen von großen Bauprojekten ausgegeben. Dabei geht aber der weit überragende Löwenanteil für naturschutzfachliche Gutachten drauf. Neben den "Beratungen" sind die Umweltuntersuchungen vollständig nur von externen Büros erstellt worden. Unter Leitung behördlicher Umweltplaner. Bei Großprojekten kommt noch als Negativum hinzu, dass sich Verwaltungen in eine große Abhängigkeit von den tief eingearbeiteten externen Beratern begeben haben.

Die technische Planung, also das was der Bürger üblicherweise unter "Straßenplanung" versteht, ist hingegen größtenteils in den Behörden selbst erstellt worden. Vergeben wurde davon nur ein kleiner Bruchteil.

Manche Politiker fürchten noch die grassierende Politikverdrossenheit. Aber nur ein wenig, denn verdrossen sind sowieso sehr viele Wähler und aus so verschiedenen Gründen, dass auch der beste Politiker es nicht allen recht machen kann. Bezüglich der Autobahn sind auf der einen Seite diejenigen verschnupft, die seit Jahren auf die Autobahn warten und auf der anderen Seite die, welchen es nicht gelungen ist, das Projekt ganz zu schlachten.

Welche Seite soll denn zuvorderst zufrieden gestellt werden, um die "Verdrossenheit" zu mildern? Die Vertreter der beiden großen Volksparteien verlieren ständig an Wählern und es fällt ihnen anscheinend schwer, zu erkennen, an welchem Rand ihnen mehr Zustimmung und somit Wählerpotential wegbricht. So flüchtet man sich eben weiter in das Zappeln in langen Endlosschleifen.

Für die Planer heißt das, bei jedem neuen Rückschlag, wieder neu zu beginnen. Auf Zuruf und mit oberster Rückendeckung mussten die Planer andauernd weitere, unendlich teure Zugeständnisse an die Naturschützer machen. Wie geprügelte Hunde mussten sie mit eingezogenem Schwanz immer neue Pläne apportieren und Kunststückchen machen. Die Politiker neigten sich etwas zu ihnen hin und sagten: Schau mal, hier ist das Stöckchen, da springst Du jetzt mal drüber. Prima! Und nun dasselbe noch mal rückwärts. Wow!

Die Grünen sind seit einiger Zeit weder im Bund noch beim Land Hessen an der Regierung beteiligt. Das wollten sie ändern und schlossen seit 2009 nicht mehr aus, sich an einer schwarzgelben Koalition zu beteiligen. Noch mehr Macht würde sich für sie ergeben, wenn es ausreichte, nur mit der CDU zu koalieren. Es ist noch nicht lange her, da erschien eine solche Verbindung wie die von Feuer und Wasser. Also undenkbar. Doch 2009 stießen die Avancen der Grünen offenbar sogar bei der hessischen CDU auf offene Ohren. Jedenfalls versuchten plötzlich beide Seiten, sich nicht unnötig auf die Füße zu treten. Das erinnerte an den Heiratsschwindler, der in einen großen Bauernhof einheiraten wollte und daher zuvor sein Opfer umgarnte. Was hätte das für die großen Infrastrukturprojekte bedeutet? Zu befürchten war, dass dann die CDU, als bisher konsequenter Promoter der Großprojekte, auch noch ausfiele.

Seit Herbst 2010 entdeckte die Landes-CDU endlich wieder, dass die Grünen zumindest genauso ihre Gegner sind wie die Ultralinken. Mandamo fragte im Gesprächskreis mit dem Observer den Vertrauten Albin Kenner danach. Der konnte die Geplänkel der Landespolitik gut beurteilen und sagte sofort und spontan, dass die Leute aus beiden Lagern besonders in Sachen Wirtschaftspolitik Dilettanten sind.

Die Grünen waren stets allzu einseitig ökologisch fixiert. Sie übersahen alles, was neben dem Naturschutz sonst noch wichtig ist. Und die Tiefroten wollen immer nur die Versorgungsmentalität fördern, die möglichst ohne adäquate Arbeitsleistung auskommt. Aber auch innerhalb der CDU und sogar der FDP fühlten sich die konservativen Flügel seit langem vernachlässigt. Das führte zu steigendem Unmut. Dann lenkte die Kanzlerin ein und erteilte schwarz-grünen Denkmodellen eine Absage. Der Versuch eines Schmusekurses wurde beendet. Höchste Zeit, meint Albin Kenner!

Eine Neuauflage eines Schmusekurses gab es im Berliner Wahlkampf 2011. Doch dort zwischen der SPD und den Grünen. Das ist hier insofern interessant, dass die Berliner Verlobung in den Koalitionsverhandlungen an denselben Dingen scheiterte wie überall. An einem Straßenbauprojekt, dem nur 3,2 km langen Lückenschluss der A100. Der grüne Alphamann, mit mächtig gewachsenem Ego, ja man müsste es eher Arroganz nennen, bestand auf der Schlachtung und Wowereit ließ sich das Projekt nicht nehmen. Auch die Bundes-SPD sagte nun (man höre und staune), dass "die Grünen ihre Haltung zu Verkehrsprojekten überdenken" müssten. Endlich werden mal Zähne gezeigt!

Richtig dankbar nimmt es der nordhessische Planer Mandamo auf, was der Chef der Bundesgrünen (Özdemir) darauf entgegnete. Daher wird das hier voll zitiert: Er sagte "Für die Sozialdemokraten bemisst sich der Fortschritt immer noch vor allem daran, möglichst viel Beton zu verbauen". Die Grünen forderten im Wahlkampf, in Berlin flächendeckend Tempo 30 einzuführen. All das brachte die Denkweise dieser Partei und vieler seiner Anhänger voll auf den Punkt!

Schon bisher dienten viele Irrläufe der Ökos bei Lichte besehen gar nicht dem Umweltschutz bzw. sie tangierten das Thema nur am Rande. Vielmehr bürdeten uns deren Verfechter Schildbürgerstreiche auf, welche dann von der Allgemeinheit zu bezahlen waren. Man muss das nur richtig erkennen und endlich den Mut haben, es klar auf den Punkt zu bringen, statt sich lau weg zu ducken.

Es kann nicht sein, dass einerseits dauernd über die Zerrüttung der Staatsfinanzen geklagt wird und andererseits so viel Geld regelrecht verschleudert wird, nur um ständig neue Hindernisse zu erfinden. In Sachen Straßenplanung folgerten daraus immer langwierigere und kostenaufwändigere Gutachten, die dann wieder aufwändig in neue Trassenführungen umzusetzen waren. Wirtschaftlich erfolgreiche Nationen sollten sich solch einen grotesken Humbug nicht leisten. Für uns heißt das, dass wir ohne die Bremser noch weit erfolgreicher sein könnten.

In einem demokratischen Land haben insbesondere die jeweiligen politischen Mehrheiten bei Bund und Land den entscheidenden Einfluss auf die aktuell anstehenden Grundsatzentscheidungen jeder raumbedeutsamen und kostenintensiven Maßnahme. So auch der A44-Planung. Darüber hinaus nehmen aber auch Funktionsträger auf anderen Ebenen einen wesentlichen Einfluss, nämlich die Parteien im Landkreis und bei den Kommunen, die Vertreter der Träger öffentlicher Belange, der Verbände und der Bürgerinitiativen. Manche der unterschiedlichen Ziele sind von einzelnen Bürgern in zahlreichen Leserbriefen kolportiert worden. Der Observer hat sie alle gelesen (soweit von den Parteien zugänglich) und Teile davon in dieser Romankulisse reflektiert.

Ein weiterer Anlass für das Schreiben dieses Buches in zusammenfassender Buchform (das ursprünglich kein Roman, sondern eine Dokumentation und Chronologie werden sollte) war ab Anfang der neunziger Jahre die wieder belebte Diskussion um den Autobahnbau im sogenannten Dritten Reich. Einige Kritiker der heutigen Autobahnplanung setzten die damals viel schnellere Realisierung in Bezug zu dem heute so unendlich langwierigen Procedere um die „moderne“ Autobahnplanung und fragten, warum das Stricheziehen heute so lange dauert. Kurz vorweg: Es liegt nicht am „Plänemalen“, sondern an den juristischen Randbedingungen. Deshalb gilt hier und heute das Motto:

Märchenstraßen

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