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2021-Russland, nahe Saratow - Ein Landstreicher

Auf der Suche nach den Tätern des Einbruchs in das Lager für Radioaktive Stoffe fährt die Militärpolizei eine Forststraße ab. Wenige Kilometer vor Saratow flüchtet eine Gestalt vor dem herannahenden Fahrzeug in das Unterholz, um sich den Blicken der Fahrzeug-Insassen zu entziehen. Den Männern der Militärpolizei ist das nicht entgangen. Sie fahren bis zur Stelle ihres Verschwindens und stellen der flüchtenden Gestalt nach, die versucht, durch das dichte Buschwerk zu entwischen. Doch die jungen Männer holen sie bald ein und greifen sie auf. Es handelt sich um einen alten, verwahrlosten Mann mit einem Bündel seiner Habseligkeiten – vermutlich ein Landstreicher. Der Alte hält schützend seine Arme über sich und schreit: „Hebe dich von mir Satan!“ Dabei schlägt er drei Kreuze vor Brust und Stirn. Die Männer nehmen ihn mit und bringen ihn in die Ausnüchterungszelle einer Polizeistation in Saratow. Sie müssen davon ausgehen, dass der Aufgegriffene betrunken ist, weshalb ihn im Delirium Hirngespinste plagen.

Oberst-Leutnant Korski bittet den Gefängnisbeamten Sparkow, die Aussagen des Alten zu protokollieren. Vielleicht sei daraus etwas abzuleiten, was ihnen weiterhilft. So ein Landstreicher komme viel herum und sehe mehr als man für gewöhnlich annimmt.

Immer wieder rief der Alte in der Zelle: „Der Satan ist auf Erden kommen, uns heimzusuchen!“, gefolgt von einem Stakkato aus „Tack, Tack, Tack…!“ Darauf flüsterte er: „In der alten Hammerschmiede zu Suskolow hat er sich eingenistet.“ Sparkow verbirgt sich vor dem Alten seitlich der Gitterstäbe der Zelle, um seine Aussagen zu belauschen. Dabei führt er Protokoll.

Anderntags erscheint Korski um sich nach besonderen Vorkommnissen zu erkundigen. Sparkow hält dem Oberst-Leutnant das Protokoll unter die Nase. Als der gelesen hat, fragt er Sparkow: „Existiert dieser Ort Suskolow?“ „Aber ja. Es handelt sich um ein vor Jahrzehnten verlassenes Dorf nahe Saratow. Weshalb die Bewohner das Dorf verließen, wurde nie geklärt“, antwortet der Beamte. „Können Sie mich dorthin führen?“, fragt Korski. „Leider nein. Ich weiß nur von der Existenz des Dorfes. Seine Lage ist mir fremd. Vielleicht kann der Alte euch hinführen, oder wenigstens den Weg weisen“, mutmaßt der Beamte.

Korski wendet sich um und spricht den Inhaftierten durch die Gitterstäbe an. Bei den ersten Worten fährt der zusammen.

„Bitte – Sie brauchen sich nicht vor mir zu fürchten. Ich möchte lediglich, dass Sie mir Ihre Erlebnisse in Suskolow schildern und was es mit dieser Hammerschmiede auf sich hat – weiter nichts“, sagt Korski mit ruhiger Stimme.

In halblautem Flüsterton beginnt der Alte: „In der Hammerschmiede hat sich der Teufel niedergelassen. Er schmiedet dort das neue Zeitalter seiner Herrschaft. Immerfort geht dort der Hammer - Tack, Tack, Tack!“ Korski fragt nach, was genau er gesehen und weshalb er sich vor ihnen verborgen habe. „In der Hammerschmiede sah ich eine vermummte Gestalt, die sich am Hammer zu schaffen machte. Es roch nach Höllendämpfen. Ein Auto stand etwas abseits, so eines wie das von gestern“, stammelt der Alte. „Ein Auto, wie wir es fahren?“, fragt Korski ungläubig. „So ähnlich“, antwortet der Landstreicher verängstigt durch die Gitterstäbe. Korski spürt, dass er bei dem Alten auf Granit beißt, wenn er die Bitte äußert, ihn dorthin zu führen. Deshalb geht er auf die Schilderung des Alten ein und flüstert mit zusammengekniffenen Augen: „Wir waren dem Teufel dicht auf den Fersen. Dann verloren wir seine Spur. Uns wurde der göttliche Auftrag erteilt, den Satan ein für allemal zu vernichten. Nur müssen wir ihn erst finden. Dann können wir unsere Mission vollenden. Wenn nicht, wird er weiter an Kraft gewinnen und früher oder später die Erde beherrschen!“, schließt Korski. „Dann müssen wir schnell handeln - ihn unschädlich zu machen!“, ruft der Alte. „Wenn wir nur wüssten, wo diese Hammerschmiede zu finden ist, könnten wir unverzüglich ans Werk gehen“, antwortet Korski. „Im alten Dorf Suskolow!“, ruft der Landstreicher. „Aber wo liegt dieses Suskolow? Niemand kann es uns sagen!“, beklagt Korski lauthals. „Ich weiß es! Ich weiß es!“, ruft der Alte, und tanzt in der Zelle umher. „Wenn Sie uns hinführen, sind Sie der Retter der Welt!“, ruft Korski. „Gut, gut“, antwortet der Alte vor Freude und reibt sich die Hände. „Es soll auch Ihr Schaden nicht sein!“, verspricht Korski. Der Alte erklärt sich bereit, die Militärpolizisten an den gewünschten Ort zu führen. Vorn, zwischen den Uniformierten auf der Bank sitzend, gibt er dem Fahrer Anweisungen, wohin er zu fahren habe, was dem Alten sichtlich Freude bereitet. Nach einer guten Stunde erreichen sie die uralte Dorflinde von Suskolow. Der Alte drückt sich in den Sitz, um nicht gesehen zu werden. „Dort weiter!“, weist er den Fahrer an, und deutet auf einen schmalen Weg, der zum Bach führt. Im Schritttempo nähert sich der Wagen den Umrissen einer heruntergekommenen Kate. „Halt!“, schreit der Alte, „keinen Schritt weiter. Dort liegt sie“, und weist mit dem Finger auf eine halb verfallene Hütte. Ungläubig stellt der Fahrer den Motor ab. Mit Gewehren im Anschlag verlassen die Militärpolizisten das Fahrzeug, teilen sich und nähern sich vorsichtig der Schmiede von drei Seiten. Bis auf das Rauschen des Baches liegt alles still und friedlich. Weder draußen noch in der Schmiede ist eine Menschenseele zu entdecken. Auf dem Amboss unter dem Hammer finden sie winzige Metallkrümel. Einer der Polizisten beugt sich hinunter und schnuppert daran. „Riecht wirklich merkwürdig. Bringt den Geigerzähler“, befiehlt Oberst Kasparow, der die Untersuchung leitet. Einer der Männer holt ein Kästchen aus dem Fahrzeug. Schon als er sich mit dem Gerät den Krümeln nähert, ertönt ein Trommelfeuer von Knackgeräuschen. Die Männer schauen sich an und nicken. In der Schmiede suchen sie nach weiteren Anhaltspunkten. Einer von ihnen sieht durch das Fenster auf die Bachseite der Hütte. „Hier wurde gegraben. Die Erde ist frisch aufgewühlt.“ Bereits über dem aufgebrochenen Boden schlägt der Geigerzähler Alarm. Mit Spaten und Spitzhacke rücken sie der Stelle zu Leibe. Hohle Rohrstücke werden sichtbar. Mit Handschuhen sammeln sie die Metallteile ein und steckten sie in eine Ledertasche. Nach dem Fotografieren der Schmiede und der Umgebung speichern sie die Koordinaten der Fundstelle im Navigationsgerät. Die Reifenspuren des vor Tagen abgestellten Fahrzeugs sind noch gut erkennbar. Mit der DigiCam dokumentieren sie Breite und Profil der Reifen. Als sie in das Fahrzeug steigen, fragen sie den Alten, wohin man ihn bringen solle. Zum Glück hat der sein geschnürtes Bündel aus der Zelle mitgenommen. „Ich sag' euch, wo ihr anhalten sollt“, antwortet der Landstreicher. Auf dem Rückweg folgt der Fahrer dem vom Navigationsgerät aufzeichneten Track. Kurz vor Saratow bittet der Alte, aussteigen zu dürfen. Korski händigt dem Alten einige Rubelscheine aus und bedankt sich für seine Hilfe. Mit hoher Geschwindigkeit braust das Fahrzeug davon.

Operation BABI

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