Читать книгу Die Chroniken von 4 City - Band 1 - Manuel Neff - Страница 7
Loves Talent
ОглавлениеLea und Love begeben sich zur Werkstatt. Dem Tresorraum der Bank, aus der Alten Welt, die sich ihr Vater als Sitz seiner Residenz auserkoren hat. Früher, vor Jahrhunderten, lagerten hier einmal Gold, kostbare Edelsteine, exklusiver Schmuck und Wertpapiere. Aus heutiger Sicht nutzlos. Es gibt keine Währung und niemand würde Essen für Gold eintauschen.
Den Namen Werkstatt hat Love ausgesucht. Es ist ihr zweiter Lieblingsort. Hier kann sie sich verwirklichen. Ihrem Talent freien Lauf lassen. Hier kann sie Stunden oder ganze Tage verbringen mit Basteln, Werkeln und Arbeiten. Mit Ingenieurskunst. Doch obwohl sie hier mit Sicherheit die meiste Zeit in der Sektion der Schrottsammler verbringt, landet er auf dem zweiten Platz ihrer Rangliste der liebsten Orte. Platz eins belegt eindeutig die Dachterrasse, auf der sie entweder mit Lea schmust, ihre neuen Erfindungen, fern von neugierigen Augen, ausprobiert oder beides gleichzeitig tut.
»Du bist ein Phänomen«, sagt Lea stolz, beeindruckt und an ihren eigenen Möglichkeiten zweifelnd. »Wie machst du das nur?« Lea schaut Love dabei zu, wie sie den Fotoapparat in seine Einzelteile zerlegt.
»Ah, das muss es sein«, meint Love und hält ein kleines undefinierbares Teil in die Höhe. »Das muss ich austauschen und er funktioniert wieder.«
»Und wo bekommst du so etwas her?«
»Na hör mal, ich bin eine Schrottsammlerin. Ich bastle es mir aus Gerümpel selbst zusammen.«
»Aus Schrott?«
»Natürlich, davon gibt es mehr als genug.«
»Du hast meine Frage noch nicht beantwortet!«
»Doch, das habe ich schon mindestens hundertmal getan.«
»Du liest ein Buch und kannst es?«
»Genau«, antwortet Love.
»Das ist doch keine Erklärung.«
»Aber eine Antwort.«
»Ist es nicht! Niemand liest etwas und kann es danach einfach tun.«
»Vielleicht liegt es daran, dass die meisten gar nicht lesen können.«
Lea lässt betrübt den Kopf nach unten sinken. Sie kann auch nicht lesen, so wie es Love gesagt hat.
»Steck den Kopf nicht in den Sand, ich bringe es dir bei. Das habe ich dir versprochen.«
»Ja ich weiß, aber ich bezweifle trotzdem, dass ich ein Buch übers Fliegen lese und danach fliegen kann.«
»Aber das geht bei mir doch auch nicht. Man muss mit seinen Erwartungen immer schön auf dem Boden der Möglichkeiten bleiben und die Gesetze der Physik respektieren. Menschen haben nun mal keine Flügel. Aber ein Buch übers Schwimmen könntest du lesen und wer weiß, vielleicht kannst du es dann wirklich.«
»Vorausgesetzt dein Vater findet einen Swimmingpool«, fügt Lea der Konversation hinzu.
»Wann immer man vom Teufel spricht«, sagt Love, als das Gebrüll und der Jubel über die Rückkehr des Masters, ihres Vaters, aus dem Gebäude zu ihnen vordringt. Love richtet sich auf und stellt sich hinter Lea. Eine Hand schiebt sie von oben unter den Stoff ihres Kleides auf die nackte, spitze Brust, die andere an den schlanken Hals ihrer hübschen kaffeebraunen Freundin. Sie presst ihre Lippen in Leas Nacken, während ihre Hände das weiche Fleisch besitzergreifend erforschen.
»Begib dich in meine Gemächer und warte dort auf mich. Der Master der Schrottsammler möchte mich mit Gewissheit sehen.«