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Kapitel 5: Eine neue Internetseite

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Angelika schloss die Kajütentür ihres Hausbootes hinter sich, lehnte sich dagegen und atmete tief durch. Feierabend und langes Wochenende! Und das Beste war, sie hatte weder Dienst, noch Bereitschaft, drei Tage lang.

Für den Heimweg hatte sie weniger als eine Stunde gebraucht. Das war für Amsterdamer Verhältnisse und einem Weg von fast zehn Kilometern eine verdammt gute Leistung. Bevor sie endgültig abschalten konnte musste sie nur noch ihr kleines persönliches Feierabend-Ritual durchführen. Sie nahm ihre Dienstwaffe aus dem Schulterhalfter, überprüfte noch einmal ob die Waffe ge­sichert war und legte sie mit Dienstausweis, Halfter und Marke in die Schreibtischschublade.

Mit einem Schlag wurde aus der Sonderagentin des Drogendezernats Amsterdam wieder Angelika Korte, Yoga-Fan und engagierte Tierschützerin. Sie hatte es sich gerade auf dem Sofa bequem gemacht da kam auch schon Mick Jagger, ihr Kater, angesprungen und forderte energisch seine ihm zustehenden Streicheleinheiten ein. Dann duschte sie sehr ausgiebig und nach einem, natür­lich vegetarischen, Abendessen setzte sie sich an ihren Schreibtisch und schaltete den Rechner an. Schließlich sollte heute ihre eigene Internetseite fertig und ins Netz gestellt werden. Die thematischen Seiten hatte sie schon seit einiger Zeit komplett. Die Themen waren vegetari­sches Essen, Meditationstechniken und selbstverständ­lich der Tierschutz. Nur die Startseite hatte ihr noch Pro­bleme bereitet. Bis gestern. Um sich inspirieren zu las­sen, hatte sie sich bei youtube einige Clips angesehen. Sie hatte willkürlich einige Videos ausgewählt, die gera­de eingestellt wurden. Und dabei hatte sie eines gefun­den, das ihr wunderbar gefiel. Eine Komposition aus Farben und Formen, untermalt von mystischen Klängen. Und als Krönung lief über das Video noch ein sakraler Text. Sie hatte den Urheber angeschrieben und um seine Zustimmung gebeten, diesen Clip in ihre Internetseite einbauen zu dürfen. Jetzt war sie auf seine Antwort ge­spannt. Den Link hatte sie kopiert, doch dummerweise war der Clip nicht mehr vorhanden. Er war gelöscht worden. Das war natürlich schade, aber nicht schlimm. Denn sie hatte sich dieses Video zuvor bereits auf ihren Rechner geladen. Die ganze Komposition wollte sie ohne Zustimmung des Urhebers nicht benutzen, aber den Text, der ja wohl aus der Bibel stammte, den setzte sie auf ihre Startseite. Der passte irgendwie zu den fernöstlichen Meditationstechni­ken. Mit dem Ergebnis war sie sehr zufrieden.

Ein Kollege, der sich mit Internetseiten gut auskann­te, hatte ihr noch einen, seiner Meinung nach sehr wich­tigen, Tipp gegeben. Es gibt in der Struktur einer Inter­netseite so genannte Suchmaschinen-Tags. Hier kann man Stichwörter und Suchbegriffe angeben, damit ande­re Leute die eigene Seite durch die Suchmaschinen bes­ser finden können. Er hatte ihr genau aufgeschrieben, wie sie da vorgehen musste. Nachdem sie die ihrer Mei­nung nach relevanten Begriffe eingetragen hatte, war aber immer noch freier Platz für irgendwelche Worte. Weil ihr nichts anderes mehr einfiel, trug sie dort noch die Begriffe „Schöpfungsgeschichte“ und „denn sie sind die Schöpfer“ ein. Damit war die Seite fertig. Nach mehrmaliger, ausgiebiger Kontrolle lud sie ihr Meister­werk dann endgültig ins Internet.

Hallo Welt, ich bin da!

Da es noch ziemlich früh am Abend war, nahm sie ihr Handy und rief alle Leute, die ihr irgendwie wichtig wa­ren an, um sie über diese großartige Sache zu informie­ren. Als sie irgendwann ins Bett ging, hatte der Besu­cherzähler schon fast zwanzig Besucher registriert und in dem Gästebuch waren auch schon einige nette Einträge. Angelika war richtig stolz auf sich. Das Leben konnte so schön sein.


Die Hüter des Sakraments

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