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VORWORT

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Sabine Meyer hat einen Ton in die Welt der Musik gebracht, der verzaubert. Mit ihr trat ein Instrument ins Scheinwerferlicht der Musikbühnen, von dem man zuvor dachte, es sei nur eine Klangfarbe im Orchester oder ein Stimmungsmacher auf dem dörflichen Tanzboden. Kein Geringerer als Wolfgang Amadeus Mozart hat die Klarinette geadelt, indem er eines seiner schönsten Konzerte für das Holzblasinstrument geschrieben hat. Aber erst mit Sabine Meyer hat dieses Konzert im 20. Jahrhundert seinen Triumphzug durch die Welt angetreten. Als eine der wenigen spielt sie es auf dem Instrument, das Mozart dafür vorgesehen hatte: auf der Bassettklarinette. Das Instrument ist länger als die normale B-Klarinette und kann vier Töne weiter in die Tiefe steigen. Das erdet es und sorgt gleichzeitig für eine leichte Instabilität, die ihr etwas leicht Verletzliches gibt. Mozarts Konzert ist eines der geheimnisvollsten und emotionalsten Solokonzerte überhaupt. Die langsamen Stellen gelten als Inbegriff der Romantik, die schnellen Passagen sprühen über vor Lebenslust.

Sabine Meyer bringt auf ihrem Instrument die Seele zum Singen. Sie hat der Klarinette einen neuen, exponierten Platz im Musikleben gegeben. Sie zeigt sie als eine erotische Diva, jedoch nicht mit einem Hang zur Hysterie, sondern mit einem Ausdruck größter Natürlichkeit.

Bis heute ist der Name Sabine Meyer aber nicht nur mit einem verzaubernden Klarinettenton verbunden. Viele erinnern sich an die Schlagzeilen des Karajan-Skandals Anfang der Achtzigerjahre. Der Maestro war von der jungen Musikerin so begeistert, dass er sie unbedingt in ›seinem‹ Orchester haben wollte, als Mitglied der Berliner Philharmoniker. Unversehens beschwor er einen Machtkampf mit seinem Orchester herauf. Die Klarinettistin geriet zwischen die Fronten: Auf der einen Seite stand das selbstbestimmte Berliner Philharmonische Orchester, auf der anderen Seite der Dirigent mit der Aura des Allmächtigen. Der Fehdehandschuh war geworfen. Karajan zog alle Register, Sabine Meyer trat ihre Probezeit im Orchester an, der Intendant musste gehen, doch ehe es weitere Opfer gab, verzichtete sie auf eine Verlängerung ihres Vertrags.

Wer ist diese Musikerin, um deretwegen der weltweit bewunderte Maestro Karajan einen Streit um Sein oder Nichtsein führte? Wer Sabine Meyer beobachtet, erlebt ein Phänomen. Wo auch immer sie eine Bühne betritt und zu spielen beginnt, breitet sich etwas Geheimnisvolles aus: Der Atem kommt zur Ruhe und die Aufmerksamkeit richtet sich ganz auf die Person und die Musik. Die Welt versinkt und ein Ton erfüllt den Raum, der tief in der Erde wurzelt und einen Weg zum Himmel findet. Sabine Meyer präsentiert Musik in ihrem natürlichen Glanz und gibt den Blick in die Seele frei.

In zahlreichen Konzerten und Proben, auf langen Spaziergängen und bei vergnüglichen Abendessen habe ich eine Musikerin erlebt, die ein großes Talent besitzt und es sorgsam plegt. Die etwas Besonderes ausstrahlt, sich selbst alles abverlangt und doch behutsam in ihren Ansprüchen an andere ist. Geduldig hat sie mir die geheimnisvolle Welt ihrer Musik geöffnet.

Auf Daten und Fakten hat ihr Ehemann Reiner Wehle, auch er ein wunderbarer Klarinettist, Gesprächspartner und kritischer Zeitgenosse, einen gründlichen Blick geworfen. Mit großer Sorgfalt hat er die Skripte korrigiert und nie ermüdend auf Genauigkeit geach tet. Immer geleitet von der Bewunderung für das Einmalige der musikalischen Stimme von Sabine Meyer.

Der Ton von Sabine Meyer hat mich verzaubert und mich dazu angeregt, in diesem Buch einen bestimmten Tonfall zu finden. Diese Biografie ist keine Dokumentation, sondern eine Suche nach dem Geheimnis einer ganz besonderen Musikerin, nach dem Geheimnisvollen in der Musik.

April 2013

Margarete Zander

Sabine Meyer

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