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1.3 Rahmenbedingungen für Fremdsprachen im Zyklus 2

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Obwohl im Kanton Bern im Zyklus 2 Mehrjahrgangsklassen sehr verbreitet sind, stellen sich insbesondere für den Unterricht in den Fremdsprachen besondere Herausforderungen, die den Rahmenbedingungen des Fremdsprachenunterrichts geschuldet sind. Betrachten wir zuerst die Lektionentafel für den Zyklus 2 (Tabelle 3), so stellen wir fest, dass die drei Promotionsfächer Deutsch, Französisch und Mathematik im 3. und 4. Schuljahr 13 Wochenlektionen ausmachen. Im 5. und 6. Schuljahr beanspruchen sie insgesamt 12 Wochenlektionen. Das Fach Englisch beginnt im 5. Schuljahr und hat zwei Wochenlektionen zur Verfügung. Die beiden Fremdsprachen Französisch und Englisch sind mit vergleichsweise wenig Wochenstunden bestückt. Dies hatte und hat Konsequenzen auf die Organisation des Fremdsprachenunterrichts sowie auf die Möglichkeiten, den jahrgangsübergreifenden Fremdsprachenunterricht im Rahmen des Projekts zu beobachten.

Lektionentafel (gültig für 39 Schulwochen) 2. Zyklus
3. Schuljahr 4. Schuljahr 5. Schuljahr 6. Schuljahr
Deutsch 5 5 5 5
Englisch 2 2
Französisch 3 3 2 2
Mathematik 5 5 5 5
NMG 6 6 6 6

Tabelle 3: Lektionentafel der für die Untersuchung berücksichtigten Schulfächer für den 2. Zyklus (Quelle: https://www.erz.be.ch/erz/de/index/kindergarten_volksschule/kindergarten_volksschule/lehrplan_21/lektionentafel.html [24.11.2020])

Die Vorverlegung des Fremdsprachenunterrichts mit der Einführung zweier Fremdsprachen im Zyklus 2 stellt Lehrpersonen vor zusätzliche Herausforderungen. An dieser Stelle sollen drei neue Herausforderungen besonders hervorgehoben werden: a) fehlende Erfahrung mit Fremdsprachenunterricht; b) Lerngegenstand «Fremdsprache»: zugleich Medium und Lerngegenstand; und c) fehlende oder wenig Unterstützung für Fremdsprachenunterricht in Mehrjahrgangsklassen seitens der obligatorischen Lehrmittel.

Zu a) fehlende Erfahrung Fremdsprachenunterricht:

Die Vorverlegung zweier Fremdsprachen an die Primarstufe bedingte neue Lehrpläne sowie neue Lehrmittel, welche gleichzeitig die Neukonzeption des Fremdsprachenunterrichts (vgl. Passepartout Projektbeschrieb, 2007) umsetzten. Seit der Einführung von Französisch (August 2011) und von Englisch (August 2013) stehen Lehrpersonen infolgedessen vor der Aufgabe, neue Schulfächer mithilfe neuer Lehrmittel nach neuen fremdsprachendidaktischen Methoden und Ansätzen zu vermitteln. Dementsprechend haben Lehrpersonen im Zyklus 2 oft noch keine langjährige Erfahrung mit Fremdsprachenunterricht.

Zu b) Lerngegenstand «Fremdsprache»:

Im Fremdsprachenunterricht bedingt die Beschreibung des Lerngegenstandes gegenüber den nicht sprachlichen Schulfächern eine Besonderheit, da die Sprache zugleich Medium und Lerngegenstand ist. Eine weitere Herausforderung ist dabei die Lehrpersonensprache. Auf die Lehrpersonensprache und die Sprachkompetenz der Lehrperson wird in den jeweiligen Kapiteln (5 für Französisch und 6 für Englisch) näher eingegangen.

Zu c) Fremdsprachenunterricht an Mehrjahrgangsklassen:

Bereits während der Erprobungsphase der neuen Lehrmittel wurde in einer externen Evaluation des Passepartout-Projekts (Singh und Elmiger, 2017) in Bezug auf den Fremdsprachenunterricht in Mehrjahrgangsklassen festgehalten, dass sich das Unterrichten in Mehrjahrgangsklassen als schwierig gestaltet und die Lehrpersonen den grossen Vorbereitungsaufwand beklagen. Singh und Elmiger (2017) weisen darauf hin, dass es wünschbar wäre, organisatorische Verbesserungen in solchen Klassen anzubringen, wie beispielsweise eine Erhöhung der Lektionenzahl oder die Aufteilung der Klassen für den Fremdsprachenunterricht (ebd., S. 64).

Die Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern (BKD) hat ein Merkblatt mit Empfehlungen zur Organisation des Fremdsprachenunterrichts herausgegeben (BKD, 2019). Nebst der Empfehlung, parallele Mehrjahrgangsklassen in den Fremdsprachen in Jahrgangsklassen zu unterrichten, wird im Merkblatt festgehalten, dass grundsätzlich nicht mehr als zwei Niveaus gleichzeitig unterrichtet werden sollen. Für unser Projekt bedeutete dies, dass die Suche nach Schulklassen, in denen jahrgangsübergreifend Englisch oder Französisch unterrichtet wird, sich schwierig gestaltete.

Empfehlungen zum Fremdsprachenunterricht in Mehrjahrgangsklassen wurden auch von den beiden Lehrmittelverlagen (Schulverlag plus für Französisch sowie Klett und Balmer für Englisch) herausgegeben. Auf die Empfehlungen der beiden Verlage wird in den entsprechenden Kapiteln näher eingegangen.

Seit der Einführung von zwei Fremdsprachen im Zyklus 2 haben sich in der Praxis verschiedene Varianten für den Unterricht in Mehrjahrgangsklassen herauskristallisiert. So werden beispielsweise Zusatzlektionen für Halbklassenunterricht gesprochen. Häufig wird der Fremdsprachenunterricht auch jahrgangsspezifisch eingeteilt, sodass beispielsweise alle Schülerinnen und Schüler des 3. Schuljahres über die einzelnen Mehrjahrgangsklassen hinweg zusammengenommen werden. Dann findet allerdings kein jahrgangsübergreifendes Lernen statt.

Abschliessend kann zu den Rahmenbedingungen im Fremdsprachenunterricht festgehalten werden: Lehrpersonen im Zyklus 2 wurden und werden neben der allgemeinen Knappheit an Ressourcen (vgl. Breidenstein, 2014) mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Dazu gibt es im Fremdsprachenunterricht in Mehrjahrgangsklassen zusätzliche Differenzierungsmassnahmen zu bewältigen und zu meistern.

Jahrgangsübergreifendes Lehren und Lernen im 2. Zyklus (E-Book)

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