Читать книгу Thailand ohne Wiederkehr - Manuela Garbini Kuhn - Страница 6
Überraschung
ОглавлениеPaul und Katharinas ältester Sohn Larry und dessen Frau Mona beabsichtigten in diesem Winter, zum ersten Mal ebenfalls nach Thailand zu reisen. Für beide bedeutete diese Reise, sich endlich einen langersehnten Jugendtraum zu erfüllen. Und weil es ausserdem das erste Mal sein würde, dass sie so weit von zu Hause wegreisten, war dies ein ganz besonderer Moment für sie.
Voll aufgeregter Vorfreude teilten sie bei einem gemeinsamen Treffen ihr Vorhaben Larrys Eltern mit und äusserten dabei auch den Wunsch, Paul auf seiner Reise ein Stück weit begleiten zu wollen.
«Grossartig, einfach grossartig!», freute sich dieser über die unerwartete Botschaft und begann sofort damit, seinerseits Pläne zu schmieden.
«Ich werde euch am Flughafen Bangkok mit einem Taxi abholen und ich kann euch auch ein Zimmer im selben Hotel reservieren, welches ich mir vor langer Zeit schon in dieser Grossstadt ausgesucht habe. Das Hotel ist einfach, preiswert und liegt nicht weit vom Flughafen entfernt, inmitten des Geschehens von Bangkok», fuhr er voller Begeisterung fort.
«Es wird wunderbar sein für mich, euch all die Schönheiten jenes Landes zu zeigen, die ich über die Jahre selbst erkundet habe. Dass ihr mich dieses Mal begleiten wollt, ist mit Abstand die erfreulichste Nachricht, die ich seit Längerem erhalten habe.»
Alle drei waren sie glücklich über diese grossartige Idee.
Im Stillen dachte sich Paul sicher auch, dass dies eine willkommene Gelegenheit sei, seinem Sohn endlich etwas mehr Aufmerksamkeit schenken zu können. Zeit, die er sich als junger Vater nicht für Larry genommen hatte, weil er lieber seinem eigenen Selbst gefrönt und seine Freuden woanders gesucht hatte.
Doch unvermittelt holte Mona ihren Schwiegervater auf den Boden der Realität zurück: «Du, wir haben noch nicht mal das Flugticket! Etwas Geduld musst du schon noch aufbringen. Ich werde aber versuchen, gleich morgen früh das Reisebüro zu kontaktieren.»
Am nächsten Tag rief Mona sofort eine Freundin der Familie an, die als Sachbearbeiterin in einem Reisebüro in St. Gallen arbeitete. Sie erkundigte sich nach günstigen Flugpreisen von Zürich nach Bangkok für Ende Dezember, da sie so gleich die Feiertage nutzen konnten, damit für das kommende Jahr trotzdem noch einige Ferientage übrig blieben. Sie bemühte sich dabei auch um einen Direktflug, da sie wusste, dass ihr Mann das Fliegen nicht besonders mochte. Ja, er hatte sogar ziemlich grosse Angst davor, ein Flugzeug zu besteigen! So buchte sie kurzerhand zwei gute Plätze für den Flug Zürich- Bangkok am 31. Dezember und reservierte den Rückflug für vier Wochen später. Mit Berücksichtigung der Zeitverschiebung würden sie so zwar genau am Neujahrstag an ihrem Reiseziel ankommen und das Silvesterfest damit ausfallen, aber das war in diesem Moment der Freude eher unwichtig. Sie bevorzugten festliche Anlässe sowieso in kleinerem Rahmen und sicher würde sich im Flugzeug auch irgendwie die Gelegenheit bieten, mit einem Glas Sekt auf das neue Jahr anzustossen. Die Aufregung war schliesslich auch so schon gross genug!
Mona freute sich, dass sie endlich eine längere Auszeit vom Alltag nehmen und in eine völlig andere Welt abtauchen konnten. Sie empfand ein unbeschreibliches Glücksgefühl.
Dass sie damit auch noch ihrem Schwiegervater eine so grosse Freude bereiten konnten, war für sie ein ganz besonders schöner Gedanke. Selten war jemand in seinem Leben so viele Male nach Thailand gereist wie er. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass er sich in diesem Land bestens auskannte, und sich sehr darauf freute, seine Entdeckungen auch mit anderen teilen zu können.
Am Abend kam Larry früher als gewohnt von der Arbeit nach Hause. Schon am Wohnungseingang roch es besonders gut. Seine Frau stand in der Küche und bereitete wohl ein sehr spezielles Abendessen vor. Das Leuchten in ihren Augen bei der Begrüssung verriet ihm, dass etwas Besonderes in der Luft lag. Es bedurfte keiner Worte mehr, denn es war ihm sofort klar, dass sie ohne zu zögern zwei Flüge nach Bangkok gebucht haben musste.
«Haben wir etwas zu feiern, mein Schatz?», fragte er, um ganz sicher zu gehen.
«Ja, so ist es!», gab Mona freudig zurück. Sie konnte ihre Überraschung einfach nicht mehr länger verbergen. «Stossen wir auf unsere erste längere Asienreise an.»
Er zog sie an sich. «Was für ein riesiges Geschenk du mir machst!», flüsterte er und küsste sie sanft auf die Stirn, während er mit seinen Händen behutsam ihre Wangen streichelte.
«Dafür bin ich dir unendlich dankbar. Es bedeutet mir unsagbar viel. Schon so lange habe ich mir gewünscht, meinem Vater wieder etwas näher zu kommen. Zu viele Jahre waren wir voneinander getrennt. Jetzt ist der Tag gekommen. Was hab ich nur für ein Glück mit dir! Ohne dich wäre mein Leben wahrscheinlich ein Scherbenhaufen geblieben. Du öffnest mir neue Tore. Was für ein wunderbarer Mensch du bist! Ich bin stolz, so viel mit dir zu teilen und den restlichen Lebensweg gemeinsam mit dir zu beschreiten. Ich liebe dich über alles.»
Was für eine Liebeserklärung! Mona war zu Tränen gerührt nach diesen Worten und umarmte liebevoll ihren Mann. Während des köstlichen Essens sprachen sie nur noch über ein einziges Thema. Ihre geplante Reise ins ferne Asien war für beide Neuland und so holten sie, als sie mit der Mahlzeit fertig waren, erwartungsvoll ihren grossen Weltatlas hervor. Er war noch eines dieser alten, dicken gebundenen Bücher, die schwer in der Hand liegen. Jeder Kontinent war darin einzeln abgebildet. Im Hintergrund lief entspannende Musik, die sie beide richtig in Stimmung brachte. Unter Asien suchten sie zusammen nach Thailand und stellten dabei fest, dass das Festland, verglichen mit der Schweiz, ziemlich gross ist. Darüber hinaus gehören noch unzählige kleinere und grössere Inseln dazu. Eine der kleinsten Inseln wollten sie gern in trauter Zweisamkeit bereisen, als eine Art zweite Flitterwochen.
Vor lauter Ferienträumen vergassen sie völlig die Zeit und als Larry schliesslich einen kurzen Blick auf die Uhr warf, stellte er erstaunt fest, wie spät es schon geworden war.
«Höchste Zeit, den Wecker zu stellen,», rief er besorgt aus, «um wenigstens den Tiefschlaf nicht zu verpassen. Ein paar Stunden zu ruhen, haben wir bitter nötig. Morgen kann es wieder hektisch zugehen im Büro. Du weisst ja, dass wir dieses Riesenprojekt am Laufen haben. Da muss ich einen kühlen Kopf bewahren.»
Tief erfüllt von dem schönen Abend und ihren Gedanken an den bevorstehenden Urlaub gingen die beiden zu Bett.