Читать книгу Indien, ich komme - Marie J. D. Caulfield - Страница 23

Оглавление

17. Die Blütenstauballergie im Traumwald der siebten Dimension

John wollte sich das mal näher ansehen und bat den King um einen kleinen Zwischenstopp. Sie landeten am Rand dieses kleinen Urwaldes, der einen Flügelschlag westlich der Sonne und zwei Flügelschläge östlich des Mondes im Schatten des 8. Sterns seine bunte und immer leuchtende Pracht entfaltete. John bewunderte den ersten großen herabhängenden Zweig mit den großen grünen und auch roten Blättern, die eine ihm bekannte Frucht trugen. Es lag ein goldgelber Staub in der Luft, der sich heimlich still und leise in den sensiblen Atmungsorganen von John festsetzte. „Hmm“ sagte John, „diese Frucht passt aber nicht zu den Bäumen. Ist diese Frucht nicht einer Ananas ähnlich? Ist diese andere Frucht am selben Zweig nicht einem Apfel ähnlich? Die wachsen doch eigentlich auf verschiedenen Bäumen. So kannte er es. Daran konnte er sich irgendwie noch erinnern. Wo eine Ananas wächst, da kann doch kein Apfel wachsen. Das kapier ich nicht.“ Johns Gesicht verzog sich argwöhnisch in Richtung King BeagleEagle dem Ersten, der sich köstlich darüber amüsierte, wie seinem Gast sämtliche Fragezeichen über das herkömmliche Wissen der einheimischen Biologie entwichen. “Natürlich, lieber John Feelgood“ kam von irgendwo her „sind diese Früchte an diesem Zweig nicht die Früchte, die du aus deinem Menschenleben kennst, wo du als John Feelgood geboren bist. Diese Frucht, die du als Ananas kennst, kann auch die Frucht sein, die du Banane nennst. Es können auch Früchte sein, die du noch nie gesehen hast. Oh, John Feelgood, verstehst du noch nicht. Du hast in diesem Leben, in dem sich alle freuen und sich keiner ärgert, in dem es keine Wolken gibt und in dem nur die Sonne scheint, wohl noch nichts verstanden. Eben, weil du erst am Anfang bist, zu verstehen. Du fängst doch gerade erst an, das Lernen zu verstehen. John Feelgood, verstehst du mich wenigstens?? Wenn ja, dann nicke in meine Richtung.“ John war sich nicht sicher, wohin er schauen sollte. Die Stimme, die er hörte, kam aus der Richtung, in denen noch weitere und dickere Äste mit verschiedensten Früchten lagen und hingen. Aber sie kam auch von oben und auch von der Seite. Sie kam von links, aber auch von rechts. Sie kam auch aus der Richtung, in der sein fliegender Gastgeber und König dieser Insel stand, aus der Richtung King BeagleEagle dem Ersten. Dieser wiederum schaute seinen Gast fragend an: „Woher kommt denn wohl diese Stimme? Hattest du nicht schon mal eine Bekanntschaft mit einer Stimme? Hey, davon weiß ich sogar. Aber woher weiß ich das? Und, ist das auch die Stimme, die du jetzt hörst? Hallo Du, du Mensch, was ist denn das jetzt für eine Stimme? S.T.I.M.M.E? oder S.t.i.m.m.e?“ King fragte nicht mehr. Er holte jetzt tief Luft, veränderte sein königliches Gesicht, sein Gesicht bekam den Ausdruck einer wild gewordene Flugbestie: „Mann hey, du Mensch. Hey Alter!“ Der King wechselte seine Stimme und sprach jetzt in dem Dialekt, in dem John sprach. Nein, er sprach ihn nicht, er gurgelte diesen Dialekt in einem verdammten Slang: „Hey du Typ. Fange jetzt nur nicht an, die nichts wissende taube Gurke zu spielen. Du bist hier rein gestolpert und dann? Hey du Saftsack, und dann? Du hast dich hierher verpisst und dann sind diese verfluchten Dinge entstanden. Diese hochgradig verfuckten Dinge, die so beschissen unwahr sind wie die Halluzinationen einer richtig miesen Drogenscheiße, die du mal in deiner beschissenen Jugend geschmissen hast. Das is nich der Wald der bunten Seelen, der Wald der ach so schönen verfickten Seelen. Hey, das hier ist der Wald der siebten Dimension. Hier herrscht das Chaos, hier regiert die Freude pur, Alter! Hier kriste die Freude ungestreckt. Ich scheiß was auf H. Hey, ist das nicht dein Ding? War dieser Stoff hier nicht so beschissen gut wie deine Scheiße? Hey, was is? Das hier ist purer Freudenstaub. Scheiß H und Scheiß Koks. Das hier ist der beste Freudenstoff, den diese verflucht traumhaften Bäume in die Augen aller verfluchten Greenhorns und aller verfluchten Babys streut, die beschissen blind vor Neugierde sind oder die einmal in der Woche nach diesem fucking Staub lechzen. Ha, dann fliegen die fucking Things in dein Hirn, die es nich gibt, wenn du mal clean bist, Alter. Hey Bubi, kannste mir folgen? Haste das gecheckt? Comprende, Johnny Baby? Ich bin schon `n paar Tage länger auf diesem beschissenen Boden als du. Hey, jetzt gibts Klartext. Ich liebe diesen verfuckten Staub! Ich mach `n tiefen Zug und wenn dieser verfluchte Staub bei mir drin is, so wie jetzt, dann Alter, dann bin ich nich der fucking King. Dann bin ich der angefuckteste Junkie. Haha, hey Alter, ist das nich geil? Stier mich nich so an! Sneef, Feelgood, sneef!“ John Feelgood, John als Cartoon John fühlte sich nicht mehr wohl. So hatte er den King noch nie erlebt. Was war mit denn mit dem los? Der Spaß von vorhin war ihm restlos vergangen. Er war auf einmal verunsichert. Er fing an, an sich zu zweifeln. Genauso, wie er als realer Mensch anfing, an sich zu zweifeln. Und wenn er an sich zweifelte, wenn er nicht mehr wusste, was Sache war, dann fing er wieder an, ängstlich zu werden. In dieser Cartoon Welt, in der sich alle freuten, in der sich alle umarmten, in der sich alle verstanden, in diesem Teil der Welt kam nun eine Stimme aus einer Quelle, die ihm zwar vertraut war, aber diese Stimme war ihm fremd. Verdammt fremd. Denn diese Stimme vom großen See- und Königsadler war nicht mehr dieselbe Stimme. Er fühlte nun, wie seine Angst stärker wurde, wie sein Herz immer unrhythmischer wurde, wie es wieder anfing, wie ein Snare Drum zu schlagen. Hier in der Cartoon Welt fing das Cartoon Herz in Cartoon John, verdammt schnell und verdammt hart zu schlagen. Und das im verflucht falschen Takt. John packte sich an die Brust und sah mit unheiligem Entsetzen, wie seine Brust sich langsam öffnete. Seine Brust öffnete sich und John erblickte in diesem Albtraum, wie das eigene Herz aus seiner Brust demonstrierend wie ein wild gewordenes Schlagzeug tobte. Ja, das Herz wollte sich aus seiner Brust frei schlagen. John wollte schreien, aber er konnte keinen Buchstaben herauskriegen. Sein Hals hatte sich nämlich zu einer Bleistiftgröße zurückgeschrumpft. Seine Augen fingen durch den Druck an, der sich nun in seinem Kopf bildete, aus seinen Augenhöhlen herauszuquellen. Ja John Feelgood, diese gefolterte Situation hast du nun nicht hier erwartet, oder? Okay, okay, sei froh, dass du der John Feelgood in der Cartoon Ausgabe bist. Sei froh, dass diese furchtbaren Ängste mit LSD Geschmack nur gezeichnet sind. Ich hoffe, dass du aus dieser gezeichneten Situation gelernt hast. Ängste können wie furchtbare Träume in dir leben. Okay, dieser Staub hat sich jetzt verzogen und die Wirkung lässt bei dir und deinem Adler nach, der trotz anhaltender Freude in seinem Tierreich die Lust nach immer mehr Freude verspürt. King BeagleEagle der Erste fliegt einmal in der Woche hierher, um sich mehr zu freuen als sonst. Ich bin mir sicher, als König versucht er sein Bestes, aber auch Könige haben ihre Fehler. Gerade dann, wenn Könige oder andere Regenten versuchen, unerreichbare Stärke zu zeigen. Wenn sie Vollkommenheit demonstrieren wollen. Aber eine Vollkommenheit, so wie sie heute jeder und überall erstreben will, um einen imaginären Respekt zu erlangen, nein, so etwas kann keiner erreichen. Willst du sie erreichen, dann versagst du. Und wenn du versagst, dann erst kommt das wahre Ich, das Ego, zum Vorschein. Dann gibst du ja Fehler zu. Au weia, in unserer Zeit Fehler zuzugeben, ja, das ist doch verdammt erniedrigend. Dann fliegt ja deine Maske auf. Und das tut verdammt weh. Hast du dann das Gefühl, versagt zu haben, dann fliegt auch noch deine Deckung auf, die du dir dein Leben lang aufgebaut hast. Dann stehst du in deiner Ecke, in der du dich ungerechterweise verdrängen ließ und weinst heimlich, still und leise.

Hey, John Feelgood, du solltest daraus lernen und dich dann fragen: Bin ich ein Mensch oder ein ferngesteuerter Arschkriecher?

Der Staub verzog sich langsam. Nach und nach erreichten alle Beide einen Zustand, der einem Kater glich. Kopfschmerzen wie nach einem Trink Gelage. King stellte sich wieder auf seine Pfoten, rupfte etwas am linken und rechten Flügel zurecht, machte einen Flügelschlagtest und schaute ganz fürsorglich zu seinem Gast, der sich den Kopf schüttelte, seinen Gürtel in der Hose nachzog und nun fürsorglich zu ihm hinblickte. „Hey Feelgoody, nichts für ungut, Shit happens. Klettere auf meinen Rücken und los geht es. Ich habe dir noch viel von meinem Königreich zu zeigen. Auf geht`s. Come on, lets rock, Baby.“ John nahm wie gewohnt auf King Platz und war neugierig auf die weiteren Sehenswürdigkeiten dieser abenteuerlichen Insel. Die illustre, aber nicht so schöne Staubeinlage verschwand schnell aus John`s Gedächtnis, so dass er wieder etwas lächeln konnte. Er hatte das Bedürfnis, die frische gute Höhenluft von Brave Island ein- und auszuatmen.

King holte nun tief Luft, spreizte stolz sein Schwanzgefieder aus und scharrte leicht mit seinem rechten Fuß den Boden, koordinierte somit die Muskelspannkraft seiner durchtrainierten, aber doch schön älteren Gebeine mit den ausgeprägten Muskeln seiner Spannweiten und wie gehabt brauchte er wieder nur einen Flügelschlag, um eine Höhe wie die des Kölner Doms zu erreichen. John sah, wie die Traumbäume unten am Boden in dem Urwaldgewirr an Bedeutung verloren, schüttelte noch einmal seinen Kopf über das, was er erlebt hat und wartete gespannt darauf, was als nächstes auf ihn zukommen würde. Plötzlich aber tauchten die mit verschiedensten Früchten behangenen Äste doch noch einmal kurz in seinen Gedanken auf. Bei dieser nun eher vitaminhaltigen Reminiszenz fing sein leergebliebener Magen an zu knurren. Seit dem er hier auf der Insel war, hatte er tatsächlich noch nichts gegessen. Er stellte sich nun einen verdammt guten und deftigen Strammen Max vor. Dieses sättigende Essen hatte er von seinem Freund Mike aus dem Chippis gelernt. Die zwei hauchdünnen Scheiben German Ham, am besten die frisch vom Butcher Josef geräucherten, weil zart auf der Zunge zergehend, legte er behutsam auf ein vorbereitetes Holzbrett, dass das Aroma des frischen Rauchwunders vorsichtig aufnahm, ohne es in der Küchenluft vergeuden zu lassen.

John pfiff dazu den Song von Peter Gabriel „Steam“ und spielte mit zwei frisch gelegten Eiern Schlagzeug, um den heilig gelben Inhalt mit einem „ yeah my chicken, you did it for me“ in die Pfanne hineingleiten zu lassen.

Zu dem crashigen Sound von Mr. Gabriel tänzelnd nahm er die Pfanne in die Hand und beobachtete nun die sacred eggs mit Hingebung. Ja, John kam in Steam Laune. Mit gekonnten Stand-back! Schritten widmete er sich nun dem German Holzofenbrot, das er am Morgen aus Helens Bakery gekauft hatte. Ebenfalls frisch aus dem Ofen gezaubert verlieh dieses Stück gebackenen wilden Roggens der Nase John die Versuchung, die verdammt gut schmeckende Kruste voreilig abzuknabbern. John konnte sich gerade noch zurückhalten und hatte nun die hellste Freude daran, mit einer frisch abgeschnittenen Scheibe dieses edlen Backelements dem Holzteller einen Touch rustikalen Lebens einzuhauchen. Die hauchdünnen Schinkenscheiben legte er dann extrem behutsam auf die edelbraune Scheibe Brot, um abschließend mit einem How-i-feel-to-make-it-real die lieb gebratenen Spiegeleier dem Schinken und dem Brot eine Art Leben zu vermitteln. Hmm John, du bist aber hier in Wirklichkeit ein gezeichnetes Cartoon Element und du dürftest auch keinen Hunger haben. Okay, okay, du bist John Feelgood. Ein John Feelgood ist mal wieder die Ausnahme. Mit seinen Gedanken zurück auf Kings Rücken sah John unten auf dem Boden ein lustiges Springen und Laufen von verschiedensten Tieren der Hasen- und Rehfamilien. Weiter oben in luftiger Höhe kamen ihnen Vögel kuriosester Gattungen entgegen, die mitsamt alles gemeinsam hatten, dem König ein fröhliches Hallo und Hi entgegenschnattern. Das war eben deren ungemein frische Art, ihm zu zeigen, dass es ihnen allen verdammt gut ging. Das alle fliegenden Tiere die höchste Freude am Leben hatten, und das verdankten sie dem Unbesiegbaren, dem King BeagleEagle dem Ersten. John ließ sich jedes Mal von dieser glücklichen Stimmung mitreißen und pfiff dazu ein oder zwei Songs aus dem Repertoire der Stücke seiner früheren Jugendband. Der King hatte nun seine Fluggeschwindigkeit erreicht, richtete seinen Blick zu seinem Gast und bat ihn, die Kopfhörer vor ihm anzulegen. John sah vor sich im Federkleid des Adlers eine viereckige Ausbuchtung, die ganz fein im Rücken des Kings eingearbeitet war. Er öffnete den Deckel und nahm das Headset mit den BI Initialen an sich, legte es an, richtete das Mikro vor seinem Mund und wartete auf Kings reiseführerische Einlagen. „An den Passagier des Fluges Happy ever. Hier spricht Cpt. King BeagleEagle der Erste, Ich fliege in einer wunderschönen Höhe und grüße dich, John Feelgood. Als nächstes fliege ich zu dem Zentrum aller Zentren von Lebendig Wasser. Dort hält Living Tree seit ewigem Gedenken die Wache über uns. Durch seine weitreichende Wurzeln ist er mit jedem Punkt der BI verbunden. Sollte Living Tree verdächtiges aufnehmen, dann schickt er seine blau-weißen Blüten in die Luft, damit alle auf BI gewarnt sind. Auch dann, wenn er Eindringlinge vermutet. Living Tree hat ein stark ausgeprägtes empathisches Rindengeflecht und merkt sofort, wenn das Glück nachlässt. In dem Fall schießt er seine all in Wonder Sonnenpoints in unsere BI Stratosphäre und das Glück klopft wieder an. So ist es uns immer möglich, unser allseits geliebtes Happyface aufrecht zu erhalten. Nach einer gleich von meinem Astralkörper ausgerichteten Nun-kannst-du-prima-nach-unten-schauen Linkskurve mit einem anschließenden Suizide Sinkflug werde ich die Landung zum Freund Living Tree einleiten. Schnall dich bitte wieder an und genieße den Rundherum Blick. Over and out. Ach ja, unser Freund Tony hat auf der Insel noch zwei Brüder, um uns getränkemäßig zu erfrischen. Die wirst du bald kennenlernen. Den einen gleich und den anderen später. Hast du alles verstanden?“ John war in allerbester Laune und antworte ihm: „Hier spricht Passagier 57, John Feelgood, alles verstanden, over and out“

Indien, ich komme

Подняться наверх