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Kannst Du Dich noch daran erinnern wer Du warst, bevor man Dir erklärt hat, wer Du sein sollst?

Danielle LaPorte

Einleitung

Unser Leben ist einzigartig. Und dennoch verbringen wir unsere Zeit damit, es gewöhnlich zu leben. Wir lernen brav, in der Hoffnung anschließend einen sicheren Job zu ergattern, gehen fortan 8 Stunden täglich unserer Arbeit nach und warten bereits am Montagmorgen sehnsüchtig auf das nächste Wochenende. Wir sparen fleißig, um später unser Haus finanzieren zu können, bekommen Kinder und heiraten, weil man eben heiratet, wenn man Kinder bekommt, mähen fortan den Rasen, waschen das Auto, entspannen bei Zigarette und Alkohol vor dem TV, besuchen die Schwiegereltern, verstricken uns in unwichtige Gespräche und haben nie Zeit für die wichtigen Dinge im Leben.

So läuft unser Getriebe des Lebens. So haben wir es gelernt, so handhaben wir es und so geben wir es an unsere Kinder weiter. Allerdings bezahlen wir dafür einen Preis. Einen hohen Preis. Wer immer alles macht, wie er es gelernt hat und immer schön in der Norm bleibt, wird nirgends anecken. Doch auf diese Weise werden wir nie erfahren, wie es ist, zu gewinnen, wie Erfolg schmeckt, wie wir unseren Kopf dazu bringen, Dopamin zu produzieren und wie sich Glück anfühlt.

Es ist daher an der Zeit, unser ungenütztes Potential zu entfalten und unsere Einzigartigkeit zu entdecken. Es ist an der Zeit, Dinge zu hinterfragen und so die uns andressierten Gedankenmuster, die uns nur zu Kopien der Gesellschaft machen, zu entlarven.

Genau.

Wir sind Kopien der Gesellschaft. Denn in Wahrheit unterscheidet sich unser Hirn in seiner Funktion nicht von dressierten Hunden. Wir werden vielfach abgerichtet, programmiert, konditioniert, auf ein bestimmtes Denkmuster und eine bestimmte Verhaltensweise gepolt: wie Hunde.

Obwohl wir in der Stunde unserer Geburt sprichwörtlich das „Licht“ der Welt erblicken, verweilen wir zunächst weiter im Dunkeln. Wir wissen nichts. Nacktheit umgibt uns: körperlich und geistig. Lediglich getrieben von unserer Wahrnehmung und unserer Abenteuerlust versuchen wir schon bald die Welt zu erobern, Dinge zu verstehen und in unbegrenztem Bewegungsdrang voranzuschreiten. Und dann kommt die Gesellschaft und drückt uns ihr eigenes Weltbild auf. Sie beginnt, uns mit ihren Informationen zu füttern und sie lehrt uns, zu unterscheiden zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch, Gefährlich und Harmlos und gibt uns vor, was wir denken sollen. Diese Gedanken schleifen sich auf Dauer ein und werden zu Überzeugungen: Überzeugungen, die unser Handeln bestimmen.

Gleich unseren Vierbeinern verlieren wir fortan die Weitsicht, unsere Handlungen zu hinterfragen oder andere Sichtweisen einzunehmen. Wir reagieren einfach:

So, wie wir es gelernt haben.

So, wie es normal zu sein scheint.

So, wie alle anderen reagieren.

Anhand unserer Erfahrungsmuster, Weltsichten und Überzeugungen. Ohne weiter darüber nachzudenken.

Bereits Sigmund Freud erkannte, dass sich unsere Vernunft nur wenig in unser Leben einmischt. Vielmehr steuert uns unser Hirn per Autopilot. Unsere antrainierten Verhaltensweisen und Überzeugungen sind so überwältigend, dass sie uns dazu bringen, ohne Mitspracherecht unseres gesunden Menschenverstandes zu handeln.

So halten wir beispielsweise alles Mögliche – selbst harmlose Dinge – für gefährlich. Wir fragen uns selten, wie man etwas anpacken kann, sondern verlassen uns bei der Verwirklichung unserer Pläne darauf, wie etwas nach Meinung der Anderen funktioniert und was sie von unseren Ideen halten. Aufgrund unserer erlernten Verhaltensmuster und Ansichten wissen wir schließlich, wie das Getriebe unseres Lebens zu laufen hat.

Wozu sollten wir uns selbst Gedanken machen?

Es wurde schließlich schon genug von anderen nachgedacht. Wir neigen dazu, unsere Ziele klein zu halten und lassen in allen Lebensbelangen unseren Verstand außen vor. Wir lösen unsere Probleme, so wie wir sie immer lösen. Wir denken, was wir immer denken und tun, was wir immer tun. Die Art, wie wir Herausforderungen angehen – egal, ob wir damit erfolgreich sind oder nicht – ist durch unsere bisherige Konditionierung vorbestimmt.

Wir leben unter unseren Möglichkeiten, weil wir wissen, dass die wirklich großen Ziele für uns nicht erreichbar sind.

Als Kind wurde uns schließlich oft genug erklärt, was alles unrealistisch ist. Wir verbringen unsere Zeit in unglücklichen Beziehungen, ja sogar manchmal in mehreren davon gleichzeitig, weil wir keinen Schimmer haben, wie Beziehungen funktionieren.

Anstatt uns auf unsere Stärken zu konzentrieren, versuchen wir unsere Schwächen auszumerzen. Schwächen zu haben, gehört sich schließlich nicht. Die Automatik in unserem Gehirn ist verantwortlich dafür, ob wir den Ruf des Lebens ertönen hören und danach handeln, oder ob wir als Opfer der Umstände in die Passivität verfallen. Sie prägt unseren Umgang mit Geld, die Höhe unseres Kontostandes und vieles mehr.

Es ist daher an der Zeit, die Einbahnstraßen unserer Überzeugungen zu erkennen, zu überwinden und unseren Autopiloten mit neuen Routen, Ideen und Ansichten zu füttern.

Erst wenn wir verstehen, dass jedes Problem auf die Qualität unserer Gedanken und dass jede Lösung auf unsere Fähigkeit, Dinge zu hinterfragen, zurückzuführen ist, werden wir die uns umgebenden Mauern nicht mehr als unüberwindbare Grenzen betrachten. Wir werden anfangen, die Risse darin zu suchen. Erst dann entwickeln wir uns in eine positive Richtung.

Nur wenn wir unsere Umgebung bewusst und mit der erforderlichen Aufmerksamkeit wahrnehmen, machen wir Fortschritte. Nur dann laufen wir nicht Gefahr, dass unser Verstand strikt nach Programmierung vorgeht. Nur dann übersehen wir nicht wichtige Abzweigungen, und vergeben uns keine Chancen und Möglichkeiten, die vor uns liegen. Denn: Unsere Möglichkeiten sind unbegrenzt; wir sind nur zu blind, um sie zu erkennen.

Lieber Leser. Dieses Buch ist anders. Es ist randvoll mit ungewöhnlichen und neuen Gedanken, unbekannten Ideen, außergewöhnlichen Sichtweisen, großartigen Geschichten und unrealistischen Zielen, die mit etwas Beharrlichkeit gar nicht mehr so ungreifbar erscheinen.

Dieses Buch bewegt sich fernab der Normalität. Es entfaltet bei konsequenter Anwendung gewisse Risiken und Nebenwirkungen.

Doch genau so soll es sein. Andere Sichtweisen einzunehmen und den bewährten Weg zu verlassen, ist gefährlich. Nur wenn wir die Grenzen des konventionellen Denkens überwinden, die alten Trampelpfade verlassen und in neue Fahrgleise treten, erzielen wir andere Ergebnisse. Bessere Ergebnisse. Es wäre reinster Irrsinn, alles wie gewohnt zu handhaben und zu hoffen, dass sich daraus etwas Herausragendes ergibt.

Wir würden nur dort landen, wo die Masse landet. Im Mittelmaß.

Bei auftretenden Risiken und Nebenwirkungen frage daher lieber nicht Deinen Arzt oder Apotheker. Oder Deinen Nachbarn, Deinen Lehrer, Deinen Chef usw.

Höre einfach nur auf Dein Bauchgefühl. Es zeigt Dir schon die Richtung. Dann geht es beherzt und mit Hirn, und vor allem mit Anlauf, hinein in das Abenteuer.

In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen, denn den wird es garantiert machen ;)

Westfield, Sidney. Wir schreiben das Jahr 1983. Mehr als einhundert Sportler befinden sich mitten unter der brennenden Morgensonne. Einhundert perfekt vorbereitete Topathleten im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, die noch ein letztes Mal konzentriert durchatmen, bevor sie an die Startlinie drängen und ihre Herausforderung antreten.

Ein kleiner, um deren Oberkörper befestigter Stofffetzen flattert leicht im Wind. Darauf befindet sich eine groß gedruckte Nummer. Darüber ist zu lesen „Ultramarathon“.

Die Herausforderung, die es zu bestehen gilt, nennt sich also Ultramarathon; einer der brutalsten Laufbewerbe der Welt. Die Ziellinie befindet sich im 900 Kilometer entfernten Melbourne. 900 000 Schritte, die in den nächsten paar Tagen zu bewältigen sind. 900 000 Schritte, und bei jedem einzelnen Tritt werden die Füße der Läufer nur Wüstenboden, Schotter und Kies spüren.

Die ausgefeilte und bis ins kleinste Detail geplante Strategie der Profiathleten, um diese Tortur zu überstehen: 16 Stunden laufen und 6 Stunden Pause für Massagen, Schlaf und Regeneration.

Plötzlich gesellt sich ein älterer Herr unter die Sportler. Sein Äußeres gleicht dem eines Bauern. Seine Statur wirkt alles andere als sportlich. Er trägt Gummistiefel und Arbeitskleidung. Klarer Fall, dieser Mann muss wohl versehentlich unter die Läufer geraten sein. Man bittet ihn daher, beiseite zu treten. Er teilt jedoch mit, am Rennen teilnehmen zu wollen und löst zur Belustigung seiner Konkurrenten und der Zuschauer seine Startnummer. Der Name des 61-jährigen Rennläufers: Cliff Young

Marathon in Gummistiefeln?

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