Читать книгу Indien, ich komme - Marie J. D. Caulfield - Страница 22
Оглавление16. Die River Smile Bar
Eben noch der Patient John Feelgood, löste sich dieser in Staubteilchen auf und wurde durch Raum und Zeit gewirbelt. Die letzten Szenen an der Bar wurden ganz einfach zurückgedreht, Ein Lichtkegel erschien und im Land Lebendig Wasser kam das Leben zurück. Die Pflanzen blühten wieder auf, die Tiere in der Luft, auf der Erde und im Wasser hatten ihre größte Freude. John Feelgood stand an der Bar und unterhielt sich mit dem Barkeeper Tony, daneben stand der König von Lebendig Wasser, King BeagleEagle der Erste, und wartete in blaublütig diplomatischer Ungeduld darauf, den Flug zu El Sonchero, dem Kämpfer, fortzusetzen. Er breitete seinen rechten Flügel majestätisch mit den Worten auf dem Boden aus: “Möge der Mensch John Feelgood mir die Ehre erweisen, auf meinem Rücken Platz zu nehmen. Der Start mit der königlichen Brave Island Linie wird in ein paar Atemzügen erfolgen. Unser Flug wird einige Sonnenstrahlen länger als sonst dauern.“ John verabschiedete sich von Tony: “Tony, mein tierischer Freund, ich verspreche dir, dass ich mich für deine Familie bei uns in Totes Wasser einzusetzen werde. Meine Worte werden somit Bestandteil endlos langer Diskussionen werden, die vielleicht Früchte tragen könnten. Vielen Dank für deine Gastfreundschaft. Bye, bye“ Tony, der Barkeeper, nahm aus dem Fach unter dem Thresen ein Instrument heraus, das eine Ähnlichkeit mit einer Fanfare hatte, die Sonnenfanfare. Speziell für Humboldt Pinguine aus dem Land Lebendig Wasser entworfen, nahm er das dafür präparierte Schnabelstück in seine Öffnung und ließ seine Kommt-doch-bald-wieder Salve aus dem Rohr dieses exotischen Instruments schallen. John hatte es sich auf dem Flügel des King gemütlich gemacht. Er freute sich auf den Flug und natürlich auf El Sonchero, dem Kämpfer. Er war sehr gespannt darauf, ihn kennenzulernen. Wer mochte das sein? Der King konzentrierte seine Flügelkräfte und wollte abheben, da hörte er den Ruf von Tony: „Halt, King, halt. Stop, noch nicht fliegen. Ich habe da noch etwas Wichtiges vergessen.“ Tony kam schnell zum King angewatschelt. „Wie du weißt, habe ich in meiner Freizeit weiter an meinem Kommunikationsgerät gearbeitet. An dem Gerät, mit dem ich mich mit Freunden unterhalten kann, die im Wasser wohnen. Ich sprach mit Wise Troutella von der Familie der Forellen. Sie will noch schnell dem Menschen John Feelgood durch mich etwas Wichtiges mitteilen lassen. Hi John, bitte steige von King herunter und komme mit mir zum River Smile, gleich hinter meiner Bar.“ King, nun etwas leicht genervt, ließ John absteigen. „Antonio, du schwarz gefrackte Nervensäge, du spielst mit deiner Barlizenz. El Sonchero, der Kämpfer, kommt nur einmal im Jahr zu diesem Ort, wo er sich entspannen will. Aber seine Geduld ist nur begrenzt. Er möchte bald weiter und hat den Auftrag, den Menschen John Feelgood auf dessen letzten Etappe seines Erkundungstrips hier in Lebendig Wasser mitzunehmen. El Sonchero, der Kämpfer, wartet noch. Wenn das nichts Wichtiges ist, was Wise Troutella zu erzählen hat, dann soll dich der Fluch von der Göttin Medusa Animalia treffen.“
Tony setzte sein wasserdichtes Kommunikationsgerät, den ComHelm, auf seinen Kopf. Das Gerät glich der Kopfbedeckung eines Astronauten von der Familie Mensch aus Totes Wasser. Damit konnte Tony sich mit den Fischen und anderen Flussbewohnern unterhalten. An diesem Helm war seitlich ein Mikrofon angebracht. Dieses Mikrofon hatte einen kleinen Chip installiert, das die gesprochenen Worte von Antonio in kleine und große Luftblasen konvertierte. Die Software dafür hatte auch Tony dafür entwickelt. Somit gab es keine Sprachbarriere von Pinguin zu den Fischen. Er drehte noch einmal an seinem Helm, hielt seine Flügelflosse hoch, machte ein Liberty Zeichen zu John und schon sprang er ins Wasser. In dem Moment schwamm ein etwa 50 cm langer Fisch auf den Kopf zu. Das musste Wise Troutella sein. John sah nun viele Luftblasen in den verschiedensten Größen und auch Farben. Dieses kleine Chat- Happening dauerte nur ein paar Minuten. Tony schwamm wieder hoch zur Oberfläche und sprach über sein Mikrofon zu John: “Die erhabene Fürstin der großen Bach- und Flussfischfamilien Wise Troutella aus dem Clan der Forellen grüßt den Menschen von Totes Wasser. Sie freut sich, dir folgendes mitzuteilen: In ihren Reihen im River Smile schwimmt ein Pärchen Fische vom Clan der Forellen, die aus der Welt Totes Wasser gekommen waren. Vor einigen Tagen haben sie um Asyl gebeten. Der Grund ist der akute Platzmangel in den heimischen Gebirgsbächen und Flüssen von Totes Wasser, wo sie ihre Eier ablegen können. Die Familie Mensch baut dort große Kraftwerke. Es ist also kein Platz mehr frei für die Vermehrung des Clans der Forelle. Das Wasser dort wird weniger und wärmer. Fazit: Weniger Wasser, also weniger Luft zum Atmen. Den Rest macht die Wärme. Ein Ortswechsel ist für den Clan der Forellen nicht geplant. Wise Troutella bittet den Menschen, nach seiner Ankunft im Land Totes Wasser alle Clans der Forellen zu informieren, es gäbe genug Platz für viele im River Smile von Lebendig Wasser.“ King hörte sich die Unterhaltung an und wurde immer ungeduldiger “Ich höre wohl nicht richtig. Nutzt ihr meine königliche Gutmütigkeit aus? Wenn ich einmal Ja gesagt habe, dann heißt es doch nicht immer ja. Was ist, wenn unser Land keine freien Plätze mehr für asylsuchende Mitglieder des Clans der Forellen. hat? Ich werde den Überblick verlieren. Bis heute fühlen wir uns glücklich und alles ist friedlich. Das soll bitte so bleiben. Da können nicht irgendwelche Fische um Asyl bitten, nur weil die kein Zuhause mehr haben. Im großen Land Totes Wasser gibt es doch mehr River Smiles für alle, oder nicht? Die Sonne scheint und ich liebe die Sonne. Mein Volk liebt auch die Sonne. Das ist aber das letzte Mal, dass ich Asyl gewähre. Hoffentlich machen die sich nützlich. John Feelgood, los geht`s. Ich bin King BeagleEagle der Erste und fliege mit dir nun zu El Sonchero, dem Kämpfer.“ John war nun etwas irritiert von dem Ton, den King von sich gab. Er fing an, ganz kurz darüber nachzudenken. „Hat dieser mächtige Vogel plötzlich Angst, ausgenutzt zu werden? Angst, dass es vielleicht Probleme mit dem sonnigen Leben gibt? Angst, dass Wolken den Tag verdunkeln könnten? Angst, dass sich durch Zuwachs seiner Bevölkerung das Leben sich verändern könnte? Angst, dass der Freiraum seiner Bevölkerung kleiner werden würde? Naja, was soll`s, der King hat Recht. In diesem Land sind alle glücklich. Hier gibt es keine Sorgen. Nicht auszudenken, wenn sich hier das Leben ändert, oder? Nein, alles muss seine Ordnung haben. Der King ist happy und seine Untertanen sind happy, alle sind happy. Alles ist okay und das soll bitte auch so bleiben.“ John war sich sicher, die Gedanken von eben waren unnötig und so verabschiedete er sich noch einmal von Tony, nahm auf dem Rücken vom King seinen Platz ein, gurtete sich fest und der King spannte seine Muskeln und ab ging es. Der King schaute auch ein letztes Mal zu seinem Pinguin Freund, blinzelte ihm zu und er spreizte seine majestätischen Flügel aus und schlug sie von oben nach unten mit höchster Konzentration durch. Mit diesem wertvollen Passagier auf dem Rücken sollte es ein angenehmer und relaxter Start werden. Sein gestylter Federkopf gab seinen frisch eingeschmierten Flügeln einen letzten Blick. „Up, Up and away“ und los ging`s.
Durch die enorme Spannweite hatte er schon nach einem Flügelschlag die unglaubliche Höhe wie die eines ca. 40 stöckigen Hochhauses erreicht. Dieser Vogel hatte trotz seines hohen Alters eine enorme Flügeldurchschlagskraft und so war er bereits mit seinem Passagier in noch gerade gut sichtbarer Höhe. Hier oben bewies sich wieder einmal das sehr gesunde Klima von Lebendig Wasser. Trotz dieser Höhe war es noch genauso warm wie auf dem Erdboden. Auch die Sauerstoffzufuhr erwies sich als reichlich. John schaute zwar auf die an King BeagleEagle dem Ersten angebrachte Hey-bleib-lustig-Maske, für den Fall aller Fälle, aber er verlor sonst keinen Gedanken daran, Angst zu bekommen. Seine Atmung war im Bereich der Normalität und das wichtigste, sein Herz schlug in einem sehr gesunden und vitalen Rhythmus, den John nur von seinen Glücksmomenten her kannte. Okay, er befand sich im Land Lebendig Wasser auf der Insel Brave Island. Und, John Feelgood war zwar John Feelgood, aber er war es doch nicht. Hier im Reich des sorgenfreien Lebens sollte er das Recht haben, wie alle Bewohner hier, ohne Probleme irgendwelcher Art zu leben.
John Feelgood, der im wirklichen Leben im Koma lag, der an einer Maschine angeschlossen war, die ihn am Leben erhalten sollte, die dafür sorgte, dass er atmen konnte, dass sein Herz weiter schlug, dieser John Feelgood war auf Reisen. In diesem Koma hatte er schon vieles erlebt. Er war wieder geboren, er war wieder jung gewesen und er spielte die Songs von Led Zeppelin mit Eddie, Charly, Mike und Jesse. Hey, er aß noch einmal wie früher sein über alles geliebtes Spaghetti und hatte eine Begegnung mit Aliens. Das war doch der Wahnsinn. Es ging es ihm gut, oder? John erlebte philosophisches über das Prinzip seines Lebens. Er hatte eine Begegnung mit seinem Gewissen. Gewissen? Oder war es vielleicht die innere Stimme, die mit ihm sprach? Oder war es doch die Stimme des… ???? Hmm, John war noch lange nicht so weit, dass er schon den Hauch einer Chance hatte, daran zu denken. Als Kind hatte er nach dem Tod seines Dad bis zum Tage seines Komas jede Existenz des Lieben Gottes abgelehnt. Naja, was nicht war, das konnte ja noch werden, oder doch nicht? Nun denn, hier besuchte er das glücklichste Land und er flog auf dem Rücken eines majestätischen Greifvogels der Luxusklasse. Wow, ging es ihm gut. Der King hatte nun seine Flughöhe erreicht und mit gemäßigten Flügelschlägen ging es weiter. John genoss seinen Status als first class Passagier. Hier oben gab es keinen Gegenwind und folglich konnte er um sich schauen. Penguin Bay da unten auf dem Boden wurde immer kleiner und verschwand bald aus Johns Sicht. Oh, was ging es John gut. Er war glücklich und zufrieden und King BeagleEagle der Erste fühlte sich als König der Lüfte durch und durch bestätigt. Er war enorm stolz auf sich, er hatte mal wieder sein königliches Durchsetzungsvermögen unter Beweis stellen können. Oh nein, dachte er, beim besten Willen konnte er nicht noch mehr Wohnungssuchende des Tiervolkes bei sich aufnehmen. Würde er dann die Übersicht verlieren? Jetzt aber ging es darum, seinen Gast wohlbehalten zu seinem Freund zu fliegen. Gerne hätte der King John sein Tierreich gezeigt, dass vieles Sehenswürdiges zu bieten hatte. Aber dazu fehlte ihm die Zeit. King hörte nun in seinem Headset die bekannte Klingelmelodie, die nur dann ertönte, wenn er von Freunden angerufen wurde. In diesem Fall war es die Stimme seines ebenfalls sehr großen und geschätzten Fischfreundes El Sonchero, der Kämpfer. King musste nun sein Tempo drosseln und erwartete eine freundliche Beschwerde seines Freundes. Der hatte bestimmt schon sehr lange gewartet. Eine tiefe sonorige Stimme teilte dem King folgendes mit:
„Hi King, ich muss unser Treffen zu einem späteren Zeitpunkt ansetzen. Ella, meine Braut, bekommt Nachwuchs. Ich will ein fürsorgender Vater sein und schwimme nun zu ihr, um life bei dem Ausschlupfen meines Babys dabei zu sein. Okay? Wie geht’s dir sonst mein Freund? Wie geht’s deinem Passagier? Hat er schon den Vielredner Tony getroffen?“
King schaute sich kurz zu John um und antwortete sichtlich erleichtert:
„Hi Sonchi Baby, roger, ich habe dich verstanden. Wir machen einen neuen Termin! Was schlägst du vor? Hey du Unersättlicher, in diesen vielen Pfeilen, die du auf deinem Rücken mit dir trägst, ist wohl eine stimulierendes Sex Droge eingearbeitet worden, oder? Auf deine alten Tage bist du noch verdammt aktiv. Tony war wieder mal erfolgreich und hat mir irgendein Zeug für meine Flügel verkauft. Er und mein Gast verstehen sich ausgezeichnet. Hey, alter Indianer, ruf mich an wenn deine Braut soweit ist. Ich werde meinem Gast die Insel zeigen. Over and out und see you soon.“
King zeigt seine Flexibilität und änderte schnell seinen Plan. Nun konnte er seinem Menschenfreund Brave Island zeigen und änderte seine Flugrichtung um 180 Grad in Richtung Zentrum dieser Insel, auf der immer Freude und Heiterkeit angesagt war. Er flog leichte Kurven und verringerte seine Flughöhe, so dass John sich die farbigen Häuser von Tekcity Beach anschauen konnte. Mitten im Ort ragte ein viel höheres Gebäude von den flach gehaltenen Bauten der Familienklasse hervor. Das Fitnesscenter für den King „Fit the eagle hall“ Ein Swimming Pool war auch noch auf dem Dach. King ging nun weiter herunter und erklärte seinem Passagier, dass er dort sein wöchentliches Fitnessprogramm wie Kraft- und Ausdauertraining abhalten würde. Schließlich müsse er immer in Form bleiben und fit für seine Aufgaben bleiben, die täglich anfallen würden. Zur Erfrischung danach gönne er sich immer einen Sprung in den Pool auf dem Dach. John nickte verständlich und schien über sein Urlaubsprogramm begeistert zu sein. Nach einer größeren Runde um den Ort der Freude flog King nun weiter und immer höher. Er sah nun den herzförmigen Umriss von Brave Island mit den weißen Stränden und den großen Wellen, die sich in dem hellen Strandsand brachen, um dann als feine salzhaltige Wasseradern in die kleinen Dünen dieses Urlaubsparadieses hinein zu fließen. Weiter im Innern der Insel flogen die Beiden, die ihren Spaß daran hatten, sich über dieses und jenes der Plauderszene von Brave Island zu unterhalten, auf das zentrale Gebiet der Insel zu. Es war ein sehr großer Wald mit allen Bäumen, die sowohl hier in Lebendig Wasser als auch hinter der Mauer von Totes Wasser wuchsen. Dieser Wald wuchs in der Mitte der Insel. Er galt als der fruchtbarste und mannigfaltigste Wald im großen Universum. Es war der Wald der bunten Seelen, in dem Fichte und Tanne in familiärer Koexistenz mit Laubbäumen aller Arten und Pflanzen lebten, wie sie auch in den Regenwäldern von Totes Wasser vorkamen.