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URZEIT UND ZUKUNFT: SCHACHTELHALME UND SILIZIUM

Schachtelhalm kann bis zu 25 Prozent des Trockengewichtes Kieselsäure enthalten (Sauerstoffsäure des Siliziums, Si(OH)4) und ist eine der wichtigsten pflanzlichen Kieselsäuredrogen. Er baut es in seine Zellwände ein und erhält dadurch Stabilität und Struktur. Doch vielleicht ebenfalls wesentlich an seiner Überlebenskraft beteiligt ist die Tatsache, dass er hierdurch mehr Licht aufnehmen kann, das durch die Kristalle gebündelt wird, fast wie kleinste über die ganze Pflanze verteilte Solaranlagen. Vielleicht befähigt ihn dieses Prinzip, ohne breitere Pflanzenteile wie Blätter sogar im gedämpften Waldlicht auszukommen. Elektronenmikroskopische Untersuchungen zeigten, dass kleine Kieselkriställchen vor allem an den äußeren Oberflächen der Stängel und Seitentriebe der Schachtelhalme angeordnet sind. Auch im Pflanzensaft ist nicht wenig gelöste Kieselsäure enthalten. Die meisten, jedoch deutlich später entwickelten Pflanzen benutzen für ihre Stabilität den Holzstoff Lignin und breite Oberflächen für die Fotosynthese. Silizium, im englischen Silicon genannt, ist nach Sauerstoff das zweithäufigste Element unserer Erdkruste. (Häufig wird das englische silicon falsch mit dem deutschen Wort »Silikon« übersetzt. Doch Silikon ist eine chemisch hergestellte Substanz aus der Verbindung von Silizium und Kohlenwasserstoff mit oft elastischer, biegsamer oder klebriger Konsistenz, ganz im Gegensatz zu den Kristallen oder Quarzen. Silikon wird im englischen mit silicone benannt.) Wenn sich Silizium und Sauerstoff chemisch verbinden, entsteht Siliziumdioxid (SiO2). Ein mechanisch und chemisch sehr stabiles Siliziumdioxid ist Quarz. Sand besteht aus Quarz und eine Reinform von Quarz ist der Bergkristall, reines Siliziumdioxid.

Silizium ist der Hauptbestandteil vieler Gesteine, von Sand, Kieselsteinen, Lehm oder Ton, Schiefer, wie gesagt Quarz und Feldspat. Es sind siliziumhaltige Steine und Materialien, die den größten Teil der Struktur der Erdkruste ausmachen.

Der Name Silizium kommt vom lateinischen silex, was »Feuerstein«, »Kieselstein« bedeutet. Mit ihm lernte die Menschheit, Feuer zu machen, und stellte in der Steinzeit Messer und Pfeilspitzen her. Ein weiterer Stein mit über siebzig Prozent Siliziumdioxid ist Obsidian, vulkanisches Gesteinsglas.5

Silizium wird als Halbmetall bezeichnet, weil es sowohl mineralische als auch metallische Eigenschaften besitzt. In den 1950er-Jahren wurden die Halbleitereigenschaften des Siliziums entdeckt, die ausschlaggebend für die explosionsartige Entwicklung der Elektronikindustrie waren. Diese konnte nun Siliziumchips als Grundbestandteil von Computern bauen, was das High-Tech-Zeitalter begründete. Silizium wirkte also als Katalysator für die High-Tech-Entwicklung der Menschheit. In Solarzellen und Flachbildschirmen ist er ein wesentlicher Bestandteil.


Bergkristall (links), Feuerstein (vorn), Feuersteinklingen und -messer (oben und rechts).


Ackerschachtelhalm-Wurzel (Equisetum arvense L.) mit Sporenkolbenknospe.

SILIZIUM IM KÖRPER

Auch in uns Menschen kommt Silizium natürlich vor. Es ist nach Eisen und Zink das dritthäufigste Spurenelement in unserem Körper. Aber wozu es gebraucht wird, ist noch nicht genau erforscht. Bei der Ratte ist es vor allem in Haut und Bindegewebe, Knochen, Haaren, Nägeln, Sehnen, Hauptschlagader, Luftröhre und in geringeren Konzentrationen in den Weichteilen vorhanden. Es scheint für Aufbau und Struktur des Knochen- und Bindegewebes, das hauptsächlich aus Kollagenen besteht, wichtig zu sein. Erforscht wurde bisher, dass es womöglich beim Ablesen der Information in den einzelnen Zellen und bei der Zusammensetzung des Knochen- und Knorpelaufbaus mitwirkt. Die Einnahme siliziumreicher Kost hat günstige Wirkungen auf Knochen und Knorpel gezeigt. Siliziumoxidsäure, Kieselsäure, ist in Form eines weißen Pulvers als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich und wird bei Störungen des Nagel- und Haarwachstums empfohlen.

Viele Wildtiere fressen gern Schachtelhalm, daher heißt er in der Sprache der grönländischen Eskimos wörtlich übersetzt »Rentierfutter« und »Gänsefutter«. Er ist auch für Tiere eine bedeutende Mineralienquelle, die Rentiere für die jährliche Neubildung ihres Geweihs und Wildgänse für ihre Langstrecken-Flugfedern benötigen, die sie im Sommer abwerfen.

Sein lateinischer Name Equisetum bedeutet »Pferdehaar« (von equus, »Pferd«, und saeta, »starkes Haar«).6 Die Stängel sehen mit ihren dünnen langen Trieben und Seitentrieben so haarig aus wie ein Pferdeschweif, weswegen die Pflanze im Griechischen auch Hippuris und im Englischen Horsetail heißt. In der Volksheilkunde wird sie (unter anderem) bei Haarausfall verwendet und bei nordamerikanischen Indianern sowie in Russland als wertvolles Pferdefutter und Medizin für die Tiere (siehe Seiten 157 und 202) eingesetzt. Man rätselt über seinen Ruf, mancherorts für Weidevieh giftig zu wirken. Auch wird vermutet, dass eine Art, der Sumpfschachtelhalm, giftig sei, worauf ich noch näher eingehen werde.


Ackerschachtelhalm im Gegenlicht. Man sieht die Lichtreflexionen der äußeren Stängelschichten, die besonders reich an eingelagerten Siliziumkristallen sind.


Rentier bei Kangerlussuaq, Grönland.

Sicher sind die meisten Schachtelhalmarten für Mensch und Tier eine gute Mineralienquelle. Neuere Forschungsergebnisse bestätigen immer mehr diese und weitere traditionelle Heilanwendungen. Ausführliches dazu ist im Kapitel zu den Heilwirkungen beschrieben.

TAKT UND STRUKTUR

Das Element Silizium ist auf mehreren Ebenen ein Strukturgeber. Nicht nur in den Schachtelhalmen, denen es ohne die Ausbildung von Holzfasern das aufrechte Wachstum und Festigkeit ermöglicht. Silizium hat ganz besondere Fähigkeiten, die mit Takt oder Struktur einhergehen:

• Auf der mineralischen Ebene bildet es zusammen mit Sauerstoff das häufigste Element der Erdkruste, es ist somit maßgeblich an den Strukturen der Erde beteiligt: in Form von Steinen wie Quarzen und Kieselgestein. Im Mineralienreich bedingt es die Kristallstruktur eines Sechsecks, die in Bergkristallen gut zum Ausdruck kommt.

• Auch in der zeitlichen Dimension bewirkt Silizium einen Takt. Denn wenn an Quarzkristalle Strom angeschlossen wird, schwingt es in einem solch regelmäßigen Takt, dass die Entwicklung von Quarzuhren möglich wurde.

• Auch im Bereich chaotischer Strahlung ordnet Silizium: Es wird in Geräten zur Messung von Radioaktivität verwendet, da es auch beim Kontakt mit diesen Strahlen in einem bestimmten Takt schwingt und so die Strahlung messbar macht.

• In Solarzellen ist Silizium bei der Umwandlung von Sonnenstrahlung in Strom im Einsatz. Und in der Computertechnik dient es mit hervorragenden Halbleitereigenschaften in Form von Siliziumchips als Grundbaustein jeglicher Geräte.

Wenn man eine Dimension weiter denkt und das zu großen Teilen aus Silizium bestehende Gestein der Erdkruste berücksichtigt, könnte man annehmen, dass das Material vielleicht dazu beiträgt, dass unser Planet Erde aus all den einstrahlenden kosmischen Kräften seinen ureigenen Rhythmus bildet.

Beim Betrachten der Heilwirkungen von Schachtelhalmen, die im Hauptteil des Buches ausführlich dargestellt sind, fallen die strukturierenden Qualitäten ins Auge, die viele Parallelen zu den Qualitäten von Silizium aufweisen. Der Schachtelhalm sieht nicht nur selbst sehr strukturiert aus, sondern bringt seine strukturierenden und ordnenden Qualitäten auch bei verschiedenen Beschwerden ein, wenn der Mensch aus dem Lot geraten scheint:

• Er bringt Ordnung in alles Überfließende, Wässrige: Bei Haut- und Schleimhauterkrankungen mit vielen Absonderungen, wie Hautekzemen, Wunden, Schnupfen mit viel Naselaufen. Bei Verdauungsbeschwerden und für Niere und Blase wirkt er ordnend auf die Schleimhäute und kann Entzündungen oder vermehrte Absonderungen wieder beruhigen und stabilisieren.

• Die inneren und äußeren Strukturen des Körpers von Haut, Haaren, Zähnen, Nägeln und Knochen kann er stärken und aufbauen.

• Auch auf der emotionalen Ebene vermag Schachtelhalm »überfließende Emotionen« zu entspannen, auch in diesem Bereich wirkt er sanft beruhigend, angstlösend und strukturierend.

Die regelmäßige Struktur ist ein wesentliches Merkmal des Schachtelhalms, mitbedingt durch die Stütze des eingebauten Siliziums. Vielleicht ist es diese Qualität, die es ihm ermöglichte, über Millionen von Jahren die Stufen der Evolution hinauf- und hinabzusteigen und bis in heutige Zeiten zu überleben, auch über klaffende Abgründe wie extreme Klimawechsel hinweg.

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