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2.

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Ein herrliches Fleckchen Erde, stellte Margareta einmal mehr fest. Ganz anders als das hektische Ruhrgebiet. Nach einer einigermaßen ruhigen Nacht, einem chaotischen Frühstück mit zwei sich beharkenden Müttern und einem genervten Thomas waren die vier zur Ortsmitte gelaufen. Eleonore hatte geklagt, wieso ihr Sohn nicht den Wagen nehme, Waltraud hatte nichts mehr gesagt.

Margareta suchte die Kirche auf, Thomas ging hinauf zur kleinen Kreuzbergkapelle, während die alten Damen sich in den überfüllten Edeka-Markt pressten. Anschließend wurde im Gasthof Albers, in dem zünftigen, typisch sauerländischen Lokal zu Mittag gespeist. Sie hatten sich darauf geeinigt, das Mittagessen auswärts einzunehmen und den Abend mit Kartoffelsalat und Würstchen im Ferienhaus zu verbringen.

Während Margareta, Thomas und Waltraud das Bödefelder Schnitzel wählten, konnte Eleonore sich nicht entscheiden und machte einen Staatsakt aus der Bestellung. Etliche Male fragte sie sich und die anderen, ob sie ebenfalls das Bödefelder Schnitzel oder lieber das Hunauragout nehmen sollte. Nachdem Thomas, Margareta und Waltraud total genervt waren und der Hunger sie quälte, wählte sie endlich das Schnitzel, änderte jedoch sämtliche Komponenten. Statt Kroketten wollte sie Salzkartoffeln, statt mit Käse überbacken mehr Pilze, statt Rucola mehr Tomaten.

Als sie das Lokal gegen 15 Uhr verließen und bei strahlendem Sonnenschein Richtung Ferienhaus marschierten, beschloss Margareta spontan, eine Wanderung allein zu unternehmen, bevor sie sich der Gemütlichkeit des Heiligen Nachmittags hingeben würde. Thomas schaute sie traurig an, als sie ihm mitteilte, ihn nicht dabeihaben zu wollen.

Sie ging nicht den Waldweg entlang, sondern zurück in Richtung Ortsmitte, bog dann jedoch, bevor sie auf die Graf-Gottfried-Straße kam, rechts ein und lief ortsauswärts, passierte den voll bewirtschafteten Fronenhof und ging weiter über gefrorene Wiesen, den Wald immer zu ihrer Rechten. Links lag in einiger Entfernung die wenig befahrene L740. Irgendwann kreuzte die schmale Nebenstraße Mechterkuse, die zu einem Wanderparkplatz führte.

Ihr Handy klingelte. Der besorgte Thomas wies sie darauf hin, dass es bereits dunkel wurde und sie zurückkommen möge.

»Gleich, gleich komme ich«, vertröstete sie ihn, verspürte jedoch, als sie im Hintergrund die Stimmen der beiden Mütter hörte, absolut keine Lust dazu.

Sie ließ den gestrigen Abend Revue passieren. Eleonore hatte mindestens 20 Mal das Aussehen des tollen Weihnachtsbaumes kommentiert, eine duftende Blautanne, ganz in Blau geschmückt. Ja, es war total nett von der Vermieterin, ihnen einen Weihnachtsbaum aufzustellen, doch irgendwann hatte Margareta es nicht mehr hören können und sich bereits gegen 21 Uhr in ihr Schlafzimmer verzogen, um zu lesen. Thomas war noch bei den Müttern geblieben. Er hatte wohl Angst gehabt, die seine könnte ausrasten, wenn auch er sich vom Acker machte. Margareta hatte Thomas angemerkt, dass er sehr zwiegespalten war. Oft wusste er nicht, für wen er Partei ergreifen sollte: für seine dominante Mutter, der er durchaus hin und wieder die Meinung sagte, oder für seine immerhin fünf Jahre ältere Freundin. Mit seiner Mutter hatte er aber auch kein leichtes Los, dachte sie schmunzelnd. Darf eine zur Witwe gewordene Mutter eigentlich alles?

Von der ach so tollen neuen Strähnchenfrisur war am heutigen Morgen nicht mehr viel übrig gewesen. Eleonore hatte Margareta an einen alten Dachs erinnert.

Waltraud hatte ständig ihren Blick gesucht. Mutter und Tochter waren noch nicht dazu gekommen, sich zu zweit auszutauschen.

Als sie sich vom Wanderparkplatz aus auf den Rückweg am Wald entlang machte, fiel Margaretas Blick auf einen idyllischen Bauernhof im Wald. Magisch angezogen lief sie darauf zu. Inzwischen war es fast dunkel und die Heilige Nacht brach an. Das Wohnhaus lag rechts, die Fenster der unteren Etage waren weihnachtlich geschmückt und beleuchtet. Das Tor des großen Kuhstalls stand offen. Man hörte Metallstangen klirren und das Muhen der Kühe. Neonbeleuchtung schaffte dem Bauern und seiner Frau genügend Licht. Sie waren dabei, die Tiere zu füttern und zu melken sowie die Ställe zu säubern. Eine niedliche, dunkel getigerte Katze kam ihr schnurrend entgegen und rieb sich an ihren Beinen, als wollte sie sagen: »Nimm mich mit, irgendwohin, wo es warm ist.«

Nach einer Weile betrat Margareta den Stall und sah sich neugierig um, nachdem sie die Bauersleute freundlich begrüßt hatte. Die nette Frau grüßte wohlwollend zurück und fragte, was Margareta hier um diese Uhrzeit mache, ob sie sich verlaufen habe.

»Nein, nein, alles in Ordnung. Ich wohne mit meiner Familie in einem Ferienhaus oberhalb von Bödefeld und mache noch eine Abendrunde. Darf ich mir Ihre Tiere hier im Stall ansehen?«

Äußerst zuvorkommend führte die Frau, die sich als Ellen Voss-Grobe vorstellte, herum und erklärte ihr alles. Ihr Gatte, der auf die Hilfe seiner Holden angewiesen war, sah das gar nicht gerne. Die Zeit drängte, schließlich war Heiligabend. Er wollte essen und dann bescheren.

Margareta war von den neugeborenen Kälbchen begeistert, von deren unschuldigen Blicken regelrecht fasziniert. Zärtlich streichelte sie ihnen die warmen Nasen und das kuschelige Fell. Die beiden Ponys wurden bestaunt, anschließend die Ziegen begrüßt und schlussendlich die Hühner. Die Bäuerin verkaufte ihr auf Wunsch zehn Eier von den frei laufenden Tieren. Zufrieden verabschiedete sich Margareta von der Frau, bedankte und entschuldigte sich, ihr heute Abend die kostbare Zeit gestohlen zu haben. Sie trat in der Dunkelheit den Heimweg an, der jedoch gut ausgeleuchtet war. Sie liebte den Bauernhofgeruch von Heu und Stroh, Milch, warmen Tieren und Mist. Als Kind hatte sie etliche Urlaube auf Bauernhöfen verbracht und war die meiste Zeit im Stall anzutreffen gewesen.

Gegen 18 Uhr erreichte sie ein wenig durchgefroren das gemütlich warme Ferienhaus und konnte nicht verstehen, dass Thomas sich Sorgen gemacht hatte. Wer sollte ihr hier in diesem friedlichen Ort etwas Böses antun? Hier, wo bei einbrechender Dunkelheit die Bordsteine hochgeklappt wurden und nur noch Ruhe und Frieden herrschten.

Die beiden Mütter hatten nicht warten können und aßen bereits am spartanisch gedeckten Tisch den Kartoffelsalat, den Waltraud am Vormittag zubereitet hatte.

»Wo warst du?«, fragte Waltraud vorwurfsvoll und griff nach einer dampfenden Wurst.

Als Margareta von dem Besuch des ungefähr zwei Kilometer entfernten Bauernhofs berichtete und ihre Begeisterung über die vielen Tiere kundtat, zog Eleonore die Nase kraus. »Du warst in einem fremden Kuhstall?«

»Ja, wieso nicht? Das war äußerst interessant. Der Bauer und seine Frau bewirtschaften ihn ganz alleine, wie es aussah.«

»Du riechst nach Kuhmist!« Eleonore konnte sich den Kommentar nicht verkneifen. Sie warf einen abfälligen Blick auf den Eierkarton, den Margareta auf die Küchentheke gestellt hatte. »Eier habe ich bereits von Edeka mitgebracht.«

»Diese Eier hier sind von frei laufenden Hühnern, die ich heute persönlich kennengelernt habe. Das kann man nicht vergleichen mit Eiern aus Käfighaltung.«

»Pah«, schnaubte Eleonore.

Margareta, bis zu dem Zeitpunkt in einer friedvollen Heiligabendstimmung, kam die Galle hoch. Dieses abfällige »Pah« brachte das Fass zum Überlaufen. Wieso haben wir die bloß mitgenommen, fragte sie sich, die verdirbt uns die schönen Tage. Sie schaute Thomas an, der ihr jedoch keine Hilfe war. Er aß seine Wurst und starrte auf den TV-Bildschirm. Immerhin hatte er während ihrer Abwesenheit den Kaminofen angeheizt, was nicht nur schön anzusehen war. Die knisternden Holzscheite waren Musik in Margaretas Ohren.

»Lieber nach Kuhmist riechen als nach verschwitzter Oma«, hielt sie dagegen, obwohl sie sich von der Frau nicht provozieren lassen wollte und ihre Worte, kaum ausgesprochen, bereits bereute.

»Ich rieche nach verschwitzter Oma?«, brüskierte sich Eleonore, stand von ihrem Stuhl auf und durchquerte nervös das Zimmer. »Thomas, nun sag doch was«, wandte sie sich an ihren Sohn und rüttelte ihn an der Schulter.

»Margareta, du solltest dich bei meiner Mutter entschuldigen. Schließlich haben wir Heiligabend!«, sagte er kleinlaut.

»Sag mal, tickst du noch richtig? Du schlägst dich auf die Seite deiner Mutter? Außerdem hat sie gestern und heute nicht geduscht. Diese Läppchenwascherei bringt doch nichts. Das ganze Zimmer stinkt nach Schweiß. Und schon wieder hat sie den gleichen Pullover an.« Margareta schämte sich. Musste sie sich auf dieses Niveau begeben? Sie war nicht besser als Eleonore. Nur Waltraud zuliebe blieb sie am Tisch sitzen.

Mit hämischem Grinsen verließ Eleonore wenig später das Wohnzimmer und suchte ihr Zimmer auf. Anscheinend telefonierte sie. Hin und wieder hörte man sie abwechselnd laut auflachen und übel schimpfen.

»Da steckt ein neuer Mann dahinter. Sie hat so Andeutungen gemacht«, brach Waltraud das Schweigen.

»Wie kannst du so etwas sagen«, ärgerte sich Thomas. »Mein Vater ist erst ein knappes halbes Jahr tot. Meine Mutter steckt noch mitten in der Trauerphase.«

»Davon merkt man nicht viel. Sie hat mir jedenfalls von einem Mann erzählt, den sie in der Kirchengemeinde kennengelernt hat. Vielleicht ist ja alles ganz harmlos.« Gedankenverloren trank Waltraud von ihrer Pfirsichbowle, die sie am Nachmittag zusammengeschüttet hatte.

»Mit Sicherheit ist alles ganz harmlos.« Margareta horchte allerdings auf. Eleonore hatte einen neuen Mann? Das ging aber schnell.

Thomas schien fix und fertig. »Mutti hat meinen Vater geliebt. Jawohl! Da sucht sie sich doch nicht so schnell einen neuen Kerl, kaum dass Papa kalt ist. So eine ist meine Mutter nicht!« Er holte sich eine Flasche Pils aus dem Kühlschrank, öffnete sie und trank direkt aus der Flasche.

Margareta fragte sich, wo seine guten Manieren geblieben waren. Haute ihn diese Nachricht dermaßen aus den Latschen?

»Ach, Junge, du hast keine Ahnung. In unserem Alter ist ein halbes Jahr eine lange Zeit. Wenn sie das Glück hatte, jemanden kennenzulernen, ist das doch was Tolles. Wer weiß schon, was morgen ist? Gönnst du ihr das nicht?« Waltraud traten Tränen in die Augen.

»Nein, das Trauerjahr sollte sie einhalten.« Da hatte Thomas klare Vorstellungen.

»Trauerjahr, Trauerjahr. In welchem Jahrhundert lebst du denn?« Waltraud füllte sich ihr Glas erneut mit der köstlichen Bowle und leerte es in einem Zug. Fast hätte sie sich an den Pfirsichspalten verschluckt. Ob sie doch besser, wie Eleonore vorgeschlagen hatte, Glühwein hätte zubereiten sollen? Plötzlich war es um sie geschehen. Sie schluchzte unvermittelt los und sackte regelrecht in sich zusammen. »Ich vermisse Sepp so sehr. Die letzten Jahre habe ich immer mit ihm zusammen Weihnachten gefeiert. Was hatten wir für schöne Zeiten! Dieses Jahr wollte er nicht. Ist bei seiner Frau geblieben.«

»Liebe Waltraud!«, sagte Margareta. Sie nannte ihre Mutter meistens beim Vornamen. »Bleib doch mal objektiv. Wie sahen sie denn aus, deine schönen Zeiten? Die Zeit, die er mit dir verbracht hat, hat er sich gestohlen, und ist danach ganz schnell wieder in die Arme seiner Alten geflüchtet, von der er sich nie lösen wird. Vergiss ihn endlich!« Margareta musste an das Weihnachtsfest denken, an dem sie den alternden Bandleader dieser Altherrencombo zum ersten Mal getroffen hatte. Ihre Mutter hatte ihn in einem zwielichtigen Tanzschuppen für Greise kennengelernt. Es war im Wohnzimmer ihrer Mutter Waltraud im Kreise der engsten Familie gewesen. Der Hesse aus Nidda hatte Unterschlupf bei ihrer Mutter gesucht. Und nicht nur das. Margareta hatte Felix, den Obdachlosen, mitgeschleppt, um ihm schöne Feiertage zu bescheren. Und da hatte auch Sepp am Tisch gesessen, dieser tattrige Opa, der am zweiten Weihnachtstag mit dem Geld aus dem Bankraub in Buer, welches er beschützen sollte, dreist getürmt war. Zum Glück hatte ihn die Polizei geschnappt. Das Geld konnte er daraufhin vergessen. Immer wieder hatte er danach vor Waltraud auf den Knien gelegen und um Verzeihung gebettelt. Immer wieder war er jedoch kurz darauf zu seiner Frau zurückgekrochen und hatte Waltraud ganz schnell vergessen. Gut, dass das jetzt hoffentlich ein Ende hatte.

Während Thomas den Tisch abräumte, betrat Eleonore vergnügt das Zimmer, als wäre nichts gewesen, und setzte sich auf ihren Platz am großen Küchentisch.

»Sag jetzt nichts Falsches«, zischte Margareta Thomas zu, während sie ihm beim Abräumen half.

»Wie wäre es mit einer Runde Halma? Ich habe im Schrank eine Spielesammlung gesehen.« Munter kramte Eleonore das Spiel heraus und setzte sich wieder an den Tisch.

»Wieso nicht«, meinte Thomas. »Spielen wir Halma.«

Der eventuell vorhandene Lover von Eleonore, der treulose Sepp, der Kuhstallmief sowie der Schweißgeruch waren schnell vergessen. Es wurde tatsächlich ein richtig schöner Heiligabend mit Pfirsichbowle, Pils und Spielesammlung und einem herrlichen Kaminfeuer.

Am anderen Morgen, dem ersten Weihnachtstag, hatte es geschneit. Eine ungefähr fünf Zentimeter hohe Schneeschicht überzog die Landschaft.

Thomas lief von Fenster zu Fenster und konnte sich gar nicht beruhigen. Ach, wie schön, ach, wie toll. Bereits fertig angezogen saß er anschließend am Frühstückstisch und wollte schnellstmöglich raus, zu Fuß zum Skigebiet Hunau, ungefähr vier Kilometer vom Ferienhaus entfernt. Auf Eleonores Einwand, er könne doch überhaupt nicht Ski fahren, wurde er knurrig. Nur schauen wollte er, einfach nur schauen.

»Und du? Willst du den ganzen Tag vor dem Fernseher abhängen? Da läuft die 5.000ste Wiederholung der Schwarzwaldklinik, und Waltraud und du starrt gebannt hin, als würdet ihr den alternden Gockel von Professor zum ersten Mal sehen. Seid ihr zum Fernsehen hergekommen?«

»Ich denke, wir haben Urlaub, da können wir machen, was wir wollen«, antwortete Eleonore ihrem Sohn, ohne den Blick vom tollen Professor Brinkmann in seinem wehenden Kittel abzuwenden.

»Ich finde, wir sollten die TV-Zeiten beschränken. Sagen wir: pro Tag zwei bis drei Stunden?«, schlug er vor.

»Bei dir piept es wohl, Junge. Ich entscheide immer noch selbst, wie ich meine Zeit verbringe«, meinte Eleonore.

Wenigstens hatte Mutter Scheffel am frühen Morgen ausgiebig geduscht, dachte Margareta. Und frische Klamotten trug sie auch. Sogar ihre Dachsfrisur hatte sie in Form gebracht. Gar nicht so falsch, mal was zu sagen. Margareta lächelte in sich hinein.

»Ihr zwei könnt hoch zur Kreuzbergkapelle marschieren, von dort aus rüber zum Wanderparkplatz Mechterkuse, und schon seid ihr wieder hier an der Hütte. Sind höchstens acht Kilometer. Bin ich gestern auch gelaufen. Heute ist es viel schöner bei Schnee«, schlug Thomas vor.

»Da hättest du den Bauernhof im Wald sehen müssen, den ich mir gestern angeschaut habe«, meldete sich Margareta zu Wort.

»Habe nicht drauf geachtet.«

»Das ist mir zu weit. Ich habe Hüftprobleme, ich kann nicht so weite Touren machen.« Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sich Waltraud die rechte Hüfte. »Bis zur Ortsmitte schaffe ich es.«

»Dann lass uns in dieses Café gehen und dort was Schönes zu uns nehmen«, sagte Eleonore begeistert. »Die haben tolle Torten und weiße Trinkschokolade.« An ihren Sohn gewandt: »Und du heize schon mal den Kaminofen an, damit wir es gemütlich haben, wenn wir durchgefroren heimkommen.«

»Später«, antwortete Thomas einsilbig und verließ kopfschüttelnd den Raum. »Torte essen, so schnell nach dem Frühstück«, murmelte er dabei vor sich hin.

Margareta war froh, dass die beiden Frauen sich besser verstanden und sich keine Gemeinheiten mehr an den Kopf knallten wie am Vortag. Am späten Abend hatte Waltraud Eleonore die ganze Sepp-Lovestory haarklein erzählt, was ihr wohl Pluspunkte eingebracht hatte. Doch keine fromme Kirchenmaus, die gute Eleonore? Margareta musste schmunzeln. Hatte sie sich tatsächlich schon einen Kerl aufgerissen?

Arm in Arm schoben die beiden älteren Damen wenig später dick vermummt ab, was Margareta vom Wohnzimmerfenster aus beobachtete. Eleonores lautes Gemecker konnte sie durch die Scheibe hören.

»Hätte uns mit dem Auto mal nach Winterberg fahren können, mein lieber Sohn.«

Dem stimmte Margareta zu. Irgendwie war Thomas schon wie ein bequemer Opa, fand sie. Und das mit 42 Jahren. Trotzdem lächelte sie ihn an, als er sich ihr von hinten näherte.

»Haben wir uns überhaupt schon frohe Weihnachten gewünscht?«, fragte er mit sanfter Stimme und nahm sie in die Arme.

Fröhliches Morden überall

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