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KAPITEL 1 DER NASENBÄR
ОглавлениеFür die einen ist es der pure Stressfaktor, für andere wiederum, die schönste Zeit des Jahres, die Vorweihnachtszeit. Und wer hat sich nicht schon einmal dabei ertappt, Menschen zu betrachten, die durch die Gänge der Geschäfte schlendern, Waren begutachten und Einkäufe für das Fest der Feste tätigen und dieses Piepen der elektronischen Kassen, als „Ohrwurm“ empfinden. Es ist auch eine Zeit, der wahrnehmenden Gesichter. Da gibt es die Runden, ovale, eckige, langgezogene, verzerrte Mimik, lachende, trübsinnige, weinende… Kinnladen, die herabfallen zu scheinen, wenn sie auf die Preis-Etiketten starren…
Sehen wir uns das Weihnachtsdorf mit seinen dekorierten Holzbuden an, aufgebaut wie eine Festung - es ist Abend und ein großes Schild mit der Aufschrift: HERZLICH WILLKOMMEN IM WEIHNACHTSDORF, gibt den Weg frei. Da ist die junge Verkäuferin in der Holzbude, von Rauchschwaden und Ruß auf ihrer Kleidung und Gesicht gezeichnet, gibt sich Mühe, mit dem Holzschaber den Crêpes aus dem qualmenden Ofen zu bekommen. Sie arbeitet alleine und vor der Bude warten die Kunden.
Die künstlich angelegte Eisbahn. Stimmungsvolle Weihnachtsmusik dröhnt aus den großen Lautsprechern. Eltern, die Versuchen auf der total überfüllten Eisfläche mit ihren Kindern eine Runde zu drehen. Kinder, die sich gegenseitig schubsen, mehr auf der Nase liegen als zu schlittern.
Der Mann im Schlitzschuhverleih, der mit seiner Kippe im Mundwinkel hinterm Tresen steht und immer wieder blinzelt. Der Qualm seiner Zigarette reizt seine Augen, er sieht kaum etwas. Er reicht hässlich gelbe, dem Aussehen nach zu urteilen, stumpfe Schlittschuhe über die Theke an ein junges Mädchen. Die ihrerseits, gleich darauf die Augen verdreht beim Anblick der Schuhe und Kufen, sie nimmt sie trotzdem – und geht.
Besucher, die sich an den Ständen unterhalten und wie es ausschaut, köstlich amüsieren. Auch Josef (23), mit seinen blauen Augen, dunkelblonden Haar, schlank und dennoch kraftvoll, ist mit seinen Freunden auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs.
In der heutigen Zeit nichts Besonderes, so wohnt Josef noch bei seinen Eltern, den Pfeffers. Hilde und Gottfried. Sie Wohnen im kleinen Einfamilienhaus am Stadtrand mit kleinem Vorgarten, kleinem Hofraum angrenzend zum kleinen Gemüsegarten. Eigentlich ist alles sehr klein gehalten, das liegt aber im Auge des Betrachters. Während Gottfried, wie viele als Gießer in der nahegelegenen Hütte arbeitet, so hält, wie soll es anders sein, Hilde das Haus in Ordnung. Putzen, kochen, waschen, einkaufen. Es klingt schon fast ironisch, aber eine Uhr dreht sich auch immer im Kreis.
Es ist eine gemütliche Runde der Sechs, die im Gedränge noch einen Platz am Stehtisch ergattert haben.
Paul (25) ist wegen seines Bullis genervt, der Kastenwagen steht schon eine ganze Weile in der Garage und die Restauration, geht nur schleichend voran.
Paul zu Josef: „Was ist jetzt mit der Heizung, hast du die Teile bestellt?“
Paul kramt in seiner Jackentasche und zaubert zwanzig Euro hervor, legt sie für die nächste Runde auf den Tisch.
Josef: „Das Problem mit deiner Kiste, die ist so alt, da gibts fast keine Regler mehr, geschweige denn einen Kabelbaum für die Anschlüsse.“
Josef nippt an seinem Bier, lehnt sich gegen den Tresen…
„Gut möglich, dass wir die Kabel Stück für Stück erneuern müssen. Die Lichtmaschine hat Fabian übers Netz bestellt, ist gebraucht, aber was soll’s, wenn sie funkt!“ Er schaut zu Fabian (20), der eben seine Flasche Bier abstellt und in unbekannten Gedanken schwellt…
„Du hast sie doch bestellt?“
„… Müsste die Woche geliefert werden …“ Fabian setzt erneut seine Flasche an – und im Rhythmus der Weihnachtsmusik, hält er Ausschau nach den vorbeigehenden Weihnachtselfen.
Josef nippt nochmals am Bier, stellt das Glas ab und kratzt sich am Kopf…
„Ich habe dich vor dem Schrott gewarnt, Finger weg! Das Einzige, dass den Eimer noch zusammenhält, ist der blaue Lack! Was ist mit den Holmen, sind die wenigstens verschweißt?“
Die Frustration ist in Pauls Gesicht geschrieben…
„Das hat sich auch erledigt!“
„Ich hab’s geahnt, warum das…?“
„Ganz einfach, dass Mig hat seinen Geist aufgegeben, Wicklung im Arsch, durchgebrannt. Ich besorge die Woche noch ’ne neue Acetylen-Flasche fürs Schweißen.“
Lukas (19) hat natürlich seinen eigenen Standpunkt für die Sachlage. „Hast du ihn wenigstens schon überprüft?“
Paul: „Was geprüft?“
Lukas: „Den Feuerlöscher. Wenn dir die Bude abfackelt, bei deinem Glück die Woche. Vielleicht sollte ich Frank einen Tipp geben.“
Paul geht es mächtig auf den Keks, dass sich alle, immer und überall einmischen und so:
„Du Nasenbär! Den Sommer beim Grillen, HALLO! Wer hat den halben Kanister Benzin auf die Kohle gegossen, damit das Feuer schneller brennt und den halben Garten in eine Steppe aus Asche verwandelt? Du mit deinem, von Alzheimer geprägtem Schmalz Hirn!“
Anna (22) hält Sahra (23) im Arm und sie finden es lustig, kichern über diese, für sie, sinnlosen Worte der Technik-Freaks.
Anna zu Sarah: „Sind sie nicht niedlich… LEUTE, HALLO! Unterbricht sie laut, die Welt der Männerdomäne…
„Bevor eure Hirne noch zur Erbsengröße anschwellen… Wir sind hier um uns zu Amüsieren. Montag ist auch noch Zeit für euer Vehikel – und beim nächsten Vorglühen, bitte einen Schuss Rum weniger in den Glühwein geben. Der Zeitgeist des Alkohols verdirbt die Seele der Menschen und eure gerade zu.“ Anna hält Sarah weiter im Arm - Lachen und lassen die Tassen unter dem Zittern der Kälte, beim Anstoßen scheppern.
Lukas: „Poesie hört sich aber anders an. Das sind ja ganz neue Ansichten von dir.“
„Das war auch keine Poesie, sondern eine Tatsache…“
Sarah mischt sich ein. Sie kommt Lukas sehr nahe und meint beiläufig…
„Du darfst alles Essen und Trinken aber nicht alles Wissen, mein Lieber. Du weißt ja, Frauen sind absolut multikulti und können außerdem, mindestens vier Dinge auf einmal, oder waren es fünf? Jedenfalls sie Denken beim Handeln.“
Josef grinst sich einen…
„Oh. Oh. Na ja, ich wüsste da schon so einige Dinge, die du im Handumdrehen erledigen könntest, so multikulti mäßig.“
Sarah: „Hallo! Ich bin doch kein Produkt deiner schmutzigen Fantasie… Und wer weiß, wie die aussieht… Wenn du einen Engel brauchst, schau dich um, hier gibt es sie in allen Variationen.“
Sie schaut auf die Besucher, nickt Josef mit einer Geste zu.
„Da, die kleine Rote, steht da wie eine Diva. Schau sie dir genau an, schließe deine Augen und sage uns was du siehst?“
Josef schaudert sich beim Anblick. Die dicken Warzen in ihrem Gesicht passen zum restlichen Gebilde von Rollmops.
„Man, so viel Bier geht gar nicht, um die schön zu Trinken.“
Sarah: „Siehst du und das ist meine Vorstellung von Inspiration, Werte in die kleine Birne, die du Kopf nennst, zu implizieren. Aber keine Angst, für dich werden wir auch noch eine Frau finden, früher oder später, viel später…“
Sie lachen über Josef – Sarah und Anna wärmen ihre Hände an den Tassen des heißen Glühweins…
Anna: „Das Schlimme an den Weihnachtsmärkten ist immer diese Kälte, wenn nicht ab und zu ein warmer Gedanke das Herz höherschlagen lässt. Ich möchte euch einen Wunsch erfüllen, bin gespannt, was dabei rauskommt. Also Josef, lass hören, was kann ich dir Gutes tun?“
Josef überlegt, zögert jedoch einen Moment…
Anna: „Na mach schon!“
Josef: „Einen neuen Rechner, wenn du schon in Geber Laune bist. Bis der Alte hochgefahren ist, das dauert mindestens eine halbe Stunde.“
„Man Josef! Ich meinte einen kleinen Wunsch, du sollst mich nicht gleich auffressen. Ich rate dir, lass deine Finger von den Schmuddel Seiten. Die verseuchen nicht nur deinen PC, sondern auch deinen Verstand! Du wirst sehen, dann klappt das auch mit dem Start!“
Sarah lässt sich das nicht nehmen und gibt noch einen darauf. „Ja, und schau dir mal deine Hände an! Mein Chef sagte zu Tim, unserem Praktikanten:“
Sie äfft ihren Chef mit dunkler Stimme nach.
„Junge, wenn du hier im Krankenhaus auf Pornoseiten im Büro klickst und dir einen rubbelst, werden die Schwielen und Haare zwischen deinen Finger das kleinste Problem sein.“
Anna wendet sich an Fabian: „Na mein Herzchen, was würdest du dir Wünschen? Nicht von mir, nicht das du auf falsche Gedanken kommst.“
Fabian bibbert vor Kälte und tippelt vor dem Stand hin und her, drückt seine Hände tief in die Hosentaschen.
„Du kannst Fragen stellen… Mir ist saukalt und wenn wir nicht bald hier wegkommen, fallen mir bald die Zehen ab!“
„Du weißt schon, dass es im Winter etwas kälter ist? "Die Frauen wärmen sich gegenseitig und die Stunden vergehen wie im Flug. Es ist mittlerweile Mitternacht vorbei und wir sind in Josefs Elternhaus angekommen.