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84 Die ultimative Störung

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Petrus hat Report

Petrus: Gottessöhne und Erlöser-Figuren gab es schon vorher. Die Aussicht auf einen kommenden Superstar, der mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet als himmlische Gesandtschaft die Menschheit von ihrem Leid befreit, war eine in der näheren Umgebung bis Mesopotamien in den Schriften auftauchende Heilsverkündung.

Gott: Wenn ich mir das genauer anschaue, kann man schon den Eindruck bekommen, diese ganzen Messias-, Weltenretter-, Auferstehungs-Legenden sind wirklich nur Märchengeschichten, die sich Menschen ausgedacht haben.

Petrus: Deine Kritiker führen seit jeher an, es sei nur verständlich, dass sich die Menschen aus Angst vor ihrem endgültigen Verlöschen mit dem Tod, dem unausweichlichen Daseinsende, Hirngespinste über eine phantastische Rettung erträumten, um sich wenigstens während des Lebens in der trügerischen Hoffnung vor diesem Schrecken zu schützen.

Jesus: Eine darüberhinaus höchst bequeme Lösung, wenn einfach jemand kommt, der alle Probleme mit sensationellen Kräften in Luft auflöst.

Gott: Und obendrein alle Sünden vergibt, ohne Zusatzkosten.

Petrus: Die Leute haben schon gern alles für nichts.

Jesus: Eigentlich fordern sie es.

Gott: Sie hatten nicht den Horizont einer Erkenntnis, als Menschheit insgesamt zu vergehen.

Jesus: Das Verlöschen ihrer eigenen armseligen Existenz bereitet ihnen genügend Anlass zu Furcht.

Petrus: Verwirrt hat es sie wohl schon auf eine Art.

Gott: Was sich üblicherweise in Wundergeschichten niederschlägt.

Jesus: Es gibt mich.

Gott: Wissen wir.

Jesus: Ich habe gelebt, bin verurteilt und gekreuzigt worden.

Gott: Woraufhin sie dir glaubten Dinge andichten zu können, von denen du nicht 'mal etwas geahnt hast.

Petrus: Als Prophet?

Jesus: Wer möchte sich schon darüber Gedanken machen, was sich die Menschen über einen zusammenspinnen?

Gott: Man darf sich fragen, ob das überhaupt Sinn macht.

Jesus: Um der Nachrede vorzubeugen?

Gott: Diese ganzen Welterlösertypen.

Petrus: Aha.

Gott: Es war doch alles da. Sommer, Saft und Sonnenschein.

Jesus: Saft?

Petrus: Manna.

Gott: Wegen der Alliteration.

Jesus: Aha.

Petrus: Sie wussten auch nicht, was es ist. Der sprechende Name leite sich angeblich vom hebräischen man hub: Was ist das? her.

Gott: Ich habe alles Nötige geschaffen. Es ging den Menschen gut.

Jesus: Ist ja nicht immer Sommer. In manchen Gegenden ist es die ganze Zeit schrecklich kalt.

Gott: Zeit spielt keine Rolle.

Petrus: Er meint die unwirtlichen Gegenden.

Gott: Da sind die doch erst hingezogen. Verlangt doch niemand.

Jesus: Die Wikinger sind schon zur See gefahren.

Gott: Abwechslung ist das halbe Leben.

Jesus: Sie entwickeln sich und entwickeln Forscherdrang.

Gott: Zum Beispiel. Inzwischen haben sie sich doch mit ihrer Technologie so manches an Bequemlichkeit gegenüber den Naturgewalten herausgeschunden.

Jesus: Du berufst dich auf die irdische Fülle.

Gott: Zum Beispiel. Es ist genug da.

Jesus: Die Verteilung ist schlecht.

Petrus: Wissen wir.

Gott: Sache der Menschen. Ich habe Überfluss geschaffen.

Jesus: Und alles, was an Versorgungsdefiziten entsteht, liegt nicht mehr in deiner Hand?

Gott: Lag die Wiege der Menschheit nicht in Afrika? Da war es doch sehr gemütlich. Noch gar nicht so heiß, wie nachdem die Römer den ganzen Wald abgeholzt haben, um billiges Baumaterial für ihre Städte zu schmarotzen.

Jesus: Egal wo, mussten sie doch alle sterben.

Gott: Eben: Alle. Wozu der Neid?

Jesus: Weil du ja eine unsterbliche Seele und ewiges Leben eingeplant hast?

Gott: Das ist der Knackpunkt.

Jesus: Woher sollten sie das wissen? War ja nicht nachvollziehbar. Der Tod dagegen ziemlich offenkundig.

Gott: Wo bleibt das Gottvertrauen?

Jesus: Mit Vertrauen auf etwas, das man nicht versteht, nicht begreifen kann, geschweige denn, dass es bewiesen ist, tun sie sich bis heute schwer.

Petrus: Wissen wir.

Gott: Da denkt man sich Gesandte aus.

Jesus: Du hast einen Engel geschickt.

Gott: Sagt die Legende.

Petrus: Wir haben das besprochen.

Maria: Kann man wohl sagen.

Gott: Meine Schöpfung war paradiesisch angelegt.

Maria: Jesus, besuch mich.

Jesus: Ja.

Gott: Diese Welterretter stören nur.

Jesus: Aha.

Gott: Sie verursachen Aufruhr.

Jesus: Haben die Juden auch behauptet.

Petrus: Weil das den Römern nicht gefiel.

Gott: Kein Wunder, dass Streit darüber aufkommt, ob und welcher wirklich was drauf hat.

Jesus: Darin hat auch niemand ein Wunder gesehen.

Gott: Einem, der sie beeindruckt, lasten sie gleich sämtliche Traumvorstellungen an, die ihnen einfallen.

Petrus: Wenn er schon 'mal da ist.

Gott: Es stiftet nur Verwirrung, weil es ihrer törichten Realitätsflucht entspringt.

Jesus: Phantasie ist etwas Gutes.

Gott: Genau. Meine Idee. Aber Leugnung der Wirklichkeit nicht.

Jesus: Satan?

Petrus: Wenn ihnen die Bürde zu arg scheint.

Gott: Ich wage nur in den Raum zu stellen, dass die Blüte meiner Schöpfung einfach sanft und reibungslos verlaufen wäre, wenn nicht ständig jemand mit überzogenen Heilsversprechen oder idiotischem Untergangswahn dazwischenfunken würde.

Jesus: Im unendlichen Raum verflüchtigt sich das.

Gott: Gehört es etwa zu dieser Evolution, dass man unzufrieden wird, zu spinnen anfängt und sich deshalb in rundweg angenehme Verläufe einmischt?

Petrus: Geistige Auseinandersetzung mit den ureigensten Erfahrungen, Reflektion des Daseins und den Zusammenhängen des Lebens gilt als Fortschritt.

Gott: Fraglich, ob der wahre Fortschritt nicht der Schöpfung inherent ist.

Petrus: Soll der Mensch nichts beitragen?

Gott: Doch bitte keinen Irrsinn.

Jesus: Sondern?

Gott: Er soll sich seinem Glück ergeben. Dem folgen, was gut ... hattet ihr nicht diese chinesischen Sprüche vom heiligen Menschen, der ohne Absicht handelt?

Petrus: Dabei lässt er sich nicht von seinen der Wirklichkeit zuwider stehenden Selbstgefälligkeiten ablenken.

Jesus: Nichts tun ist frei von Fehlverhalten.

Petrus: Deine Sprüche lassen wirklich stark nach.

Gott: Wenn sich einer aufspielt, die selig machende Weisheit erkannt zu haben und sie als solche verkündet, steht er schon in Verdacht, sich wichtig zu machen. Er heftet sich die Vollmacht etwas' Größeren an.

Jesus: Es sind Lehrer. Nicht alle Menschen ... du sagst, sie sollen es herausfinden und voneinander lernen.

Gott: Bist du deshalb Oberspruchmeister geworden?

Jesus: Sollte ich den Menschen meinen spirituellen Vorsprung vorenthalten?

Gott: Manchmal wäre das vielleicht tatsächlich der bessere Weg.

Jesus: Aber es ist nicht Sinn der Übung, seine Segnung zum eigenen Vorteil zu nutzen und die anderen im Ungewissen zu lassen.

Gott: Deshalb bist du auch noch Lehrmeister.

Jesus: Leugnest du noch immer meine Gesandtschaft als Verkünder der Lehre?

Gott: Natürlich sollen die Erkenntnisse geteilt werden, natürlich sollen sie voneinander lernen, auch wenn es nicht den Anschein hat, sie seien übereifrig.

Jesus: Also?

Gott: Der Autoritätsanspruch ist überheblich.

Gottes wundersame Faktorei - Fünfter Teil: Die Königin

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