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Porträt 2 «Er ist nach wie vor der Vater und ich bin nach wie vor die Mutter. Das habe ich nie infrage gestellt.»

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Marion (39) und Jürg Lehmann (45) sind beide in Schöfflisdorf aufgewachsen. Da sie in der Nähe wohnten, sahen und grüssten sie sich gelegentlich, wenn Marion auf den Zug ging. Marion Lehmann erinnert sich an die Anfänge ihrer Liebesbeziehung: «1997, an der Badenfahrt, haben wir uns näher kennengelernt. Wir haben die Telefonnummer ausgetauscht und sind dann relativ schnell zusammengekommen.» Im März 1999 heirateten sie und ein Jahr später kam Sohn Nico zur Welt. Im Januar 2002 folgten die Zwillinge Lars und Yves. Nach 14 Jahren haben sich die Lehmanns im Mai 2013 scheiden lassen. «Ich habe lange mit diesem Entscheid gerungen», betont Marion Lehmann, «auch wegen des sozialen Umfelds. Es ist ein wichtiger Schritt, eine grosse Veränderung.»

Beruflicher Hintergrund Jürg Lehmann lernte Zimmermann und arbeitete auf diesem Beruf, bis er 26 war. Dann wechselte er als Angestellter ins Sanitärinstallateurgeschäft seines Onkels. Vor fünf Jahren verstarb dieser mit 54 Jahren unerwartet an einem Herzinfarkt – ein einschneidendes Ereignis. Jürg Lehmann bildete sich weiter, um die Firma seines Onkels weiterzuführen. Heute ist er für alles zuständig: Termine, Bestellungen, Offerten, Angestellte. Für die Büroarbeiten kann er nach wie vor auf die tatkräftige Unterstützung von Marion Lehmann zählen, die etwa 10% ihrer Arbeitskapazität für diese Aufgabe aufwendet.

Marion Lehmann absolvierte zuerst das KV und dann – als Zusatzausbildung – die Reisebüroschule bei der SBB. Nachher arbeitete sie bei Kuoni und später als Freelancerin in ihrem Home-Office. «Der damalige CEO bot Frauen, die Kinder bekamen, an, von zu Hause aus zu arbeiten und ihre Stammkundinnen und -kunden weiterzubetreuen.» Diesen Job machte Marion Lehmann zuerst für Kuoni, später auch für TUI. Seit knapp zwei Jahren arbeitet sie bei einem Verlag, der Reisemagazine herausgibt, und ist da verantwortlich für den Verkauf der Inserate. «Auch dies mache ich von zu Hause aus, vor allem wenn die Kinder in der Schule sind. Wenn nötig kann ich die Eltern oder Schwiegereltern auch mal fragen, ob die Kinder zu ihnen zum Mittagessen kommen können.»

Neben ihrem Home-Office betreut Marion Lehmann noch die Hotelorganisation für die Tour de Suisse. «Ich mache das nun schon das siebte Jahr und es läuft relativ gut. Ich kann dies gut mit den Kindern vereinbaren.» Auch Jürg Lehmann ist seit neun Jahren bei der Tour des Suisse engagiert. «Als Direktionsfahrer bin ich dafür verantwortlich, die Sicherheit zu gewährleisten. Von Kilometer null bis ins Ziel bin ich ganz nahe bei den Velofahrern, vorne, hinten, eigentlich überall.» Während seiner zehntägigen Abwesenheit wird er im Geschäft von seinen Angestellten vertreten.

Hintergrund der Trennung Der Trennung ging eine Phase der Entfremdung voraus. Frau Lehmann stellte fest, dass die Beziehung nicht mehr stimmte. «Die Liebe war weg. Wir lebten WG-mässig zusammen, hatten zwar keinen Streit, aber der Funke war nicht mehr da …» Jürg Lehmann bestätigt: «Mein Rucksack war einfach immer schwerer geworden: Die Zwillinge sind gekommen, der Tod meines Onkels hat mich belastet, das Geschäft mich sehr bean­sprucht. Ich hatte damals tausend Probleme mit mir selbst, sodass ich meine Frau gar nicht mehr wahrnahm. Sie sagte immer: ‹Wir müssen etwas machen, sonst verlieren wir uns.› Und das ist dann leider auch passiert.»

Marion Lehmann litt unter dem Zustand, «weil ich nicht wusste, in welche Richtung es in Zukunft weiterlaufen würde. Dieses In-der-Luft-Hängen fand ich mühsam. Ich wünschte mir eine rasche Lösung, denn wir gingen uns zunehmend auf den Wecker.» Es fiel ihr auch schwer, die Probleme vor ihrem familiären Umfeld geheimzuhalten. «Ich bin eigentlich ein offener Mensch und habe auch zu meinen Eltern ein offenes Verhältnis. Die Heimlichtuerei wurde für mich zunehmend zur Belastung. Als wir von den Sommerferien in Italien nach Hause kamen, beschloss ich, es meinen Eltern und auch den Kindern zu sagen. Ich ertrug es nicht mehr, gegen aussen eine Show zu zeigen. Im ersten Moment war es hart für meine ­Eltern. Sie hatten zwar vermutet, dass es nicht mehr stimmte, aber sie brauchten einige Zeit, um das zu verarbeiten. Inzwischen sehen sie allerdings, dass es uns und den Kindern gut geht, und haben es akzeptiert.»

Marion Lehmann empfand ihre Trennung auch als Eingeständnis, versagt zu haben. «Wir haben mal geheiratet und gesagt, wir schaffen es. Und jetzt gehören auch wir zu denen, bei denen es nicht geklappt hat.» Jürg Lehmann sorgte sich: «Was sagen die anderen Leute? Jetzt waren die doch ein so schönes Pärchen … Ja, was die andern denken, hat mich damals beschäftigt. Aber jetzt ist mir das eigentlich egal.»

Familiäre Neuorganisation Eine Zeit lang war unklar, wie sich das Paar mit den Kindern neu organisieren würde. Eine Kollegin von Frau Lehmann praktizierte mit ihrem Expartner das «Nestmodell», bei dem die Eltern abwechslungsweise ins Haus kommen, um die dort wohnenden Kinder zu betreuen. «Wir haben diese Möglichkeit auch geprüft», erzählt Marion Lehmann, «aber gefunden, das stimme für uns nicht, denn so sei eigentlich niemand mehr richtig zu Hause.» Schliesslich fand sich für das Wohnproblem eine Lösung. Jürg Lehmann konnte eine im Familienbesitz befindliche Wohnung beziehen, die schon eine Weile leer gestanden hatte. «Da drin haben früher meine Grosseltern gelebt, wir haben da auch Weihnachten gefeiert. Wir haben sie ein wenig umgebaut und dann bin ich hier eingezogen.»

Herr Lehmann verhielt sich im Vorfeld der Trennung eher zögerlich, das Zugpferd war seine Frau. «Sie war immer eine Powerfrau, ich bin eher der Gemütliche. Die Trennung und die damit verbundenen Folgen fielen mir schwer. Das Haus, das wir bewohnten, hatten wir selbst gebaut. Ich hatte die ganzen sanitären Anlagen und Spenglerarbeiten gemacht, und wir hatten es uns schön eingerichtet. Da musste ich nun raus. Nach meinem Umzug fühlte ich mich einsam und alleine. Anfänglich hatte ich nichts – kein Messer, keine Gabel. Da war ich extrem überfordert. Aber ich hatte gute Unterstützung von Marion, sie hat mir sehr geholfen.»

Zusammen mit den Kindern gingen die Eltern damals zu Ikea, um alles Nötige für Jürgs Wohnung einzukaufen. Mit drei vollen Einkaufswagen begegneten sie – wie sich Marion erinnert – einem Kollegen von Jürg. «Dieser fragte: ‹Renoviert ihr oder baut ihr um?› Jürg antwortete: ‹Nein, ich ziehe von zu Hause aus.› Da fiel der andere fast in Ohnmacht. Für ihn war es völlig komisch, dass man sich gegenseitig unterstützt, wenn man in Trennung ist.»

Fachliche Unterstützung holen Vor der Trennung hätte Marion Lehmann gerne eine Ehetherapie gemacht und ihren Mann auch gerne dabei unterstützt, dass er seine Probleme löst. «Ich hatte das Gefühl, ich ertrinke mit ihm. Ich musste mich von ihm lösen, weil ich merkte, dass ich gar nicht mehr ich selbst war.» Es dauerte jedoch eine Weile, bis Jürg Lehmann zu einer Therapie bereit war. «Mich musste man immer pushen; die Energie war weg, ich hatte keine Power mehr. Abends lag ich erschöpft auf dem Sofa, weil ich tagsüber so viel Energie brauchte, um den Tag zu bewältigen. Als ich schliesslich nicht mehr schlafen konnte und tagsüber nur noch ein halber Mensch war, habe ich eine Therapie angefangen. Ich gehe jetzt seit etwa zwei Jahren zu einer Kinesiologin; die tut mir gut und mit ihr kann ich auch Gespräche führen.» Besuche bei Psychologen hat Jürg Lehmann hingegen als wenig hilfreich erlebt.

Das Ehepaar Lehmann nahm im Trennungsprozess auch die Unterstützung der Mediationsstelle Bülach in Anspruch, von der es kompetent begleitet und beraten wurde. «Wir gingen zu diesen Mediatoren», erklärt Marion Lehmann, «weil wir nicht genau wussten, wie wir vorgehen mussten. Wir wollten einfach, dass unsere Vereinbarung, wenn wir vor Gericht müssen, standhält.» Jürg Lehmann ergänzt: «Damit das Gericht sieht, dass die Situation in zentralen Punkten geregelt ist. Wir waren zweimal für eine Stunde da und dann war es geregelt.» Den Beizug eines Anwalts haben sie nicht erwogen. Zum einen sahen sie dazu keine Notwendigkeit, zum anderen wollten sie dieses Geld lieber sparen.

Information und Reaktion der Kinder Die Söhne haben die Information über die Trennung nach Meinung der Mutter gut aufgenommen. «Ich hatte nie das Gefühl, sie seien in einem Schockzustand. Ich sagte ihnen, wenn irgendetwas sei, sollten sie fragen. Aber es kam dann gar nicht viel.» Der Vater lakonisch: «Wir können sie ja auch nicht mit Fragen löchern.» Auch im schulischen Umfeld hatten die Kinder kaum Probleme. Der Sohn Yves hatte zwei Kollegen, deren Eltern sich gerade getrennt hatten. «Das muss ganz arg zu und her gegangen sein», berichtet Marion Lehmann. «Wenn eine Aufführung stattfand, sass einer da und der andere dort. Unser Sohn war dadurch enorm befremdet. Wir sagten ihm dann, er müsse keine Angst haben, so werde das bei uns nie sein. Damit war die Sache für ihn erledigt.»

Die Kinder wurden vom Gericht auch für eine Kindesanhörung vorgeladen. «Sie verspürten dazu aber gar kein Bedürfnis», berichtet Frau Lehmann. «Wir haben die Sache zusammen besprochen, und sie haben dann auf einem Formular bestätigt, dass sie informiert wurden, aber nicht an der Anhörung teilnehmen wollen.» Marion Lehmann ergänzt, die Kinder hätten positiv auf Jürgs neue Wohnung reagiert. «Wir sagten, Jürg habe jetzt eine Wohnung und sie hätten dort auch ein Zimmer und wir würden auch ein Tischfussballspiel aufstellen. Am Umzugstag haben die Kinder Hand angelegt und gehämmert und geholfen Schränke aufzustellen. Ich hatte nicht einmal das Gefühl, sie hätten eine schlechte Stimmung. Es schien mir vielmehr, dass sie Jürgs Auszug als Abenteuer erlebten.»

Aktuelle Betreuungsregelung Da beide Eltern in Schöfflisdorf wohnen, ist ihr Kontakt zu den Kindern weiterhin gewahrt. Marion Lehmann: «Wir haben in der Betreuungsvereinbarung festgehalten, dass sie jedes zweite Wochenende beim Vater sind und dass wir die Betreuung unter der Woche absprechen. Ergänzend sind sie mindestens drei Wochen in den Ferien bei ihm, ebenfalls nach Absprache.» In der Realität wird die Betreuung, wie die Mutter berichtet, viel flexibler – ganz nach den Bedürfnissen von Eltern und Kindern – gehandhabt. «Wir hatten es noch nie so, dass sie dieses Wochenende bei mir sind und jenes bei ihm. Wir machen das eigentlich immer erst eine Woche im Voraus ab.» Der Vater ergänzt: «Man muss einfach offen sprechen miteinander. Und man muss auch einmal, wenn es nicht geht, Nein sagen können.» Er geht nach wie vor dreimal die Woche über Mittag zu seiner Exfrau zum Essen. «Und dann sprechen wir das Nötige meistens ab. Wie sieht es aus, was hast du diese Woche für ein Programm?»

Jürg Lehmann ist weiterhin ein engagierter Vater: «Am Donnerstag gehe ich mit Yves, dem einen Zwilling, ins Turmspringen. Mit Nico koche ich oft, die Zwillinge sind halt noch nicht so weit. Sie sitzen eher vor dem Fernseher oder machen sonst etwas. Nico jedoch ist oft mit mir am Kochen, sei es Rösti oder Spiegeleier oder so. Ich gehe diesen Sommer auch das erste Mal mit meinen Söhnen nach Italien, wo ich während meiner Kindheit die Ferien verbrachte. Nun kann ich ihnen auch mal zeigen, wo ich als Kind gewesen bin. Wir machen auch Tagesausflüge – an Wochenenden sind wir hingegen noch nie verreist.»

Als Familie haben Lehmanns früher viel zusammen erlebt, sie waren ein Herz und eine Seele: Jürg: «Wir waren viel unterwegs, sehr viel. Auch Velofahren, Schlittschuhlaufen, Skifahren.» Marion: «Es gibt eigentlich nichts, was wir früher getrennt gemacht hätten.» Auch als Paar haben sie viel zusammen unternommen. Jürg: «Wir gingen zusammen ins Fitnesscenter. Und als die Kinder noch kleiner waren, haben wir sie jeweils am Wochenende den Eltern abgegeben, damit wir mal zwei, drei Stunden Ruhe hatten.»

Betreuung in früheren Zeiten Wie war die Betreuung der Kinder, als diese noch kleiner waren? Marion Lehmann erinnert sich an schwierige Zeiten: «Ich war am Anfang mit den Zwillingen wahnsinnig überfordert. Nach dem Stillen hatte ich eine starke Brustentzündung und war gesundheitlich sehr angeschlagen. Dann verstarb noch die Person, die wir als Götti für einen unserer Zwillinge vorgesehen hatten. Kurz darauf bekam ich das Pfeiffersche Drüsenfieber und war drei Wochen sehr schlecht dran.» Zum Glück erhielt sie viel Unterstützung von ihren Eltern und auch von ihrem Mann. «Jürg hat damals – und auch später – immer sehr viel geholfen: die Kinder in der Nacht aufgenommen, geschöppelt, wieder zu Bett gebracht. Er ging zu dieser Zeit den ganzen Tag arbeiten, kam aber jeweils über Mittag nach Hause und half, wo es ging. Jürg Lehmann bestätigt: «Man hat einfach gemacht, was anfiel. Es blieb uns gar nichts anderes übrig, wir haben einfach funktioniert. Und wenn mal Ruhe war, waren wir beide müde. Doch kaum waren wir eingeschlafen, weinte schon wieder eines der Kinder. Aber von den Eltern hatten wir eine super Unterstützung.»

Rolle der Grosseltern früher und heute Als die Kinder klein waren, insbesondere nach der Geburt der Zwillinge, waren Marions Eltern wichtige Stützen im Familienalltag. Sie wollten zwar keine fixen Betreuungstage, doch ihre Tochter konnte sie immer anrufen, wenn ein Engpass bestand. Als sie am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankte, wurden die Kinder drei Wochen lang von ihren Eltern betreut. «Sie haben ein Kinderzimmer für Nico eingerichtet, und das Gästezimmer wurde zum Doppelzimmer für Lars und Yves. Sie hatten auch immer Windeln dort, sodass ich nicht extra eine Tasche packen musste. Das Notwendigste war immer vorhanden.»

Aktuell gehen die Jungs jeden Freitag zu Jürgs Eltern zum Mittagessen. Marions Eltern sind noch aktiv beim Segelsport und nehmen die Kinder gelegentlich am Wochenende zum Segeln mit. In Schöfflisdorf wird auch ein Mittagstisch angeboten, den die Kinder der Familie Lehmann aber nicht in Anspruch nehmen. «Es ist auch eine Preisfrage», begründet Marion Lehmann. «Wenn ich drei Kinder dahin bringe, jedes Kind 14 Franken, dann komme ich zum Schluss: Schade ums Geld!»

Entscheid für die gemeinsame elterliche Sorge Warum haben sich die Lehmanns für die gemeinsame elterliche Sorge entschieden? Marion Lehmann zog gar nie eine andere Lösung in Betracht. «Er ist nach wie vor der Vater und ich nach wie vor die Mutter. Das habe ich nie infrage gestellt.» Auch Jürg Lehmann findet, «Mutter und Vater gehören beide dazu, beide tragen Verantwortung. Wichtige Sachen muss man miteinander entscheiden. Marion ist allgemein mehr für die Schule verantwortlich, doch an Elternabende sind wir oft miteinander hingegangen.» Wie Jürg Lehmann betont, be­mü­hen sich beide um eine gute Kommunikation. «Wir wollten nie, dass es so weit kommt, dass wir nur noch schriftlich miteinander verkehren. Oder dass wir, wenn wir uns auf der Strasse begegnen, auf die andere Seite schauen.»

Maron Lehman macht sich Gedanken, wie es gelingen kann, den Paarkonflikt vom Kindeswohl zu trennen. «Ich glaube, man muss die persönliche, emotionale Seite zwischendurch mal abschalten und sich selbst den Kindern zuliebe zurückstellen. Das ist manchmal eine schwierige Gratwanderung. Oft ist es so, dass der eine Partner noch viele schwierige Gefühle hat und der Stolz verletzt ist. Und der andere ist vielleicht schon einen Schritt weiter. Doch wenn man sich selbst ein wenig zurückstellt, kann es gehen. Jürg Lehmann betont, es handle sich ja nur um eine kurze Zeit. «Die Kinder wachsen so schnell und die Jahre gehen vorbei. Mir ist wichtig, dass sie einen guten Start in die Selbstständigkeit haben, auch für den Fall, dass sie selbst mal eine Familie wollen.» Lehmann möchte seine Söhne nicht unnötig mit seinen eigenen Problemen belasten. Die Partnerschaft ist zwar gescheitert, doch die Elternschaft soll Bestand haben. «Wir haben einmal diesen gemeinsamen Weg eingeschlagen, eine Familie gegründet und uns vorgenommen, miteinander alt zu werden. Das hat leider nicht geklappt, doch die Kinder können nichts dafür. Wir möchten ihnen den Weg so gut wie möglich bereiten, bis sie eines Tages selbstständig sind.»

Beurteilung der aktuellen Situation Die aktuelle Situation beurteilen beide Partner positiv. Sie finden, es bestehe kein akuter Handlungsbedarf. Marion Lehmann fühlt sich nun freier als vor der Trennung. «Ich habe auch das Gefühl, ich habe mehr Respekt vor Jürg als vorher, als wir noch zusammengelebt haben.»

Auch Jürg Lehmann denkt, auf dem richtigen Weg zu sein. «Zuerst muss ich mal wieder für mich schauen, nicht egoistisch, aber dass es mir gut geht. Mein Rucksack war zeitweilig einfach zu schwer. Nun will ich dafür sorgen, wieder der zu werden, der ich einmal war.» Er muss jetzt einen eigenen Haushalt führen, profitiert allerdings von gewissen Erleichterungen. «Ich wohnte davor nie wirklich alleine; der Haushalt ist deshalb Neuland für mich. Seit Kurzem habe ich aber eine Putzfrau, die alle zwei Wochen vorbeikommt. Sonst mache ich alles selbst: waschen, bügeln etc.»

Marion und Jürg Lehmann machen sich Gedanken über die Möglichkeit, eine neue Partnerschaft einzugehen. «Man weiss ja nie, wie das so ist, wenn ein neuer Partner kommt», meint Marion. «Das gibt dann wieder eine Veränderung. Ich hoffe eigentlich, dass es so bleibt, wie es ist.» Jürg gibt sich gelassen: «Wir werden das sehen, wenn es mal so weit ist. Da muss man relativ schnell darauf zu reden kommen, dass die Kinder an erster Stelle kommen. Und dass ich weiterhin mit meiner Exfrau einen guten Kontakt haben will.»

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