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Eleonore war missgelaunt. Sie fühle sich leer. Das Jahr ging zu Ende. Das neue konnte nur besser werden. Nun war Robert schon fast ein halbes Jahr tot. Einen qualvollen Tod hatte er gehabt. Zum Schluss hatte er sich die Lunge aus dem Hals gehustet und nur noch Blut gespuckt, bevor er endlich in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer in Herten für immer die Augen schloss. Es war seinem Bergmannsposten unter Tage geschuldet, dass der Krebs seine Lunge aufgefressen hatte. Eine schlimme Zeit, ihn mithilfe des Pflegedienstes zu versorgen. Wie oft hatte sie daran gedacht, einfach das Weite zu suchen und abzuhauen, egal wohin, Hauptsache weg. Doch wäre das christlich gewesen? Er hatte ein Leben lang für sie gesorgt, da war es das Mindeste gewesen, ihn zu pflegen.

Letztendlich war sie froh, bis zum Schluss ausgeharrt und die liebende, sich kümmernde Ehefrau gespielt zu haben. Das hatte ihr besonders bei Pfarrer Ansgar Morgenrot der St.-Johannes-Gemeinde in Herten enorm viele Pluspunkte eingebracht. Voller Hochachtung lobte er sie in der gesamten Gemeinde, in der sie sich vor Roberts Erkrankung kaum hatte sehen lassen. Kirche und das ganze Drumherum gingen ihr am Allerwertesten vorbei, hatte sie jedem erzählt, der sie gefragt hatte, wieso sie nicht am Gemeindeleben teilnahm.

Wie rührend sich der Pfarrer trotzdem nach Roberts Tod um sie gekümmert hatte und es noch tat, verwunderte sie. Er hatte bei den zahlreichen Hausbesuchen in ihre verweinten Kuhaugen gestarrt und sich – wieso auch immer – verpflichtet gefühlt, genau diesem Schäfchen seine volle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Diese beschränkte sich nach der Beisetzung zunächst auf die Vorbereitung des sonntäglichen Gottesdienstes am Samstagnachmittag. Nicht gerade nett von ihm, Ursula Kaminski diesen Posten zu entziehen und ihn Eleonore aufs Auge zu drücken. Besondere Umstände veranlassen ihn dazu, hatte er versucht, der Kaminski einzureden, die oft sehr zudringlich wurde. Kerzenständer polieren, Altarblumen dekorieren, Gesangsbücher ordnen, Messwein auffüllen und seinen Talar abbürsten zählten zu den Aufgaben einer Samstagnachmittagshelferin. An Eleonore war eine Schauspielerin verloren gegangen, so gut spielte sie ihre unterwürfige Rolle.

Wenig später hatte er sie in die Seniorenstube eingeführt. Da biss er bei dem alteingesessenen Stamm allerdings auf Granit. Vier Frauen der ungefähr 20 Mitglieder waren seit vielen Jahren befreundet und trafen sich auch privat. Dazu zählte Ursula Kaminski, was die Sache nicht leichter machte. Carola Blasius, Angelika Thomas und Petra Halstenbach empfand Pfarrer Morgenrot auch als aufdringlich, jedoch längst nicht so unerträglich wie die Kaminski. Eleonore hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, um von dieser kleinen Gruppe wahrgenommen zu werden und sich ihr anschließen zu dürfen.

Nach Roberts Tod hatte sich Eleonore einer aufwendigen Rundumerneuerung unterzogen, wozu eine neue Frisur gehörte, die diese altbackene Haarpracht abgelöst hatte. Die gesamte Omagarderobe war in Säcken zum Roten Kreuz gewandert, die riesigen hautfarbigen Baumwollschlüpfer mit Bein hatte sie durch tolle Dessous in den schönsten Farben ersetzt. Sie hatte ein stattliches Sümmchen vom Sparkonto abgehoben und sich neu eingekleidet. Thomas und seine Margareta hatten Bauklötze über die Verwandlung gestaunt, jedoch nichts gesagt.

Trotz ihres Alters von 72 Jahren, war Eleonore eine schöne Frau, fand sie. Das Leben als Hausfrau und Mutter hatte ihr viel abgefordert in den vergangenen Jahren. Sie hatte regelrecht gespürt, wie dieses Leben tagtäglich Unze für Unze ihres Sex-Appeals auffraß. Was war zum Schluss von ihr geblieben? Ein einsames, übel aussehendes, verkümmertes Mütterlein, das seine Zeit am Herd verbracht hatte.

Nun erwachte wieder Leben in ihr. Nach der äußerlichen Veränderung fühlte sie sich mindestens zehn Jahre jünger. Grund für die Veränderung war jedoch nicht das hinterlistige Frauenquartett aus der Seniorenstube, das ging Eleonore sonst wo vorbei. Interessant war für sie einzig und allein das männliche fünfte Rad am Wagen: nämlich Fritz. Fritz brachte Saiten in ihr zum Klingen, die sie längst vergessen geglaubt hatte. Die vier Weiber betrachteten diesen Mann als ihr Eigentum und umgarnten ihn. Komischerweise waren sie dennoch nicht eifersüchtig aufeinander.

Fritz genoss das. Bei jedem Kompliment, das aus einem der Frauenmünder kam, schwoll ihm der Kamm. Fritz Wennemann war 72 Jahre alt, groß und schlank, dunkelhaarig mit grauen Strähnen. Stets modisch gekleidet und wunderbar duftend. Unter seinen markanten Augenbrauen wachten braune Augen, die wie eine Überwachungskamera hin und her wanderten und denen nichts entging. Sein äußerst charmantes Lächeln setzte er ein, wo immer er es für angebracht hielt, dazu ein flotter Spruch, den er aus seinen schönen Lippen fallen ließ, und die Frauen schmolzen dahin. Er wusste, was weibliche Wesen, besonders die älteren grauen Mäuse, hören wollten. Das hatte er wahrscheinlich in seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Kneipenwirt zigmal getestet. Doch er besaß noch etwas, auf das die Damen scharf waren, und zwar einen silbernen Volvo V70, mit dem er die pfundige Carola Blasius regelmäßig zum Wochenmarkt fuhr, obwohl sie selbst einen fahrbaren Untersatz hatte. Außerdem half er ihr beim Marmelade-Einkochen, die sie anschließend bei Veranstaltungen zugunsten benachteiligter Leute verscherbelte.

Allein vom Äußeren her war die stets hilfsbereite Carola kein Frauentyp, der zu Fritz passte. Mit ihrem grauen fettigen Haarknoten im Nacken und der verwaschenen Trachtenkleidung am Leib passte sie eher in den Schwarzwald auf einen maroden Bauernhof als in den Kohlenpott.

Die mollige Angelika Thomas, ebenfalls Trägerin einer Knotenfrisur, erkochte sich das Herz von Fritz mit Rindsrouladen und Stielkottelets. Ihr gehörten der Dienstag und der Donnerstag. Fritz kutschierte sie zum Einkaufen und zum Friseur, der ihr den gefärbten Wischmopp im Nacken aufbrezelte. Eleonores Vorstellungsvermögen reichte nicht aus, um sich Fritz vorzustellen, wie er die biedere Angelika über ihre geblümte Tagesdecke zog und dabei das Haarkunstwerk in Unordnung brachte.

Die streitsüchtige Petra Halstenbach, die Mineralwasser soff, als bekäme sie dafür einen Preis, fuhr er zum Getränkemarkt und zum Tennis. Auf dem Tennisplatz war Fritz allerdings nur Zuschauer. Er durfte der tollen Petra zusehen, wie sie mit ihrer raspelkurzen grauen Kerlsfrisur altersschwache, sabbernde, arg zitternde Männer zum Match herausforderte. Warum Fritz sich das antat, erschloss sich Eleonore auch nach Monaten nicht.

Dann wäre da noch die langnasige Ursula Kaminski, die Fritz einmal die Woche zu ihrer Tochter nach Dortmund fuhr. Als Belohnung lud sie ihn auf eine Bottroper Schlemmerplatte in der angeblich besten Pommesbude im Ruhrgebiet ein, in den Distel-Grill in Herten.

Fritz tat das alles, ohne zu murren, man hatte tatsächlich das Gefühl, er mache das gern. Mit wem er sich heimlich, zu was auch immer, traf, blieb sein Geheimnis. Eleonore musste sich schwer zusammenreißen, um bei den Cafébesuchen, zu denen sie Fritz einlud, nicht über die vier Frauen abzulästern und Hass zu schüren. Kommt Zeit, kommt Hetzen, sagte sie sich. Also lächelte sie nur, starrte auf Fritz’ sehnige Hände mit den gepflegten Fingernägeln und sprach stets Gutes, wenn Fritz sie auszuhorchen versuchte. Immerhin gehörte ihr der Sonntag, was eine große Auszeichnung und den vier Gegnerinnen ein Dorn im Auge war. Stolz ließ sie sich in die schönsten Cafés am Rande des Ruhrgebiets kutschieren, um den Anekdoten des lebenserfahrenen Fritz zu lauschen und dabei herrliche Torten zu verspeisen. Im Blick immer seine schönen Hände, die sie gerne überall an ihrem Körper spüren würde.

Eleonore wusste nicht, dass er für die Maniküre seiner langen Griffel jede Woche 35 Euro investierte, was seine Wirkung bei Frauen anscheinend nicht verfehlte. Dafür sparte er bei der Fußpflege. Seine Hornhauthacken, die man mittlerweile ordentlich mit dem Hobel bearbeiten konnte, sah sowieso niemand. Seine Devise lautete: Nachts sind alle Hacken grau, und notfalls kann man die Socken dabei anlassen.

Der Schnee knirschte bei jedem ihrer Schritte. Ihr Weg führte sie durch verschneite Felder Richtung Ortsmitte, zur Pfarrkirche St. Cosmas und Damian in Bödefeld, zum Jahresabschlussgottesdienst. Ewig mit Thomas, Margareta und Waltraud abzuhängen, nervte sie. Die beiden Verliebten zu beobachten, gab ihr jedes Mal einen Stich und machte sie wütend. Waltraud, mit der sie sich in den letzten Tagen arrangiert hatte, konnte sie auch nicht immer um sich haben. Obwohl ihre Geschichten, die sie ihr in den letzten Tagen von Combo-Sepp erzählt hatte, sehr lustig waren. An den Nachmittagen zwischen den Jahren hatte sie täglich mit Waltraud in dem schönen Café in der Ortsmitte gesessen und sich durch das Tortenangebot geschlemmt. Zwei Sorten pro Tag. Waltraud war jedenfalls besser als diese ollen Weiber des Quartetts aus der Seniorenstube. Ob Fritz Waltraud attraktiv finden würde? Ihre lustige Art wäre was für ihn, da war Eleonore sich sicher.

Sie hätte in den vergangenen Tagen gerne Ausflugsfahrten in die herrliche winterliche Gegend gemacht, doch dazu hatte sie ihren Sohn nicht überreden können. Er wolle seine Ruhe haben und seine Beine benutzen, hatte er auf ihre Bettelei nach einer Ortsveränderung geantwortet. Nein, er wolle nicht nach Winterberg. Viel zu voll, viel zu laut, zu viele Holländer, zu viel Alkohol, nichts für ihn.

Einem Abstecher nach Schmallenberg in die Falke-Strumpffabrik hatte er nur zugestimmt, weil Margareta dort hinwollte und sie ihm einen Sehnsuchtsblick schenkte. Das riesige Warenangebot hatte Eleonore begeistert, aber auf der Rückfahrt hatte sie sich schwarzgeärgert über die Summe, die sie dort ausgegeben hatte. Und das für Strümpfe und ein paar Schlüpfer. Und einen blauen Pullover für ihren Sohn, das war der dickste Posten auf der Rechnung. Ob sie für Fritz auch so ein schickes Teil hätte kaufen sollen? Diese Frage hatte sie die ganze Rückfahrt über gequält. Nein, hatte sie sich letztendlich gesagt. So hoch war ihre Rente schließlich nicht.

Vorhin beim Kaffeetrinken hatten die anderen sie aus großen Augen angeblickt, als sie verkündet hatte, dass sie gern den Gottesdienst besuchen würde. Waltrauds Angebot, sie zu begleiten, hatte sie abgelehnt. Eleonore wollte für sich sein, ihren Gedanken freien Lauf lassen. Gedanken, die sie immer wieder zu Fritz führten. Eben noch hatte sie mit ihm telefoniert. Bald würde sie wieder bei ihm sein. Er hatte sie zu sich in sein Heim eingeladen. »Fernsehabend, ein bisschen knabbern und so weiter«, hatte er am Telefon verlauten lassen. Was er mit »und so weiter« meinte, malte sie sich jetzt auf ihrem Weg zur Kirche aus, sah seine Hände vor sich und hoffte, die Worte richtig gedeutet zu haben.

Wie er den heutigen Silvesterabend verbrachte, wollte sie nicht wissen. Ob mit seinem Sohn und dessen Familie oder mit einer dieser vier Weiber, was ihr gar nicht in den Kram passen würde. Händchenhaltend, Nüsse knabbernd und um Mitternacht Sekt trinkend. Vielleicht mit Angelika, diesem Besen? Oder mit der biederen Carola? Bloß nicht daran denken, schalt sie sich.

Sie zog sich die rote Mütze tief ins Gesicht und schloss den blauen Thermomantel hoch am Hals. Es herrschten noch immer Minusgrade. Eleonore sehnte sich nach Frühjahr und Wärme, blühenden Blumen und mehr. Der Schneefall, der vor einigen Minuten eingesetzt hatte, nahm an Intensität zu. Die ansonsten schöne Eisenbahnlandschaft wirkte wenig einladend auf sie in dem harten Winter und zu dieser späten Stunde. Vor ihr lief ein schnatterndes Paar, wohl ebenfalls der Kirche entgegen. Angst verspürte sie kaum. Der Weg war beleuchtet, der Schnee schaffte zusätzliche Helligkeit.

Sie fragte sich zum wiederholten Mal, wieso sie mitgefahren war. Wieso hatte sie zugestimmt, als ihr Sohn sie zu diesem Weihnachtsurlaub eingeladen hatte? Weil er es gut meinte und sie aus dem Trauerloch holen wollte? Wahrscheinlich. Dabei befand sie sich nicht in diesem Loch, das er ihr einzureden versuchte. Er sagte, sie sehe bald wieder Licht am Ende des Tunnels. Dabei war sie längst am Ende des Tunnels angekommen. Was sie sah, war jedoch kein Licht, sondern Fritz. Nur Fritz. Doch Fritz sollte vorläufig ihr Geheimnis bleiben. Trauerjahr abwarten? Quatsch, sie trauerte ja gar nicht. Zwei Tage musste sie noch aushalten, dann ging es heimwärts, zurück nach Herten.

So schlecht war dieser Urlaub nicht gewesen, stellte sie fest. Ihr Sohn und auch Margareta samt Mutter hatten sich alle Mühe gegeben, es ihr recht zu machen. Obwohl, Margareta hatte sich schon sehr rar gemacht. Während Thomas durch die verschneiten Wälder streifte, hing sie auf diesem Bauernhof ab und stank bestialisch, wenn sie heimkam. Und dann diese ewige Knutscherei der beiden vor dem Fernseher. Thomas hätte durchaus etwas Rücksicht nehmen können. Fritz hatte sie noch kein einziges Mal geküsst. Über ihr Haar hatte er gestrichen. Eine kleine, zarte Geste.

Eleonore seufzte. Alles war besser, als jetzt bei denen am Tisch zu sitzen, in diesem Haus am Wald, und schon wieder Kartoffelsalat mit Würstchen zu essen. In der Kirche würde sie sich Fritz ganz nahe fühlen. Später stand Bleigießen auf dem Programm. So ein Unsinn. Das hatte sie bereits gehasst, als Thomas noch klein war und sie es zu Silvester praktiziert hatten. Vater und Sohn hatten gelacht wie Verrückte, wenn sie was angeblich besonders Originelles gegossen hatten. Nur Dreck hatte das gemacht. Löcher in Tisch und Tischdecke. Und gestunken hatte es außerdem.

Als sie auf den schneebedeckten Ort mit den erleuchteten Tannen vor den Häusern blickte, wurde ihr ganz warm ums Herz. Sie schaute in helle Fenster, sah geschmückte Weihnachtsbäume und erhitzte Gesichter daneben.

Sie hatte die Treppe erreicht, die sie runter in den Ort führte. Das Paar vor ihr entschied sich, den Weg, der um die stellenweise vereiste Treppe herumführte, zu nutzen. Anscheinend wollten sie keinen Beinbruch riskieren. Eleonore hatte keine Angst. Wozu gab es ein Geländer? Unten angekommen, konnte sie schon eine Menge Menschen in Richtung Kirche strömen sehen. Der Schneefall wurde stärker. Was, wenn die Kirche während des Gottesdienstes eingeschneit wurde und sie den Jahreswechsel dort verbringen musste? Eleonore grinste. Besser als Bleigießen, sagte sie sich.

Sie passierte das Landhotel Albers, dessen Geräuschkulisse nach draußen drang. Sie blickte durch die Fenster in fröhliche Gesichter. Musik forderte die Silvestergäste zum Tanzen auf. Das wäre was für Waltraud, dachte sie. Spontan wechselte sie die Straßenseite und blieb an der kleinen Brücke stehen, die über die laut plätschernde Palme führte. An den Uferseiten glitzerte das gefrorene Eis. Links reichte der Anbau eines Hauses bis ans Ufer. Eine Dachlawine drohte jeden Moment abzustürzen. Glitzernde Eiszapfen zierten die Dachrinne. Eng nebeneinander, lang und schmal funkelten sie in der Silvesternacht.

Die Kälte kroch ihr den Nacken hoch. Sie schüttelte sich und überquerte die Straße, um wenig später die Kirche zu betreten. Was für ein schöner Jahresabschluss, dachte sie mit Blick auf den wunderbaren Altar, der von zwei prachtvoll geschmückten Weihnachtsbäumen flankiert wurde. Sie kannte niemanden der großen Gemeinde, was sie reizvoll fand und sie wieder zum Grinsen zwang.

Sie schloss kurz die Augen. Das Lied »Großer Gott, wir loben dich« erklang. Der Organist an der Orgel gab alles. Der Herr rechts neben ihr in seinem grünen Lodenmantel roch nach Eukalyptus und fing nun an zu husten. Eine Erkältung hätte Eleonore gerade noch gefehlt. Warm war es hier drinnen auch nicht. Sie bekam schon kalte Füße. Ob sie doch lieber bei den anderen hätte bleiben sollen?

Waltraud hatte sich heute Morgen im Edeka-Markt mit neuen Zeitschriften eingedeckt. Im Moment sehnte sich Eleonore danach, mit einer Wolldecke um ihre empfindlichen Beine gewickelt in einem Sessel zu sitzen und in den Zeitschriften zu blättern, obwohl sie ansonsten kein gutes Haar an der Regenbogenpresse ließ. Sie sah ihren Thomas vor sich, wie er mit Wonne Walnüsse knackte. Eigens für ihn hatte sie zwei Pfund im Preis reduzierte Nüsse aus dem Markt mitgenommen. Margareta saß bestimmt mit ihrem Laptop auf dem Sofa, die Beine unter ihren Allerwertesten geklemmt, und klickte durch ihre ach so wichtigen Fälle. Dabei schaute sie gelegentlich auf den TV-Bildschirm, um ja keinen Silvesterklassiker zu versäumen: »Dinner for one« oder Ekel Alfred, der sich total hacke Punsch kochte.

Der gewichtige Pfarrer begrüßte die große Gemeinde. Pfarrer Ansgar Morgenrot gefiel ihr besser.

Die Predigt zog sich wie Kaugummi. Immer wieder wurden Lieder gesungen, der Chor kam zum Einsatz und Passagen aus der Bibel wurden vorgelesen.

Nach fast zwei Stunden hatte sie keine Lust mehr, fühlte sich unwohl und durchgefroren. Fritz war sie hier keinen Zentimeter gedanklich nähergekommen. Ob sie die heilige Stätte verlassen und Thomas anrufen sollte, dass er sie abholen möge? Keine gute Idee, fand sie. Er würde ausrasten.

Endlich erklangen die Glocken, die den Schluss der Messe verkündeten. Eleonore freute sich. Nun aber heim an den warmen Kaminofen.

Fröhliches Morden überall

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