Читать книгу Der verlassene Rummelplatz - Marcel Zischg - Страница 11
DER HUND
Оглавление»Wirst du bald wieder zu Hause sein?«, fragte die Mutter ihren fünfzehnjährigen Sohn.
»Ja, Mama!«, versicherte er. »In zwei oder drei Stunden! Ich spaziere nur ein Stück den Berg hinauf.«
»Pass gut auf dich auf!«
Er verließ das Haus.
Sie ging ins Wohnzimmer, legte sich auf die Couch und machte den Fernseher an.
Plötzlich sah sie ihren Sohn. Auf einem schmalen Pfad spazierte er den Berg hinter ihrem Haus hinauf, zwischen Bäumen und Sträuchern. Sie lächelte.
Ganz hell, sonnig und warm war es im Wald. Die ersten Frühlingsblumen erblühten. Der Junge genoss den Spaziergang und atmete durch.
Doch er war ganz allein auf seinem Weg. Er wurde steiler und steiniger, und der Junge musste tiefer und stärker Atem holen. Es fiel ihm schwerer, zu gehen. Er wurde immer langsamer, bis er sich an einen kräftigen Baum stützte, um auszuruhen.
Hinter dem Baum lauerte ein großer schwarzer Hund.
Der große schwarze Hund sprang aus dem Fernseher und stand vor der Mutter im Wohnzimmer.
Die Mutter erwachte vor Schreck. Der Fernseher lief, eine italienische Serie, die sie nicht verstand. Nur ein Traum, dachte die Mutter, Gott sei Dank.
Es klingelte an der Haustür. Die Mutter öffnete. Draußen stand ihr Sohn.
»Mama«, sagte er liebevoll, »ich bin auf meinem Weg einem Schäferhund begegnet. Ich möchte ihn gern behalten. Sei doch so lieb und erlaub es!«
Der Hund stand neben dem Jungen und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz.
»Kommt gar nicht in Frage!«, sagte die Mutter. Der Hund knurrte sie an. Er sah zwar nicht aus wie der große schwarze Hund aus ihrem Traum, aber sie mochte keine Hunde und befahl: »Bring ihn sofort zurück zu seinem Besitzer!« Dann schlug sie ihrem Sohn wütend die Tür vor der Nase zu.
Am Abend kam der Vater nach Hause und fragte nach dem Sohn.
»Er ist weggegangen«, erklärte die Mutter und blickte besorgt auf die Wanduhr in der Küche. Drei Stunden waren vergangen, seit der Junge mit dem Schäferhund vor der Tür gestanden hatte. Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Die Mutter hatte bereits vergeblich nach ihrem Sohn gesucht.
»Er ist in den Wald gegangen«, sagte die Mutter dem Vater, »er … er …«
Endlich klingelte es an der Haustür. Die Mutter ging hin und öffnete.
Der Junge stand mit einem Rotkehlchen vor der Tür, das neben ihm auf dem Boden herumtanzte.
»Ich habe jetzt endlich den Besitzer des Schäferhundes gefunden«, sagte er. »Der Hund ist in guten Händen. Und hier ist mir ein Rotkehlchen bis zu dir gefolgt, Mama – einfach so!«
»Wunderbar!«, rief die Mutter begeistert und umarmte den Sohn. »Komm jetzt!«
Als der Sohn ins Haus gehen wollte, flog das Rotkehlchen davon.