Читать книгу Posttraumatische Belastungsstörungen - Mareike Augsburger - Страница 6
ОглавлениеVorwort
Eine Ergänzung der Buchreihe »Störungsspezifische Psychotherapie« um einen Band zu Traumafolgestörungen ist aus unserer Sicht als Autor und Autorin ein überfälliger Schritt, denn im klinischen Alltag, ambulant und stationär, ist diese Gruppe von Patientinnen und Patienten stark vertreten. Dabei kann beobachtet werden, dass einige von ihnen nicht angemessen diagnostiziert und behandelt werden. So kommt es vor, dass eher die Diagnose einer Angststörung, affektiven Störung oder Persönlichkeitsstörung (z. B. Borderline) gestellt und dabei die traumaspezifische Symptomatik als Primärstörung übersehen wird. Manchmal hängt dies auch damit zusammen, dass sich Patienten und Patientinnen scheuen, ihre Erfahrungen aus Scham von sich aus offen zu legen (z. B. bei sexualisierter Gewalt), da das Vertrauen in den Therapeuten oder die Therapeutin noch fehlt.
Dieses Buch sammelt den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zur diagnostischen Einordnung, Fallkonzeption und Therapieplanung für Patienten und Patientinnen mit einer der beiden Diagnosen, der (klassischen) Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und der komplexen PTBS, nach den neuen Richtlinien des ICD-11 bzw. DSM-5. Dabei wurde die komplexe PTBS (KPTBS) erstmalig 2019 international von der Weltgesundheitsorganisation zu einer offiziellen Diagnose erklärt. Demnach ist das aktualisierte Wissen zur KPTBS bisher noch in wenigen deutschsprachigen Büchern und Materialen niedergelegt. Da unsere Arbeitsgruppe an der Universität Zürich an der Neudefinition beider Diagnosen nach ICD-11 beteiligt war, können wir sozusagen aus erster Hand die aktuelle Entwicklung beschreiben. Dies gilt auch für die neuen therapeutischen Verfahren, die sich in der internationalen Literatur zur komplexen PTBS finden lassen.
Dabei gilt zu beachten, dass Diagnosen nach ICD-11 in den deutschsprachigen Ländern noch nicht offiziell sind, denn dies wird frühestens ab Januar 2022 der Fall sein. Dieses Buch greift somit vorweg und beschreibt die zukünftige Situation, denn evidenzbasierte Heilkunde erfordert die Notwendigkeit, sich kontinuierlich am internationalen »State of the Art« (letzter Stand des Wissens) zu orientieren, um Patienten und Patientinnen die bestmöglich wirksame Therapie zukommen zu lassen.
Aus diesem Grund beschränkt sich dieses Werk auch nicht auf ein einziges Instrument oder wenig ausgewählte diagnostische Instrumente oder therapeutische Methoden, denn es soll nicht als therapeutisches Manual verstanden werden, sondern dazu dienen, verschiedene wirksame Verfahren kennenzulernen, um eine informierte Entscheidung treffen zu können. Dabei basiert unsere Auswahl auf einem evidenzbasierten Vorgehen nach einschlägigen wissenschaftlichen Behandlungsleitlinien, Meta-Analysen und Überblicksarbeiten. Darin enthalten sind auch Ansätze, die in der eigenen Arbeitsgruppe entwickelt wurden oder zu denen wir selbst viel klinische Erfahrung sammeln konnten. An dieser Stelle sei zum Beispiel das sozio-interpersonelle Modell erwähnt. Zusätzlich gibt es einen Abschnitt zu vielversprechenden Neuentwicklungen, deren Wirksamkeit noch nicht hinreichend geprüft werden konnte, die aber zukünftig eine große Relevanz entwickeln könnten.
Experten und Expertinnen im Bereich Traumafolgestörungen sind sich einig, dass die Therapie der (klassischen) PTBS bisher eine Erfolgsgeschichte war. Mit verschiedenen spezifischen Methoden kann Überlebenden einmaliger oder kurzfristiger traumatischer Erlebnisse gut und wirksam geholfen werden. Zwar sind therapeutische Erfolge bei der komplexen PTBS höchstwahrscheinlich schwieriger zu erreichen, doch bieten erste Studien ebenfalls Hinweise auf nachhaltige Möglichkeiten.
Wir wünschen allen Lesern und Leserinnen eine nutzenbringende Lektüre, um für das Wohl unserer Patienten und Patientinnen zu wirken.
Zürich, im April 2020
Mareike Augsburger und Andreas Maercker
Danksagung
Wir möchten uns an dieser Stelle bei Milena Kaufmann bedanken, die entscheidend zum Gelingen der therapeutischen Kapitel dieser Arbeit beigetragen hat. Vielen Dank auch an Charlotte Salmen für ihre konstruktiven Anmerkungen.