Читать книгу Geheimnisvolle Pfade Allgäu - Mareike Busch - Страница 11
ОглавлениеDie Nachteile liegen aber auch auf der Hand: Sind die Berge wolkenverhangen, kann man oft nur den Weg vor sich sehen – Aussicht ist dann natürlich keine zu haben. Und bei so manchem Wetter kann man sich noch so gut einpacken und es bleibt trotzdem ungemütlich. Ebenfalls sollte man die Sicherheit nicht aus den Augen lassen: Nicht alle Wege eignen sich für Begehungen an nassen Tagen. Aber gerade die in den niederen Gefilden kann man sich mit festen Stiefeln auch bei matschigen Bedingungen gut vornehmen. Also kann man sich am nächsten grauen Tag vielleicht einfach mal fragen, ob man wirklich etwas Besseres zu tun hätte. Erfahrungsgemäß lohnt es sich eigentlich immer, eine Runde an die frische Luft zu gehen. Allerspätestens freut man sich, wenn man wieder zu Hause im Warmen und Trockenen ist.
Ein Wort zur Praxis
Wenn man an das Allgäu denkt, hat man direkt die hohen Berge im Kopf – klar, das ist ja das, was das Allgäu von den meisten anderen Regionen in Deutschland unterscheidet. Doch auch die flacheren Gefilde und die malerischen Voralpen sind jede Menge Wanderungen wert. Und mit etwas Abstand hat man von hier häufig eine tolle Sicht auf die Alpenkette.
Zeit und Schwierigkeit
Die Zeitangaben sind vor allem für diejenigen gedacht, die sich anhand von Höhenmetern, Kilometern und technischer Schwierigkeit nicht selbst einschätzen können. Diese geschätzte Zeit kann immer nur ein Richtwert sein und bezieht sich auf die reine Gehzeit. Grundsätzlich ist es deshalb empfehlenswert, seine Selbsteinschätzung auf Wanderungen zu schulen. Ebenso bei der Schwierigkeit: Bei der Bewertung wurden sowohl die Länge der Route, die Höhenmeter und der technische Anspruch der Wege berücksichtigt. Aber Rot ist nicht gleich Rot und Schwarz nicht gleich Schwarz. So sind einige mittelschwere Wanderungen aufgrund der Wegarten zum Beispiel sehr einfach zu gehen, fordern aber schon etwas mehr Kondition als die blauen – darunter die Touren 13, 21 und 28. Bei den anspruchsvollen schwarzen Touren gehören Nummer 6 und 24 zu den leichteren in dieser Kategorie. Wer sich nicht ganz sicher ist, was er sich zutrauen kann, steigert sich lieber langsam, um herauszufinden, wo seine Grenze ist. Im Zweifel und wenn man sich unwohl fühlt, ist es immer besser umzudrehen.
Schwierigkeitsbewertung
Piktogramme am Anfang jeder Wanderung erleichtern den Überblick:
Leicht: Technisch einfache Wanderungen auf Pfaden und Wegen, die teilweise auch unmarkiert sind. Ausgesetzte oder schwierige Stellen sind hier nicht vorzufinden.
Mittel: Mittelschwierige Bergwanderungen auf Pfaden und Wegen, die aufgrund von Länge und Höhe eine gewisse Kondition sowie Trittsicherheit fordern und auch sehr steile Hänge durchqueren können. Diese Wege sind teilweise unmarkiert. An manchen Passagen sind Drahtseilsicherungen vorzufinden, oder die Zuhilfenahme der Hände ist erforderlich. Schwindelfreiheit wird nur auf einzelnen Touren vorausgesetzt.
Schwer: Anspruchsvolle Bergtouren auf Wegen und Pfaden mit alpinem Charakter, die Bergerfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzen. Stellen können sehr steil, der Untergrund kann lose und felsig sein. An manchen Passagen sind Drahtseilsicherungen vorzufinden, oder die Zuhilfenahme der Hände ist erforderlich.
Die schwierigste Passage ist maßgebend für die Einstufung der jeweiligen Tour, auch wenn nur einzelne Komponenten aus den Angaben der Einstufungen zutreffen.
Auch wenn der Weg hier noch harmlos aussieht, gleich wird es aufregend. TOUR 10
Wege und Markierungen
Die meisten beschriebenen Wege sind zuverlässig und ausreichend markiert, sodass man immer von einem Wegpunkt zum nächsten findet. Wir haben Glück, dass das Netz der Wanderwege im Allgäu sehr gut ausgebaut ist und regelmäßig gepflegt wird. Auf einigen Touren verlaufen Abschnitte aber auch auf nicht markierten Wegen – allerdings nie ohne Vorwarnung. Auch ist es nie verkehrt, für den Fall der Fälle noch eine Karte und vielleicht zusätzlich eine App zur GPS-Navigation auf dem Handy dabeizuhaben. Dafür gibt es auf der Internetseite des Verlags zu jeder Tour die GPX-Datei als Download.
Einkehren
Zu einer gelungenen Tour gehört für die meisten auch eine leckere Brotzeit oder eine Einkehr. Wer sich auf das Essen in den Hütten verlassen möchte, schaut am besten vorher nochmal nach, ob diese auch geöffnet haben. Je nach Wetter können sich die Öffnungszeiten ändern. In den niedrigeren Bergen haben manche Hütten auch bis Oktober und sogar November geöffnet, weiter oben schließen die meisten Hütten schon Ende September oder Anfang Oktober. Außerdem haben manche Hütten Ruhetage, andere haben überhaupt nur am Wochenende und an Feiertagen geöffnet. Wieder andere servieren auch in der Winterzeit. Ein Müsliriegel im Rucksack schadet also auf keinen Fall.
Naturverträglich wandern
Wer gern wandern geht, ist wahrscheinlich ein Naturfreund. Und als solcher sollte einem die Natur auch am Herzen liegen. Das soll jetzt nicht implizieren, dass die Leser dieses Buches da Nachholbedarf hätten, aber vielleicht entdeckt der ein oder andere ja etwas, das er noch nicht wusste. Grundsätzlich ist es immer gut, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und zu reflektieren, wie man sich selbst verhält. Denn natürlich haben wir alle einen Einfluss auf die Natur, wenn wir wandern gehen. Das sollte uns bewusst sein und wir können versuchen, diesen Einfluss so gering wie möglich zu halten.
Auf den Wegen bleiben
Hört sich erst mal einfach an, aber manchmal nimmt man doch schnell eine Abkürzung oder wandert auf dem Gras neben dem matschigen Weg. Damit macht man es der Erosion einfacher und verbreitert Wege oder legt gar neue Pfade an. Das Wegenetz im Allgäu ist sehr gut ausgebaut und wird gepflegt. Die Wege stellen sicher, dass nur ein kleiner Teil der Natur beim Wandern beeinträchtigt wird. Zum einen wird so der Erosion vorgebeugt, denn die Wege sind dementsprechend befestigt. Wer allerdings querfeldein wandert, kann in sensiblen Bereichen zum Beispiel die Vegetation zerstören, die das Erdreich zusammenhält, sodass dieses abrutschen oder weggewaschen werden kann. Besonders beliebt sind Abkürzungen bei vielen engen Kehren. Da diese normalerweise in steilem Gelände angelegt werden, begünstigen diese Abkürzungen die Erosion besonders. Und ein Trampelpfad lädt auch andere Wanderer dazu ein, diesen zu benutzen, was die Beeinträchtigung der Natur noch verstärkt. Ebenfalls ist es besonders in Moorgebieten wichtig, auf den Wegen zu bleiben, da hier viele Pflanzen empfindlich darauf reagieren, wenn ihnen jemand »aufs Dach steigt«.
Wenn die Sonne aufgeht, verstecken sich die Tiere im Wald. TOUR 6
Unter der Brunnenauscharte am Hochgrat ist die Erosion deutlich zu erkennen. TOUR 24
Dunkelheit meiden
Außerdem gewöhnen sich die Wildtiere an die Wege, die von Menschen frequentiert werden. Sie wissen, zu welchen Zeiten die Menschen wo unterwegs sind, und können ihr Verhalten anpassen. Deshalb ist es auch besser, nicht zwischen der Dämmerung am Abend und am Morgen unterwegs zu sein – so wie bei Sonnenaufgangs- oder Sonnenuntergangswanderungen. Dies ist für viele Wildtiere die aktivste Zeit und sie erwarten, dann ungestört zu sein. Besonders gilt dies für Orte, an denen sich die Tiere normalerweise zurückziehen können – also zum Beispiel in und an Wäldern. Auch nachts würde man die Tiere aufschrecken, wenn sie es nicht erwarten. Schlimmstenfalls könnten sie bei ihrer Flucht irgendwo abstürzen.
Je länger die Tage, desto früher können Wanderer morgens aufstehen. TOUR 12
Auf der Terrasse der Kemptner Hütte: zweites Frühstück nach einem frühen Start. TOUR 19
Dalassen und mitnehmen
Nicht nur uns, sondern auch den Pflanzen gefällt es in den Bergen sehr gut. Deshalb lassen Wanderer sie lieber dort, wo sie sind, anstatt sie mit nach Hause zu nehmen. Dies gilt insbesondere für Naturschutzgebiete. Außerhalb von Naturschutzgebieten hat man schon das Recht, für den Eigengebrauch zum Beispiel Kräuter oder Pilze zu sammeln. In diesem Fall ist es aber wichtig, dass man sich so gut auskennt, dass man die geschützten Pflanzen stehen lässt.
Mitnehmen sollte man dagegen all seinen Müll – ganz klar! Und damit sind auch Taschentücher gemeint.
Anreise
Besser für die Umwelt wäre es natürlich auch, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad anzureisen. Das ist im Allgäu allerdings nicht immer ganz einfach und einige der Wanderungen sind nur mit dem Auto zu erreichen. Bei allen Touren, bei denen es möglich ist, mit Bus und Bahn anzureisen, ist diese Möglichkeit im Infokasten beschrieben. Vielleicht geht sich die Anreise bei dem ein oder anderen ja gut aus. Bei der Planung der Anreise sollte man ebenfalls daran denken, dass meist eine Parkgebühr erhoben wird. Während diese auf den meisten Wanderparkplätzen gut zu verkraften ist, wurden die Preise im Sommer 2020 rund um Hinterstein erheblich angehoben – teilweise auf 10 Euro Tagesgebühr. Darauf sollte man zumindest eingestellt sein.