Читать книгу Wer bist du, dass ich dich immer noch liebe - Marie Bazas - Страница 10

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Mann mit Hund

Ich bin schon komisch. Kaum übertrete ich diese Landesgrenze, die nicht einmal mehr besetzt ist, ändern sich Blickwinkel und Gefühle. Alles wird heller, leichter, freier, lustvoller, gefühlvoller - anders. Es ist, als ob ich die Trauerhaut abstreife und ohne Umweg in die Unbeschwertheit der Jugend steige.

Bea überquerte den Rhein bei Neuenburg. Die Vormittagssonne hatte die Schwarzwaldgipfel erreicht und wies ihr den Weg durch das hügelige Elsass Richtung Jura. Im Autoradio stellte sie den französischen Autobahnsender 107,7 ein, eine Mischung aus Verkehr, Wetter, Aktuellem und Musik. Sie verstand alles und die Nachrichten waren durchgehend positiv. Keine Staus, keine Terroranschläge und eine frühlingshafte Wettervorhersage. Der Sender setzte mit CRAZY von Britney Spears ein Sahnehäubchen obendrauf. Crazy, das traf ihre aktuelle Situation. Sie trommelte den Takt auf dem Lenkrad und sang aus vollem Hals mit. Egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit oder wo sie diese Grenze überquerte, egal, wie das Wetter war: In Frankreich hatte sie das Gefühl zu leben, sie selbst zu sein, keine Rolle erfüllen zu müssen, als Alleinlebende dazuzugehören. Es war Lebensfreude pur. Ob sie Paul in Frankreich besser loslassen könnte? Das hatte sich Bea schon oft gefragt.

Die Tage vor der Abfahrt waren ein Wechselbad der Gefühle gewesen. Da war der Eindruck der plattgedrückten Flunder, Symbol für den Aufprall, für ihre Kraftlosigkeit, für die Schmerzen im Kopf, im Brustkorb und am Nasenbein. Der Tag nach dem Unfall hatte mit einem Blutbad geendet. Sie musste sich die Nase geprellt haben, denn als sie sich am Abend das Gesicht gewaschen hatte, war ihr das Blut aus der Nase geschossen. Mit Wutschreien hatte Bea ihrer Verzweiflung Ausdruck verliehen und versucht, die Blutung zu stillen. Irgendwann war ihr das gelungen. Nase, Augen und Wangen hatten sich danach blau, gelb und grün gefärbt. Der Stier in ihr, ihr Sternzeichen, der sonst gerne mit dem Kopf durch die Wand geht, war zusammengebrochen und war nicht mehr gegen die Flunder angekommen. Es hatte den Anschein gehabt, als ob er Kraft tanken müsse für den nächsten Angriff auf das rote Tuch des Toreros, die Muelta.

Gleichzeitig hatten Schmetterlinge sie in diesen Tagen Schmetterlinge, viele, bunte, und mit ihnen tausend Fragen rund um das Treffen mit Paul. Was ziehe ich an? Welche Schuhe? Kleid oder Hose? Spitzenunterwäsche? Rot? Schwarz? Wie soll ich mich verhalten? Was soll ich sagen? Wie werde ich reagieren? Was wird der Bluterguss bis dahin machen? Werde ich rechtzeitig ankommen? Wie wird Zoë reagieren? Was wird sie mir vor dem Konzert erzählen?

Das ganze Wochenende hatte sie diesen leidenden, aufgeregten Zustand akzeptiert und sich treiben lassen. Die Regentropfen, die gegen die großen Fensterscheiben trommelten, und die dunklen Wolken, die der Wind über den Himmel peitschte, hatten es ihr leicht gemacht, ihre Aktivitäten zurückzufahren.

Stundenlang war sie in Pauls Zimmer gesessen, hatte ihren Brustkorb gerieben, in einen warmen Schal gehüllt. Dem Medaillon hatte sie ihre Gefühle und Fragen anvertraut. Antworten hatte Paul ihr keine gegeben. Trotzdem war das tiefe Vertrauen in sein Versprechen geblieben: Ich werde dir Zeichen senden.

So viele hätten es nicht sein müssen, murmelte sie immer wieder vor sich hin.

Ab Montag hatte die Sonne durch die Wolken gelugt und die Kraft war zurückgekommen. Bea hatte neuen Mut geschöpft und wieder Zutrauen in ihren Ausflug nach Frankreich gefunden. Das Leihauto war zwar nicht ihr Coquelicots-Mini, aber es fuhr. Das Problem mit der Kleiderauswahl hatte sie auf ihre Art gelöst. Drei Koffer für sechsunddreißig aufregende Stunden: Das würde reichen. Die verbliebenen Lücken im Kofferraum hatte sie mit fünfzehn Paar Schuhen, Lederflipflops, Ballerinas und Pumps und Handtaschen in verschiedenen Farben aufgefüllt. Die lederne schwarze Aktenmappe mit dem Schriftverkehr zu Les Rêves und den Unterlagen für Didier waren hinter dem Fahrersitz verstaut. Wasserflasche und der Reiseproviant, den Friederike ihr am Dienstag gebracht hatte, lagen wie immer griffbereit auf dem Beifahrersitz. Blieb der leere Rücksitz. Im vergangenen Jahr hatte sie sich mit Didier über die Kettensägencarving-Technik unterhalten, mit der aus Holzstämmen Figuren aller Art geschnitzt werden. Daraufhin hatte sie bei einem Förster zwei nicht zu große moderne, in einem Baumstamm schwebende Porträts gekauft, um sie Didier als Anschauungsmaterial mitzubringen.

Angenehm temperiert und in einem entspannten Reisetempo schnurrte der Ersatzwagen über die Autobahn. Hügel rauf und runter, durch dunkle Wälder, vorbei an weiten Rinderweiden und Motocrossstrecken, über den Doubs, der sich tief in die weißen Kalkfelsen eingegraben hatte. Bea freute sich auf den Café an der nächsten Raststätte und ihren persönlichen Attraktivitätstest. Die Musik hatte sie darauf eingestimmt. Sie schmunzelte in sich hinein. Würde er wieder funktionieren?

Für die Fahrt hatte Bea ihre schwarzen Locken mit einem roten Tuch gebändigt. Sie trug ein weißes T-Shirt, einen grauen Cardigan, Jeans und graue, halbhohe Stiefeletten. Sie parkte direkt vor dem Gebäude der Tankstelle, nahm ihre Bowling Bag, stieg aus, schloss das Auto ab und betrat lebensfroh und selbstbewusst, mit einem Lächeln auf den Lippen, den Laden.

„Bonjour, Mesdames, Messieurs.“

Sofort drehten sich mehrere Männer sich zu ihr um, schauten sie mit offenen Blicken an, erwiderten ihr Lächeln.

„Bonjour Madame!“, kam es mit einem Augenzwinkern zurück.

Bea trat an den Tresen.

„Bonjour, Madame. Un café, s´il vous plaît! Einen Café bitte!“

„Vous désirez autre chose, Madame? Darf es sonst noch etwas sein?“

„C´est tout, merci. Nein, danke.“

Sie wusste, dass ein Keks und ein Glas Wasser den Café begleiten würden.

„Bon voyage! Gute Reise!“

„Quelle belle journée! Was für ein schöner Tag.“

„Il va faire beau aujourd´hui. Das Wetter wird schön heute.“

„Pas de bouchon! Keine Staus!“

„Un voyage seul? Courage. Sie reisen alleine? Erstaunlich.“

Ohne Zögern war eine Kommunikation entstanden, mit wildfremden Menschen. Weder tiefes Gespräch noch Small Talk, eher ein Flirt, heiter und voller Lebensfreude, gewürzt mit einer Spur Ironie und völlig unverbindlich, nur zum Spaß. Bea liebte es. Mit diesem Geplänkel hatte sie schon die tollsten Dinge erlebt, unter anderem die Planung einer Radtour in den Alpen über eine Zapfsäule hinweg.

Immer wieder war sie verblüfft über die unterschiedliche Wirkung ihrer Person, abhängig von Landesgrenzen. Zu Hause verlief der Test stets erfolglos. Egal, wie sie lächelte oder selbstbewusst grüßte: Statt heiterer Atmosphäre herrschte ernstes Schweigen. Sie schien die Männer abzuschrecken. Deshalb hatte sie zu Hause noch nie in einem öffentlichen Raum wie einer Tankstelle oder einem Supermarkt ein lockeres Gespräch mit einem Mann geführt. In Frankreich war dies selbstverständlich, eine angenehme Selbstbestätigung. Paul hatte ihre selbstbewusste, forsche Art geliebt und sie bestärkt, diesen Weg zu gehen. Sie war an ihm gewachsen und er mit ihr. Warum hatte sie diese Stärke in allen anderen Beziehungen zugunsten der Harmonie aufgegeben? Das würde sie nie wieder tun. Dafür fühlte sie sich mit ihrer Art zu leben viel zu wohl.

Als Bea das Raststättengebäude verließ, sah sie, wie sich ein Mann zu ihrem Auto hinunterbeugte. Er schien darin etwas zu suchen. Er war nur wenig größer als Bea, ein mediterraner Typ mit Glatze, auf der eine Sonnenbrille thronte. Er trug ein hellblaues Polohemd, Chino-Hose, einen luftigen Sommerschal in Pastelltönen. Seine nackten braungebrannten Füße steckten in beigen Seglerschuhen.

„Bonjour Monsieur“. Bea begrüßte ihr nächstes Übungsobjekt bestimmt und ein wenig provokant. „Est-ce que je peux vous aider? Kann ich Ihnen helfen?“

Der Fremde drehte sich besonnen zu ihr um.

„Bonjour Madame. Sehr gerne. Ich habe die Skulpturen in Ihrem Auto bewundert. Ich bin dabei, mir einen Wunsch zu erfüllen und ein altes Schloss in der Provence zu kaufen. Die Skulpturen würden sich zwischen Klatschmohn und Olivenbäumen sehr gut einfügen. Magnifique. Außergewöhnliche Handwerkstechniken faszinieren mich. Kann ich sie kaufen?“

Er verstummte und wartete auf eine Antwort. Doch die blieb aus. Bea war einen Schritt zurückgewichen und starrte mit offenem Mund wie gebannt abwechselnd in die warmen tiefbraunen Augen des Mannes und in die schwarzen Augen eines Hundes, der um ihr Auto herumgekommen war. Ein dunkelbrauner Zottelhund mit Stehohren, von der Größe eines Bernhardiners. Bea wusste nicht, vor wem sie in dem Moment mehr Angst hatte, vor dem Hund oder vor diesen Männeraugen mit ihrer schüchternen, intensiven Gelassenheit.

Paul. Ein Pfeil schoss durch ihren Körper und war schon wieder weg.

„Pardon, Madame, darf ich Ihnen jetzt meine Hilfe anbieten? Ich wollte Sie nicht erschrecken.“

Sein Strahlen verströmte Wärme, und er kraulte den Hund hinter den Ohren.

„Il n´est pas méchant. Er ist nicht böse. Pas de souci. Keine Sorge. Das hat er bei seiner Größe nicht nötig.“

Bea schüttelte sich, um ihre Gedanken wieder in eine Richtung zu bringen.

„On ne sait jamais. Man weiß nie. Mal stimmt es und mal auch nicht“, antwortete sie ruppig.

Bea hasste Hunde, seit sie als Kind von einem Boxer im Gesicht abgeschleckt wurde. Sie hatte das starke Bedürfnis, diesen Hund und seinen Besitzer loszuwerden.

„Ich bringe die Figuren zu einem Händler nach Six-Fours-Les-Plages. Wenn Sie Interesse haben.“ Bea hatte nebenbei eine Visitenkarte von Didier aus ihrem Geldbeutel gekramt und streckte sie mit langem Arm und spitzen Fingern Richtung Hundebesitzer.

„Voici ses coordonnées. Hier seine Kontaktdaten. Darf ich jetzt in mein Auto einsteigen, ohne von Ihrem Hund abgeschleckt zu werden?“

„Merci, Madame. Das ist sehr nett. Ich werde ihn sicher aufsuchen. Six-Fours ist nicht weit von mir entfernt. Bonne route et à bientôt. Gute Fahrt und bis bald.“

Er nahm die Visitenkarte mit einer leichten Verbeugung entgegen und machte sich in Richtung Zapfsäulen davon, ein Bein nachziehend. Der Hund ging neben ihm her, als ob er alles verstanden hätte. Mann und Hund schienen eine Einheit zu bilden.

Bea sank auf den Fahrersitz und fühlte sich, als ob sie einen Boxkampf hinter sich hätte, der über viele Runden unentschieden ausgegangen war.

Das tolle Gefühl, flirten zu können und frei zu sein. Und dann diese alles andere als luftig leichte Begegnung. Paul. Der Trompeter. Les Rêves. Der beleidigte Titus. Die absurde Angst vor Hunden. Der Druck in Brustkorb und Kopf durch den Unfall.

„Was mache ich hier eigentlich?“, fragte sich Bea. „Warum sitze ich nicht einfach zu Hause in meinem Loft, kuriere mich aus und bin zufrieden?“ Dann wäre ich nicht ich, musste sie sich lächelnd eingestehen.

Nachdem sie sich mit Nüssen und ein paar Schluck aus der Wasserflasche gestärkt hatte, trieb die Aufregung Bea weiter. Gegen Mittag bog sie nach Süden ab, der Sonne entgegen. Die Wärme entspannte sie, die geringe Verkehrsdichte ebenso.

Am Nachmittag erreichte Bea den Rastplatz, auf dem sie das Hotelzimmer gebucht hatte. Er war weitläufig gestaltet und lag etwas abseits der Autobahn. Sie tankte, Diesel für das Auto und mit kleinen Plaudereien einen Schuss Selbstbewusstsein für sich selbst, aß eine Hähnchenbrust im Restaurant, Poulet de Bresse, eine Spezialität der Region, und ging mit Laptop, Unterlagen und allem, was sie für die Nacht brauchte, auf ihr zweckmäßig, aber nüchtern eingerichtetes Businesszimmer.

Dort überließ sie sich den wild durcheinander hüpfenden Gedankensplittern, träumte sich mit Paul nach Les Rêves, in das Eckzimmer über dem Torbogen, legte sich Argumente zurecht, warum ausgerechnet sie Les Rêves bekommen musste. Sie schaute zum tausendsten Mal das Video mit dem Trompeter an und spürte dem aufgeregten Vakuum nach, das diese Fotosequenzen unverändert in ihr auslösten. Alles war möglich. Was hatte der Franzose mit Hund in ihr zum Schwingen gebracht? Sie kannte nicht einmal seinen Namen.

Sie checkte E-Mails, setzte bei den wenigen Antworten, die geschäftlich anfielen, Titus in CC, um ihm zu signalisieren, dass sie Coquelicots nie vernachlässigen würde. Sie ahnte nicht, welche Bedeutung diese kleine Geste auf Spontanentscheidungen jenseits der Grenze hatte.

Zur gleichen Zeit läutete die Schulglocke des Goethegymnasiums in Emmendingen. Friederike ging ins Lehrerzimmer und schaute auf ihr Handy.

„Gott sei Dank!“.

Sie seufzte tief. „Bea ist für heute gut angekommen. Dieser Sturkopf.“ Friederike schüttelte den Kopf. Ich fühle mich wieder genauso für sie verantwortlich wie damals. Ich stecke mittendrin und bin doch außen vor, kann nur ahnen, wie es ihr geht. Was hat sie mir verheimlicht?

Friederike zog ihr Fahrrad aus dem Fahrradständer vor dem Schuleingang. Die Sonne hatte sich durchgesetzt und ließ die Blütenkerzen der Kastanien im Schulhof leuchten. Sie hatte den verbleibenden Nachmittag frei, so wie letzte Woche, als sie sich mit Bea im Café de Ville getroffen hatte und alles ins Rollen gekommen war. Vielleicht würde sie einen Kuchen backen oder Erdbeer-Rhabarber-Marmelade kochen und Leander damit überraschen. Sie könnte aber auch durch die Stadt flanieren und im Schaufenster des örtlichen Immobilienmaklers in den Angeboten stöbern. Ihr würde schon etwas einfallen.

Sie wollte gerade auf ihr Fahrrad steigen, als sich ihr von rechts und links zwei Männer näherten. Leander kam offen und mit federndem Schritt aus Richtung Bahnhof auf sie zu, eine rote Rose in Hand. Titus dagegen schlurfte zusammengesackt vom Weiherschloss daher.

„Jetzt aber hallo!“, rutschte es ihr heraus. „Womit habe ich das verdient, gleich zwei Männer auf einmal. Na, wenn das mal gut geht.“

„Liebste Freddi“, Leander hielt mit der Rosenhand das Fahrrad am Lenker fest und drückte Friederike mit der freien Hand fest an sich. „Ich wollte dich zu einem Prosecco und zum örtlichen Immobilienmakler entführen. Hast du Lust?“

„Und ich wollte dich bitten“, grätschte Titus dazwischen, „Bea mitzuteilen, dass ich raus bin. Sie ist gefahren. Damit ist zwischen uns alles gesagt. Vielleicht kommt sie nicht einmal mehr zurück, süchtig wie sie nach Frankreich ist.“ Hasserfüllt spuckte er den letzten Satz aus.

„Leander, ja, ich habe Lust.“ Friederike konnte nicht anders, als diese elegante Erscheinung in gebügeltem T-Shirt, Jeans und legerem Blazer anzuhimmeln und sich trotzdem aus seinem Arm befreien, um auf Titus zuzugehen. Dessen kariertes Arbeitshemd hing halb aus der Hose, die kurzen Haare standen wie Igelstacheln vom Kopf ab, und er roch nach Schweiß.

„Titus, nein, das werde ich nicht tun. Wenn du Bea nicht vertraust, vertraue bitte wenigstens mir. Was Bea die letzten Tage durchgemacht hat, war zu viel. Es sind nicht nur der Unfall oder das Château. Es ist auch immer noch Paul. Sie liebt ihn. Für sie ist der gemeinsame Lebenstraum ein Versprechen. Das möchte sie einlösen. Sie fährt für ihn nach Aix. Und damit auch für dich. Sie würde dich nie im Stich lassen.“

„Aber …“, Titus begann zu schluchzen. „Hättest du sie nur einmal in Frankreich erlebt, wüsstest du, wovon ich rede. Ihre Stimme wird weich, sobald sie französisch spricht. Sie spielt mit den Worten, zärtlich. Ein Hauch von Ruhe umgibt sie dort, als ob sie sich wiederfindet. Ich gönne ihr das, und diese Veränderung ist faszinierend. Aber ich brauche sie hier, bei mir. Sie ist für mich Paul, der Bruder, der mir genommen wurde. Und vielleicht sogar die Frau, die ich suche.“

Friederike berührte Titus sanft an den Oberarmen.

„Lass uns da rübergehen, auf die Bank sitzen.“ Mit einem Nicken verständigte sie sich mit Leander. Sie überquerten die Straße und nahmen auf einer der Bänke Platz, die den Spazierweg entlang der Elz säumten. Friederike saß in der Mitte.

„Warum sagt sie mir das nicht? Wir verstehen uns blind, wenn es um Coquelicots geht. Aber sonst? Nur Franzosenschwärmerei und AllesGut. Gar nichts ist gut, gar nichts. Ich weiß nichts von ihr und sie nichts von mir. Schluss. Schluss.“ Titus schlug mit der Faust auf die Holzlehne.

Friederike legte ihre Hand auf seine Schenkel.

„Ich bin Beas beste Freundin und selbst ich kenne Bea manchmal nicht. Letzte Woche ist sie total zusammengebrochen, nur weil in einer Zeitschrift stand: Wecken Sie die alte Liebe wieder auf. Verstehst du, was ich dir sagen will? Ich glaube, dass Bea tief innen sehr, sehr leidet und ihr Leben, so wie es ist, sie vor dem Leiden schützt. Vielleicht ist Les Rêves sogar eine Chance, da rauszukommen.“

Leander mischte sich ein. „Hast du denn Bea deine Gefühle je offen erklärt?“

Titus´ Antwort war ein Schluchzen.

Leander drückte Friederikes Hand, denn auch sie kämpfte mit den Tränen.

„Wir kennen sie doch. Bea ist ungestüm, mit dem Kopf durch die Wand, will alles. Aber dafür lieben wir sie, oder? Wann hat sie dich im Stich gelassen, Titus? Wann? Vertraue ihr. Du wirst sehen, wenn du ins Büro kommst, hast du Nachrichten von ihr. Der Verkauf von Les Rêves ist eh nicht safe. Das wird ein Gespräch mit dem Besitzer. Eventuell erhält sie eine klare Abfuhr. Und deswegen willst du alles hinwerfen? Lass sie zurückkommen und berichten, Titus, bitte. Und jetzt komm, wir trinken etwas. So kann ich dich nicht gehen lassen.“

„Ich gehe in die Werkstatt zurück, aber danke.“

So elend wie er gekommen war, trottete Titus wieder davon.

„Der Arme. Warum ist in der Liebe immer alles so kompliziert? Ich wünsche mir, dass alle glücklich sind, so wie wir.“

„Das feiern wir jetzt. Lass dich verwöhnen.“ Leander schnappte das Fahrrad. Friederike setzte sich auf den Gepäckträger und klammerte sich wie ein Teenie an Leander fest.

Wer bist du, dass ich dich immer noch liebe

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