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Wer sein Leben so einrichtet, dass er niemals auf die Schnauze fallen kann, der kann nur auf dem Bauch kriechen

Heinz Riesenhuber

Geh auf Nummer sicher
und wage das Risiko

Stell Dir vor, Du befindest Dich an Deck eines Luxuskreuzers. 5.000 Tonnen, die kurz davor stehen, sich langsam in Richtung weites Meer in Bewegung zu setzen. Keine große Sache. Schließlich wird dieser Koloss sanft auf der Wasseroberfläche dahingleiten. Theoretisch zumindest. Doch plötzlich kommen Zweifel auf. Am Horizont machen sich erste Wolken bemerkbar. Die See wird wohl rauer werden. Und wie sicher kann man eigentlich sein, dass so ein Ding Wind und Wellen trotzen kann. Was, wenn dieses Monstrum wie ein Stein untergeht?

Du siehst wie der Matrose die Verankerung des Bootes vom Steg löst und machst Dir Gedanken. Ob Deine Reise gut gehen wird? Was also tun? Die Flucht ergreifen und zurück nach Hause, denn da bist Du sicher? Oder sich dem Schicksal ergeben und auf das Beste hoffen.

Wenn Du bei Deinem Spaziergang plötzlich ein Schild entdeckst, das vor bissigen Hunden warnt, wirst Du Dich hüten, weiterzugehen. Lieber einmal den längeren Fußweg außen herum benützen, als Nadel und Faden inklusive Tollwutspritze im Krankenhaus riskieren.

Unsere Zweifel haben also nur einen Sinn: uns sicher durchs Leben zu bringen. Und da Du gerade beim Lesen dieses Buches bist, scheint es, als ob Dein Verstand bislang gute Arbeit geleistet hat. Sobald die Alarmsignale in Form Deiner Zweifel schrillen, wusstest Du, dass eine Gefahr lauert, das Risiko zu hoch ist, oder etwas schlecht ausgehen könnte. Klare Sache, vier Füße laufen schneller als zwei. Also lieber bleiben lassen. Gratuliere.

Obwohl: Ganz so einfach ist es dann doch wieder nicht. Es liegt also in unserer Natur, lieber nichts zu tun, wenn Zweifel auftauchen. Klar. Schließlich wollen wir unsere Sicherheit nicht gefährden. Wir betreten das Schiff nicht, wenn wir nicht sicher sind, dass es nicht untergehen wird. Wir sagen nein zur geplanten Reise nach Frankfurt. Ist ja schließlich viel zu weit weg und die Stadt ist uns fremd. Fremdes sorgt sofort für Unbehagen. Und nicht auszumalen, was im Auto auf dem Weg dorthin alles passieren könnte.

Zu dumm nur, denn so verzichten wir auch auf die Highlights, die Frankfurt zu bieten hat, auf die Menschen, die wir dort kennen gelernt hätten. Nur um uns in Sicherheit zu wiegen. Denn nur dann werden wir nicht in der Großstadt überfallen, verirren uns in Frankfurt nicht und haben auf dem Weg dorthin keinen Unfall.

Und leider ist unser Hirn durchgehend im Gefahrensuchmodus. Es gaukelt uns überall Bedrohungen vor, selbst dort wo keine sind. Und weil wir alles für bedrohlich halten, vermeiden wir Herausforderungen und Änderungen in unserem Tagesablauf, so gut es geht: nicht etwa, weil es tatsächlich heikel werden könnte. Nein, weil wir unseren Zweifeln blind gehorchen, anstatt ihren Wahrheitsgehalt zu hinterfragen.

Das Wagnis, im hohen Alter an einem Rennen teilzunehmen, sorgt bestimmt bei manchem für Unbehagen. Die Situation ist uns unbekannt. Die Umgebung ist neu. Die Konkurrenz ist fit. Die Gefahr, sich zu blamieren, ist groß. Klare Sache: Lieber nicht am Rennen teilnehmen. Alles in Allem ist das mit dem Wagnis verbundene Risiko dennoch ein reines Hirngespinst. Weder hört die Welt auf, sich zu drehen, wenn wir nicht gewinnen oder vorzeitig abbrechen müssen, noch fallen wir tot um, wenn man uns belächelt.

Also, was kann schon groß passieren?

Aber nicht nur die großen Herausforderungen unseres Lebens, sondern auch alltägliche Wagnisse bringen uns schnell an unsere Grenze. So besuchen wir jedes Jahr denselben Urlaubsort, kaufen immer im gleichen Geschäft ein, nehmen den selben Weg zur Arbeit und essen im selben Restaurant das gleiche Gericht. Weil wir das alles eben schon kennen. Schade nur, wenn der neue Urlaubsort viel schöner wäre, das neue Geschäft eine größere Auswahl hätte, der andere Weg zur Arbeit viel kürzer wäre und das neue Essen im anderen Restaurant viel besser schmeckt.

Wenn es nun aber so ist, dass uns vieles im Leben entgeht, wenn wir uns immer in Sicherheit wiegen und alles beim Alten lassen, besteht die größte Gefahr dann nicht darin, nichts zu riskieren? Ich denke schon.

Marathon in Gummistiefeln?

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